Restless-Legs-Syndrom bei Polyneuropathie: Ursachen, Diagnose und Therapie

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine häufige neurologische Erkrankung, die durch einen unkontrollierbaren Bewegungsdrang der Beine gekennzeichnet ist, oft begleitet von unangenehmen Empfindungen. Diese Symptome treten vor allem in Ruhe auf, insbesondere abends und nachts, und können zu erheblichen Schlafstörungen führen. Die Erkrankung kann die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.

Symptome des Restless-Legs-Syndroms

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) äußert sich durch vielfältige Beschwerden, die von Betroffenen unterschiedlich wahrgenommen und beschrieben werden. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Unruhige Beine: Ein ständiger Drang, die Beine zu bewegen, oft begleitet von Unruhe und Zucken.
  • Missempfindungen: Kribbeln, Brennen, Ziehen oder Schmerzen in den Beinen.
  • Verschlimmerung in Ruhe: Die Beschwerden treten vor allem im Sitzen oder Liegen auf, also in Ruhesituationen.
  • Nächtliche Symptome: Die Symptome verstärken sich typischerweise abends und nachts.
  • Besserung durch Bewegung: Bewegung, wie Umhergehen oder Dehnen der Beine, lindert die Beschwerden vorübergehend.
  • Schlafstörungen: Die Symptome behindern das Ein- und Durchschlafen, was zu Schlafmangel und Tagesmüdigkeit führt.

Die Beschwerden können sowohl einseitig als auch beidseitig auftreten und sich im linken oder rechten Bein abwechseln. In manchen Fällen sind auch die Arme oder die Brustwand betroffen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen des Restless-Legs-Syndroms sind vielfältig und nicht vollständig geklärt. Man unterscheidet zwischen dem primären (idiopathischen) und dem sekundären (symptomatischen) RLS.

Primäres RLS

Beim primären RLS wird eine genetische Veranlagung vermutet. Studien haben genetische Risikovarianten in bestimmten Genregionen identifiziert. Es wird angenommen, dass eine Störung des Botenstoffwechsels im Gehirn, insbesondere des Dopaminsystems, eine Rolle spielt. Auch der Eisenstoffwechsel scheint von Bedeutung zu sein.

Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei alkoholischer Polyneuropathie

Sekundäres RLS

Das sekundäre RLS tritt im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen oder Zuständen auf, darunter:

  • Nierenschwäche: Insbesondere bei dialysepflichtigen Patienten.
  • Eisenmangel: Auch ohne Anämie können niedrige Ferritinwerte ein RLS begünstigen.
  • Schwangerschaft: Etwa 10 bis 20 Prozent der Schwangeren entwickeln ein RLS.
  • Rheumatoide Arthritis: Eine entzündliche Gelenkerkrankung.
  • Polyneuropathie: Eine Erkrankung der peripheren Nerven.
  • Parkinson-Erkrankung: Eine neurologische Erkrankung, die Bewegungsstörungen verursacht.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie Neuroleptika, Antidepressiva (z.B. Mirtazapin, Citalopram, Paroxetin, Venlafaxin) und Metoclopramid, können ein RLS auslösen oder verstärken.

RLS bei Polyneuropathie

Eine Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die mehrere periphere Nerven betrifft und zu vielfältigen Symptomen wie Missempfindungen, Schmerzen, Muskelschwäche und Koordinationsstörungen führen kann. Patienten mit Polyneuropathie haben ein erhöhtes Risiko, gleichzeitig ein Restless-Legs-Syndrom zu entwickeln. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass RLS und Polyneuropathie unterschiedliche Erkrankungen sind, auch wenn sie ähnliche Symptome verursachen können.

Diagnose

Die Diagnose des Restless-Legs-Syndroms basiert hauptsächlich auf der Anamnese und der Beschreibung der typischen Symptome. Es gibt keine spezifischen Laborwerte oder Röntgenbefunde, die die Diagnose eindeutig bestätigen können. Die ärztliche Leitlinie nennt einen zwanghaften Bewegungsdrang als weiteres Kriterium.

Um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen, können folgende Untersuchungen durchgeführt werden:

  • Neurologische Untersuchung: Um neurologische Defizite festzustellen.
  • Laboruntersuchungen: Zur Bestimmung von Eisenwerten (Ferritin, Transferrinsättigung), Nierenfunktion, Blutbild und anderen relevanten Parametern.
  • Elektromyographie (EMG) und Elektroneurographie (ENG): Zur Abklärung einer Polyneuropathie.
  • Polysomnographie (Schlaflabor): Bei unklarer Ursache von Schlafstörungen oder Verdacht auf andere Schlafstörungen wie Schlafapnoe.

Die Polysomnographie kann periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS) aufdecken, die typisch für das RLS sind.

Lesen Sie auch: Aktuelle Forschung zu Polyneuropathie und psychosomatischen Ursachen

Differenzialdiagnose

Es ist wichtig, das Restless-Legs-Syndrom von anderen Erkrankungen abzugrenzen, die ähnliche Symptome verursachen können. Dazu gehören:

  • Polyneuropathie: Hier lindert Umhergehen die Beschwerden kaum.
  • Akathisie: Eine Bewegungsunruhe, die nicht an eine bestimmte Tageszeit gebunden ist.
  • Wurzelreizsyndrom: Schmerzen, die von der Wirbelsäule ausgehen.
  • Kompressionssyndrome peripherer Nerven: Nervenengpässe.
  • Venöse Insuffizienz: Eine Erkrankung der Beinvenen.
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Eine Durchblutungsstörung der Beine.
  • Wadenkrämpfe: Plötzliche, schmerzhafte Muskelkontraktionen.
  • Painful legs and moving toes Syndrom: Ziehende Schmerzen der Beine und unwillkürliche Bewegungen ausschließlich der Zehen.

Therapie

Die Therapie des Restless-Legs-Syndroms richtet sich nach der Schwere der Symptome und dem Leidensdruck des Patienten.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen

Bei leichten Beschwerden können nicht-medikamentöse Maßnahmen Linderung verschaffen:

  • Regelmäßige Bewegung: Spaziergänge, Dehnübungen oder Yoga können helfen, die Symptome zu reduzieren.
  • Vermeidung von Triggerfaktoren: Alkohol, Koffein und Nikotin können die Symptome verstärken.
  • Gute Schlafhygiene: Regelmäßige Schlafzeiten, eine angenehme Schlafumgebung und Entspannungstechniken können den Schlaf verbessern.
  • Massagen und Fußbäder: Können die Durchblutung fördern und die Muskeln entspannen.
  • Eisenreiche Ernährung: Bei Eisenmangel sollte auf eine ausreichende Eisenzufuhr geachtet werden.

Medikamentöse Therapie

Bei stärkeren Beschwerden ist eine medikamentöse Therapie erforderlich. Folgende Medikamente werden häufig eingesetzt:

  • Dopaminagonisten: Diese Medikamente gleichen den Dopaminmangel im Gehirn aus und lindern die Symptome. Beispiele sind Pramipexol (Sifrol®) und Ropinirol (Adartrel®).
  • L-DOPA: Ein Medikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Es ist in Kombination mit einem Decarboxylasehemmer (z.B. Benserazid) als Restex® und Restex® retard erhältlich.
  • Opioide: Können in Einzelfällen bei unzureichendem Ansprechen auf Dopaminergika eingesetzt werden.
  • Antikonvulsiva: Gabapentin oder Carbamazepin können bei schmerzhaften RLS-Formen, insbesondere bei Polyneuropathie, hilfreich sein.

Die medikamentöse Therapie sollte immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da die Medikamente Nebenwirkungen haben können.

Lesen Sie auch: Polyneuropathie und Demenz: Was Sie wissen sollten

Restex®

Restex® ist ein Medikament, das L-DOPA in Kombination mit Benserazid enthält. Es ist in Deutschland für die Behandlung des RLS zugelassen und hat sich bei vielen Patienten als wirksam erwiesen. Restex® ist sowohl in einer Standard- als auch in einer Retardform erhältlich. Die Standardform wirkt schnell und eignet sich für Patienten, die vor allem abends und in der frühen Nacht Beschwerden haben. Die Retardform wirkt länger und kann bei Durchschlafstörungen sinnvoll sein.

Therapie bei sekundärem RLS

Bei sekundärem RLS steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. So sollte beispielsweise bei Eisenmangel eine Eisensubstitution erfolgen und bei Nierenschwäche eine Nierentransplantation in Betracht gezogen werden.

Mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten

Wie bei allen Medikamenten können auch bei der Behandlung des Restless-Legs-Syndroms Nebenwirkungen auftreten. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Dopaminagonisten gehören Übelkeit, Benommenheit und orthostatische Dysregulation. L-DOPA kann in seltenen Fällen zu Augmentation führen, einer Verschlimmerung der Symptome im Laufe der Behandlung. Opiate können zu Müdigkeit, Verstopfung und Abhängigkeit führen.

Augmentation

Unter dopaminerger Therapie kann es zu einer Augmentation kommen, einer Verschlimmerung der RLS-Symptome. Die Symptome beginnen früher am Tag, treten schneller in Ruhe auf, nehmen an Intensität zu oder breiten sich auf andere Körperbereiche aus. Bei Augmentation sollte die Therapie umgestellt werden, beispielsweise auf einen Dopaminagonisten, ein Opiat oder eine Kombinationstherapie.

tags: #restex #bei #polyneuropathie