Nach einem Schlaganfall ist die richtige medikamentöse Behandlung entscheidend für die Genesung und zur Vorbeugung weiterer Ereignisse. Viele Betroffene und Angehörige fragen sich, welche Medikamente rezeptfrei erhältlich sind und wie diese in den Therapieplan integriert werden können. Dieser Artikel gibt einen Überblick über rezeptfreie Optionen, ihre Anwendung und wichtige Hinweise zur Sicherheit.
Blutverdünner: ASS zur Vorbeugung von Schlaganfällen
Deutschlandweit nehmen etwa eine Million Patienten regelmäßig Medikamente zur Blutverdünnung ein, um das Risiko von Blutgerinnseln, Thrombosen und Embolien zu reduzieren. Streng genommen verdünnen diese Medikamente das Blut nicht, sondern setzen den Gerinnungsfaktor herab.
Acetylsalicylsäure (ASS) ist ein häufig verwendeter Wirkstoff zur Vorbeugung von Schlaganfällen und Herzinfarkten. In niedrigen Dosen (50mg - 300mg) wirkt ASS gerinnungshemmend, während höhere Dosen (300mg - 500mg) schmerzlindernd wirken. ASS verhindert das Verklumpen der Blutplättchen und blockiert das Enzym Cyclooxygenase, das an der Blutgerinnung beteiligt ist. Die gerinnungshemmende Wirkung hält in der Regel mehrere Tage an.
Indikation und Anwendung von ASS
ASS wird häufig bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall eingesetzt. Es ist in rezeptfreien Medikamenten wie Aspirin® Protect in Dosierungen von 100 mg und 300 mg erhältlich.
- Aspirin® Protect 100 mg: Wird zur Vorbeugung von Blutgerinnseln eingesetzt. Es sollte täglich und dauerhaft eingenommen werden. Die Einnahme erfolgt unzerkaut vor den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit.
- Aspirin® Protect 300 mg: Wird zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarkts nach einem ersten Herzinfarkt angewandt. Die Einnahme erfolgt täglich unzerkaut vor den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit.
Wichtig: Die Dosierung und Anwendung von ASS sollten immer in Absprache mit einem Arzt oder Apotheker erfolgen. Selbstmedikation kann Risiken bergen. Aspirin® Protect ist aufgrund seiner magensaftresistenten Formulierung nicht zur Behandlung von Schmerzzuständen geeignet.
Lesen Sie auch: Leitfaden: Rezeptfreie Medikamente gegen Nervenschmerzen
Weitere gerinnungshemmende Medikamente
Neben ASS gibt es weitere gerinnungshemmende Medikamente, die jedoch in der Regel verschreibungspflichtig sind:
- Vitamin-K-Antagonisten: Marcumar, Cumarine, Phenprocoumon und Coumadin reduzieren den Gehalt an Gerinnungsfaktoren im Blut.
- Thrombozytenaggregationshemmer: Clopidogrel unterbindet die Verklumpung der Blutplättchen.
- Heparine: Werden als Infusion oder Spritze verabreicht und wirken als Antagonist zur Thrombose.
- Direkte orale Antikoagulanzien (DOAK): Hemmen die Gerinnungsfaktoren des Blutes.
Schmerzmittel nach Schlaganfall
Schmerzen sind ein häufiges Begleitsymptom nach einem Schlaganfall. Rezeptfreie Schmerzmittel können zur Linderung leichter bis mittelschwerer Schmerzen eingesetzt werden.
Wirkstoffe und ihre Eigenschaften
- Paracetamol: Wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend, ist magenschonender, kann aber die Leber schädigen.
- Ibuprofen und Diclofenac: Wirken schmerz- und entzündungshemmend, können aber die Schleimhäute schädigen und Magenschmerzen verursachen. Diclofenac kann zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
- Acetylsalicylsäure (ASS): Wirkt schmerzlindernd und gerinnungshemmend.
Anwendung und Risiken
Schmerzmittel sollten nur bei Bedarf und in der niedrigsten wirksamen Dosis eingenommen werden. Bei länger anhaltenden oder starken Schmerzen sollte ein Arzt konsultiert werden.
Wichtig: Patienten, die nach einem Schlaganfall gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, sollten die Einnahme von Schmerzmitteln, insbesondere ASS, Ibuprofen und Diclofenac, mit ihrem Arzt absprechen, da diese die Blutungsneigung erhöhen können.
Alternativen zu Schmerzmitteln
Neben Medikamenten können auch nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Schmerzlinderung beitragen:
Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen
- Entspannungstechniken: Können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und Schmerzen zu reduzieren.
- Körpergefühl und Selbstwahrnehmung trainieren: Kann helfen, Schmerzen besser zu kontrollieren.
- Lokale Anwendungen: Schmerzsalben wirken lokal und haben weniger Nebenwirkungen als Tabletten.
Selbsthilfegruppen und weitere Unterstützung
Sowohl für Schlaganfall-Patienten als auch für deren Angehörige können Schlaganfall-Selbsthilfegruppen eine große Unterstützung sein. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ist eine gute Adresse, um Kontakt zu Selbsthilfegruppen aufzunehmen.
Ernährung nach Schlaganfall
Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, Risikofaktoren wie hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte zu kontrollieren und einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Empfehlenswert ist eine mediterrane Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Olivenöl, Fisch und wenig rotem Fleisch.
Rehabilitation nach Schlaganfall
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Ziel ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen und die Selbstständigkeit im Alltag zu verbessern.
Frührehabilitation
Die Frührehabilitation beginnt so früh wie möglich nach dem Schlaganfall und konzentriert sich auf die Wiederherstellung der grundlegenden Körperfunktionen.
Neurologische Rehabilitation
Die neurologische Rehabilitation ist eine intensive Form der Rehabilitation, bei der Schlaganfall-Patienten täglich mehrere Stunden trainieren.
Lesen Sie auch: MS-Medikamente im Detail erklärt
Geriatrische Rehabilitation
Ältere Schlaganfall-Patienten haben unter Umständen einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Rehabilitation.
tags: #rezeptfreie #medikamente #nach #schlaganfall