Rheuma-Krämpfe in den Händen: Ursachen und Behandlung

Krämpfe in den Händen können sehr schmerzhaft sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die Ursachen für solche Krämpfe sind vielfältig und reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Rheuma-Krämpfen in den Händen und stellt Behandlungsansätze vor.

Ursachen von Krämpfen in den Händen

Ein Krampf ist definiert als das Zusammenziehen (Kontraktion) der Muskulatur eines bestimmten Bereiches. In der Regel ist ein Krampf nur von kurzer Dauer und ist deshalb von einer dauerhaften Muskelkontraktur und einem Muskelspasmus abzugrenzen. Krämpfe in den Händen sind meistens mit Schmerzen verbunden und führen vorübergehend zu Funktionsausfällen. Die Ursachen für Krämpfe in den Händen sind vielfältig:

Paraphysiologische Krämpfe

Die sogenannten paraphysiologischen Krämpfe kommen am häufigsten vor. Diese treten bei gesunden Menschen unter bestimmten Bedingungen auf. Am häufigsten treten die paraphysiologischen Krämpfe aufgrund von einer Störung des Mineralstoffhaushaltes (Elektrolythaushalt) des Körpers auf. Eine Störung des Elektrolytgleichgewichts kann zum Beispiel durch starkes Schwitzen ausgelöst werden, aber auch durch Alkoholkonsum oder verstärkte körperliche Aktivität. Ein Magnesiummangel begünstigt das Entstehen von Muskelkrämpfen, da es eine wichtige Rolle in der Entstehung und Beendigung der Muskelkontraktionen spielt. Besonders ältere Menschen sind häufig von Muskelkrämpfen betroffen, da das Mineralstoffgleichgewicht durch eine niedrigere Flüssigkeitszufuhr beeinflusst wird. Auch Schwangere und Frauen in den Wechseljahren weisen häufig eine veränderte Zusammensetzung der Mineralstoffe auf und können unter Muskelkrämpfen leiden, die jedoch im Gegensatz zu den symptomatischen Krämpfen nicht mit einer Krankheit vergesellschaftet sind.

  • Mineralstoffmangel: Ein Mangel an Magnesium, Kalium oder Kalzium kann Muskelkrämpfe begünstigen.
  • Flüssigkeitsmangel: Dehydration führt zu Elektrolytstörungen und kann Krämpfe auslösen.
  • Überanstrengung: Intensive körperliche Aktivität kann die Muskeln überlasten und Krämpfe verursachen.

Symptomatische Krämpfe

Die symptomatischen Krämpfe können durch unterschiedliche Krankheiten ausgelöst werden. Hierzu zählen Durchblutungsstörungen, Muskelerkrankungen, neurologische Erkrankungen und hormonelle Störungen, wie zum Bespiel Diabetes mellitus. Treten die Krämpfe zusammen mit einer bläulichen Färbung der Hände und Schmerzen auf, so können sie auf das sogenannte Raynaud-Syndrom hinweisen. Dies tritt häufig in Zusammenhang mit rheumatischen Grunderkrankungen auf.

  • Rheumatische Erkrankungen: Rheumatoide Arthritis kann Entzündungen und Schmerzen in den Handgelenken verursachen, was zu Krämpfen führen kann.
  • Karpaltunnelsyndrom: Schwellungen des Gewebes um die Handsehnen können den Mittelnerv im Handgelenkskanal einengen. Mögliche Ursachen einer Schwellung sind rheumatische Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und Verletzungen. Typisch sind Taubheitsgefühle im Daumen und Zeige- und Mittelfinger, schmerzende Hände und Arme und Kraftlosigkeit in der Hand. Unbehandelt kann das Karpaltunnelsyndrom zu Abbau der Daumenmuskulatur führen. Das verursacht Bewegungseinschränkungen der Hand.
  • Raynaud-Syndrom: Hierbei sind die Hände besonders unter Stress und bei Kälte bläulich gefärbt und auffällig kalt. Die Ursache hierfür ist eine Verkrampfung der Blutgefäße in den Händen und eine daraus resultierende schlechte Durchblutung.
  • Medikamente: Muskelkrämpfe sind ein häufig beschriebenes Symptom bei der Einnahme von Kortison. Das nebenwirkungsreiche Medikament führt zu teilweise schweren Einwirkungen auf Hormone und Stoffwechselprozesse im Körper. Davon sind auch Elektrolytverschiebungen betroffen und relative Nährstoff- und Mineralmängel können auftreten. Cortison ist ein Hormon, welches im Körper in der Nebennierenrinde produziert wird. Cortison hat im Körper viele wichtige Aufgaben. Es ist für die körperliche Antwort auf Stress zuständig und steuert den Blutzuckerspiegel, um Energiereserven in Stresssituationen zur Verfügung stellen zu können. Darüber hinaus reguliert das Hormon den Wasser- und Mineralstoffhaushalt und übernimmt wichtige Aufgaben bei der Entzündungsantwort. Diese Eigenschaft wird bei der therapeutischen Anwendung von Cortison ausgenutzt. Wenn das Cortison nun abgesetzt oder bestenfalls langsam ausgeschlichen wird, kann dies zu einem Mangel an Cortison führen. Betrifft dies den Wasser- und Mineralstoffhaushalt, so kann es dadurch zu Muskelkrämpfen in den Händen oder auch in anderen Gliedmaßen kommen.
  • Neurologische Erkrankungen: Die Multiple Sklerose (MS) ist eine seltene neurologische Erkrankung, die mit zahlreichen Symptomen am gesamten Körper einhergehen kann. Muskelkrämpfe sind jedoch ein typisches Symptom einer fortschreitenden MS Erkrankung.

Andere Ursachen

  • Chemotherapie: Bei einer Chemotherapie werden sehr aggressive Medikamente eingesetzt, die das Wachstum der Zellen hemmen und zum Absterben von Zellen führen. Diese Medikamente unterscheiden jedoch nicht zwischen Krebszellen und gesunden Zellen. Oftmals werden Nervenzellen beschädigt. Die Symptome können von Kribbeln über Taubheitsgefühle bis hin zu Schmerzen führen. Auch Krämpfe können eine mögliche Folge sein.
  • Schwangerschaft: Eine Schwangerschaft bedeutet eine enorme Belastung für den Körper und geht mit vielen Veränderungen des Körpers und des Hormonhaushalts einher. Auch das Gleichgewicht des Mineralstoff- und Wasserhaushalts ist verschoben. Dies kann die Ursache für das Auftreten von Krämpfen in den Händen sein. Besonders eine Veränderung des Calcium- und Magnesiumhaushalts sind dafür verantwortlich. Die Einnahme von Magnesiumpräparaten kann hier sehr hilfreich sein und die Beschwerden lindern. Aber auch die erhöhte körperliche Belastung, die einen erhöhten Nährstoffbedarf mit sich bringt, ist eine Ursache für die Krämpfe. Besonders ab der Mitte der Schwangerschaft treten Krämpfe zunehmend auf, da die Belastung mit dem zunehmenden Gewicht des Kindes steigt.
  • Morbus Dupuytren: Bei dieser Bindegewebserkrankung bildet das Bindegewebe zwischen Haut und Beugesehnen strangartige Wucherungen. Die Finger können dann nicht mehr gestreckt werden. Schmerzende Hände sind bei Morbus Dupuytren selten. Die Krankheit kann auf die Dauer aber die Funktion der Hand einschränken. Ziel einer Behandlung ist die Entfernung der Stränge. Meistens ist dafür eine Operation notwendig.

Diagnose von Krämpfen in den Händen

Um Krämpfe in den Händen zu diagnostizieren, spielt vor allem die subjektive Patienteneinschätzung eine große Rolle. Es ist wichtig, dass der Arzt herausfindet, ob die Krämpfe in bestimmten Situationen, zum Beispiel unter Stress oder Kälte, verstärkt auftreten. Auch eventuell zugrunde liegende Erkrankungen sollten abgefragt, untersucht und dadurch bestätigt oder ausgeschlossen werden können. Besteht der Verdacht auf hormonelle Störungen oder rheumatische Grunderkrankungen, so kann ein Blutbild Aufschluss über die genaue Diagnose liefern.

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  • Anamnese: Der Arzt erfragt die genaue Beschreibung der Krämpfe, Begleitsymptome und mögliche Auslöser.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Hände auf Schwellungen, Rötungen, Deformitäten und Bewegungseinschränkungen.
  • Blutuntersuchungen: Erhöhte Blutsenkung und erhöhtes CRP (C-reaktives Protein) weisen allgemein auf eine Entzündung hin. Lassen sich zudem der sogenannte Rheumafaktor und bestimmte Antikörper nachweisen, dann gilt die Diagnose rheumatoide Arthritis als gesichert. Es gibt allerdings auch eine "seronegative" Form dieser Erkrankung, bei der Rheumafaktor und Antikörper fehlen.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, Ultraschall oder MRT können zur Beurteilung der Gelenke und des umliegenden Gewebes eingesetzt werden.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Eine Elektromyografie (EMG) kann zur Beurteilung der Nervenfunktion eingesetzt werden, insbesondere bei Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom.

Behandlung von Krämpfen in den Händen

Die Therapie von Muskelkrämpfen in den Händen richtet sich nach der jeweiligen Grunderkrankung. Wenn bei der Untersuchung Durchblutungsstörungen, hormonelle Störungen oder neurologische Schäden festgestellt werden, so sollten diese behandelt werden und dies sollte zu einer Linderung der Krampfbeschwerden führen. Bei Krämpfen in den Händen, die ohne eine bekannte Grunderkrankung auftreten, hilft oftmals die Einnahme von Magnesiumpräparaten, um die Häufigkeit und die Schwere der Krämpfe zu mindern. Darüber hinaus empfinden die Patienten verschiedene Methoden als angenehm. Treten die Krämpfe bevorzugt bei Kälte auf, so kann das Tragen von Handschuhen Linderung verschaffen.

Akutbehandlung

  • Dehnen: Dehnen Sie die betroffenen Muskeln vorsichtig. Wenn sich beispielsweise der Zeigefinger verkrampft und zur Handinnenfläche krümmt, dehnen Sie ihn leicht nach oben - also von der Handinnenfläche weg. Achten Sie dabei darauf, dass Sie Ihre Schmerzgrenze nicht überschreiten.
  • Massage: Leichte Massagen können helfen, die verkrampfte Muskulatur zu entspannen.
  • Wärme: Wärme kann helfen, die Verkrampfung effektiv zu lockern. Eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen können helfen. Schon eine warme Tasse Tee, die sie in den Händen halten, kann helfen, die Durchblutung der Hände zu steigern und diese zu entkrampfen.
  • Magnesium: Oftmals hilft die regelmäßige Einnahme von Magnesiumpräparaten, wenn vermehrt Krämpfe in den Händen unter Anstrengung auftreten. Bei einem Magnesiummangel ist der Körper nicht in der Lage das Gleichgewicht an der Muskelzelle aufrechtzuerhalten, weshalb die Muskelzelle scheinbar ohne Ursache erregt werden kann und krampft. Der Magnesiummangel ist eine der häufigsten Ursachen für spontan auftretende Muskelkrämpfe.

Langzeitbehandlung

  • Grunderkrankung behandeln: Die Therapie von Muskelkrämpfen in den Händen richtet sich nach der jeweiligen Grunderkrankung. Wenn bei der Untersuchung Durchblutungsstörungen, hormonelle Störungen oder neurologische Schäden festgestellt werden, so sollten diese behandelt werden und dies sollte zu einer Linderung der Krampfbeschwerden führen.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Magnesium, Kalium und Kalzium kann helfen, Krämpfen vorzubeugen. Fleisch sollte nur noch selten auf den Tisch kommen, weil es viel entzündungsfördernde Arachidonsäure enthält. Auch Zucker, Weißmehlprodukte und Fertiggerichte sollten nur sehr sparsam konsumiert werden. Empfehlenswert ist stattdessen, jeden Tag mehrere Portionen Gemüse zu essen - und davon möglichst viele verschiedene Varianten. Denn pflanzliche Mineralstoffe und Antioxidantien sowie gute Fette, insbesondere Omega-3-Fettsäuren, helfen gegen die Entzündung.
  • Physikalische Therapie: Wärme-, Kälte- oder Elektrotherapie (TENS) können unterstützend zum Einsatz kommen. So verschafft es beispielsweise im akuten Schub vielen Rheumatikern Linderung, die Hände zehn Minuten lang in einer Schüssel Rapssamen zu bewegen. Viele verwenden sie kühlschrankkalt, aber wem Wärme mehr hilft, der kann die Samen auch kurz in die Mikrowelle stellen. Auch in schmerzhaften Phasen. „Anfangs darf es schon ein bisschen zwicken und zwacken“, so die Expertin. „Viele Patienten profitieren von Wärme, gerade wenn es draußen kalt ist.“ Ein Paraffinbad aus der Apotheke kann besonders angenehm sein.
  • Ergotherapie: Spezielle Übungen können helfen, die Handmuskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Medikamente: Je nach Ursache können entzündungshemmende Medikamente, Muskelrelaxantien oder Schmerzmittel eingesetzt werden.

Spezifische Behandlungen bei rheumatischen Erkrankungen

  • Rheumatoide Arthritis: Die frühzeitige medikamentöse Behandlung durch den Rheumatologen oder die Rheumatologin ist der wichtigste Therapieansatz. Reichen Medikamente nicht aus, kann die Gelenkinnenhaut operativ oder chemisch mittels Spritzen entfernt werden. Bestehen schwere Fehlstellungen, können komplexe Operationen mit oder ohne Gelenkersatz nötig werden, damit die Hand wieder benutzt werden kann.
  • Arthrose: Die Therapien sind vielfältig und beinhalten insbesondere anti-entzündliche Schmerzmittel, Physiotherapie und Schienen. Operativ kommt vor allem die Versteifung der Fingerendgelenke infrage. Sogenannte Silikonplatzhalter können Mittel- und Grundgelenke ersetzen. Am Daumensattelgelenk wird zumeist das große Vieleckbein entfernt. Am Handgelenk erfolgt häufig eine (Teil-)Versteifung. Hierfür ist immer ein Spezialist gefragt.

Vorbeugung von Krämpfen in den Händen

Um vor allem Krämpfen in den Händen und Fingern vorzubeugen, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

  • Regelmäßige Pausen: Regelmäßige Pausen können genutzt werden, um die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung der Hände und Finger zu fördern.
  • Dehnübungen: Dehnübungen sind nützlich, um die Armmuskulatur, insbesondere die Muskeln der Handgelenke und Finger, zu lockern, Verspannungen zu lösen und Krämpfen vorzubeugen.
  • Ergonomische Arbeitsumgebung: Eine ergonomische Arbeitsumgebung wie ein höhenverstellbarer Computertisch kann helfen, einseitige Belastungen zu vermeiden.
  • Hilfsmittel: Hilfsmittel, wie ein Mauspad mit integrierter Abstützung des Handgelenks, eine ergonomische Tastatur oder Handgelenkstützen können die Belastung der Hände und Finger reduzieren.
  • Hand- und Fingertraining: Ein spezielles Hand- und Fingertraining kann helfen, Muskeln aufzubauen und diese leistungsfähiger zu machen.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie genug - mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag; nach Anstrengungen und an warmen Tagen mehr!
  • Vermeidung langer einseitiger Belastungen
  • Verzicht auf Alkohol- und Tabakkonsum!

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Schmerzen eher harmlos sind, wenn sie nur eine kurze Zeit andauern und von selbst wieder verschwinden. Sollten sie mehrere Tage andauern oder gehäuft auftreten, sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden! Treten bei Ihnen Krämpfe immer wieder auf und sind diese auch mit Hausmitteln und Bewegung nicht in den Griff zu bekommen, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Diese können weiterführende Untersuchungen durchführen und möglichen Ursachen der Muskelkrämpfe auf den Grund gehen. Nur so erhalten Sie eine effektive Behandlung zur Beseitigung oder Linderung Ihrer Beschwerden. Auch kann Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt Sie zur weiterführenden Diagnostik an Fachärztinnen oder Fachärzte überweisen (z. B. der Fachgebiete Orthopädie, Angiologie, Neurologie).

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