Rheumatische Entzündungen sind ein komplexes Feld, das weit über Gelenkschmerzen hinausgeht. Sie können vielfältige Ursachen haben, sich unterschiedlich äußern und sogar Nerven und Gehirn beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte rheumatischer Entzündungen, von den Ursachen und Symptomen bis hin zu den Auswirkungen auf den Körper und die möglichen Behandlungsansätze.
Was sind rheumatische Entzündungen?
Rheuma ist ein Oberbegriff für über 100 verschiedene schmerzhafte Krankheiten des Stütz- und Bewegungsapparats, die nicht nur "harte" Strukturen wie Knochen, Gelenke oder Knorpel betreffen, sondern auch "Weichteile" wie Muskeln, Bänder oder Sehnen. Medizinisch korrekt spricht man von „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“. Diese Erkrankungen umfassen entzündlich-rheumatische Erkrankungen, verschleißbedingte (degenerative) Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, chronische Schmerzsyndrome (Weichteilrheumatismus, z. B. Fibromyalgie) und stoffwechselbedingte Erkrankungen.
Die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, die im engeren Sinne als "Rheuma" gelten, sind systemische Erkrankungen, die neben Gelenken, Knochen und Bindegewebe auch innere Organe, das Nervensystem, Blutgefäße und die Haut schädigen können.
Ursachen rheumatischer Entzündungen
Die Ursachen rheumatischer Entzündungen sind vielfältig und oft nicht vollständig geklärt.
Autoimmunerkrankungen
Viele rheumatische Erkrankungen, insbesondere die rheumatoide Arthritis, sind Autoimmunerkrankungen. Dabei greift das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe an und verursacht Entzündungen. Warum es zu dieser Fehlsteuerung kommt, ist noch nicht vollständig geklärt, aber genetische Veranlagung und Infektionen scheinen eine Rolle zu spielen. Ein Risikofaktor für die rheumatoide Arthritis ist das Rauchen.
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Genetische Veranlagung
Es gibt eine genetische Veranlagung für bestimmte rheumatische Erkrankungen, wie z.B. die rheumatoide Arthritis. Bestimmte Gene, wie z.B. HLA-B27, können das Risiko für bestimmte Formen von Spondyloarthritiden erhöhen.
Infektionen
Bestimmte Infektionen können reaktive Arthritis auslösen, z. B. nach Harnwegs- oder Darminfekten. Auch bakterielle oder virale Erreger können direkt Gelenkentzündungen verursachen.
Weitere Faktoren
Auch andere Faktoren können bei der Entstehung rheumatischer Entzündungen eine Rolle spielen, wie z.B. Stoffwechselstörungen, hormonelle Einflüsse oder Umwelteinflüsse.
Symptome rheumatischer Entzündungen
Die Symptome rheumatischer Entzündungen sind vielfältig und hängen von der Art der Erkrankung und dem individuellen Krankheitsverlauf ab.
Gelenkschmerzen und -schwellungen
Gelenkschmerzen und -schwellungen sind die häufigsten Symptome rheumatischer Entzündungen. Die Schmerzen können in Ruhe oder bei Bewegung auftreten und sich im Laufe des Tages verändern. Die Schwellungen können die Gelenke weich und prallelastisch anfühlen lassen.
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Morgensteifigkeit
Viele Patienten mit rheumatischen Entzündungen leiden unter Morgensteifigkeit, d.h. die Gelenke sind nach dem Aufwachen für eine gewisse Zeit steif und unbeweglich.
Funktionseinschränkungen
Durch die Entzündungen und Schmerzen können die Gelenke in ihrer Funktion eingeschränkt sein. Dies kann zu Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten wie Gehen, Greifen oder Anziehen führen.
Müdigkeit
Viele Menschen mit rheumatischen Erkrankungen leiden unter krankhafter Müdigkeit (Fatigue). Diese Müdigkeit ist oft unvorhersehbar und kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Weitere Symptome
Weitere Symptome rheumatischer Entzündungen können Abgeschlagenheit, Fieber, Gewichtsverlust, Hautveränderungen, Augenentzündungen oder Organbeteiligungen sein.
Auswirkungen rheumatischer Entzündungen auf Nerven und Gehirn
Rheumatische Entzündungen können nicht nur die Gelenke, sondern auch Nerven und Gehirn beeinträchtigen.
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Polyneuropathie
Bei manchen Patienten mit rheumatoider Arthritis kann es zu Nervenschädigungen im Bereich der Füße und Beine kommen, einer sogenannten Polyneuropathie. Diese Nervenschädigungen können mit Fehlempfindungen, Taubheitsgefühl und brennenden Schmerzen einhergehen.
Auswirkungen auf das Gehirn
Chronische Entzündungen können auch das Gehirn beeinträchtigen. Studien haben gezeigt, dass bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen Veränderungen in bestimmten Hirnarealen auftreten können, wie z.B. Gewebeschwund, verminderte Durchblutung und reduzierter Energiestoffwechsel der Nervenzellen.
Müdigkeit und Depression
Entzündungsfördernde Botenstoffe (Zytokine) können die Müdigkeit verstärken und mit wichtigen Überträgersubstanzen im Gehirn interagieren, wie z.B. Dopamin und Serotonin. Dies kann zu Depressionen und anderen psychischen Problemen führen.
Kognitive Beeinträchtigungen
Einige Studien deuten darauf hin, dass rheumatische Entzündungen auch die kognitiven Funktionen beeinträchtigen können, wie z.B. Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration.
Diagnose rheumatischer Entzündungen
Die Diagnose rheumatischer Entzündungen kann schwierig sein, da die Symptome vielfältig und unspezifisch sein können.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben, um die Krankheitsgeschichte des Patienten zu erfassen. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Gelenke auf Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen untersucht werden.
Laboruntersuchungen
Verschiedene Blutuntersuchungen können helfen, eine rheumatische Entzündung zu diagnostizieren. Dazu gehören die Bestimmung von Entzündungsmarkern (CRP, Blutsenkungsgeschwindigkeit), Rheumafaktor, CCP-Antikörper und anderen Autoantikörpern.
Bildgebende Verfahren
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder Magnetresonanztomografie (MRT) können helfen, den Zustand der Gelenke zu beurteilen undEntzündungen, Knorpelschäden und Knochenveränderungen sichtbar zu machen.
Behandlung rheumatischer Entzündungen
Die Behandlung rheumatischer Entzündungen zielt darauf ab, Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu reduzieren, Gelenkschäden zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung rheumatischer Entzündungen. Es werden verschiedene Medikamente eingesetzt, die je nach Art der Erkrankung und Schweregrad der Symptome ausgewählt werden.
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
NSAR wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend. Sie werden häufig zur symptomatischen Behandlung von Gelenkschmerzen eingesetzt.
Kortikosteroide (Kortison)
Kortikosteroide wirken stark entzündungshemmend und können bei akuten Entzündungsschüben eingesetzt werden. Sie sollten jedoch nichtLangfristig eingesetzt werden, da sie Nebenwirkungen haben können.
Basistherapeutika (DMARDs)
Basistherapeutika sind Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Sie werden langfristig eingesetzt, um die Entzündung zu kontrollieren und Gelenkschäden zu verhindern.
Biologika
Biologika sind gentechnisch hergestellte Eiweißstoffe, die gezielt in das Immunsystem eingreifen und Entzündungsbotenstoffe blockieren können. Sie werden eingesetzt, wenn Basistherapeutika nicht ausreichend wirken.
Januskinase-Hemmer
Januskinase-Hemmer sind eine neue Gruppe von Medikamenten, die in Tablettenform eingenommen werden können und einen Signalweg innerhalb der Immunzelle blockieren, sodass keine entzündungsfördernden Botenstoffe mehr gebildet werden.
Nicht-medikamentöse Therapie
Neben der medikamentösen Therapie spielen auch nicht-medikamentöse Maßnahmen eine wichtige Rolle bei der Behandlung rheumatischer Entzündungen.
Physiotherapie
Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten oder zu verbessern, die Muskelkraft zu stärken und Schmerzen zu lindern.
Ergotherapie
Ergotherapie kann helfen, den Alltag besser zu bewältigen und Hilfsmittel richtig einzusetzen.
Bewegung und Sport
Regelmäßige Bewegung und Sport sind wichtig, um die Gelenke beweglich zu halten und die Muskeln zu stärken. Geeignete Sportarten sind z.B. Schwimmen, Radfahren oder Wandern.
Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst undOmega-3-Fettsäuren kannEntzündungen entgegenwirken. Es wird empfohlen, weniger Fleisch, Zucker und Weißmehlprodukte zu konsumieren.
Psychologische Unterstützung
Chronische Schmerzen und Einschränkungen können die Psyche belasten. Psychologische Unterstützung kann helfen, mit der Erkrankung umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
Rehabilitation
Rehabilitative Behandlungen können helfen, den körperlichen und seelischen Zustand der Patienten zu verbessern und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe im Alltag zu vermitteln.
Selbsthilfe bei rheumatischen Entzündungen
Patienten mit rheumatischen Entzündungen können selbst viel tun, um ihre Beschwerden zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern.
- Regelmäßige Bewegung: Bewegung hilft, die Gelenke beweglich zu halten und die Muskeln zu stärken.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Omega-3-Fettsäuren kann Entzündungen entgegenwirken.
- Entspannungstechniken:Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen und Schmerzen zu lindern.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kannMut machen undInformationsaustausch ermöglichen.
- Information: Informieren Sie sich umfassend über Ihre Erkrankung und Behandlungsmöglichkeiten.
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