Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere die koronare Herzkrankheit (KHK) und der Schlaganfall, gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland und den westlichen Industrieländern. Um das persönliche Risiko für diese Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, werden zunehmend Online-Tests angeboten. Diese Tests dienen als erste Orientierung und sollen das Bewusstsein für Risikofaktoren schärfen.
Bedeutung der Früherkennung von Risikofaktoren
Die Früherkennung von Risikofaktoren ist entscheidend, da viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeidbar sind. Mindestens 70 Prozent aller Schlaganfälle könnten verhindert werden, wenn Risikofaktoren rechtzeitig erkannt und behandelt würden. Durch die Identifizierung von Risikofaktoren können präventive Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls zu senken.
Online-Risikotests als erste Einschätzung
Online-Risikotests bieten eine schnelle und kostenlose Möglichkeit, das persönliche Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall einzuschätzen. Diese Tests basieren auf der Auswertung verschiedener Faktoren, die das Risiko für diese Erkrankungen beeinflussen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Online-Tests keine exakte ärztliche Diagnose ersetzen, sondern lediglich eine erste grobe Einschätzung ermöglichen.
Selbsttest zur Koronaren Herzkrankheit (KHK)
Der Selbsttest zur KHK, der beispielsweise mit Hilfe von Herzspezialisten der München Klinik entwickelt wurde, fragt zehn wichtige Indikatoren ab. Er bewertet nicht nur die Lebensgewohnheiten, sondern bezieht auch das familiäre Risiko mit ein. Bestimmte Risikofaktoren begünstigen die Entstehung einer KHK, die sich im Laufe der Jahre entwickelt. Die Auswertung zeigt eine Risiko-Punktzahl (maximal 17 Punkte) und gibt Aufschluss darüber, ob eine Vorsorgeuntersuchung ratsam ist und wo Hilfe gefunden werden kann.
Selbsttest zum Schlaganfallrisiko
Auch der Selbsttest zum Schlaganfallrisiko wurde mit Unterstützung von Schlaganfall-Spezialisten der München Klinik entwickelt. Dieser Test fragt 13 wichtige Indikatoren ab und bewertet neben den Lebensgewohnheiten auch weitere Faktoren. Zwar sind meist ältere Menschen von einem Schlaganfall betroffen, jedoch erleiden auch jüngere Menschen unter 45 Jahren Schlaganfälle (ca. 15 Prozent). Die Auswertung zeigt eine Risiko-Punktzahl (maximal 23 Punkte) und klärt darüber auf, ob eine Vorsorgeuntersuchung angeraten wäre und wo man Hilfe finden kann.
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Faktoren, die in Online-Risikotests berücksichtigt werden
Online-Risikotests berücksichtigen eine Vielzahl von Faktoren, die das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall beeinflussen. Dazu gehören:
- Alter: Je älter man wird, desto höher ist das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das Alter selbst ist jedoch nicht beeinflussbar.
- Geschlecht: Männer haben in jüngeren Jahren ein größeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall als Frauen.
- Body-Mass-Index (BMI): Übergewicht erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes deutlich. Der Body-Mass-Index (BMI) ist die Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts.
- Vorerkrankungen: Liegt bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vor, so ist das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht. Dazu gehören beispielsweise die koronare Herzkrankheit (KHK), eine Erweiterung der Hauptschlagader oder die Schaufensterkrankheit.
- Familiäre Veranlagung: Die genetische Veranlagung zählt zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren. In vorbelasteten Familien ist die Gefährdung durch die KHK und den Herzinfarkt zu einem wesentlichen Teil vererbt. Hatte einer Ihrer engen Verwandten (Eltern, Geschwister, Kinder) einen Herzinfarkt vor seinem 60. Lebensjahr, so ist das Risiko erhöht.
- Diabetes mellitus: Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, bei der die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insulin produziert.
- Rauchen: Rauchen schädigt vor allem die Innenauskleidung der Blutgefäße und steigert so die Neigung zur Blutgerinnsel-Bildung, was zum Gefäßverschluss führen kann.
- Bluthochdruck: Zu hoher Blutdruck kann unbehandelt zu massiven Schäden an den Gefäßen führen, aber auch der Herzmuskel verdickt sich wegen der andauernden Mehrbelastung (Hypertrophie).
- Cholesterinwerte: Erhöhte Cholesterinwerte im Blut führen zu ernsten Gesundheitsschäden durch Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose). Eine mögliche Folge ist der Herzinfarkt.
- Weitere Faktoren: Auch Stress, körperliche Inaktivität und eine ungesunde Ernährung können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Interpretation der Ergebnisse und weitere Schritte
Die Ergebnisse der Online-Risikotests zeigen eine Risiko-Punktzahl an und geben Aufschluss darüber, ob eine Vorsorgeuntersuchung ratsam ist. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Tests nur eine erste Orientierung bieten und keine exakte ärztliche Diagnose ersetzen. Bei einem erhöhten Risiko sollte man sich an seinen Hausarzt oder einen Facharzt für Kardiologie oder Neurologie wenden, um eine fundierte Untersuchung und Diagnostik durchführen zu lassen.
Präventive Maßnahmen zur Risikoreduktion
Unabhängig vom Ergebnis des Online-Risikotests können präventive Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zu senken. Dazu gehören:
- Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, der Verzicht auf das Rauchen und der Umgang mit Stress können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich reduzieren.
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Regelmäßige Check-ups beim Arzt helfen, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
- Medikamentöse Therapie: Bei bestimmten Risikofaktoren, wie z.B. Bluthochdruck oder erhöhten Cholesterinwerten, kann eine medikamentöse Therapie erforderlich sein, um das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zu senken.
Medikamente zur Cholesterinsenkung
Erhöhte Cholesterinwerte können zu ernsten Gesundheitsschäden durch Gefäßverkalkungen führen. Das Risiko für Herzinfarkte steigt. Cholesterinsenker in Tablettenform enthalten meist Statine (z.B. Simvastatin, Rosuvastatin, Atorvastatin, Pravastatin) und/oder den Wirkstoff Ezetimib. Neuere Medikamente sind Nilemdo und Nustendi (Wirkstoff Bempedoinsäure). Statine sind die am häufigsten verschriebenen Cholesterinsenker. Die Wirkstoffe hemmen ein Enzym (HMG-CoA-Reduktase), wodurch Leberzellen mehr LDL-Rezeptoren bilden. Die Zellen können so mehr LDL-Cholesterin aufnehmen und die Cholesterinmenge im Blut sinkt. Ezetimib verringert die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm und kann alleine oder in Kombination mit Statinen eingesetzt werden.
Medikamente zur Blutverdünnung
Zu den Blutverdünnern zählen Aspirin (z.B. ASS 100), Clopidogrel (z.B. Plavix), Prasugrel (z.B. Efient), Ticagrelor (z.B. Brilique), Marcumar, Apixaban (z.B. Eliquis), Edoxaban (z.B. Lixiana), Rivaroxaban (z.B. Xarelto) und Dabigatran (z.B. Pradaxa).
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Herz- und Nierenfunktion im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Herz- und Nierenfunktion sind eng miteinander verknüpft. Eine schwache Pumpfunktion kann auch die Nierenleistung schwächen. Umgekehrt mindert eine schlechte Nierenfunktion die Pumpleistung. Zur Abschätzung der Nierenfunktion und ihrer Filterleistung ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) eine wichtige Größe. Der Normwert liegt (je nach Alter und Geschlecht) zwischen 90-120 ml/min. Altersbedingt - etwa ab dem 40. Lebensjahr - nimmt die GFR pro Jahr um ca. 1 ml/min ab.
CRP als Entzündungsmarker
CRP ist ein Protein, das Teil unseres körpereigenen Abwehrsystems ist. Es wird bei entzündlichen Prozessen gebildet. Das geschieht etwa bei Ablagerungen in der Gefäßwand, den sogenannten Plaques. In Studien zeigte sich, dass Menschen mit erhöhten Entzündungswerten (Normwert bis 0,5 mg/dl) ein höheres Risiko für Ereignisse wie einen erneuten Herzinfarkt haben.
Veranstaltungen im Rahmen der Herzwochen
Im Rahmen der Herzwochen finden regelmäßig Informationsveranstaltungen statt, die sich an alle Interessierten richten. Dort erfahren Sie, wie die koronare Herzkrankheit entsteht, wie sie sich bemerkbar macht, welche modernen Therapien heute möglich sind und was Sie selbst tun können, um vorzubeugen.
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