Der Schlaganfall gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Umso wichtiger ist es, das individuelle Risiko zu kennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Berechnung des Schlaganfallrisikos, die relevanten Risikofaktoren und Möglichkeiten zur Risikoreduktion.
Schlaganfall-Risikotest: Eine erste Orientierung
Wie hoch ist Ihr persönliches Schlaganfallrisiko? Ein Selbsttest kann eine erste Einschätzung ermöglichen. Dieser Test fragt wichtige Indikatoren ab und wurde mit Hilfe von Schlaganfall-Spezialisten entwickelt. Der Test bewertet nicht nur Ihre Lebensgewohnheiten, sondern bezieht auch weitere Faktoren mit ein. Die Auswertung zeigt Ihnen Ihre Risiko-Punktzahl an (maximal 23 Punkte) und klärt Sie auf, ob ggfs. eine Vorsorgeuntersuchung angeraten wäre, bzw. wo Sie Hilfe finden können. Zwar sind von einem Schlaganfall meist ältere Menschen betroffen, aber 15 Prozent sind jünger als 45 Jahre.
Wichtig: Bitte beachten Sie, dass dieser Online-Test nicht die exakte ärztliche Untersuchung und Diagnose ersetzt! Er zeigt lediglich ein Risiko auf und erlaubt keine Aussage darüber, ob Sie tatsächlich einen Schlaganfall erleiden werden. Wenden Sie sich für eine fundierte Untersuchung und Diagnostik bitte an Ihren Hausarzt oder an einen Facharzt für Neurologie.
Individuelle Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Jeder Mensch kann einen Schlaganfall erleiden. Das individuelle Risiko wird dabei von verschiedenen Faktoren bestimmt, den so genannten Risikofaktoren. Der Schlaganfall, die akute Durchblutungsstörung des Gehirns, hat vielfältige Ursachen. Eine Mehrheit der Schlaganfälle sind auf modifizierbare Risikofaktoren zurückzuführen. Gut beeinflussbare Risikofaktoren sind hoher Blutdruck, Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und das Auftreten einer Zuckerkrankheit sind die stärksten kontrollierbaren Risikofaktoren für den Schlaganfall. Weitere Risikofaktoren sind Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht / Bewegungsmangel und Rauchen. Jeder einzelne dieser Risikofaktoren ist mit einem erhöhten Schlaganfall-Risiko verbunden. Je mehr Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen, desto höher ist das Gesamtrisiko für einen Schlaganfall, wobei sich die einzelnen Faktoren nicht lediglich addieren, sondern das Risiko um ein Vielfaches erhöhen.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
- Alter: Je älter man wird, umso höher ist das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das Alter selbst ist natürlich nicht beeinflussbar.
- Geschlecht: Männer haben in jüngeren Jahren ein größeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
- Genetische Veranlagung: Die genetische Veranlagung zählt zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren. In vorbelasteten Familien ist die Gefährdung durch die koronare Herzkrankheit (KHK) und den Herzinfarkt zu einem wesentlichen Teil vererbt. Hatte einer Ihrer engen Verwandten (Eltern, Geschwister, Kinder) einen Herzinfarkt vor seinem 60. Lebensjahr, ist das Risiko erhöht.
Beeinflussbare Risikofaktoren
- Übergewicht: Der Body-Mass-Index (BMI) ist die Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts. Übergewicht erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes deutlich.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Liegt bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vor, so ist das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht. Hatten Sie bereits einen Schlaganfall, einen Vorboten eines Schlaganfalls (TIA) oder eine Operation bzw. Entstehen durch die Ablagerungen Engstellen, so kann eine Stent-Implantation oder gar eine Bypass-Operation nötig werden. Wird die Gefäßwand der Hauptschlagader durch Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte oder Rauchen belastet, kann es zur Erweiterung kommen. Dabei spielt auch die erbliche Veranlagung eine Rolle. Je stärker sich die Schlagader ausdehnt, umso höher ist das Risiko für einen plötzlichen Riss in der Gefäßwand oder ein Aufplatzen des Gefäßes. Die Schaufensterkrankheit trägt ihren Namen davon, dass Betroffene beim Gehen Schmerzen in den Beinen bekommen und deswegen häufiger Pausen - auch vor Schaufenstern - machen. Ursache ist eine Arterienverkalkung. Diagnostiziert wird sie durch eine Ultraschalluntersuchung der Beinarterien.
- Diabetes mellitus: Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, bei der die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insulin produziert.
- Rauchen: Im Bereich des Gefäßsystems schädigt das Rauchen vor allem die Innenauskleidung der Blutgefäße und steigert so die Neigung zur Blutgerinnsel-Bildung, was zum Gefäßverschluss führen kann.
- Bluthochdruck: Mit jedem Herzschlag pumpt der Herzmuskel Blut in die Gefäße und versorgt so Organe und Gewebe. Dabei übt das Blut Druck auf die Gefäßwände aus. Zu hoher Blutdruck kann unbehandelt zu massiven Schäden an den Gefäßen führen, aber auch der Herzmuskel verdickt sich wegen der andauernden Mehrbelastung (Hypertrophie). Ist der Blutdruck zu hoch, führt das mit der Zeit zu massiven Schäden an den Blutgefäßen. Zur Blutdrucksenkung stehen verschiedene Medikamentengruppen zur Verfügung, die für eine gute Blutdruckeinstellung oft auch kombiniert werden.
- Erhöhte Cholesterinwerte: Cholesterin ist ein Fett (Lipid) und ein wichtiger Bestandteil im Körper. Es ist unverzichtbar für viele Stoffwechselprozesse. Erhöhte Cholesterinwerte im Blut führen jedoch zu ernsten Gesundheitsschäden durch Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose). Eine mögliche Folge ist der Herzinfarkt. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, wie Sie Ihre Cholesterinwerte senken können, wenn diese erhöht sind. Cholesterinsenker in Tablettenform enthalten meist Statine (z.B. Simvastatin, Rosuvastatin, Atorvastatin, Pravastatin) und/oder den Wirkstoff Ezetimib. Neuere Medikamente sind: Nilemdo und Nustendi (Wirkstoff Bempedoinsäure). Statine sind die am häufigsten verschriebenen Cholesterinsenker. Die Wirkstoffe hemmen ein Enzym (HMG-CoA-Reduktase), wodurch Leberzellen mehr LDL-Rezeptoren bilden. Die Zellen können so mehr LDL-Cholesterin aufnehmen und die Cholesterinmenge im Blut sinkt. Ezetimib verringert die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm und kann alleine oder z.B.
- Nierenerkrankungen: Herz- und Nierenfunktion sind eng miteinander verknüpft. Eine schwache Pumpfunktion kann auch die Nierenleistung schwächen. Umgekehrt mindert eine schlechte Nierenfunktion die Pumpleistung. Zur Abschätzung der Nierenfunktion und ihrer Filterleistung ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) eine wichtige Größe. Der Normwert liegt (je nach Alter und Geschlecht) zwischen 90-120 ml/min. Altersbedingt - etwa ab dem 40. Lebensjahr - nimmt die GFR pro Jahr um ca. 1 ml/min ab.
- Erhöhte Entzündungswerte: CRP ist ein Protein, das Teil unseres körpereigenen Abwehrsystems ist. Es wird bei entzündlichen Prozessen gebildet. Das geschieht etwa bei Ablagerungen in der Gefäßwand, den sogenannten Plaques. In Studien zeigte sich, dass Menschen mit erhöhten Entzündungswerten (Normwert bis 0,5 mg/dl) ein höheres Risiko für Ereignisse wie einen erneuten Herzinfarkt haben.
- Stress: Stress wirkt auf den Körper: Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, Insulin wird ausgeschüttet. Ständiger Stress kann zu einem dauerhaften Bluthochdruck führen.
- Körperliche Inaktivität: Körperliche Inaktivität ist ein Risikofaktor und begünstigt das Auftreten von Herzerkrankungen.
- Ernährung: Viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen in direktem oder indirektem Zusammenhang mit der Ernährung. So können hohe Blutfett- und Blutzuckerwerte sowie Bluthochdruck Folgen von Übergewicht und einer Fehlernährung sein.
Berechnung des Schlaganfallrisikos bei Vorhofflimmern: CHA2DS2-VASc-Score und HAS-BLED-Score
Bei Patient:innen mit Vorhofflimmern sollte der CHA2DS2-VASc-Score berechnet werden. Dieser Score gibt das individuelle Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, an. Mit steigendem CHA2DS2-VASc-Score steigt auch das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Ein CHA2DS2-VASc-Score = 1 entspricht einer adjustierten Schlaganfallrate pro Jahr von 1,3 %. Das bedeutet, dass jährlich bei 1,3 von 100 Personen ohne Antikoagulation ein Schlaganfall auftritt. Die Begriffe „CHADS2-VASc-Score“ und „CHA2DS2-VASc-Score“ werden synonym verwendet: Beide beschreiben dasselbe Punktesystem, welches das Schlaganfallrisiko von Patient:innen mit Vorhofflimmern abschätzt.
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Zusätzlich zum CHA2DS2-VASc-Score kann der HAS-BLED-Score verwendet werden, um die Blutungsneigung bei antikoagulierten Patienten mit Vorhofflimmern abzuschätzen.
Maßnahmen zur Risikoreduktion
Viele Faktoren können Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Bluthochdruck kann zu erheblichen Schäden an den Blutgefäßen führen. Eine gesunde Ernährung wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus.
- Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und dem Verzicht auf Rauchen kann das Schlaganfallrisiko deutlich senken.
- Medikamentöse Therapie: Bei bestimmten Risikofaktoren, wie z.B. Bluthochdruck oder erhöhten Cholesterinwerten, kann eine medikamentöse Therapie erforderlich sein, um das Risiko zu senken. Zur Blutdrucksenkung stehen verschiedene Medikamentengruppen zur Verfügung, die für eine gute Blutdruckeinstellung oft auch kombiniert werden. Cholesterinsenker in Tablettenform enthalten meist Statine (z.B. Simvastatin, Rosuvastatin, Atorvastatin, Pravastatin) und/oder den Wirkstoff Ezetimib. Neuere Medikamente sind: Nilemdo und Nustendi (Wirkstoff Bempedoinsäure). Statine sind die am häufigsten verschriebenen Cholesterinsenker. Die Wirkstoffe hemmen ein Enzym (HMG-CoA-Reduktase), wodurch Leberzellen mehr LDL-Rezeptoren bilden. Die Zellen können so mehr LDL-Cholesterin aufnehmen und die Cholesterinmenge im Blut sinkt. Ezetimib verringert die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm und kann alleine oder z.B.
- Blutverdünner: Zu den Blutverdünnern zählen Aspirin (z.B. ASS 100), Clopidogrel (z.B. Plavix), Prasugrel (z.B. Efient), Ticagrelor (z.B. Brilique), Marcumar, Apixaban (z.B. Eliquis), Edoxaban (z.B. Lixiana), Rivaroxaban (z.B. Xarelto) und Dabigatran (z.B.
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Regelmäßige Check-ups beim Arzt helfen, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
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