ADHS, das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom, ist ein weit verbreitetes Störungsbild, das häufig mit Ritalin behandelt wird. Der Wirkstoff des Medikaments ist Methylphenidat, das seine Wirkung im Gehirn entfaltet. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkungsweise von Ritalin, insbesondere den Wirkmechanismus von Methylphenidat an der Synapse, sowie weitere Aspekte der Anwendung und Bedeutung von Ritalin.
Was ist Methylphenidat?
Methylphenidat (MPH), bekannt unter Handelsnamen wie Ritalin, Medikinet oder Concerta, ist ein Psychostimulans und Amphetaminderivat zur Behandlung von ADHS. Es ist meistens in Form von Methylphenidat-Hydrochlorid enthalten. Es gibt auch Medikamente mit dem Arzneistoff Dexmethylphenidat, die ebenfalls zur Therapie von ADHS eingesetzt werden. Methylphenidat wurde im Jahr 1944 vom Schweizer Chemiker Leandro Panizzon entdeckt. Seit mehr als 50 Jahren wird es als therapeutisches „Mittel der Wahl“ zur Behandlung hyperkinetischer Störungen eingesetzt. In Deutschland ist das Medikament als Betäubungsmittel eingestuft und unterliegt einer besonderen Verschreibungspflicht.
Wie wirkt Methylphenidat?
Die Wirkung von Methylphenidat setzt bei der Signalübertragung im Hirn an: Das Gehirn besteht aus vielen Nervenzellen (Neuronen), die untereinander Informationen weiterreichen. Die Schnittstelle zwischen zwei solchen Zellen ist die Synapse. Hier stehen Ausläufer einer Nervenzelle (Axone) mit den empfangenden Ausläufern einer anderen Nervenzelle (Dendriten) in Austausch. Zwischen ihnen befindet sich ein kleiner Spalt (synaptischer Spalt).
Soll ein Signal weitergegeben werden, schüttet die erste Nervenzelle Botenstoffe (Neurotransmitter) in den synaptischen Spalt aus. Auf der Oberfläche des zweiten Neurons befinden sich Rezeptoren, an die die Botenstoffe binden und so bestimmte Prozesse in der Zelle auslösen. Die Information wurde empfangen.
Methylphenidat führt dazu, dass die beiden Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin in größeren Mengen in den synaptischen Spalt abgegeben und zugleich weniger abgebaut werden. Dopamin und Noradrenalin wirken stimulierend auf Nervenzellen.
Lesen Sie auch: Gehirnfunktionen und Ritalin
Wie genau sich dieses Mehr an den beiden Botenstoffen auf die ADHS-Symptome auswirkt, wie also der genaue Wirkmechanismus aussieht, ist noch unklar. Schlussendlich kommt es jedoch zu einer erhöhten Konzentrationsfähigkeit und einer verbesserten Aufmerksamkeit.
Neuroenhancement durch Methylphenidat
Neuroenhancement ist der Versuch gesunder Personen, ihre geistige Leistungsfähigkeit durch die Einnahme psychoaktiver Substanzen zu steigern. Im Wesentlichen sollen Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis verbessert werden. Aktuell geben 6,7 % der deutschen Erwerbstätigen zwischen 20 und 50 Jahren an, bereits einmal Neuroenhancement praktiziert zu haben - Tendenz steigend. Die am häufigsten verwendeten Substanzen sind Koffein, Ginkgo biloba, Methylphenidat, Amphetamine und Modafinil, aber auch Antidementiva und Antidepressiva bis zu illegalen Drogen wie Speed oder Ecstasy kommen zum Einsatz.
Eine Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit bei Gesunden ist tatsächlich nur für die Substanzen Koffein, Methylphenidat, Amphetamine und Modafinil nachgewiesen, wobei die Wirkung im Einzelfall sehr unterschiedlich ausfallen kann: Je niedriger die Leistungsfähigkeit zu Beginn der Einnahme ist, desto mehr profitiert die jeweilige Person davon.
Unabhängig von den Effekten beim Einzelnen haben die genannten Stimulanzien teilweise erhebliche körperliche Nebenwirkungen und ein mehr oder weniger ausgeprägtes Abhängigkeitspotential. Veränderungen und Anpassungen des Hirnstoffwechsels erfordern in der Regel sehr schnell eine Regelmäßigkeit der Einnahme und eine Dosissteigerung.
Die Studienlage zum Einsatz von Neuroenhancern bei Gesunden hinsichtlich Wirkungen, Nebenwirkungen und Langzeiteffekten ist insgesamt schlecht, so dass eine umfassende Bewertung dieser Substanzen schwierig ist. Von einer leichtfertigen, insbesondere langfristigen Anwendung durch Gesunde wird daher dringend abgeraten! Letztlich handelt es sich bei der Einnahme von Arzneimitteln ohne medizinische Notwendigkeit um einen Arzneimittelmissbrauch - der von zahlreichen negativen, sowohl physischen als auch psychischen (Aus-)Wirkungen begleitet werden kann.
Lesen Sie auch: Kognitive Funktionen und Ritalin
Der Versuch, die geistige Leistungsfähigkeit gesunder Personen durch die Einnahme psychoaktiver Substanzen aller Art zu steigern, wird als „(pharmakologisches) Neuroenhancement“ oder auch „Cognitive Enhancement“ bezeichnet (Englisch enhancement: Steigerung, Verbesserung). Der Begriff „Gehirndoping“ beschreibt den Gebrauch einer Untergruppe dieser psychoaktiven Substanzen, die verschreibungspflichtig sind oder bei denen es sich um Betäubungsmittel handelt und deren Anwendung durch Gesunde einen Missbrauch darstellt.
Dopamin und kognitive Leistungsfähigkeit
Mittel wie Ritalin steigern womöglich nur indirekt die Leistungsfähigkeit. „Sie erhöhen unsere Motivation: Der wahrgenommene Nutzen einer herausfordernden Aufgabe steigt an, während die Kosten geringer erscheinen. Demnach steigert Dopamin den Willen, sich für das Erreichen eines Ziels kognitiv anzustrengen - und zwar schon zu einem frühen Zeitpunkt im Entscheidungsprozess, wie die Wissenschaftler herausfanden.
Westbrook und sein Team betonen, dass sich gesunde Menschen trotzdem auf ihren körpereigenen Hirnstoffwechsel verlassen sollten anstatt Pillen einzuwerfen - zumal die Konzentration von Dopamin und Co von Tag zu Tag schwankt. Den Dopaminspiegel künstlich in die Höhe zu treiben, kann auch negative Effekte haben und zum Beispiel zu riskantem Glücksspiel oder Sexualverhalten verleiten, wie Westbrook erklärt. Für Menschen mit krankhaft niedrigem Dopaminspiegel zum Beispiel bei ADHS oder auch Depressionen können die Medikamente dagegen eine Hilfe sein.
Wie lange wirkt Methylphenidat?
Die Wirkungsdauer von Methylphenidat beträgt ungefähr ein bis vier Stunden. Es wird schnell zu Ritalinsäure umgesetzt. Ritalinsäure ist das Abbauprodukt von Methylphenidat und hat selbst keine oder kaum eine Wirkung auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über den Urin.
Die meisten handelsüblichen Präparate wie beispielsweise Ritalin® setzen sich aus zwei Komponenten zusammen: einer sofort wirksamen und einer, die verzögert ausgeschüttet wird (retardiert).
Lesen Sie auch: Langzeitstudien zu Ritalin
Welche Nebenwirkungen hat Methylphenidat?
Wie jedes Medikament kann auch Methylphenidat unerwünschte Effekte auf den Körper haben. Diese sind hauptsächlich durch die vermehrte Aktivität des sympathischen Nervensystems zu erklären.
Sehr häufige und häufige Nebenwirkungen sind unter anderem:
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Schlaflosigkeit
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Mundtrockenheit
- Schwitzen
- Bluthochdruck und Herzrasen
Außerdem kann es zu psychischen Nebenwirkungen kommen, häufig sind zum Beispiel:
- Aggression
- verändertes oder unnormales Verhalten, Persönlichkeitsveränderungen
- Depression beziehungsweise depressive Verstimmungen
- innere Unruhe, Anspannung, erhöhte Reizbarkeit
- Schlafstörungen
- verminderte Libido
In klinischen Studien zeigte sich darüber hinaus eine Vielzahl weiterer möglicher Nebeneffekte. So besteht unter anderem auch ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von psychiatrischen Störungen mit Psychosen, Halluzinationen, psychomotorischer Hyperaktivität oder Suizidgedanken.
Bei einer Überdosis können die Nebenwirkungen verstärkt auftreten. Wird eine stark erhöhte Dosis eingenommen, kann es zu Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und Koma kommen.
Langzeitfolgen von Methylphenidat
Aufgrund der vielfältigen Nebenwirkungen kann sich Methylphenidat auch langfristig auf den Körper und die Psyche auswirken. Zum einen können bereits bestehende psychische Erkrankungen verstärkt werden. Zum anderen kann es zu Folgeschäden durch die körperlichen Nebenwirkungen kommen, wie zum Beispiel Herzkrankheiten durch erhöhten Blutdruck. Ob es bei Kindern durch die Gewichtsabnahme beziehungsweise geringe Gewichtszunahme zu Spätfolgen kommen kann, ist bisher nicht eindeutig geklärt.
Wie wird Methylphenidat eingenommen?
Methylphenidat ist in Form von Tabletten oder Hartkapseln verfügbar. Sie sollten am Morgen mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden. Dabei ist es unwichtig, in welchem Abstand zur letzten Mahlzeit die Einnahme erfolgt.
Worauf muss man bei der Einnahme von Methylphenidat achten?
Grundsätzlich darf die Einnahme von Methylphenidat nur auf ärztliche Anweisung erfolgen. Methylphenidat muss auf einem BtM-Rezept (Betäubungsmittelrezept) verschrieben werden und man kann es nicht rezeptfrei kaufen.
Regelmäßige Kontrollen bei derdem betreuenden ÄrztinArzt sollten wahrgenommen werden, um möglichst früh Nebenwirkungen zu entdecken und bei Bedarf die Dosis entsprechend anpassen zu können. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sind regelmäßige Gewichts- und Größenkontrollen wichtig und eine zusätzliche psychologische oder psychiatrische Betreuung sinnvoll.
Erwachsene sollten auf unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Müdigkeit und Sehprobleme achten und gegebenenfalls nicht Auto fahren.
Welches ist die richtige Dosis?
Es wird meist mit einer geringen Dosierung (zum Beispiel 5 oder 10 mg) begonnen. Sollte die Wirkung noch nicht ausreichen, kann dieder ÄrztinArzt die Dosis erhöhen. Gegebenenfalls kann dann auch am Nachmittag oder Abend noch eine zweite Tablette notwendig sein. Kinder und Jugendliche dürfen pro Tag maximal 60 mg Methylphenidat einnehmen, Erwachsene höchstens 80 mg.
In der Regel wird eine Therapie mit Methylphenidat im Erwachsenenalter nicht neu begonnen, sondern nur fortgeführt, wenn die Behandlung im Jugendalter die Symptome gut verbessert hat und diese ohne Therapie im Erwachsenenalter fortbestehen.
Wann darf Methylphenidat nicht eingenommen werden?
In der Schwangerschaft und während der Stillzeit sollte die Einnahme von Methylphenidat nur nach ausführlicher ärztlicher Rücksprache erfolgen.
Für kleine Kinder unter 6 Jahren gibt es bisher keine zugelassenen Medikamente gegen ADHS. Die Therapie erfolgt zumeist über psycho- und sozialtherapeutische Verfahren. Bei der Behandlung von ADHS gibt es weitere Wirkstoffe, die zum Einsatz kommen können. Der Preis kommt auf die Marke und die Dosierung an. Das bekannteste Handelspräparat ist Ritalin®.
Methylphenidat als Missbrauchssubstanz
Auch bei Menschen ohne ADHS führt Methylphenidat zu einer erhöhten Konzentrationsfähigkeit und verstärkter kognitiver Leistungsfähigkeit, weshalb zum Beispiel Ritalin® zum Lernen missbraucht wird. Zu einer Abhängigkeit kommt es auch beim Missbrauch des Arzneimittels in der Regel nicht.
Methylphenidat wird aufgrund seiner antriebssteigernden Wirkung gelegentlich auch als Droge - sogenannte Smart-Drug - zur kognitiven Leistungssteigerung gehandelt. In seiner Wirkung ist es bei entsprechender Applikation Kokain ähnlich und kann bei nicht sachgemäßer Handhabung überschwängliche, euphorische Gefühlswahrnehmungen hervorrufen. In manchen Fällen wird Methylphenidat auch unter Studenten gehandelt, wenn diese ihre Leistungsfähigkeit steigern möchten.
In einer US-amerikanischen Studie gaben 16 % der langzeitbehandelten Jugendlichen an, dass ihnen illegaler Handel mit Methylphenidat angeboten worden sei. In Deutschland ist Methylphenidat als missbräuchlich angewendete Substanz nicht so stark verbreitet, wie in den USA. Ein Bericht des UNO-Drogenkontrollrats (INCB) des Jahres 2014 stellt einen weltweiten Verschreibungsanstieg von Methylphenidat um 70% zwischen den Jahren 2012 und 2013 fest.
Abhängigkeitspotential von Methylphenidat
Bei ordnungsgemäßer Therapie mit Methylphenidat ist bislang kein Fall von körperlicher Abhängigkeit registriert worden (2017), wobei hier noch nicht ausreichend Langzeitstudien vorhanden sind. Bei missbräuchlicher Verwendung besteht ein Suchtrisiko. Dieses besteht insbesondere bei parenteraler und intranasaler Applikation, die jedoch nicht der Verordnung entsprechen.
Nicht zu vernachlässigen ist nach Meinung einiger Kritiker auch eine potentielle, psychische Abhängigkeit, die die Medikation mit Methylphenidat bei einigen Betroffenen verursachen kann. Weitere Untersuchungen geben an, dass Methylphenidat das körperliche Abhängigkeitspotenzial gegenüber anderen Substanzen senken könne, wobei andere Studien dieses Ergebnis wiederrum nicht replizieren konnten[12].
Methylphenidat in der ADHS-Therapie
Methylphenidat kann bei einer stark ausgeprägten ADHS-Symptomatik bei Erwachsenen und Kindern ab dem sechsten Lebensjahr verabreicht werden. Voraussetzung für die Verschreibung des Medikaments ist die eingehende Aufklärung der Eltern / des Betroffenen über die Wirkungsweise und Nebenwirkungen, sowie die Vorteile und Nachteile der Medikation. Wird das Medikament ohne eingehende Aufklärung und ohne den Hinweis auf den multimodalen Therapieansatz verschrieben, ist dies als unsachgemäß zu bezeichnen.
Im Allgemeinen ist Methylphenidat nur bei hohem Leidensdruck indiziert, wenn im Vorfeld getroffene Maßnahmen nicht zur Verbesserung der Symptomatik beitragen konnten. In Deutschland noch nicht verfügbar ist die Darreichungsform von Methylphenidat über ein transdermales Pflaster, das den Wirkstoff über die Haut über einen Zeitraum von bis zu neun Stunden kontrolliert freisetzt. Der Plasmaspiegel lässt sich, ähnlich wie mit den retardierten Präparaten, über eine Dauer von bis zu zwölf Stunden aufrechterhalten, was der dreimaligen Gabe eines Methylphenidat-haltigen Präparats in Tablettenform entspricht.
Die Einstellung auf kurzwirksame Psychostimulanzien wie Methylphenidat erfolgt im Rahmen des multimodalen Gesamtbehandlungsplans. Die medikamentöse Therapie beginnt in der Regel mit einer niedrigen Einzeldosis (zum Beispiel 2,5 bis 5 mg bei Kindern im Grundschulalter) und wird im Rahmen der Titrationsmethode wöchentlich um 5-10 mg pro Tag gesteigert, bis die optimale Dosis erreicht ist. Oftmals ist nach einigen Monaten eine erneute Einstellung mit nochmals erhöhter Dosis erforderlich. Die Höchstdosis liegt bei 1 mg pro Kilogramm Körpergewicht.
Zur Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter wird für gewöhnlich zunächst eine Einzeldosis von 10 mg gegeben. In der Regel wird die Pharmakotherapie mit Methylphenidat mit einem kurzwirksamen Präparat, wie Ritalin, eingeleitet, um später evtl. auf ein retardiertes Präparat umzusteigen.
Multimodale Therapie bei ADHS
Bei der Therapie von AD(H)S ist die alleinige Gabe von Methylphenidat normalerweise nicht ausreichend. In vergleichenden Studien nachgewiesen („evidenzbasiert“) ist insbesondere die Wirksamkeit von Elterntrainings und Interventionen in Kindergarten und Schule, empfehlenswert ist auch ein Training von Konzentration und Arbeitstechniken, ein soziales Kompetenztraining oder ggf. eine Psychotherapie („multimodale Therapie“). Auch sollte die Medikation kein Dauerzustand sein, sondern immer wieder überprüft und an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden.
Methylphenidat als Teil eines Therapiekonzepts
Der Wirkstoff wird als Teil eines umfassenden Therapiekonzeptes eingesetzt. Dieses beinhaltet auch psychologische und pädagogische Maßnahmen.
Eine Behandlung mit Methylphenidat ist nicht bei allen Patienten mit ADHS indiziert und wird individuell sorgfältig abgewogen. Die Erst- und Folgeverordnung erfolgt deswegen unter der Aufsicht eines auf die Behandlung von ADHS spezialisierten Arztes, wie zum Beispiel einem Pädiater, Kinder-/Jugendpsychiater oder Psychiater.
Generell erfolgt die Behandlung mit Methylphenidat über einen längeren Zeitraum. In regelmäßigen Abständen wird überprüft, ob das Medikament immer noch notwendig ist. Für Einnahmepausen eignet sich ein schulfreier Zeitraum (z.B. Sommerferien).
Alternativen zu Methylphenidat
Bei der Behandlung von ADHS gibt es weitere Wirkstoffe, die zum Einsatz kommen können. Atomoxetin gehört nicht zur Gruppe der Psychostimulanzien, sondern zur Gruppe der selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Es wird aber ebenfalls bei ADHS eingesetzt. Anders als bei den übrigen ADHS-Medikamenten tritt die Wirkung erst nach einigen Wochen ein. Atomoxetin führt nicht zu Abhängigkeit und unterliegt auch nicht dem Betäubungsmittelgesetz. Amphetaminpräparate mit dem Wirkstoff Dexamfetamin, das für Kinder und Jugendliche zugelassen ist. Es sollte nur verschrieben werden, wenn andere ADHS-Medikamente keine ausreichende Wirksamkeit gezeigt haben.
Geschichte und Entdeckung von Methylphenidat
Methylphenidat wurde erstmals 1944 von Leandro Panizzon, einem Angestellten der schweizerischen Firma Ciba (heute Novartis), synthetisiert. Panizzon war Mitarbeiter des schweizer Pharmaunternehmens Ciba und zum Zeitpunkt seiner Entdeckung 37 Jahre alt. Er stellte den Wirkstoff durch eine Synthetisierung aus Phenylacetonitril und 2-Chlorpyridin her.[2] Wie zu dieser Zeit üblich, testete Panizzon den neuen Wirkstoff an sich selbst, konnte jedoch zunächst keine Wirkung feststellen.
Nachdem der Wirstoff bei ihm selbst keine besondere Wirkung zeigte, beschloss er, ihn an seiner Frau, Marguerite Panizzon, zu testen, die an niedrigem Blutdruck litt. Panizzon hatte die Vermutung, dass die neu entdeckte Verbindung bei seiner Frau positive Wirkungen zeigen könnte. Marguerite berichtete nach dem Tennisspiel über eine deutlich zu vernehmende Leistungssteigerung, die offenbar mit der Einnahme von Methylphenidat einerzugehen schien. Im Jahr 1950 ließen Panizzon und Max Hartmann ein verbessertes Herstellungsverfahren von Methylphenidat in den Vereinigten Staaten patentieren (US-Patent-Nummer 2507631).[3]
Methylphenidat wurde zunächst intravenös zur Behandlung von Barbituratvergiftungen eingesetzt.[4] 1954 wurde es unter dem Handelsnamen Ritalin als Mittel zur Behandlung von psychiatrischen Störungen vom schweizer Pharmaunternehmen Ciba patentiert. 1955 wurde Ritalin zur Behandlung zahlreicher Indikationen vorgestellt und zugelassen, darunter Depressionen, Müdigkeit und Narkolepsie.
tags: #ritalin #wirkung #synapse #wirkmechanismus