Rivastigmin bei Parkinson-Demenz: Dosierung, Wirkung und Anwendung

Einleitung

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem motorische Fähigkeiten beeinträchtigt. Viele Parkinson-Patienten entwickeln im Laufe der Zeit auch eine Demenz, die als Parkinson-Demenz bezeichnet wird. Diese Demenzform äußert sich in kognitiven Beeinträchtigungen, die Gedächtnis, Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen und andere geistige Fähigkeiten betreffen können. Rivastigmin, ein Cholinesterasehemmer, hat sich als wirksam bei der Behandlung der Demenz bei Parkinson-Krankheit erwiesen. Dieser Artikel beleuchtet die Dosierung von Rivastigmin bei Parkinson-Demenz, seine Wirkungsweise, Anwendung und wichtige Aspekte, die bei der Behandlung zu beachten sind.

Parkinson-Demenz: Eine Übersicht

Parkinson-Patienten leiden häufig an einer mit der Parkinson-Krankheit assoziierten Demenz. Hierbei tritt die kognitive Beeinträchtigung meist nach dem Auftreten motorischer Symptome, insbesondere der charakteristischen motorischen und sprachlichen Verlangsamung, auf. Die Pathologie ist bislang noch unklar, wobei aber eine Beeinträchtigung der cholinergen Neurotransmission im Nucleus basalis - durch Zelluntergang in diesem Hirnareal und verminderte Konzentration des für die Acetylcholin-Synthese wichtigen Enzyms Cholinacetyltransferase - die kognitive Beeinträchtigung erklären könnte.

Wirkungsweise von Rivastigmin

Rivastigmin gehört zu einer Gruppe von Wirkstoffen, die Cholinesterasehemmer genannt werden. Bei Patienten mit Alzheimer-Krankheit oder Parkinson-Demenz sterben bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab, was zu einem niedrigen Spiegel des Neurotransmitters Acetylcholin (eine Substanz, welche die Kommunikation der Nervenzellen miteinander ermöglicht) führt. Rivastigmin wirkt durch Blockade der Enzyme, die Acetylcholin abbauen: Acetylcholinesterase und Butyrylcholinesterase. Durch Blockade dieser Enzyme bewirkt Rivastigmin einen Anstieg von Acetylcholin im Gehirn und hilft, die Symptome der Alzheimer-Demenz und Parkinson-Demenz zu verringern.

Rivastigmin hemmt sowohl die Acetylcholinesterase als auch die Butyrylcholinesterase und führt so zu einer Verlängerung der Halbwertszeit von Acetylcholin im synaptischen Spalt, wodurch die cholinerge Neurotransmission indirekt gesteigert wird.

Klinische Studien zur Wirksamkeit von Rivastigmin

In einer multizentrisch durchgeführten, doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Studie mit 541 Patienten wurde untersucht, ob die Behandlung der Demenz bei Parkinson-Krankheit mit Rivastigmin wirksam ist. Die Patienten, die in diese Studie eingeschlossen wurden, litten an Parkinson-Krankheit und hatten mindestens zwei Jahre nach der Diagnose eine mit der Parkinson-Krankheit assoziierte Demenz entwickelt. Zu Studienbeginn war die Demenz leicht bis moderat (definiert als Werte von 10 bis 24 im Mini-Mental-State-Test).

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Die Patienten wurden über einen Zeitraum von 24 Wochen im Verhältnis 2:1 randomisiert mit Rivastigmin (362 Patienten) oder Plazebo (179 Patienten) behandelt. Die Rivastigmin-Dosis wurde hierbei von 1,5 mg 2-mal täglich in 4-wöchigen Intervallen um jeweils 3 mg täglich gesteigert. Nach dieser insgesamt 16-wöchigen Dosissteigerungsphase wurde die höchste, gut tolerierte Dosis für den restlichen Zeitraum beibehalten.

Die Behandlung mit Rivastigmin führte nach 24 Wochen zu einer signifikanten Verbesserung der kognitiven Leistung im Vergleich zu Plazebo (p<0,001): Die durchschnittliche Verbesserung lag bei 2,1 Punkten auf der kognitiven Subskala des ADAS, wohingegen bei Gabe von Plazebo eine durchschnittliche Verschlechterung um 0,7 Punkte beobachtet wurde. In der Beurteilung der Veränderung unter der Therapie (ADCS-CGIC) wurde ebenfalls bei signifikant mehr Patienten in der Rivastigmin-Gruppe als in der Plazebo-Gruppe ein günstiges Ergebnis festgestellt: Die durchschnittliche Veränderung nach 24 Wochen betrug in der Rivastigmin-Gruppe 3,8±1,4 und in der Plazebo-Gruppe 4,3±1,5 (p=0,007). Auch bei den sekundären Endpunkten war die Behandlung mit Rivastigmin der Gabe von Plazebo überlegen.

Dosierung und Anwendung von Rivastigmin

Die Behandlung muss durch einen Arzt erfolgen, der Erfahrung in der Diagnose und Therapie der Alzheimer-Demenz hat. Wie jede Therapie bei Demenz-Patienten darf eine Therapie mit Rivastigmin nur begonnen werden, wenn eine Bezugsperson zur Verfügung steht, die die regelmäßige Anwendung des Medikaments gewährleistet und die Behandlung überwacht.

Rivastigmin ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, darunter Kapseln, Lösung zum Einnehmen und transdermale Pflaster. Die Dosierung und Anwendung variieren je nach Darreichungsform:

Kapseln und Lösung zum Einnehmen

  • Beginn der Behandlung: Normalerweise beginnt die Behandlung mit einer niedrigen Dosis von 1,5 mg zweimal täglich.
  • Dosissteigerung: Der Arzt wird die Dosis langsam steigern, abhängig davon, wie der Patient auf die Behandlung reagiert. Die Dosis kann in 2-wöchigen Intervallen um 1,5 mg zweimal täglich erhöht werden, bis zu einer maximalen Dosis von 6 mg zweimal täglich.
  • Einnahme: Rivastigmin wird zweimal täglich (morgens und abends) mit einer Mahlzeit eingenommen. Die Kapseln werden unzerkaut mit Flüssigkeit geschluckt.

Transdermale Pflaster

  • Beginn der Behandlung: Zu Anfang der Behandlung wird ein Pflaster der geringsten Wirkstärke (4,6 mg/24 Stunden) verwendet.
  • Dosissteigerung: Nach mindestens vierwöchiger Behandlung, und wenn diese Dosis nach Einschätzung des behandelnden Arztes gut vertragen wird, wird er diese auf die empfohlene täglich wirksame Dosis von 9,5 Milligramm Rivastigmin/24 Stunden erhöhen. Diese Dosierung wird beibehalten, so lang der Patient davon einen Nutzen hat.
  • Höchstdosis: Bei Patienten, die eine deutliche Verschlechterung ihrer Hirnleistung zeigen, kann der Arzt (nach einer Behandlungsdauer von mindestens sechs Monaten) die Dosis auf die höchste (13,3 mg/24 Stunden) steigern. Zeigt sich auch dann keine Besserung, wird der Arzt einen Abbruch der Therapie erwägen.
  • Anwendung: Das Pflaster wird einmal täglich auf eine saubere, trockene und unbehaarte Hautstelle aufgeklebt. Es sollte jeden Tag zur gleichen Zeit gewechselt und an einer anderen Stelle platziert werden, um Hautreizungen zu vermeiden.

Wichtige Hinweise zur Anwendung der transdermalen Pflaster

  • Hautvorbereitung: Bevor Sie ein Pflaster aufkleben, achten Sie darauf, dass Ihre Haut sauber, trocken und unbehaart ist; frei von Puder, Öl, Feuchtigkeitscreme oder Lotion ist, die das Pflaster daran hindern können, richtig zu kleben; keine Verletzung, keinen Ausschlag und/oder Reizungen aufweist.
  • Pflasterwechsel: Entfernen Sie sorgfältig das vorhandene Pflaster, bevor Sie ein neues verwenden. Mehrere Pflaster an Ihrem Körper könnten eine überhöhte Menge dieses Arzneimittels freisetzen, was möglicherweise gefährlich sein könnte.
  • Platzierung: Kleben Sie beim Wechsel des Pflasters, nachdem Sie das Pflaster vom Vortag entfernt haben, das neue Pflaster immer in einen anderen Bereich als an den Tagen davor (zum Beispiel einen Tag auf der rechten Körperseite, am nächsten Tag links, einen Tag im oberen Rückenbereich, am nächsten Tag unten und so weiter). Dieselbe Körperstelle soll nur einmal alle 14 Tage ein Pflaster tragen.
  • Anbringen des Pflasters: Ziehen Sie eine Hälfte der Schutzfolie ab und achten Sie darauf, die Klebeflächen nicht mit den Fingern zu berühren. Legen Sie das Pflaster mit der selbstklebenden Seite auf den oberen oder unteren Rückenbereich, den Oberarm oder den Brustkorb und ziehen Sie dann die zweite Hälfte der Schutzfolie ab. Drücken Sie dann das Pflaster mit der Handfläche mindestens 30 Sekunden fest, sodass alle Kanten ordentlich haften.
  • Baden und Schwimmen: Baden, Schwimmen oder Duschen schaden dem Pflaster normalerweise nicht. Achten Sie jedoch darauf, dass das Pflaster sich nicht lockert oder löst. Setzen Sie das Pflaster nicht über längere Zeit äußeren Wärmequellen aus (z. B. übermäßige Sonnenstrahlung, Sauna, Solarium).
  • Was tun, wenn sich ein Pflaster löst?: Wenn ein Pflaster sich löst, kleben Sie für den Rest des Tages ein frisches Pflaster auf und wechseln Sie am nächsten Tag das Pflaster wie gewöhnlich zur gleichen Zeit.

Nebenwirkungen von Rivastigmin

Wie alle Arzneimittel kann auch Rivastigmin Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Häufigkeit und Art der Nebenwirkungen hängen von der Arzneiform ab, in der der Wirkstoff verabreicht wird.

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Sehr häufige Nebenwirkungen

  • Schwindel
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Appetitlosigkeit

Häufige Nebenwirkungen

  • Unruhe
  • Verwirrtheit
  • Kopfschmerzen
  • Schläfrigkeit
  • Zittern
  • Bauchschmerzen
  • Völlegefühl
  • Vermehrtes Schwitzen
  • Müdigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Schwäche
  • Unwohlsein

Gelegentliche Nebenwirkungen

  • Schlaflosigkeit
  • Depressionen
  • Ohnmacht
  • Stürze

Seltene Nebenwirkungen

  • Krampfanfälle
  • Hautausschlag
  • Angina Pectoris
  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre

Sehr seltene Nebenwirkungen

  • Harnwegsinfektionen
  • Halluzinationen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Bluthochdruck
  • Erhöhte Leberwerte
  • Bauchspeicheldrüsenentzündungen
  • Magen- und Darmblutungen
  • Bewegungsstörungen

Besondere Vorsichtshinweise

  • Gewichtsverlust: Patienten mit Alzheimer-Demenz verlieren durch die Behandlung mit Rivastigmin möglicherweise an Gewicht. Während der Behandlung sollte daher das Körpergewicht der Patienten regelmäßig überwacht werden.
  • Hautreaktionen: An der Stelle, wo das Rivastigmin-Pflaster aufgetragen wird, können Hautreaktionen auftreten.
  • Dosistitration: Nach einer Dosiserhöhung können Nebenwirkungen wie Bluthochdruck und Halluzinationen oder eine Verschlechterung von Parkinson-Symptomen auftreten.
  • Gastrointestinale Störungen: Übelkeit, Erbrechen und Durchfall können dosisabhängig sein und treten oft zu Beginn der Therapie oder bei Dosissteigerungen auf.
  • Schweres Erbrechen: Bei schwerem Erbrechen kann eine Dosisanpassung notwendig sein.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Rivastigmin kann Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln haben. Daher ist es wichtig, den Arzt über alle Medikamente zu informieren, die der Patient einnimmt.

  • Andere Wirkstoffe, die die Wirkung des Botenstoffs Acetylcholin erhöhen, wie etwa Succinylcholin werden von Rivastigmin in ihrer Wirkung verstärkt.
  • Die Wirkung von Muscarinrezeptor-Antagonisten hingegen wird von Rivastigmin möglicherweise beeinträchtigt.
  • Rivastigmin HEXAL sollte nicht gleichzeitig mit Metoclopramid (ein Arzneimittel zur Linderung oder Verhinderung von Übelkeit und Erbrechen) gegeben werden. Die gleichzeitige Einnahme beider Arzneimittel kann Probleme wie steife Gliedmaßen und zitternde Hände verursachen.
  • Vorsicht bei Einnahme von Rivastigmin HEXAL zusammen mit Betablockern (Arzneimittel wie Atenolol zur Behandlung von Bluthochdruck, Angina und anderen Herzleiden). Die gleichzeitige Einnahme beider Arzneimittel kann Probleme wie Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie) verursachen, die zur Ohnmacht oder Bewusstlosigkeitkeit führen kann.
  • Vorsicht ist geboten, wenn Rivastigmin HEXAL zusammen mit anderen Arzneimitteln eingenommen wird, die Ihren Herzrhythmus oder das elektrische System Ihres Herzens beeinflussen können (QT-Verlängerung).

Gegenanzeigen

Rivastigmin darf nicht eingesetzt werden bei:

  • Einer Überempfindlichkeit gegen Rivastigmin oder ähnliche Wirkstoffe (Carbamat-Abkömmlinge).
  • Schweren Leberfunktionsstörungen.
  • Hautreaktionen, die sich über die Pflastergröße hinaus ausdehnen, wenn eine intensive lokale Reaktion auftritt (wie Blasenbildung, zunehmende Hautentzündung, Schwellung) und wenn sich der Zustand nicht innerhalb von 48 Stunden nach Entfernung des transdermalen Pflasters verbessert.

Bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, erhöhtem Risiko solcher Geschwüre, Herzrhythmusstörungen, Funktionsstörungen des Herzens, Asthma und COPD sowie bei Veranlagung zu Krampfanfällen und Harnstauung sollte Rivastigmin nur unter großer ärztlicher Vorsicht angewendet werden.

Bei Patienten mit einem Körpergewicht unter 50 Kilogramm muss bei der Verschreibung von transdermalen Pflastern mit Rivastigmin besondere Vorsicht walten. Sollte eine Dosis oberhalb der empfohlenen 9,5 Milligramm/24 Stunden angewendet werden, können verstärkt Nebenwirkungen auftreten, und ein Therapieabbruch wegen Nebenwirkungen kann wahrscheinlicher sein.

Rivastigmin in Schwangerschaft und Stillzeit

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Rivastigmin nicht eingesetzt werden.

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