Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die vor allem die für Bewegung und Motorik zuständigen Gehirnregionen betrifft. Viele Parkinson-Patienten entwickeln im Verlauf der Krankheit kognitive Beeinträchtigungen, die bis hin zur Parkinson-Demenz reichen können. Rivastigmin, ein Cholinesterasehemmer, hat sich als wirksame Behandlungsoption zur Linderung kognitiver Symptome bei Parkinson-Demenz erwiesen und kann auch die Gangsicherheit verbessern.
Parkinson-Krankheit und Demenz
Die Parkinson-Krankheit ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Sie ist durch den Abbau von Nervenzellen in der Substantia nigra gekennzeichnet, einer Region im Mittelhirn, die für die Dopaminproduktion verantwortlich ist. Dopamin spielt eine wichtige Rolle bei der Steuerung der Körperbewegungen. Ein Dopaminmangel führt daher zu den charakteristischen motorischen Symptomen der Parkinson-Krankheit.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung können auch Nervenzellen, die Acetylcholin regulieren, absterben. Dies führt zu einem Acetylcholinmangel, der kognitive Störungen begünstigen kann. Etwa 20 bis 30 Prozent der Parkinson-Patienten entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung eine Demenz.
Von einer Parkinson-Demenz spricht man, wenn ein Mensch mit Parkinson mindestens zwei kognitive Einschränkungen aufweist, die sein unabhängiges Leben erschweren. Diese Einschränkungen können die Aufmerksamkeit, die Problemlösefähigkeit, die Sprache, die Orientierung oder das Gedächtnis betreffen. Betroffene verarbeiten Informationen oft langsamer und zeigen manchmal Persönlichkeitsveränderungen.
Das Risiko für eine Parkinson-Demenz steigt mit dem Alter. In der Altersgruppe der über 75-Jährigen entwickelt etwa jeder zweite Mensch mit Parkinson zusätzlich eine Demenz. Es wird auch vermutet, dass genetische Faktoren, insbesondere die GBA1-Mutation, eine Rolle spielen könnten.
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Ursachen und Diagnose
Die genauen Ursachen für das Absterben von Nervenzellen bei Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Eine wichtige Rolle scheint das Protein Alpha-Synuclein zu spielen, das sich in den Nervenzellen zu Ablagerungen, sogenannten Lewy-Körperchen, verklumpt.
Die Diagnose der Parkinson-Demenz basiert auf der Beobachtung der geistigen Fähigkeiten und speziellen Gedächtnistests wie dem PANDA-Test (Parkinson Neuropsychometric Dementia Assessment), der Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Wortfindung testet. Bildgebende Verfahren wie die MRT können zusätzlich zeigen, ob Teile des Gehirns geschrumpft sind.
Rivastigmin: Ein Cholinesterasehemmer zur Behandlung der Parkinson-Demenz
Rivastigmin ist ein Cholinesterasehemmer, der sowohl die Acetylcholinesterase als auch die Butyrylcholinesterase hemmt. Dadurch verlängert sich die Halbwertszeit von Acetylcholin im synaptischen Spalt, was indirekt die cholinerge Neurotransmission steigert. Rivastigmin ist zur Behandlung der Alzheimer-Demenz sowie der Demenz bei Patienten mit Parkinson zugelassen.
Wirksamkeit von Rivastigmin bei Parkinson-Demenz
Die Wirksamkeit von Rivastigmin bei Parkinson-Demenz wurde in einer multizentrischen, doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Studie mit 541 Patienten untersucht. Die Patienten litten an Parkinson-Krankheit und hatten mindestens zwei Jahre nach der Diagnose eine mit der Parkinson-Krankheit assoziierte Demenz entwickelt. Zu Studienbeginn war die Demenz leicht bis moderat.
Die Patienten wurden über einen Zeitraum von 24 Wochen im Verhältnis 2:1 randomisiert mit Rivastigmin oder Plazebo behandelt. Die Rivastigmin-Dosis wurde schrittweise gesteigert. Primäre Endpunkte waren ein kognitiver Leistungstest (ADAS-cog) und eine globale klinische Beurteilung der Veränderung gegenüber der Ausgangssituation (ADCS-CGIC) nach 16 und 24 Wochen.
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Die Studie zeigte, dass die Behandlung mit Rivastigmin zu einer signifikanten Verbesserung der kognitiven Leistung im Vergleich zu Plazebo führte. Auch in der Beurteilung der Veränderung unter der Therapie wurde bei signifikant mehr Patienten in der Rivastigmin-Gruppe ein günstiges Ergebnis festgestellt.
Verbesserung der Gangsicherheit
Eine weitere Studie untersuchte die Auswirkungen von Rivastigmin auf das Gangbild von Patienten mit Morbus Parkinson, die im vorangegangenen Jahr wenigstens einen Sturz erlebt hatten, bei denen jedoch keine kognitive Schwäche nachweisbar war. Die Studie zeigte, dass Rivastigmin die Schrittzeit-Variabilität signifikant senkte und die Zahl der Stürze reduzierte.
Anwendung und Dosierung
Rivastigmin wird rasch und vollständig resorbiert und erreicht maximale Plasmakonzentrationen nach etwa einer Stunde. Es wird hauptsächlich über eine durch Cholinesterase vermittelte Hydrolyse abgebaut. Die wirksame Dosis beträgt 3 bis 6 mg zweimal täglich. Patienten sollten die individuell höchste, noch gut verträgliche Dosis für eine optimale Therapie erhalten. Die empfohlene Höchstdosis liegt bei 6 mg zweimal täglich. Wenn die Behandlung länger als drei Tage unterbrochen wurde, sollte sie mit einer Dosis von zweimal täglich 1,5 mg wieder aufgenommen werden.
Rivastigmin ist auch als transdermales Pflaster erhältlich, das eine kontinuierliche Wirkstofffreisetzung ermöglicht. Die Dosierung des Pflasters wird ebenfalls schrittweise gesteigert, um die bestmögliche Wirkung bei minimalen Nebenwirkungen zu erzielen.
Nebenwirkungen
Wie bei allen Medikamenten kann es auch bei der Einnahme von Rivastigmin zu Nebenwirkungen kommen. Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Diese treten oft zu Beginn der Therapie oder bei Dosissteigerungen auf und sind dosisabhängig. In einigen Fällen kann es auch zu Gewichtsverlust, Hautreaktionen an der Applikationsstelle des Pflasters, Bluthochdruck, Halluzinationen oder einer Verschlechterung von Parkinson-Symptomen kommen.
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Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen
Rivastigmin sollte nicht eingenommen werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, bei schweren Leberfunktionsstörungen oder bei bestimmten Herzerkrankungen. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Magen-Darm-Geschwüren, Asthma oder Harnwegsobstruktion.
Es liegen keine klinischen Daten über mit Rivastigmin exponierte Schwangere vor. Rivastigmin wird bei Tieren in die Muttermilch ausgeschieden. Daher sollte Rivastigmin während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden.
Die Alzheimer-Demenz kann allmählich zu einer Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit und der Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen führen. Darüber hinaus kann Rivastigmin, insbesondere zu Beginn der Behandlung oder bei Dosiserhöhung, Schwindel und Somnolenz hervorrufen. Daher sollten Patienten, die Rivastigmin einnehmen, ihre Fahrtüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen sorgfältig prüfen.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Rivastigmin kann die Wirkung von Anticholinergika (z. B. Betablocker) verstärken und sollte nicht zusammen mit anderen Cholinesterasehemmern eingenommen werden.
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