Für die meisten Menschen ist die Diagnose Demenz zunächst ein Schock, da sie das Leben grundlegend verändert. Sie kann aber auch zuvor unerklärliche Veränderungen des Verhaltens oder der Persönlichkeit begreiflich machen. Die vaskuläre Demenz (VAD), nach der Alzheimer-Krankheit (AD) die zweithäufigste Demenzform, betrifft schätzungsweise 0,3 Prozent der Bevölkerung. In den westlichen Industrieländern liegt die Prävalenz bei circa 14,6 pro 1 000 Personenjahre.
Was ist vaskuläre Demenz?
Vaskuläre Demenz ist ein Sammelbegriff für Demenzerkrankungen, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht werden. Diese Störungen führen zu einer Unterversorgung des Hirngewebes mit Blut und Sauerstoff, was die kognitiven Funktionen beeinträchtigt. Der medizinische Fachbegriff für Demenz-Erkrankungen, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht werden, ist vaskuläre Demenz.
Definition des Vascular Cognitive Impairment (VCI)-Syndroms
Das Vascular Cognitive Impairment (VCI)-Syndrom ist ein Syndrom mit klinischen Schlaganfällen oder subklinischen vaskulären Hirnveränderungen und begleitenden kognitiven Beeinträchtigungen, deren schwerste Form die vaskuläre Demenz ist.
Ursachen der vaskulären Demenz
Vaskuläre Demenz entsteht durch eine gestörte Blut- und Sauerstoffversorgung des Hirngewebes. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen (Arteriosklerose), Blutgerinnsel (Thrombosen, Embolien) oder Hirnblutungen (auch in kleinerem Umfang) sein. Diese Ereignisse können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden, wodurch Hirnzellen geschädigt werden oder absterben.
Verschiedene Veränderungen der Gefäße und des Herz-Kreislauf-Systems können vaskuläre Demenz zur Folge haben.
Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick
Verengung kleiner Blutgefäße (zerebrale Mikroangiopathie)
Die häufigste Ursache einer vaskulären Demenz ist eine Erkrankung der kleinen Blutgefäße im Gehirn (zerebrale Mikroangiopathie). Dabei werden die hirneigenen Blutgefäße durch Ablagerungen und Wandverdickungen so eng, dass die abhängigen Bereiche des Gehirns nicht mehr genügend Sauerstoff erhalten. Diese Form der Mangeldurchblutung kann langsam voranschreiten und sich ausbreiten. Sie kann aber auch zu einzelnen oder mehreren kleinen Schlaganfällen führen.
Blutgerinnsel
Eine andere Ursache der vaskulären Demenz sind Blutgerinnsel aus Halsarterien oder dem Herzen, welche hirnversorgende Gefäße verstopfen. Durch den plötzlichen Verschluss des zuführenden Gefäßes stirbt das nachgeschaltete Hirngewebe ab. Mediziner sprechen dann von einem Hirninfarkt. Die Blutgerinnsel entstehen an Ablagerungen in den Halsgefäßen (Arteriosklerose) oder im Herzen beim Vorhofflimmern, einer Herzrhythmusstörung. Wenn mehrere kleine Hirninfarkte an verschiedenen Orten auftreten und zu vaskulärer Demenz führen, spricht man von einer Multiinfarkt-Demenz. Aber auch ein einzelner Hirninfarkt kann Demenz auslösen, wenn er eine für die geistige Leistung wichtige Region betrifft. Wird eine größere Schlagader durch ein Blutgerinnsel verlegt, stirbt auch ein größerer Bereich des nachgeschalteten Hirngewebes ab. Mindestens ein Viertel der Menschen mit einem solchen Schlaganfall entwickeln im weiteren Verlauf eine Demenz.
Blutungen im Gehirn
Deutlich seltener wird vaskuläre Demenz durch Blutungen im Gehirn verursacht. Verursacht vor allem durch die Amyloidangiopathie.
Theorie der diffusen Schädigung („Schrotschusstheorie“)
Kleine disseminierte Infarkte, die in ihrer Gesamtheit aber eine kritische Masse Hirngewebe zerstören können.
Theorie des strategischen Infarktes
Kleine Läsionen an der richtigen Verschaltungsstelle, zum Beispiel beidseitig Thalamus, hinteres Kapselknie, Gyrus angularis, frontales Marklager, führen zu schweren Ausfällen.
Lesen Sie auch: Neurologische Untersuchung
Summationstheorie: Multiinfarktdemenz
Es kommt durch mehrere Schlaganfälle zum Untergang einer kritischen Masse von Hirngewebe.
Risikofaktoren für vaskuläre Demenz
Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören - neben einem höheren Lebensalter - Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Rauchen. Ein weiterer Risikofaktor ist eine ungesunde Lebensweise.
Die Hauptrisiken für die vaskuläre Demenz sind kardiovaskuläre sowie metabolische Vorerkrankungen. Solche Risikofaktoren, die unbedingt behandelt werden sollten, sind:
- Bluthochdruck
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Veränderter Fettstoffwechsel - insbesondere ein erhöhter LDL-Cholesterinspiegel
- bestimmte Herzkrankheiten wie Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit oder Herzschwäche
Auch Bewegungsmangel, Rauchen und ungesunde Ernährung können zur Entwicklung einer vaskulären Demenz beitragen.
Symptome der vaskulären Demenz
Die Symptome der vaskulären Demenz sind vielfältig und hängen von der Art, der Lokalisation und dem Ausmaß der Hirnschädigung ab. Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz stehen Gedächtnisstörungen zu Beginn nicht immer im Vordergrund. Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten.
Lesen Sie auch: Was Sie über Neurologie wissen sollten
Anders als bei der Alzheimer-Demenz steht die nachlassende Gedächtnisleistung weniger im Vordergrund. Die häufigste Form der vaskulären Demenz, die auf einer Erkrankung der kleinen Gehirngefäße beruht, hat folgende charakteristische Symptome:
- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörung
- Verlangsamung, zum Beispiel von Denkprozessen
- Vergesslichkeit
- erschwerte Umsetzung von Alltagsaufgaben
- Antriebsstörung bis hin zu Teilnahmslosigkeit (Apathie)
- rasche geistige und körperliche Erschöpfung
Häufig treten zusätzlich folgende körperliche Symptome auf:
- Gangstörungen
- Verlust der Kontrolle über die Blase, zum Beispiel verstärkter Harndrang oder Inkontinenz
- Probleme beim Schlucken und Sprechen
- grundloses Lachen und Weinen
- Schwindelgefühl
Sind größere Hirnregionen von einer plötzlichen Minderdurchblutung betroffen, kommt es zu Schlaganfallsymptomen wie Lähmungen, Taubheitsgefühlen und Sehstörungen.
Ganz allgemein lassen bei einer Demenz-Erkrankung die geistigen Fähigkeiten immer mehr nach, bis sie schließlich ganz verloren gehen.
Symptome der Multiinfarkt-Demenz
Die Multiinfarkt-Demenz geht mit zahlreichen Demenz-Symptomen einher. Häufig treten Orientierungs-, Wahrnehmungs-, Aufmerksamkeits-, Sprach- und Gedächtnisstörungen auf. Vaskuläre Demenzen werden mit einer auffälligen Veränderung der Persönlichkeit verbunden, plötzlichem Stimmungswechsel oder einer Depression als Folge der Hirnschädigungen. Neurologische Symptome wie die Lähmung einer Körperhälfte, epileptische Anfälle, Störungen des Sehvermögens, Störungen des Ganges und folglich die Versteifung von Muskeln, aufgrund mangelnder Bewegung, sind ebenfalls möglich.
Klinisch orientierte Systematik nach Loeb und Meyer
- Multiinfarktdemenz: Typisch mit Aphasien, Dyslexien, Dysgraphien, Dyspraxien, Amnesien, Agnosien, Störungen von Aufmerksamkeit und Urteilsvermögen.
- Strategische Infarkte
- Multiple lakunäre Infarkte: Typische Symptome sind Apathie, Denkverlangsamung, psychomotorische Verlangsamung, Bradykinesie, Orientierungs-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen, Perseverationen.
- Binswangersche Erkrankung: subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie mit diffusen Marklagerveränderungen. Im Extremfall eine schwere subkortikale Demenz mit Abulie, Inkontinenz und Rigidität.
- Mischung obiger Formen: zum Beispiel Territorialinfarkte und lakunäre Infarkte.
- Einzelne oder multiple intrazerebrale Hämatome: Verursacht vor allem durch die Amyloidangiopathie.
- Subkortikale familiäre Demenzen: zum Beispiel Cadasil-Syndrom.
- Mixed Dementia: vaskuläre Demenz plus Alzheimer-Demenz.
Diagnose der vaskulären Demenz
Um festzustellen, ob überhaupt eine Demenz vorliegt, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Um diese festzustellen werden zunächst das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen, zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, untersucht. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben.
Die diagnostischen Kriterien beruhen auf der Kombination von einer kognitiven Beeinträchtigung mit dem Nachweis eines klinischen Schlaganfalls oder dem bildgebenden Nachweis einer Hirngefäßerkrankung. Kritisch ist dabei die kausale Verknüpfung dieser beiden Faktoren.
Die Demenz muss nachgewiesen werden durch einen Verlust kognitiver Leistungen gegenüber einer früheren normalen Grundsituation. Es sollten mindestens zwei kognitive Domänen betroffen sein und die Fähigkeit des täglichen Lebens beeinträchtigt sein.
Diagnostische Verfahren
- Anamnese: Ärztliches Gespräch über die persönliche Krankengeschichte. Besonders wichtig sind dabei frühere oder aktuelle Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Hirngefäße, Bluthochdruck und Diabetes. Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich nach Beschwerden und Problemen im Alltag, nach Stimmungsschwankungen sowie nach den Lebensumständen.
- Körperliche Untersuchung: Feststellung, ob Durchblutungsstörungen vorliegen. Ebenso wichtig ist der neurologische Status, der die Koordination, Motorik, den Tastsinn und den Gleichgewichtssinn umfasst.
- Neuropsychologische Tests: Standardisierte Testbatterie, um die verschiedenen Erkrankungsausprägungen der vaskulären kognitiven Veränderung zu erfassen. Medizinische Demenztests dienen der Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit. Dabei werden bestimmte geistige Leistungsbereiche, wie Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit getestet. Der MOCA-Test (www.mocatest.org) ist ein hervorragendes Screening-Werkzeug zur Testung und zur seriellen Verlaufsbeurteilung bei Verdacht auf vaskuläre Demenz.
- Bildgebende Verfahren: CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) können Veränderungen im Gehirn festgestellt werden. Der Nachweis von vaskulären Läsionen im Hirnparenchym mit bildgebenden Verfahren ist die Voraussetzung für die Diagnose einer vaskulären Demenz nach Kriterien der NINDS-AIREN. Die Methode der Wahl ist die Magnetresonanztomographie (MRT). Ultraschall-Untersuchungen der Halsgefäße und spezielle CT- und MRT-Aufnahmen der Hirnschlagadern dienen dazu, Verengungen zu erkennen, die Durchblutungsstörungen im Gehirn verursachen können.
- Laboruntersuchungen: Spezifische Biomarker stehen gegenwärtig nicht zur Verfügung. Die Liquoruntersuchung ist differenzialdiagnostisch wichtig. Blutdruckmessung und Blutuntersuchungen, um zum Beispiel einen erhöhten LDL-Cholesterinwert nachzuweisen. Zur Überprüfung der Herzfunktionen wird in der Regel ein Elektrokardiogramm (EKG) und ein Langzeit-EKG durchgeführt, vor allem, um ein Vorhofflimmern zu erkennen. Beim Langzeit-EKG kommt ein tragbares Gerät zum Einsatz, das die Herzaktivität über einen längeren Zeitraum (meist 24 Stunden) aufzeichnet.
- Gen-Tests: Manche Gefäßerkrankungen, die eine vaskuläre Demenz begünstigen, sind erblich und können, wenn eine genetisch bedingte Erkrankung vermutet wird, über Tests nachgewiesen werden.
Behandlung der vaskulären Demenz
Eine vaskuläre Demenz ist nicht heilbar. Die im Gehirn entstandenen Schäden können nicht rückgängig gemacht werden. Ziel der Therapie ist es, weiteren Schäden vorzubeugen und eine Verschlimmerung der Beschwerden aufzuhalten, beziehungsweise zu verlangsamen. Da Durchblutungsstörungen die Ursache der vaskulären Demenz sind, ist es besonders wichtig, bestehende Risiko-Erkrankungen zu behandeln. So kann die Gefahr verringert werden, dass noch mehr Hirngewebe abstirbt.
Die wesentliche Therapie der vaskulären Demenz ist die Behandlung der zerebrovaskulären Risikofaktoren und die konsequente Sekundärprävention weiterer ischämischer Ereignisse. Die beiden Therapieprinzipien bei Defektsyndromen nach stattgehabten Insulten sind die Neurorehabilitation sowie die Sekundärprophylaxe zur Verhütung neuer Schädigungen. Es gibt keine überzeugenden oder speziell zugelassenen Medikamente.
Behandlung von Risiko-Erkrankungen
Bluthochdruck, Diabetes mellitus und zu hohe Cholesterinwerte lassen sich gut durch Änderungen des Lebensstils und mit Medikamenten behandeln. Bei Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern, koronarer Herzkrankheit oder Herzschwäche wird ebenfalls gezielt therapiert.
Wenn Blutgerinnsel im Gehirn aufgetreten sind, kommen gerinnungshemmende Medikamente zum Einsatz - ASS bei Gefäßleiden und Gerinnungshemmer bei Vorhofflimmern. So lassen sich weitere Schlaganfälle verhindern. Ist eine stark verengte Halsschlagader die Ursache, kann die Engstelle auch durch eine Operation oder einen Stent behandelt werden.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Behandlung vaskulärer Risikofaktoren kann die Inzidenz von (Re-)Insulten und einer daraus resultierenden Demenz senken. Eine Anwendung von Antidementiva bei unterschiedlichen Formen einer vaskulären Demenz kommt im Rahmen eines individuellen Heilversuchs in Betracht.
Bisher gibt es noch keine symptomatische medikamentöse Standardbehandlung der kognitiven Störungen bei vaskulären Hirnveränderungen. Da eine Abgrenzung zu Mischdemenzen mit der Alzheimer-Demenz im Einzelfall schwierig ist, wird pragmatisch häufig eine antidementive Therapie auf dem Boden der S3-Leitlinie Demenzen für die AD gewählt (www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038- 013.html).
Nicht-medikamentöse Therapie
Die nichtmedikamentöse und psychiatrische Therapie folgt den allgemeinen Prinzipien der Neurorehabilitation, Soziotherapie und Psychoedukation. Es wird auf die S3-Leitlinie Demenzen verwiesen: www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038-013.html
Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie können helfen, die kognitiven Fähigkeiten und somit die Lebensqualität der Patientin oder des Patienten zu verbessern. Auch Musiktherapie, Erinnerungsarbeit und Krankengymnastik können Betroffenen helfen.
Vaskuläre Demenz kann mit Gesprächen (kognitive Stimulation) oder Erinnerungsarbeit (autobiographische Arbeit) behandelt werden. Körperliche Betätigung oder Kunsttherapie können geeignete Behandlungsmethoden darstellen.
Prävention
Um einer vaskulären Demenz vorzubeugen, ist die Behandlung der Gefäßrisikofaktoren entscheidend.
Die Behandlung der Risikofaktoren hat eine wesentliche Bedeutung für die Prävention einer zerebrovaskulären Grunderkrankung und damit einen indirekten Effekt auf die vaskuläre Demenz. Vor allem durch Blutdrucksenkung kann eine Reduktion von Schlaganfällen (bis zu 42 Prozent) erreicht werden. Es empfiehlt sich die konsequente medikamentöse Sekundärprävention bei Patienten mit vaskulärer Demenz durchzuführen (siehe: Leitlinie Sekundärprävention des Schlaganfall unter www.dgn.org).
- Lebensstil: Ein aktiver Lebensstil, im Sinne von körperlicher Betätigung (z.B. regelmäßige Bewegung), gesunde, mediterrane Ernährung, Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.
- Behandlung von Risikofaktoren: Erhöhter Blutdruck muss behandelt werden, Fett- und Zuckerwerte im Blut sollten durch die Gabe von Medikamenten optimal eingestellt werden.
Leben mit vaskulärer Demenz
Menschen mit vaskulärer Demenz erleben ihre Situation unterschiedlich und gehen auch unterschiedlich damit um. Manchen gelingt es, die Krankheit zu akzeptieren und trotz der Einschränkungen so lange wie möglich ein aktives und zufriedenes Leben zu führen. Anderen fällt dies schwer: Sie ziehen sich zurück, sind oft traurig oder werden depressiv. Wieder andere verdrängen ihre Erkrankung und deren Symptome. Viele Menschen, die nach Schlaganfällen eine Demenz entwickeln, haben zudem Angst vor weiteren Hirninfarkten.
Mit der Zeit kann es gelingen, mit den Einschränkungen und Ängsten umzugehen und die Krankheit anzunehmen. Dabei spielt die Unterstützung anderer Menschen, vor allem aber der Familie, eine wichtige Rolle. Besonders in späteren Stadien sind Angehörige durch die Pflege und Betreuung meist stark belastet und benötigen dann selbst irgendwann Unterstützung. Für sie wie für Betroffene ist es wichtig, in die Behandlungspläne einbezogen zu werden und Angebote zu erhalten, die zur persönlichen Situation und den eigenen Bedürfnissen passen. Darunter fallen neben Schulungen auch praktische Hilfen, zum Beispiel Beratung zu finanzieller Unterstützung und Antragstellung.
Der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen - etwa in Selbsthilfegruppen - wird von vielen als wertvoll erlebt. Zu erfahren, wie andere weiter aktiv bleiben und zum Beispiel Hobbys pflegen wie Singen, Wandern, Kochen oder Malen, macht Mut. Aktivitäten helfen auch, nicht immer an die Krankheit zu denken. Zufriedenheit und eine gute Lebensqualität sind trotz Demenz oft noch lange möglich.
Wenn eine Demenz-Erkrankung weit fortgeschritten ist und eine immer umfassendere Betreuung nötig macht, können Angehörige irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Dann kann der Umzug in eine Einrichtung, in der Pflege, Betreuung und medizinische Versorgung durch Fachkräfte möglich sind, für alle Beteiligten die bessere Lösung sein. Die Entscheidung zum Umzug in ein Pflegeheim oder eine betreute Wohngemeinschaft fällt oft nicht leicht - zumal es eine Weile dauern kann, bis eine geeignete Einrichtung gefunden ist.
Multiinfarkt-Demenz
Die Multiinfarkt-Demenz ist eine Form der vaskulären Demenz. Während bei neurodegenerativen Demenzen (wie Alzheimer, Frontotemporale Demenz und Lewy-Körperchen-Demenz) die Nervenzellen degenerieren, sind bei vaskulären Demenzen Durchblutungsstörungen der Nervenzellen für die Folgen der Erkrankung verantwortlich.
Ursache
Die Ursache der Multiinfarkt-Demenz sind ischämische Schlaganfälle. Durch mehrere kleine Hirninfarkte sterben Gehirnzellen ab. Allgemein ist eine gestörte Blutversorgung des Gehirns für das Auftreten vaskulärer Demenzen verantwortlich. Seltene Ursachen der vaskulären Demenz sind z. B. Thrombosen, Embolien sowie Blutgerinnungsstörungen.
Stadien
Da die Multiinfarkt-Demenz keinen einheitlichen Verlauf aufzeigt, lässt sich diese Demenzform nicht in eindeutige Stadien unterteilen. Beobachtet wurde ein fluktuierender Verlauf der Symptomatik mit Verschlechterungen, kurzzeitigen Verbesserungen sowie Stillstand. Im späteren Verlauf der unheilbaren Multiinfarkt-Demenz kommt es zur Pflegebedürftigkeit der betroffenen Person.
Betroffene
Betroffene der Multiinfarkt-Demenz sind größtenteils ältere Menschen (> 60 Jahre), wobei bei Männern diese Form der Demenz häufiger auftritt als bei Frauen. Zudem ist die vaskuläre Demenz nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Demenzform. Nicht zu unterschätzen sind Risikofaktoren, welche das Auftreten der „Multiinfarkte“ begünstigen.
Risiko verringern
Um das Risiko des Auftretens von Multiinfarkten im Gehirn zu verringern, müssen die Risikofaktoren der Multiinfarkt-Demenz betrachtet werden. Neben den „allgemeinen Krankmachern“ wie zum Beispiel Nikotin, eine ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Stress oder starkes Übergewicht, können bestehende Krankheiten bzw. Mängel Multiinfarkte begünstigen. Herzrhythmusstörungen, Verengung oder Verkalkung der Gefäße, welche das Gehirn versorgen, erhöhte Blutdruckwerte, hohe Cholesterinwerte oder Diabetes mellitus sind weitere Risikofaktoren. Die Risikofaktoren einer Multiinfarkt-Demenz sind demnach den Risikofaktoren eines Schlaganfalls ähnlich.
Um das Risiko einer Multiinfarkt-Demenz zu verringern, sollte sich bestenfalls gesund und vor allem fettarm ernährt, nicht geraucht, regelmäßig bewegt und regelmäßig von Fachpersonen untersucht lassen werden.
Vererbung
Genau genommen, ist die Multiinfarkt-Demenz nicht vererbbar. Dahingehend können Risikofaktoren vererbt werden, welche das Auftreten von Multiinfarkten im Gehirn erhöhen. Zum Beispiel kann die Veranlagung zu Gefäßerkrankungen, Übergewicht oder Suchtverhalten in der Familie liegen.
Diagnose
Für die Diagnose einer Multiinfarkt-Demenz sind zunächst die Symptome von Bedeutung. Es gilt auszuschließen, dass die demenzähnlichen Symptome nicht aufgrund einer anderen Erkrankung aufgetreten sind wie zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen oder Depression. Zudem muss die Demenzform von anderen Demenzformen abgegrenzt werden, welche mit ähnlichen Symptomen einhergehen. Bei den Betroffenen können oft weitere Erkrankungen gefunden werden, welche die Diagnose der Multiinfarkt-Demenz bestärkt wie in etwa eine koronare Herzkrankheit oder periphere arterielle Verschlusskrankheit. Neben der Anamnese können Laborwerte untersucht sowie bildgebende Verfahren und neuropsychologische Testverfahren eingesetzt werden. Eindeutig kann die Diagnose jedoch nur nach Eintreten des Todes nach weiterer Untersuchung des Gehirns, gestellt werden.
Behandlung
Die bereits entstandenen Hirnschädigungen können nicht geheilt werden, jedoch kann der frühzeitige Einsatz von Medikamenten den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen. Ziel dabei, ist es vor allem weitere Hirninfarkte zu vermeiden und das eigenständige Leben der Patientinnen möglichst lange zu erhalten. Um den Hauptrisikofaktoren entgegenzuwirken, werden ggf. Medikamente eingesetzt um den Blutdruck, den Blutzuckerspiegel sowie die Blutfettwerte zu senken. Auch blutverdünnende Medikamente sind sinnvoll, um der Bildung von Blutgerinnseln vorzubeugen. Wie bei jeder Therapie gilt auch hier die Berücksichtigung der Individualität der einzelnen Patientinnen. Absprachen mit den Patientinnen, Ärztinnen, Therapeut*innen, Angehörigen sowie Pflegekräften sind von großer Bedeutung, um die bestmögliche Therapie zu gewährleisten.
Neben dem Einsatz von Medikamenten, kann zusätzlich eine individuelle nicht-medikamentöse Therapie eingesetzt werden. Die mit der Multiinfarkt-Demenz einhergehenden Symptome, können positiv beeinflusst werden, zum Beispiel durch kognitives Training, Sport, Physio-, Ergo-, Erinnerungs-, Musik- oder Psychotherapie. Daneben sind alltägliche Bewegung sowie soziale Kontakte sehr wichtig für den Verlauf von Demenzformen.
Folgen
Die Folgen der Multiinfarkt-Demenz sind zum einen die Umstände, welche mit den zahlreichen Symptomen einhergehen. Der Umgang mit diesen ist weder für die Patientinnen noch für die Angehörigen einfach. Zudem ist die Sterblichkeit der über 85-jährigen Patientinnen dreimal so hoch wie die von Personen gleichen Alters ohne eine vorhandene Demenz. Dabei tritt der Tod der Patientinnen nicht aufgrund der Demenzform an sich ein, sondern aufgrund der damit einhergehenden Symptome und Folgen. Für die mentale Unterstützung können auch Psychotherapeutinnen und Berater*innen hinzugezogen werden. Zudem ist ein (ambulanter) Pflegedienst im Verlauf der Demenz notwendig, wenn die Angehörigen die betroffene Person nicht selbst täglich pflegen und betreuen möchten oder können.
tags: #vaskuläre #Demenz #definition