Schlaganfall: Ursachen, Symptome und moderne Behandlungsmethoden

Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, auch Hirnschlag oder Hirninfarkt genannt. Obwohl die Sterblichkeit in den letzten 25 Jahren fast halbiert wurde, bleibt der Schlaganfall eine der häufigsten Todesursachen. Es ist wichtig, die Ursachen, Symptome und Behandlungsmethoden zu kennen, um im Notfall schnell und richtig handeln zu können.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall (Apoplex) ist eine Störung der Gehirnfunktion, die dadurch entsteht, dass ein Hirnbereich nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird und daher nicht mehr genügend Sauerstoff bekommt. Die betroffenen Nervenzellen sterben daraufhin ab, was unterschiedliche Folgen haben kann. Hervorgerufen wird der Hirnschlag entweder durch eine abrupte Mangeldurchblutung des Gehirns (transitorische ischämischer Schlaganfall - TIA) oder durch eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer Infarkt). Kommt es dazu, werden pro Sekunde 32.000 Nervenzellen zerstört. Hirnschläge sind hierzulande nach Herzinfarkt die zweithäufigste Todesursache.

Ursachen und Risikofaktoren

Manche Faktoren für ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko sind erblich bedingt, andere Risikofaktoren für einen Apoplex kann man selbst beeinflussen.

  • Alter: Ungefähr die Hälfte der Schlaganfälle ereignen sich bei über 75-Jährigen. 15 Prozent der Schlaganfall-Patienten sind unter 45 Jahre alt.
  • Genetische Veranlagung: Wenn es in der Familie schon einmal einen Schlaganfall gab, könnte das Schlaganfall-Risiko erhöht sein.
  • Gewicht: Übergewicht kann zu erhöhtem Blutdruck oder Diabetes führen. Bei Herz- und Kreislauferkrankungen hat sich gezeigt, dass bei einer Gewichtsabnahme das Risiko gesenkt werden konnte.
  • Blutdruck: Je höher der Blutdruck, desto höher das Schlaganfall-Risiko. Bluthochdruck verursacht Schäden an den Gefäßwänden und begünstigt die Entwicklung von Arteriosklerose.
  • Cholesterinspiegel: Fettstoffwechselstörungen oder ein erhöhter Cholesterinspiegel verdoppeln das Schlaganfall-Risiko.
  • Gefäßgesundheit: Ursache für Schlaganfälle ist häufig eine Gefäßverkalkung, die sogenannte Arteriosklerose. Bei dieser bilden sich Ablagerungen in der elastischen Gefäßwand, die dadurch immer enger wird.
  • Diabetes: Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, erhöht für Diabetiker das Schlaganfall-Risiko um das Zwei- bis Dreifache.
  • Rauchen: Rauchen verdoppelt das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
  • Alkoholkonsum: Alkohol in Maßen hat keinen Einfluss auf das Schlaganfall-Risiko. Ein Glas Rotwein ab und zu kann sogar den Cholesterinspiegel senken. Mehr soll es aber nicht sein, sonst steigt das Risiko sofort.
  • Sport: Durch Sport werden die Gefäße elastisch gehalten. Blutdruck und Cholesterinwerte sinken, der Zuckerstoffwechsel wird reguliert. Wenig körperliche Bewegung begünstigt das Schlaganfall-Risiko.

Insbesondere bei jüngeren Menschen unter 55 kann auch ein Einriss einer Halsschlagader oder ein angeborenes Loch im Herzen der Auslöser für einen Schlaganfall sein. Dieses wird zum Problem, wenn kleine Blutgerinnsel (Thromben) aus den Venen hindurch gespült werden und über die Hauptschlagader in den Kopf wandern, wo sie die Arterie verstopfen und so den Schlaganfall auslösen.

Symptome erkennen und richtig handeln

Ein Schlaganfall kommt häufig nicht aus heiterem Himmel. In vielen Fällen kündigt er sich durch kleinere, vorübergehende Durchblutungsstörungen an: Eine TIA beispielsweise kann wenige Minuten bis 24 Stunden bestehen. Es ist wichtig, die Symptome zu erkennen und sofort zu handeln, da jede Minute zählt ("Time is brain"). Nur 25 Prozent der Patientinnen und Patienten erreichen ein Krankenhaus innerhalb der ersten zwei Stunden nach Symptombeginn. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe stellt den diesjährigen Welt-Schlaganfalltag am 29. Oktober deshalb unter das Motto „Jeder Schlaganfall ist ein Notfall - 112!“ Sie will aufklären über die Symptome eines Schlaganfalls und das richtige Verhalten im Notfall.

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Typische Symptome

Typische Symptome für einen Schlaganfall sind:

  • Plötzliche einseitige Lähmung, insbesondere im Arm
  • Einseitiges Taubheitsgefühl in Arm, Bein, Gesicht, Zunge oder Mundraum (taubes, pelziges oder kribbeliges Gefühl)
  • Einseitig herabhängender Mundwinkel
  • Sehstörungen (verschwommenes, doppeltes oder eingeschränktes Sehen) bis hin zur vorübergehenden Erblindung
  • Sprachstörungen (undeutliches Sprechen, Wiederholungen von Wörtern oder Silben, lange Pausen) bis hin zum Verlust des Sprachvermögens
  • Verminderte Ausdrucksfähigkeit (der Betroffene kann nicht mehr benennen, was er möchte oder äußert sich sinnlos)
  • Verständnisstörungen (Anweisungen werden nicht oder falsch umgesetzt)
  • Verwirrtheit
  • Hörverlust
  • Gleichgewichtsstörungen, Schwindel (Stehen und Sitzen ist nicht mehr möglich)
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Bewusstlosigkeit
  • Starke Kopf- und Nackenschmerzen (setzen schlagartig ein und sind kaum zu ertragen: typisch bei einer Gehirnblutung)

Wichtig: Diese Symptome treten nicht unbedingt alle gleichzeitig auf! Es kann sein, dass nur ein oder zwei Symptome zu bemerken sind. Auch wenn die Symptome nur kurz andauern, sollte man diese Warnzeichen unbedingt ernst nehmen und die Ursache sofort von einem Arzt abklären lassen.

Der FAST-Test

Zur Überprüfung raten die Experten zum sogenannten FAST-Test:

  • F (Face): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
  • A (Arms): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Kann ein Arm nicht oder nur verzögert gehoben werden?
  • S (Speech): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Sind die Worte verwaschen oder unverständlich?
  • T (Time): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf (112).

Was tun im Notfall?

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte man sofort den Notruf (112) wählen oder die Notaufnahme aufsuchen. Je schneller die Behandlung beginnt, desto größer sind die Chancen, bleibende Schäden zu vermeiden. Bis zum Eintreffen des Rettungswagens sollte die betroffene Person ruhig gelagert und beruhigt werden.

Behandlungsmethoden

Wenn der Schlaganfall rechtzeitig erkannt und behandelt wird, können die Ärzte Blutgerinnsel wieder auflösen. Auf diese Weise lassen sich bleibende Schäden verringern oder gar ganz vermeiden. Vor allem in den ersten vier Stunden nach dem Hirnschlag kann die Durchlässigkeit eines verstopften Gefäßes durch die gezielte Verabreichung hochwirksamer Blutverdünner wieder hergestellt werden. Dadurch besteht die Chance, dass sich die betroffenen Funktionen wieder erholen.

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Ansonsten stehen die Notfallversorgung mit der Überwachung der Vitalparameter und die ärztliche Therapie der Grunderkrankungen zunächst im Vordergrund. Eine relativ neue Behandlungsmethode ist die Thrombektomie, auch Katheter-Methode genannt. Diese Methode kommt dann zum Einsatz, wenn die Durchblutungsstörung im Gehirn durch ein Blutgerinnsel in einer der großen, gehirnversorgenden Arterien ausgelöst wird.

Nach überstandenem Schlaganfall beugen neue Wirkstoffe einem weiteren Schlaganfall vor. Bisher wurde vor allem der Wirkstoff Phenprocoumon eingesetzt, um die Blutgerinnung zu verhindern.

Zeit ist entscheidend

Jede Stunde, die Patienten später in die Klinik kommen, verringert sich die Wahrscheinlichkeit eines guten Behandlungsergebnisses um 14 Prozent. Klinikteams arbeiten seit Jahren daran, die Zeit bis zur Diagnose zu verkürzen. Mit Erfolg, wie eine neue Studie aus den USA zeigt. Jedes Jahr gewinnen sie einige Minuten. Und Zahlen deutscher Schlaganfall-Stationen belegen: Bei 96 Prozent der Schlaganfall-Betroffenen gelingt es den Krankenhausteams, die Behandlung innerhalb der ersten zwei Stunden einzuleiten.

Prävention

Die klassischen Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck und Bewegungsmangel erhöhen ebenfalls das Schlaganfallrisiko. Durch eine gesunde Lebensweise und regelmäßige Kontrollen beim Arzt kann das Risiko eines Schlaganfalls deutlich gesenkt werden.

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