Rückenmarkoperation: Risiken und Komplikationen

Bei einer stark gekrümmten Wirbelsäule kann eine Operation in Erwägung gezogen werden, um die Wirbelsäule zu begradigen. Im Folgenden werden die Risiken und Komplikationen einer solchen Operation erläutert.

Indikation für eine Operation

Normalerweise nimmt eine Skoliose nach Abschluss des Knochenwachstums nicht mehr zu. Studien zeigen jedoch, dass Skoliosen mit einem Cobb-Winkel über 50 Grad im Laufe des Lebens häufig fortschreiten. Bei so starken Krümmungen wird üblicherweise zu einer Operation geraten, um die Wirbelsäule zu versteifen und die Krümmung weitgehend zu korrigieren.

Die Entscheidung für eine Operation hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Die genaue Ausprägung der Skoliose
  • Die Abwägung der Vor- und Nachteile
  • Der Einfluss der Skoliose auf die Lebensqualität
  • Mögliche Begleiterkrankungen

Es ist wichtig zu beachten, dass es keine Studien gibt, die zeigen, dass sich Rückenbeschwerden durch eine Operation lindern lassen. Da eine Skoliose nur langsam fortschreitet, ist es normalerweise nicht nötig, sich sofort für eine Operation zu entscheiden.

Operationsmethoden

Eine Skoliose wird in der Regel mit einer Wirbelkörperfusion operiert, auch als Versteifungsoperation oder Spondylodese bezeichnet. Bei diesem Eingriff werden die Wirbel im Bereich der Krümmung begradigt und miteinander verbunden, um die Wirbelsäule weitestgehend wiederaufzurichten.

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Der Chirurg operiert meist von der Rückenseite aus, üblicherweise durch einen längeren Schnitt entlang der Wirbelsäule. Zunächst werden spezielle Schrauben mit Halterungen in die Wirbelkörper geschraubt. Durch die Halterungen werden Metallstäbe geführt, die die Wirbelsäule aufrichten sollen. Um das Zusammenwachsen der Wirbelkörper zu fördern, werden zudem kleine Knochenstückchen (Knochentransplantate) entlang der Wirbelkörper platziert.

Risiken und Komplikationen

Zu den ernsthaften Komplikationen einer Operation gehören Nervenverletzungen im Bereich des Rückenmarks. Während eine Quetschung der Nerven nur zu vorübergehender Taubheit führt, kann eine Verletzung oder Überdehnung des Rückenmarks zu einer Querschnittslähmung führen. Es kommt bei etwa 1 % der Eingriffe vor, dass das Rückenmark verletzt oder überdehnt wird, langfristige Schäden sind aber seltener.

Weitere Risiken einer Operation sind Infektionen und ein größerer Blutverlust, der eine Bluttransfusion erfordern kann. Außerdem besteht ein geringes Risiko, dass die Operation nicht gelingt oder sich später Schrauben lösen und ein weiterer Eingriff notwendig wird.

Zeitpunkt der Operation

Der beste Operationszeitpunkt hängt von der individuellen Situation ab. In der Regel wird eine Operation nach dem Wachstumsschub, aber vor dem vollständigen Abschluss des Wachstums angestrebt. Wird die Skoliose zu früh operiert, besteht das Risiko, dass nachoperiert werden muss, wenn sich die Wirbelsäule weiter verkrümmt.

Erholung nach der Operation

Wie lange es dauert, sich von einer Skoliose-Operation zu erholen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel davon, wie viele Wirbelkörper verbunden wurden. In der Regel bleibt man nach der Operation bis zu zehn Tage im Krankenhaus. In den Tagen nach der Operation kommt es infolge der Narkose oft zu Übelkeit und Appetitlosigkeit. Der Rücken fühlt sich zunächst ungewohnt an. Aufstehen und Gehen ist meist anstrengend, aber es fällt oft schon nach einigen Tagen leichter, wieder kleinere Strecken zu gehen. Nach etwa vier Wochen sind die meisten Alltagsaktivitäten wieder möglich und Jugendliche können in der Regel wieder zur Schule gehen.

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Schmerzen sind in den ersten Wochen nach der Operation normal und können stark sein, lassen sich aber mit entsprechenden Medikamenten gut behandeln. Eine ausreichende Schmerzbehandlung nach der Operation ist wichtig, um die Heilung zu unterstützen und schnell wieder beweglich zu werden. Sobald die Schmerzen nachlassen, werden schwächere Medikamente eingesetzt.

Nach der Operation dauert es etwa 4 bis 6 Monate, bis risikoarme Sportarten wie etwa Laufen wieder möglich sind. Da es etwa 12 Monate dauert, bis die Wirbelkörper vollständig zusammengewachsen sind, sollte man in dieser Zeit auf Sportarten mit viel Körperkontakt und hohem Verletzungsrisiko wie Fußball verzichten.

Durch die Wirbelkörperfusion wird der Rücken steifer, was Sportarten wie Tanzen oder Gymnastik, die viel Beweglichkeit erfordern, erschwert. Im Alltag fühlen sich viele Menschen aber nicht sehr beeinträchtigt, da zum Beispiel beim Bücken ein Großteil der Beweglichkeit aus der Hüfte kommt.

Die Operation kann eine große Narbe auf dem Rücken hinterlassen. Ärzte beraten, was man tun kann, damit das Gewebe gut heilt und die Narbe später möglichst unauffällig bleibt.

Dynamische Skoliosekorrektur

Bei der sogenannten Dynamischen Skoliosekorrektur (Vertebral Body Tethering) werden ebenfalls Schrauben in die Wirbelkörper eingebracht. Anders als bei der Versteifungsoperation werden sie statt mit Metallstäben anschließend durch ein Seil aus medizinischem Kunststoff verbunden. Das soll einerseits die Krümmung beheben, andererseits die Wirbelsäule etwas beweglicher erhalten. Als Vorteil verspricht man sich zudem eine schnellere Genesung.

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Eine mögliche Komplikation dieser Technik ist, dass das Seil reißen kann. Außerdem kann die Krümmung dabei auch überkorrigiert werden. In einzelnen, kleinen Studien musste etwa die Hälfte der Jugendlichen nach einer Dynamischen Skoliosekorrektur nachoperiert werden.

Insgesamt gibt es bislang kaum Erfahrung mit dieser Technik und nur sehr wenige Kliniken, die sie anbieten. Es fehlen aussagekräftige Studien, die die Ergebnisse dieses Verfahrens über mehrere Jahre mit denen einer Wirbelkörperfusion vergleichen.

Spinalanästhesie als Alternative

Die Spinalanästhesie ist eine Methode zur Betäubung von Rückenmarksnerven, bei der ein Medikament unmittelbar neben die Nerven gespritzt wird. Im Gegensatz zu anderen rückenmarksnahen Anästhesieverfahren lassen sich in kurzer Zeit große Körperbereiche betäuben, während der Patient bei vollem Bewusstsein bleibt.

Wann wird eine Spinalanästhesie durchgeführt?

Eine Spinalanästhesie kommt bei vielen Operationen im Bereich der Beine, des Beckens oder des Bauches zum Einsatz, wie z.B. bei orthopädischen und urologischen Eingriffen. Sie wird oft als schonendere Alternative zur Vollnarkose bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen bevorzugt. Auch bei natürlichen Geburten und Kaiserschnitten findet sie häufig Anwendung.

Durchführung der Spinalanästhesie

Um eine Spinalanästhesie zu erzeugen, sticht der Arzt mit einer dünnen Nadel im Bereich der Lendenwirbelsäule ein und schiebt diese zwischen zwei Wirbeln nach vorne. Sobald Liquor in die Spritze fließt, kann das Medikament gespritzt werden. Die Beschaffenheit und Dosis des Medikaments sowie die Lagerung des Patienten entscheiden darüber, auf welcher Höhe der Wirbelsäule die Spinalanästhesie wirkt.

Risiken der Spinalanästhesie

Zu Beginn einer Spinalanästhesie kann es zu einer Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System kommen, wie z.B. Blutdruckabfall oder Verlangsamung des Herzschlags. Schwere Komplikationen drohen, wenn das Anästhetikum versehentlich in ein Blutgefäß gespritzt oder zu hohe Dosen eingesetzt werden. Auch Kopfschmerzen können auftreten, da bei einer Spinalanästhesie etwas Hirnwasser aus dem Liquorraum austritt.

Was muss nach einer Spinalanästhesie beachtet werden?

Nach einer Spinalanästhesie dürfen Sie einen Tag lang nicht Auto fahren. Außerdem sollten Sie noch einige Zeit mit angehobenem Oberkörper im Bett liegen bleiben und anschließend nur unter Aufsicht aufstehen, um Stürze zu vermeiden.

Allgemeine Risiken von Rückenoperationen

Operationen an der Wirbelsäule gehören zu den schwierigsten chirurgischen Eingriffen und sollten in Händen von erfahrenen Chirurgen liegen. Ein Hinweis auf die Erfahrung kann ein sogenanntes Masterzertifikat sein, das Chirurgen erhalten, wenn sie mehr als 600 Eingriffe pro Jahr vornehmen. Mögliche Komplikationen nach einem Eingriff am Rücken sind Schmerzen und Lähmungen.

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