Rückenmarkspende Ablauf: Ein umfassender Leitfaden

Der Tag Ihrer Spende rückt näher, und irgendwo auf der Welt hofft ein an Blutkrebs erkrankter Mensch auf eine Chance. Ihre Entschlossenheit und Ihr selbstloses Engagement, einer fremden Person zu helfen, sind bewundernswert. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Überblick über den Ablauf einer Stammzell- und Knochenmarkspende, um Ihnen zu zeigen, was Sie erwartet.

Einführung

Die Diagnose „Blutkrebs“ wird in Deutschland durchschnittlich alle 12 Minuten gestellt. Für viele Betroffene ist eine Stammzellspende (oder ggf. Knochenmarkspende) die einzige Überlebenschance. Wenn ein Patient unter Leukämie leidet, werden sein Knochenmark sowie erkrankte Stammzellen durch eine Bestrahlung oder Chemotherapie zerstört. Eine Stammzellspende kann bei bestimmten schwerwiegenden Erkrankungen des Blutes die einzige Therapie sein, die den Betroffenen eine Überlebenschance bietet.

Es gibt zwei Hauptmethoden der Stammzellgewinnung: die periphere Stammzellspende und die Knochenmarkspende.

Periphere Stammzellspende: Die häufigste Methode

In über 90 % der Fälle werden Stammzellen peripher, d. h. über die Armvene, aus der Blutbahn entnommen. Dieses Verfahren, die sogenannte Apherese, dauert drei bis fünf Stunden. Die Stammzellseparation wird in spezialisierten Zentren durchgeführt. Die Spende erfolgt ambulant.

Mobilisierung der Stammzellen

Vor der Spende müssen die Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut geschwemmt werden (Mobilisierung). Um genügend Stammzellen über die Vene abnehmen zu können, erhält der Spender vier Tage lang ein Medikament mit dem Wachstumsfaktor G-CSF. Es ist ein hormonähnlicher, körpereigener Stoff. Das Medikament wird zweimal täglich unter die Haut gespritzt. Dieser Wachstumsfaktor entsteht auch auf natürliche Weise im menschlichen Organismus, z. B. bei Infektionen. Er bewirkt, dass Stammzellen vom Knochenmark in das periphere Blut übertreten.

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Mögliche Nebenwirkungen der Mobilisierung

Durch den Wachstumsfaktor G-CSF können Müdigkeit oder grippeähnliche Symptome auftreten. In dieser Zeit sollte auf schwere körperliche Anstrengungen bis nach der Spende verzichtet werden. Leichte Schmerzmittel können die Nebenwirkungen lindern. Die Beschwerden verschwinden nach der Spende sehr schnell wieder.

Der Ablauf der Apherese

Bei der Apherese werden die Stammzellen aus dem Blut gefiltert. Dem Spender werden zwei Zugänge an den Armvenen gelegt. Durch den ersten Zugang fließt das Blut aus dem Körper in eine Maschine. Dort werden Stammzellen vom Blut getrennt und gefiltert. Diese Form der Stammzellspende erfolgt ohne Narkose. Das restliche Blut wird wieder in den Körper zurückgeleitet. Die Entnahme dauert drei bis fünf Stunden. Nach der Spende gibt es etwas zu essen. Manchmal ist am nächsten Tag noch eine zweite Spende erforderlich, wenn die Menge an gewonnenen Stammzellen nach der ersten Sitzung nicht ausreicht. Nach wenigen Wochen hat der Körper den Verlust wieder ausgeglichen.

Knochenmarkspende: Eine seltenere Option

In etwa 10 % der Fälle wird Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Das hat nichts mit dem Rückenmark zu tun. Bei der Knochenmarkspende wird etwa ein Liter Blut-Knochenmark-Gemisch entnommen. Darin sind etwa 5 % des gesamten Knochenmarks enthalten. Diese geringe Menge bildet sich innerhalb weniger Wochen wieder nach.

Der Ablauf der Knochenmarkspende

Die Entnahme findet unter Vollnarkose statt und dauert ca. eine Stunde. Danach bleibt der Spender für ein bis zwei Tage im Krankenhaus und kann sich anschließend zu Hause noch ein paar Tage erholen. An den Einstichstellen kann es nach der Spende für wenige Tage zu Wund- oder Druckschmerzen kommen, die schnell wieder vergehen. Das allgemeine Narkoserisiko ist durch die ausführlichen Voruntersuchungen und die enge Betreuung durch Ärzt:innen und den Buddy sehr gering.

Wichtiger Hinweis

Es ist wichtig, Knochenmark nicht mit Rückenmark zu verwechseln. Bei Knochenmark handelt es sich um blutbildendes Gewebe in bestimmten Knochen.

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Vor der Spende: Der Check-up

Vor der Spende gibt es einen umfangreichen Check-up, denn die Gesundheit des Spenders hat höchste Priorität. Wenn für einen Patienten ein passender Spender gefunden worden ist, wird drei bis vier Wochen vor der eigentlichen Spende eine umfangreiche Untersuchung des Spenders durchgeführt.

Was wird untersucht?

Neben einer körperlichen Untersuchung und Fragen zur allgemeinen Gesundheit werden auch ein EKG und ein Ultraschall durchgeführt und Blut abgenommen, um die Laborwerte zu bestimmen.

Nach der Spende: Superhelden im Einsatz

Nach der Spende hat der Spender seine Super-Power einem betroffenen Menschen gespendet und ist ein echter Superheld.

Die Botschaft verbreiten

Es ist wichtig, Familie und Freunden zu zeigen, wie einfach Leben retten gehen kann. Gemeinsam kann man die Botschaft in der Community verbreiten: #vereintgegenblutkrebs.

Voraussetzungen für eine Stammzellspende

Wer Stammzellenspender werden will, muss dafür einige Voraussetzungen erfüllen, in erster Linie, um die eigene Gesundheit und natürlich die des Empfängers zu schützen. Zu den Voraussetzungen zählen u. a.:

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  • Alter zwischen 18 und 55 Jahren (Registrierung), Spende bis zum 61. Lebensjahr möglich
  • Gutes allgemeines Gesundheitszustand
  • Körpergewicht von mindestens 50 Kilogramm
  • Keine chronischen oder schweren Erkrankungen
  • Keine regelmäßige Einnahme von Medikamenten

Ausschlusskriterien

Bestimmte Erkrankungen schließen eine Spende aus. Dazu gehören unter anderem:

  • Blut- und Blutgefäßerkrankungen
  • Krebs
  • Diabetes, der mit Insulin behandelt wird
  • Infektionskrankheiten wie Hepatitis B und C, aber auch HIV- oder Jakob-Creutzfeld-Infektionen
  • Autoimmunerkrankungen, zum Beispiel Multiple Sklerose, Morbus Basedow, Rheumatoide Arthritis und Morbus Crohn
  • Schwangerschaft oder aktive Infektion

Ablauf von der Registrierung bis zur Spende

  1. Registrierung: Interessierte können sich bei einer Stammzellspenderdatei anmelden, z. B. bei der DKMS.
  2. Typisierung: Ein einfacher Abstrich der Mundschleimhaut oder eine Blutentnahme reichen aus, um die Gewebemerkmale (HLA-Antigene) zu erfassen.
  3. Benachrichtigung: Wenn die Gewebemerkmale zu denen eines Patienten passen, wird man benachrichtigt und angefragt.
  4. Bestätigungstypisierung: Eine Blutprobe wird entnommen, um die bestmögliche Kompatibilität sicherzustellen.
  5. Voruntersuchung: Eine gründliche Untersuchung stellt sicher, dass der Spender fit genug ist, um Blutstammzellen zu spenden.
  6. Finale Entscheidung: Der Spender trifft die endgültige Entscheidung, ob er spenden möchte.
  7. Spende: Die Stammzellen werden entweder peripher oder aus dem Knochenmark entnommen.

Risiken und Nebenwirkungen

Wie bei jedem medizinischen Eingriff gibt es auch bei der Stammzellspende gewisse Risiken.

Periphere Stammzellspende

Bei der peripheren Stammzellenentnahme kann es durch das Spritzen des Botenstoffs G-CSF zu kurzfristigen Nebenwirkungen wie grippeähnlichen Symptomen kommen.

Knochenmarkspende

Eine Knochenmarkspende umfasst einen operativen Eingriff unter Vollnarkose. Dabei bringen jede Narkose und Knochenmarkentnahme ein gewisses Risiko mit sich. Lediglich an der Einstichstelle am Rücken kann es zu Blutergüssen kommen, die möglicherweise leichte Schmerzen verursachen.

Stammzellspende aus Nabelschnurblut

Grundsätzlich kann auch eine Stammzellspende aus der Nabelschnur gewonnen werden. Denn nach der Geburt befindet sich noch Blut in der Nabelschnur, das viele unausgereifte Stammzellen enthält. Dies vermindert das Risiko einer Abstoßreaktion des Empfängers. Voraussetzung für eine solche Spende ist aber u. a. die Zustimmung der Eltern.

Erfolgschancen und Kosten

Nur rund 30% aller Patienten finden einen Spender innerhalb der eigenen Familie. Nach einer durchgeführten Stammzellentransplantation liegen die 5-Jahres-Überlebensraten in Deutschland bei rund 50%. Für eine Knochenmarks- bzw. Stammzellspende wird kein Geld gezahlt. Durch die Typisierung der Gewebemerkmale entstehen jedoch auch Kosten, die von den jeweiligen Organisationen getragen werden müssen. Deshalb brauchen diese zu jeder Zeit Unterstützung durch Geld- und Stammzellspenden. Aber auch regelmäßiges Thematisieren und Informieren über den guten Zweck und die Wichtigkeit von (Stammzellen-)Spenden hilft.

Was passiert nach der Spende?

Fünf Monate nach der Spende teilt die DKMS dem Spender mit, ob die Empfängerin die Transplantation und die ersten kritischen Monate überstanden hat. Nach zwei Jahren besteht die Möglichkeit, Kontakt zum Empfänger aufzunehmen, wenn beide Seiten einverstanden sind.

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