Die Saturn-Werbung "Anna", die einen an Demenz erkrankten Vater und seine Tochter zeigt, hat in Deutschland eine Welle der Diskussionen ausgelöst. Der 90-sekündige Werbespot, der von der Werbeagentur Jung von Matt produziert wurde, zeigt Anna, die ihren an Demenz erkrankten Vater im Pflegeheim besucht. Er erkennt sie nicht und wirkt teilnahmslos. Um ihm seine Erinnerungen zurückzubringen, setzt sie ihm eine Virtual-Reality-Brille auf, die Bilder aus seiner Vergangenheit zeigt. Der Spot endet damit, dass der Vater seine Tochter erkennt und ihren Namen sagt.
Inhalt der Werbung
Die Werbung zeigt einen älteren Mann in einem Seniorenheim, der anscheinend an Demenz leidet und seine Tochter Anna nicht erkennt. Anna bringt ihm eine Virtual-Reality-Brille mit, die ihm Bilder aus seiner Vergangenheit zeigt: sein altes Haus, den Garten, in dem die Kinder spielen, seine Frau. Durch die VR-Brille erlebt der Mann einen Moment der Klarheit und erkennt seine Tochter wieder.
Gespaltene Reaktionen in den sozialen Medien
Die Reaktionen auf die Werbung in den sozialen Medien sind äußerst gespalten. Einige Zuschauer sind von dem Spot berührt und loben seine emotionale Wirkung. Andere kritisieren ihn als geschmacklos, makaber und unmoralisch.
Positive Reaktionen
Viele Menschen empfinden die Werbung als herzerwärmend, rührend und emotional. Einige Zuschauer berichten, dass sie beim Ansehen des Spots Tränen in den Augen hatten. Sie loben die Darstellung der Beziehung zwischen Vater und Tochter und die Hoffnung, die die Werbung vermittelt. Einige Nutzer merken auch an, dass VR-Brillen tatsächlich als Therapie für Alzheimer-Patienten eingesetzt werden.
Einige Beispiele positiver Kommentare:
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- „Das ist der schönste Werbespot, den ich seit langem gesehen habe! Meine Mutter (83) ist auch begeistert!“
- „Ich hab fast geheult; Schaffen sehr wenige Filme und erst recht keiner in 1 1/2 Minuten!“
- "Mich hat die Werbung berührt."
- "Welch wunderbare Werbung."
Negative Reaktionen
Andere Zuschauer kritisieren die Werbung scharf. Sie werfen Saturn vor, die Krankheit Demenz für Werbezwecke auszunutzen und Profit daraus zu schlagen. Einige Betroffene und Angehörige von Demenzkranken empfinden die Werbung als verletzend und geschmacklos. Sie kritisieren, dass die Werbung ein unrealistisches Bild von Demenz vermittelt und falsche Hoffnungen weckt.
Einige Beispiele negativer Kommentare:
- „Die Werbung ist pure Frechheit!“
- „Ekelhaft“, „geschmacklos“ oder „makaber“
- "(…), dass man solch eine schlimme Krankheit "benutzt" um Werbung zu machen, ist absolut geschmacklos."
- „Die Werbung ist so assozial. Ich hätte mir am liebsten die Haare rausgerissen.“
- „Krankheiten kann man nicht mit einer VR Brille Lösen“
Stellungnahme von Saturn
Saturn hat auf die Kritik reagiert und erklärt, dass man mit dem Spot die Gefühle von Angehörigen von kranken Menschen nicht verletzen wollte. Das Unternehmen habe zeigen wollen, dass Technik im Leben von Menschen eine wichtige Rolle spielen kann. Saturn betont, dass man kein konkretes Krankheitsbild von Alzheimer im Blick gehabt habe und es sehr viele unterschiedliche Formen des Vergessens im Alter gebe. Die Sprecherin verweist auf „sehr viele unterschiedliche Formen des Vergessens im Alter und von Demenz in unterschiedlichen Ausprägungen.“ Deshalb habe das Unternehmen keine Aussagen zu einer möglichen therapeutischen Anwendung von VR-Brillen treffen wollen. Einige Posts, darunter auch eine Stellungnahme des Unternehmens, in der es sich für die Verletzung von Gefühlen entschuldigte, wurden bereits wieder gelöscht.
Intention der Werbung
Saturn will mit der neuen Kampagne "Du kannst mehr" seinen Markenauftritt verändern und menschlicher positionieren. Ziel ist es, neue Zielgruppen zu gewinnen, Konsumenten die Angst vor Technik zu nehmen und Technik als alltäglich und hilfreich wahrzunehmen. Die Werbung soll zeigen, dass es für alles, was man tun will, eine Technik gibt, die einem dabei hilft.
Marketing-Experte Martin Fassnacht sieht einen klaren Wandel in der Werbestrategie von Saturn. Früher stand der Preis im Vordergrund ("Geiz ist geil"), dann die Technik ("Tech-Nick"). Jetzt wolle Saturn eine angenehme, emotionale Stimmung hervorrufen.
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Vergleich mit Edeka-Werbung "Heimkommen"
Die Saturn-Werbung "Anna" erinnert an die emotionale Edeka-Werbung "Heimkommen" aus dem Jahr 2015, die ebenfalls von Jung von Matt produziert wurde. Beide Werbespots setzen auf Emotionen, um die Zuschauer anzusprechen und eine positive Verbindung zur Marke herzustellen. Wer erinnert sich nicht an den herzerwärmenden Weihnachts-Werbespot unter dem Hastag "#heimkommen" von Edeka vor zwei Jahren?! Auch in diesem Jahr präsentiert Jung von Matt wieder einen 90 sekündigen Clip zum Weihnachtsfest, der das Zeug hat, ein großer viraler Hit zu werden.
VR-Brillen in der Therapie von Demenzerkrankungen
Einige Kommentatoren wiesen darauf hin, dass VR-Brillen tatsächlich in der Therapie von Demenzerkrankungen eingesetzt werden. Obwohl Saturn betonte, keine Aussage über eine mögliche therapeutische Anwendung treffen zu wollen, ist es ein Fakt, dass es medizinische Forschungsprojekte gibt, die den Einsatz von VR-Brillen bei der Behandlung von Demenzerkrankten untersuchen.
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