Alkoholmissbrauch hat weitreichende negative Folgen, wobei oft die körperlichen Auswirkungen wie Leberschäden, Herzprobleme und erhöhtes Krebsrisiko im Vordergrund stehen. Die Gefahren für das Gehirn und die Psyche werden jedoch oft vernachlässigt. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Folgen und Therapiemöglichkeiten von alkoholbedingten Hirnschäden.
Alkoholpsychose: Eine unterschätzte Gefahr
Die Alkoholpsychose, eine substanzinduzierte Psychose, entsteht durch den Konsum von Alkohol und führt zu einer Diskrepanz zwischen den eigenen Sinneseindrücken und der Realität. Betroffene erleben Halluzinationen, fühlen, hören, sehen oder schmecken Dinge, die nicht real sind. Solche psychotischen Störungen können auch durch andere Drogen oder Medikamente ausgelöst werden. Im Gegensatz zu endogenen Psychosen, wie der nicht-substanzinduzierten Schizophrenie, sind die Ursachen für exogene Psychosen klar definierbar.
Symptome und Verlauf
Die Symptome einer Alkoholpsychose können heftig sein und die Lebenstüchtigkeit stark einschränken. Sie können wenige Wochen bis Monate andauern und sogar zu selbstverletzenden Tendenzen und Suizidversuchen führen. Eine häufige Form ist die Alkohol-Halluzinose, die der Schizophrenie ähnelt. Patienten leiden unter akustischen Halluzinationen und fühlen sich durch diese bedroht. Anspannung dominiert den Stimmungszustand.
Das Wernicke-Korsakow-Syndrom
Das Korsakow-Syndrom, auch Morbus Korsakow genannt, ist eine weitere Folge von jahrelangem Alkoholkonsum. Es äußert sich durch eine Verringerung der Gedächtnisleistung und Desorientierung. Erinnerungslücken werden mit erfundenen Inhalten (Konfabulationen) gefüllt, was die Betroffenen konfus erscheinen lässt. Das Syndrom wird durch eine vorangehende Gehirnentzündung (Wernicke-Enzephalopathie) und einen starken Vitamin-B1-Mangel verursacht.
Alkoholbedingtes Delirium Tremens
Das hirnorganische Psychosyndrom, auch Delirium tremens genannt, ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der durch Alkoholentzug oder den Rauschzustand selbst ausgelöst werden kann. Symptome sind Halluzinationen, Angst, Orientierungsstörungen, Verwirrung, erhöhter Puls und Blutdruck sowie epileptische Anfälle. Betroffene verlieren die Kontrolle über ihren Körper und sind oft nicht mehr ansprechbar.
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Alkoholbedingte Eifersucht
Kontinuierlicher Alkoholkonsum kann zu irrationaler Eifersucht führen. Betroffene sind unbegründet davon überzeugt, dass ihr Partner sie betrügt, was zu Gewalt oder Gewaltbereitschaft führen kann.
Alkohol und Schizophrenie
Alkohol und psychische Erkrankungen, insbesondere Schizophrenie, stehen oft in Verbindung. Menschen mit Schizophrenie greifen möglicherweise zur Flasche, um ihre Symptome zu lindern, was jedoch gefährlich ist. Alkohol kann den Neurotransmitter-Stoffwechsel durcheinanderbringen und schizophrene Psychosen verstärken oder auslösen. Auch Wechselwirkungen mit Medikamenten sind zu beachten.
Risikofaktoren und Häufigkeit
Eine Alkoholpsychose kann jeden treffen, der regelmäßig große Mengen Alkohol konsumiert. Das Risiko steigt exponentiell bei zusätzlichem Konsum von Drogen wie Cannabis, Kokain oder Heroin. Die Alkohol-Halluzinose ist die am weitesten verbreitete Form, während das Korsakow-Syndrom seltener auftritt, da mehrere Faktoren eine Rolle spielen müssen.
Polyneuropathie: Schädigung des peripheren Nervensystems
Alkohol ist ein zell- und nervenschädigendes Gift, das auch das periphere Nervensystem in Form einer Polyneuropathie schädigen kann. Diese Krankheit geht mit verschiedenen Symptomen einher und kann für Patienten sehr belastend und schmerzhaft sein.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Polyneuropathie wird durch die neurotoxische Wirkung von Alkohol (Ethanol) verursacht. Alkoholsucht führt oft zu Mangelernährung, insbesondere einem Mangel an B-Vitaminen, die eine wichtige Rolle im Krankheitsverlauf spielen. Neben Alkohol können auch Diabetes, Vergiftungen und Infektionskrankheiten Neuropathien auslösen.
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Symptome und Verlauf
Der Verlauf der Erkrankung ist individuell. Symptome reichen von Missempfindungen wie Kribbeln in Händen oder Füßen über Störungen in der Temperatur- und Druckwahrnehmung bis hin zu starken Schmerzen und Lähmungen in den Extremitäten. Bei Beteiligung der motorischen Nerven kann es zu Muskelzuckungen, Krämpfen und Muskelschwäche kommen. Im schlimmsten Fall kann die Schädigung des vegetativen Nervensystems lebensbedrohliche Folgen haben, wie Atemstillstand oder Herzrhythmusstörungen.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose erfolgt anhand der Symptome und einer neurologischen Untersuchung. Wichtig ist die Abgrenzung zu anderen Ursachen. Die Behandlung der alkoholischen Polyneuropathie umfasst in erster Linie den Verzicht auf Alkohol und die Verbesserung der Versorgung mit Vitaminen. Schmerzen können medikamentös oder durch transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) gelindert werden.
Therapie und Rehabilitation
Neben der medikamentösen Behandlung ist eine umfassende psychotherapeutische Begleitung wichtig, um die Ursachen der Alkoholsucht aufzuarbeiten und Alternativlösungen zum Alkoholkonsum zu finden. Bewegungstherapien und Entspannungstechniken können zusätzlich helfen, die Symptome der Neuropathie zu lindern.
Auswirkungen von Alkohol auf die Gehirnstruktur und -funktion
Regelmäßiger Alkoholkonsum, auch in moderaten Mengen, kann das Gehirn schädigen und zu vorzeitigem Altern führen.
Schrumpfung des Gehirns
Schon eine Flasche Bier am Tag kann die graue und weiße Substanz im Gehirn schrumpfen lassen. Die graue Substanz, die Großhirnrinde, beherbergt Nervenzellkörper, während die weiße Substanz aus Zellfortsätzen (Axonen) besteht. Beide sind essenziell für die Hirnfunktion. Je mehr Alkohol konsumiert wird, desto schneller schrumpft das Gehirn.
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Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten
Die Folgen der Hirnalterung machen sich durch ein geschwächtes Erinnerungsvermögen, Aufmerksamkeitsstörungen, Orientierungsprobleme und eine verlangsamte Informationsverarbeitung bemerkbar. Studien zeigen, dass regelmäßiger Alkoholkonsum die kognitive Leistungsfähigkeit vermindert.
Erhöhtes Demenzrisiko
Regelmäßiger Konsum hoher Alkoholmengen erhöht das Risiko einer Demenzerkrankung, die eine fortschreitende Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit verursacht. Personen ab 45 Jahren, die mehr als 24 Gramm reinen Alkohol am Tag trinken, sind besonders gefährdet.
Alkoholismus: Eine psychische Erkrankung
Alkoholismus ist eine psychische Erkrankung, die durch ein abnormes Trinkverhalten, psychische Abhängigkeit, Kontrollverlust, Verengung des Denkens und Toleranzsteigerung gekennzeichnet ist. Bei Alkoholkarenz treten körperliche Entzugssymptome auf.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Alkoholsucht ist zu 40-60 Prozent genetisch bedingt. Umweltfaktoren wie psychische Belastungen, schwierige soziale Situationen und Persönlichkeitsmerkmale spielen ebenfalls eine Rolle.
Diagnose und Kriterien
Für die Diagnose Alkoholabhängigkeit gibt es bestimmte Kriterien. Es ist meist ein fließender Übergang vom risikoarmen über das riskante hin zum schädlichen Trinken. Als risikoarmer Konsum gilt für Frauen Alkohol bis zwölf Gramm und für Männer bis 24 Gramm pro Tag.
Therapie und Behandlung
Die Therapie der Alkoholabhängigkeit erfolgt gestuft und ist von der Symptomatik der Patienten abhängig. Betroffene können sich zunächst an ambulante Hilfestellen wenden. Patienten mit hohem Risiko für Entzugserscheinungen sollten einen stationären Entzug in einer Klinik machen. Auch nach dem Alkoholentzug finden Betroffene Unterstützung in ambulanten und ganztägig ambulanten Rehabilitationstherapien oder vollstationären spezialisierten Kliniken.
Rückfallprophylaxe und Nachsorge
Die Nachsorge soll der körperlichen, psychischen und sozialen Stabilisierung dienen, um einen möglichen Rückfall zu verhindern. Auch Selbsthilfegruppen sind eine wichtige Stütze.
Die Rolle von Drogen im Gehirn
Alkohol ist eine Droge, die wie andere Drogen das Gehirn zerstören kann. Drogen stören die Balance der Neurotransmitter und verändern die Gehirnmasse. Sie verstärken die Grundstimmung, in der sich jemand befindet.
Suchtmechanismen und Folgen
Drogen greifen in das Belohnungssystem ein, was zu wiederholtem Konsum führt. Die Empfänglichkeit für Drogen hängt von den Lebensumständen und der genetischen Veranlagung ab. Jede Droge kann zu Veränderungen im Körper und im Gehirn führen.
Prävention und Hilfe
Wer feststellt, dass er zu viel trinkt oder von einer Droge loskommen möchte, kann sich an Suchthilfestellen, ambulante Angebote und Selbsthilfegruppen wenden.
Das Korsakow-Syndrom im Detail
Das Korsakow-Syndrom ist eine Hirnschädigung, die durch einen Vitamin-B1-Mangel entsteht, meist infolge von jahrelangem, exzessivem Alkoholkonsum. Es kommt zu Gedächtnis- und Orientierungsproblemen.
Ursachen und Risikofaktoren
Der Vitamin-B1-Mangel führt zu Schäden in Regionen des Zwischenhirns, die für die Gedächtnisbildung zuständig sind. Nicht nur Alkoholmissbrauch kann zu einem Vitamin-B1-Mangel führen.
Symptome
Typisch sind Störungen des Gedächtnisses und der Merkfähigkeit, insbesondere des Kurzzeitgedächtnisses. Betroffene leiden unter Amnesie, Konfabulationen und Orientierungsstörungen.
Verlauf und Prognose
In den meisten Fällen verläuft das Korsakow-Syndrom chronisch. Die Symptome bleiben dauerhaft bestehen und die Betroffenen sind lebenslang beeinträchtigt. Verbesserungen können nur bedingt erzielt werden.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose erfolgt anhand der Symptome und Untersuchungen. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern. Durch die Gabe von Vitamin B1 und strikter Alkoholabstinenz kann sich der Zustand einiger Patient*innen leicht verbessern.
Prävention
Hauptrisikofaktor für die Erkrankung ist ein chronischer Alkoholismus. Daher gilt: Wer dem Korsakow-Syndrom vorbeugen möchte, sollte auf regelmäßigen, übermäßigen Alkoholkonsum verzichten.