Schlafparalyse ist ein beängstigendes Phänomen, das viele Menschen betrifft, jedoch oft nicht verstanden wird. Sie tritt auf, wenn sich der Körper während des Schlafs nicht richtig zwischen den Schlafphasen bewegt. Die Betroffenen erleben eine vorübergehende Unfähigkeit zur Bewegung oder zum Sprechen, häufig begleitet von Halluzinationen und intensiven Angstgefühlen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen der Schlafparalyse, ihre Symptome und die verschiedenen Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten.
Was ist Schlafparalyse?
Die Schlafparalyse, auch Schlaflähmung oder Schlafstarre genannt, gehört medizinisch gesehen zu den sogenannten REM-Parasomnien. Das heißt, sie ist eine Störung des Erwachens. Sie ist eine Form der Schlafstörung, die während des Übergangs vom Schlaf in den Wachzustand auftreten kann. Sie definiert die Unfähigkeit, beim Einschlafen oder Aufwachen willkürliche Bewegungen auszuführen: Während das Bewusstsein schon vollständig da ist, fühlen sich Betroffene gelähmt. Aus diesem Grund wird die Schlafparalyse auch Schlaflähmung genannt.
Die Paralyse tritt beim Übergang vom Schlaf- in den Wachzustand, am häufigsten während der REM-Phase (Rapid-Eye-Movement), auf. Betroffene erwachen zu früh und nehmen die Lähmung bewusst wahr. Diese kann von wenigen Sekunden bis hin zu einigen Minuten andauern. Währenddessen sind die Augen geöffnet. Sie können nur ihre Atmung kontrollieren und nicht sprechen. Häufig nehmen sie auch Halluzinationen, Geräusche oder Bilder wahr. Während der Lähmung verspüren Betroffene manchmal Ängste oder Schmerzen. Erste Symptome einer Schlafparalyse treten meist in der Kindheit oder Jugend auf, nehmen jedoch mit voranschreitendem Alter ab.
Der Zusammenhang mit dem REM-Schlaf
Die Schlafparalyse tritt in der Regel im Übergang zwischen Wachzustand und REM-Schlaf auf, der Schlafphase, in der wir träumen. Normalerweise schaltet der Körper die Muskeln während des REM-Schlafs ab, um zu verhindern, dass wir unsere Träume physisch ausführen. Bei der Schlafparalyse ist diese Schlaffunktion noch aktiv, obwohl das Gehirn teilweise wieder im Wachzustand ist. Diese Phase dauert meist nur wenige Sekunden bis Minuten, kann jedoch für die Betroffenen sehr beängstigend sein. Häufig berichten Betroffene von einem intensiven Druckgefühl auf der Brust und einem Gefühl des „Gefangenseins“.
Im Normalfall schaltet der Körper während des REM-Schlafs die Muskulatur ab, um zu verhindern, dass wir unsere Träume körperlich ausleben. In diesem Moment wird die Lähmung bewusst wahrgenommen: Man kann sich weder bewegen noch sprechen. Dieser Zustand dauert meist nur wenige Sekunden, wird von Betroffenen aber als sehr beängstigend empfunden. Viele berichten von einem starken Druckgefühl auf der Brust oder dem Eindruck, im eigenen Körper gefangen zu sein. Häufig kommen auch visuelle oder akustische Halluzinationen hinzu, die das Gefühl verstärken, nicht allein zu sein. Bei einem gestörten Übergang von der REM-Schlafphase zum Wachzustand wird die Schlaflähmung bewusst erlebt.
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Ursachen und Risikofaktoren
Grundsätzlich kann jeder Mensch dieses Phänomen erleben - unabhängig von Alter oder Geschlecht. Es gibt keine einzelne Ursache für die Schlafparalyse und ein (erstmaliges) Auftreten ist in jedem Alter möglich. Verschiedene Faktoren und Vorerkrankungen können die Attacken jedoch begünstigen:
Unregelmäßiger Schlafrhythmus: Eine der häufigsten Ursachen ist ein unregelmäßiger Schlafrhythmus. Menschen, die häufig ihre Schlafzeiten ändern, beispielsweise aufgrund von Schichtarbeit oder Reisen in andere Zeitzonen, sind stärker gefährdet. Auch Schlafmangel spielt eine große Rolle.
Stress: Da Stress eine der Hauptursachen für Schlafparalyse ist, kann das Erlernen von Stressbewältigungsstrategien wie Atemübungen, Achtsamkeitsübungen oder die Teilnahme an einer Verhaltenstherapie helfen, das Risiko zu senken.
Schlafstörungen: Weitere mögliche Ursachen sind Schlafstörungen wie Narkolepsie und Schlafapnoe. Bei diesen Erkrankungen kommt es häufiger zu Störungen im Schlafzyklus, die eine Schlafparalyse begünstigen können. Ungefähr ein Viertel der an Narkolepsie Erkrankten leidet auch unter Schlaflähmungsattacken. Treten Schlafparalysen gehäuft auf, ist es daher notwendig, fachärztlich untersuchen zu lassen, ob eine Narkolepsie vorliegt.
Psychische Erkrankungen: Ebenso könne es hilfreich sein, sich auf psychische Erkrankungen untersuchen zu lassen, die eine Schlafparalyse begünstigen. Denn bekannt ist, dass Menschen mit einer psychischen Erkrankung ein deutlich erhöhtes Risiko für Schlafparalysen haben. Aber auch andere Krankheiten gehen häufiger mit Schlafparalysen einher, etwa Bluthochdruck, die Schlaf-Apnoe (Schnarchen mit Atemaussetzern) oder die Erbkrankheit Morbus Wilson. Werden sie behandelt, führt das häufig auch zu einem Rückgang der Schlafparalysen.
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Weitere Faktoren:
- Schlafentzug
- Krampfanfälle, vor allem in der Beinmuskulatur
- Affektive Störungen wie etwa Depressionen
- Einnahme von Anxiolytika (Medikamente gegen Angststörungen)
- Ängste, psychischer Stress
- Panikstörungen
- Ein hoher Neurotizismus-Score (erhöhte Neigung zu unter anderem Nervosität, Unsicherheit, Reizbarkeit)
- Genetische Veranlagung: Häufig sind noch andere Familienmitglieder von einer Schlafparalyse betroffen.
- Bestimmte Schlafpositionen: Tritt vor allem beim Schlafen in Rückenlage auf.
- Konsum von Alkohol, Nikotin oder anderen Drogen sowie die Einnahme von Medikamenten
Symptome der Schlafparalyse
Die Symptome der Schlafparalyse sind recht eindeutig: Die Betroffenen sind wach, können jedoch für einige Sekunden bis Minuten weder ihre Muskeln bewegen noch sprechen. Oft geht dieses Erlebnis mit einem starken Gefühl der Angst einher. Manche Menschen erleben dabei Halluzinationen, die sowohl visuell (z. B. Schattenfiguren), auditiv (z. B. Geräusche) als auch taktil (z. B. Druckgefühl auf der Brust) sein können. Diese Symptome entstehen dadurch, dass der Körper noch im REM-Schlafzustand ist, während das Gehirn bereits teilweise wach ist. Die Lähmung der Muskeln ist eigentlich eine Schutzfunktion des Körpers, damit wir uns während des Träumens nicht verletzen.
Halluzinationen während der Schlafparalyse
Viele Menschen, die eine Schlafparalyse erleben, berichten von Halluzinationen, die oft beängstigend sind und zu der allgemeinen Angst beitragen. Bei etwa einem Drittel der Patienten gehen Schlaflähmungen mit visuellen, taktilen oder akustischen Halluzinationen einher. Auch eine imaginierte bedrohliche Präsenz im Raum, körperliche oder sexuelle Übergriffe können wahrgenommen werden.
- Visuelle Halluzinationen: Häufig berichten Betroffene von Schattenfiguren oder Gestalten, die im Raum sind.
- Auditive Halluzinationen: Manche Betroffene hören während einer Schlafparalyse Geräusche, wie Schritte, Stimmen oder sogar laute Knallgeräusche.
- Taktile Halluzinationen: Ein starkes Druckgefühl auf der Brust oder das Gefühl, berührt zu werden, sind ebenfalls typische Symptome während einer Schlafparalyse.
Empfindungen während einer Schlaflähmung
Betroffene erleben die Schlafparalyse als sehr real. Sie erfahren häufig Halluzinationen akustischer, visueller oder taktiler Art. Betroffene sehen vermeintlich Gestalten oder Menschen im Raum oder spüren Berührungen. Die Lähmung kann auch mit einem Gefühl des Erstickens, Brustenge, starken Angstgefühlen oder Herzrasen einhergehen.
Umgang mit einer akuten Schlafparalyse
Obwohl es schwer ist, während einer Schlafparalyse zu reagieren, gibt es einige Techniken, die helfen können, die Situation schneller zu überwinden.
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- Fokussierung auf kleine Bewegungen: Eine Methode ist das bewusste Fokussieren auf kleine Bewegungen, wie das Bewegen der Finger oder Zehen.
- Kontrolle der Atmung: Auch das Kontrollieren der Atmung kann hilfreich sein. Versuchen Sie, ruhig und gleichmäßig zu atmen, und konzentrieren Sie sich auf das Ein- und Ausatmen, um die Angst zu reduzieren.
- Eingreifen von außen: Ein Eingreifen von außen kann eine Schlaflähmungsattacke beenden - etwa das Ansprechen oder eine Berührung. Falls Sie in einer Partnerschaft leben, können Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin auf Ihre Erkrankung hinweisen und Signalgeräusche vereinbaren, wie etwa ein Grunzen oder Stöhnen, um im Falle einer Schlafparalyse auf sich aufmerksam zu machen.
Prävention und Behandlung
In den meisten Fällen ist eine spezifische Behandlung der Schlafparalyse nicht notwendig, da sie als ungefährlich gilt und nur selten auftritt. Wenn die Schlafparalyse jedoch regelmäßig auftritt und zu einer erheblichen psychischen Belastung führt, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.
Präventive Maßnahmen
Obwohl die Schlafparalyse grundsätzlich jeden Menschen treffen kann, gibt es Maßnahmen, um ihr vorzubeugen.
Regelmäßiger Schlafrhythmus: Eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen ist die Etablierung eines regelmäßigen Schlafrhythmus. Gehen Sie jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett und stehen Sie zur gleichen Zeit auf.
Schlafhygiene: Auch die Verbesserung der Schlafhygiene spielt eine wichtige Rolle. Sorgen Sie für eine dunkle, ruhige und kühle Schlafumgebung, vermeiden Sie bildschirmbasierte Geräte vor dem Schlafengehen und reduzieren Sie den Konsum von Koffein und Alkohol, insbesondere in den Stunden vor dem Zubettgehen.
Stressbewältigung: Da Stress eine der Hauptursachen für Schlafparalyse ist, kann das Erlernen von Stressbewältigungsstrategien wie Atemübungen, Achtsamkeitsübungen oder die Teilnahme an einer Verhaltenstherapie helfen, das Risiko zu senken.
Vermeiden der Rückenlage: Vermeiden Sie die Rückenlage und schlafen Sie stattdessen in Bauch- oder Seitenlage. Spezielle Stütz- oder Seitenschläferkissen helfen Ihnen dabei.
Weitere Tipps:
- Schlafhygiene mit genügend Schlaf und regelmäßigen Schlafenszeiten
- Gedimmtes Licht am Bett
- Praktische Tipps: Üben Sie, während Ihrer Einschlafphasen den kleinen Finger oder die ganze Hand zu bewegen. So können Sie trainieren, diese Aktion auch während einer Schlafparalyse durchzuführen, die dadurch abgebrochen werden kann. Gleiches gilt für das Rollen der Augen.
Behandlungsmöglichkeiten
Wenn Sie jedoch häufiger unter Schlafparalyse leiden und die Angst oder das Gefühl der Hilflosigkeit Ihren Alltag beeinträchtigen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Ein Schlafspezialist kann helfen, die zugrunde liegende Ursache der Schlafparalyse zu identifizieren und eine geeignete Behandlung vorzuschlagen. In einigen Fällen kann eine kognitive Verhaltenstherapie sinnvoll sein, um die Angst vor weiteren Episoden zu reduzieren.
- Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können auch Medikamente, wie solche zur Regulierung des Schlafzyklus oder zur Behandlung von Angststörungen, hilfreich sein. Wenn die Paralysen so stark ausgeprägt sind, dass die Schlafgesundheit gravierend beeinträchtigt ist, kann medikamentös versucht werden, mit Antidepressiva den REM-Schlaf zu unterdrücken oder auf Medikamente gegen Narkolepsie zurückzugriffen werden. Nehmen Sie diese aber nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein.
- Psychotherapie: Bei einer schweren Belastung, Angst- oder Schlafstörungen durch die Paralyse, ist auch eine kognitive Verhaltenstherapie möglich.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
In den meisten Fällen ist eine Schlafparalyse harmlos und tritt nur gelegentlich auf. Werden sie behandelt, führt das häufig auch zu einem Rückgang der Schlafparalysen. Halten Lähmungen nach dem unmittelbaren Aufwachen über mehrere Minuten an, sollte sofort 112 gerufen werden.
Suchen Sie einen Arzt auf, wenn die Schlafparalyse wiederholt auftritt und Sie sich dadurch belastet fühlen. Eine umfassende ärztliche Aufklärung ist oftmals aber schon hilfreich, um das Phänomen zu verstehen und zu lernen, damit umzugehen. Die Diagnose geschieht meist in einem Schlaflabor. Dort können auch eventuelle andere Schlafstörungen wie Narkolepsie festgestellt werden.
Wenn du regelmäßig unter Schlafparalyse leidest, kann eine medizinische Abklärung sinnvoll sein - insbesondere bei:
- Häufigen oder intensiven Episoden (mehrmals wöchentlich)
- Begleitenden Symptomen wie Tagesmüdigkeit, Konzentrationsproblemen
- Angst vorm Einschlafen oder psychischem Leidensdruck
- Verdacht auf eine zugrunde liegende Schlafstörung (beispielsweise Narkolepsie)
Schlafparalyse und kulturelle Einflüsse
Schon seit jeher thematisieren Menschen und Kulturen die Schlafparalyse als nächtliche Heimsuchung durch Dämonen oder furchteinflößende Kreaturen. Den Halluzinationen wurden dabei religiöse oder volkstümliche Bedeutungen zugeschrieben. Bereits in der griechischen Mythologie ist die Rede von Pan, dem Hirtengott, der mit Ziegenfüßen, Hörnern und einem Bart zur Welt kam und mit der Schlafparalyse in Verbindung gebracht wird. Fühlte sich Pan verärgert, jagte er seine Opfer so lange, bis sie schließlich vor Panik starben.
Im Mittelalter glaubten viele Menschen daran, dass das Phänomen mit dem Teufel und Dämonen in Verbindung steht. Man ging davon aus, dass die Schlafparalysierten von Kreaturen aus der Unterwelt heimgesucht wurden. Weiterhin war die Vorstellung weit verbreitet, dass ein Dämon auf der Brust des Schlafenden sitzt und ihm auf diese Weise die Luft zum Atmen nimmt. Daher wird Schlafparalyse im Volksmund auch als Hexendrücken oder Albdruck bezeichnet.
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