Lewy-Körperchen-Demenz: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Lewy-Körperchen-Demenz (LKD), auch bekannt als Lewy-Body-Demenz oder Lewy-Körper-Demenz, ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch charakteristische Ablagerungen von Proteinen, den sogenannten Lewy-Körperchen, in den Nervenzellen des Gehirns gekennzeichnet ist. Diese Ablagerungen stören die normale Funktion des Gehirns und führen zu einer Vielzahl von Symptomen, die denen der Alzheimer- und Parkinson-Krankheit ähneln können. Die LKD tritt meist erst nach dem 65. Lebensjahr auf. In Deutschland sind schätzungsweise 5 bis 10 Prozent der etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz von der LKD betroffen, was zwischen 90.000 und 180.000 Menschen entspricht.

Friedrich Jacob Heinrich Lewy und die Entdeckung der Lewy-Körperchen

Die Lewy-Körperchen-Demenz ist nach dem deutschen Neurologen Friedrich Jacob Heinrich Lewy benannt. Friedrich Lewy wurde 1885 in Berlin geboren und entdeckte die nach ihm benannten Lewy-Körperchen erstmals im Jahr 1912 bei Parkinson-Patienten. Er beschrieb die charakteristischen runden Eiweißablagerungen in bestimmten Nervenzellen des Hirnstamms von verstorbenen Patienten. Erst 1989 wurde deutlich, dass Lewy-Körperchen auch bei Demenzkranken auftreten, die niemals oder erst spät Parkinson-Symptome zeigen - in Nervenzellen der Großhirnrinde. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde Lewy 1933 von den Nationalsozialisten die Lehrerlaubnis entzogen.

Ursachen und Risikofaktoren der Lewy-Körperchen-Demenz

Die eigentliche Ursache für die Ablagerung der Lewy-Körperchen ist bislang nicht bekannt. Bei einigen Patientinnen und Patienten steht die Erkrankung im Zusammenhang mit Veränderungen im Erbgut. Es scheint jedoch einen Zusammenhang mit einer Genvariante namens ApoE4 zu geben. Dieses Gen reguliert das Protein Alpha-Synuclein, das bei der Lewy-Körperchen-Demenz und bei der Parkinson-Demenz zu den schädlichen Verklumpungen im Gehirn führt. ApoE4 ist auch ein Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Vermutlich führen verschiedene Ursachen zur Erkrankung.

Alpha-Synuclein und Lewy-Körperchen

Typisch für die Lewy-Körperchen-Demenz sind charakteristische runde Einschlusskörperchen - die so genannten Lewy-Körperchen - in den Nervenzellen der Großhirnrinde. Dabei handelt es sich um Ablagerungen, die einen Eiweißstoff namens Alpha-Synuclein enthalten: Alpha-Synuclein-Moleküle verkleben miteinander und bilden unlösliche Ansammlungen. Solche Eiweißablagerungen finden sich zum Teil auch bei Parkinson-Patienten, allerdings in einem anderen Bereich des Gehirns. Proteinreste aus so genanntem Alpha-Synclein werden nicht mehr richtig abgebaut und bilden schädliche Einschlüsse in den Nervenzellen. Diese so genannten Lewy-Körperchen lagern sich im Großhirn, in der so genannten Substantia Nigra, ab und führen dort zum Absterben von Nervenzellen.

Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz

Die Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz ähneln denen der Alzheimer- und der Parkinson-Krankheit. Betroffen sind zunächst die Alltagsfähigkeiten, die mit dem Planen, Organisieren und Orientieren zusammenhängen. Insbesondere Aufmerksamkeit und Konzentration sind gestört. Charakteristisch dabei ist, dass die geistige Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf sehr stark schwanken kann. Zu Beginn der Erkrankung treten oft Halluzinationen und Wahnvorstellungen auf. In der Regel sind diese Sinnestäuschungen optischer Natur und die Betroffenen sehen Menschen, Tiere oder Dinge, die nicht da sind. In seltenen Fällen treten auch akustische Halluzinationen auf. Typisch für die Lewy-Körperchen-Demenz sind auch Parkinson-Symptome wie Muskelstarre, Muskelzittern und eine instabile Körperhaltung mit Schwankungs- und Sturzneigung.

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Kognitive und psychische Symptome

  • Schwankungen in der Aufmerksamkeit und Wachheit: Eines der charakteristischen Merkmale der Lewy-Körperchen-Demenz ist eine extrem stark schwankende körperliche und geistige Verfassung. Mal ist der Betroffene unternehmungslustig, mal orientierungslos und verwirrt. Die Zustände können ständig wechseln.
  • Visuelle Halluzinationen: Menschen mit Lewy-Körperchen-Demenz haben bereits sehr früh im Krankheitsverlauf optische Halluzinationen. Diese sind häufig sehr detailliert. Betroffene sehen zum Beispiel Menschen oder große Tiere, was Angst auslösen kann. Akustische Halluzinationen sind seltener.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Betroffen sind zunächst die Alltagsfähigkeiten, die mit dem Planen, Organisieren und Orientieren zusammenhängen. Insbesondere Aufmerksamkeit und Konzentration sind gestört.
  • Psychische Auffälligkeiten: Wie auch bei der Alzheimerdemenz leiden sie oft unter Depressionen und Ängsten, können gereizt und unruhig sein.

Motorische Symptome

  • Parkinson-Symptome: Typisch für die Lewy-Körperchen-Demenz sind auch Parkinson-Symptome wie Muskelstarre, Muskelzittern und eine instabile Körperhaltung mit Schwankungs- und Sturzneigung.
  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD): Ebenfalls typisch ist ein gestörter REM-Schlaf (Traumschlaf). Die Erkrankten leben ihre Träume regelrecht aus, was sich durch unruhigen Schlaf, vermehrte Bewegungen und Sprechen im Schlaf bemerkbar macht. Morbus Parkinson und Lewy-Körper-Demenz gehören neuropathologisch zur gleichen Krankheitsentität. Sie zeichnen sich neben der Kernsymptomatik (motorische und kognitive Störungen) auch durch Schlafstörungen aus, insbesondere die REM-Schlaf- Verhaltensstörung. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist damit ein Symptom beider Erkrankungen, sie kann beiden Erkrankungen aber auch als Frühsymptom vorausgehen.

Weitere Symptome

  • ** vegetative Funktionsstörungen:** Symptome Obstipation, Hyposmie und Miktionsstörungen können beiden Erkrankungen bereits Jahre vorausgehen.
  • Schlafstörungen: Die Schlafeffizienz ist vermindert, der Wachanteil nach Schlafbeginn ist erhöht mit vermehrten Arousal- Reaktionen, zudem kommt es mit zunehmendem Alter zu einer Reduktion des REM-Schlafs und einer Verlangsamung der Frequenzen im REM-Schlaf. Zudem muss bei diesen Patienten auch auf das Vorliegen weiterer primärer Schlafstörungen wie schlafbezogener Atemstörungen und Restless Legs oder auch periodischer Beinbewegungen währen des Schlafs geachtet werden.

Diagnose der Lewy-Körperchen-Demenz

Ähnlich wie bei der Chronisch-traumatischen Enzephalopathie gibt es derzeit keine Methode, die eine Lewy-Körperchen-Demenz bei lebenden Menschen eindeutig nachweisen kann. Dazu werden drei Kriterien überprüft:

  • Gedächtnisprobleme, die häufigen Schwankungen unterworfen sind
  • wiederholt auftretende Halluzinationen
  • motorische Störungen

Sind zwei der drei Kriterien erfüllt, ist von einer Lewy-Körperchen-Demenz auszugehen.

Differenzialdiagnose

Die Diagnose einer Lewy-Körperchen-Demenz ist schwierig - denn viele Symptome ähneln denen von Alzheimer oder Parkinson. Trotzdem gibt es heute gute Möglichkeiten, die Erkrankung bereits zu Lebzeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erkennen. Hinweise liefern die LKD-typischen Symptome wie Halluzinationen und Leistungsschwankungen. MRT und CT schließen andere Erkrankungen aus, weisen aber nicht direkt auf Lewy-Körperchen hin.

  • PET und SPECT: FDG-PET und DaT-SPECT sind spezielle bildgebende Verfahren, die dabei helfen, eine Lewy-Body-Demenz von anderen Demenzformen zu unterscheiden. Die FDG-PET zeigt LBD-typische Veränderungen im Hinterkopfbereich. Mit dem DaT-SPECT lassen sich LBD-typische Nervenschädigungen gut erkennen.
  • Neuropsychologische Tests: Einige neuropsychologische Tests können Hinweise auf eine Lewy-Körper-Demenz geben. Besonders aufschlussreich sind Verfahren, die sogenannte visuell-konstruktive Fähigkeiten prüfen - also das Zusammenspiel von Sehen, Denken und Motorik. Dabei soll der Patient eine herkömmliche Uhr zeichnen - mit Ziffernblatt und Zeigern. Der Uhrentest kann helfen, frühzeitig Auffälligkeiten zu erkennen - gerade, wenn klassische Demenztests wie der Mini-Mental-Status-Test noch unauffällig bleiben.

Lewy-Körperchen-Demenz vs. Parkinson-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz und die Demenz bei Parkinson sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich. Beide Erkrankungen sind durch kognitive und motorische Störungen gekennzeichnet. Die beiden Demenzen unterscheiden sich vor allem in zwei Punkten: Bei der Lewy-Körperchen-Demenz treten die geistigen und motorischen Einschränkungen in der Regel gleichzeitig auf. Bei der Parkinson-Demenz entwickeln sich die kognitiven Störungen typischerweise erst zehn bis 15 Jahre nach Auftreten der ersten motorischen Einschränkungen. Sowohl bei der Parkinson-Demenz als auch bei der Lewy-Körperchen-Demenz finden sich Lewy-Körperchen im Gehirn.

Behandlung der Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz ist bislang nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten. Durch medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien können aber die Symptome gelindert werden. Für die Diagnose und Behandlung gilt die S3-Leitlinie „Demenzen“, herausgegeben von der AWMF.

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Medikamentöse Behandlung

Derzeit gibt es noch keine Medikamente, die speziell für diese Form der Demenz zugelassen sind. Die medikamentöse Therapie gestaltet sich auch deshalb schwierig, weil die Reaktion auf die Medikamente von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann.

  • Cholinesterasehemmer: Die Alzheimer-Medikamente Rivastigmin oder Donepezil können zur Behandlung der Demenz eingesetzt werden.
  • Levodopa: Die motorischen Symptome können mit dem Parkinson-Medikament Levodopa in niedriger Dosierung verbessert werden. Allerdings ist die Wirkung ist bei der Lewy-Körperchen-Demenz allerdings in der Regel geringer als bei der Parkinson-Krankheit. Als Nebenwirkung können sich Halluzinationen und Wahnvorstellungen verstärken.
  • Quetiapin: Psychotische Störungen können mit Quetiapin behandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass sich die motorische Symptome verschlechtern können.

Nicht-medikamentöse Therapie

Da die medikamentöse Behandlung schwierig ist, kommt der nicht-medikamentösen Therapie bei der Lewy-Körperchen-Demenz eine große Bedeutung zu. Die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten kann verbessert, die geistigen Fähigkeiten möglichst lange erhalten und herausforderndes Verhalten gemildert werden. Die Maßnahmen richten sich nach den individuellen Beschwerden. Wichtig ist eine nicht-medikamentöse Therapie, u.a. mit kognitivem Training, Bewegung, Sport, gesunde, mediterrane Ernährung, Gedächtnistraining. Dabei muss man darauf achten, übermäßige Sinnenstimulation zu vermeiden, da Menschen mit Lewy-Körperchen-Demenz äußerst sensibel auf ihre Umwelt reagieren.

  • Förderung der geistigen Fähigkeiten: Ziel ist es, die geistigen Fähigkeiten zu fördern, den Alltag zu strukturieren und das Wohlbefinden zu verbessern.
  • Umgang mit Reizüberflutung: Menschen mit Lewy-Körper-Demenz sind oft sehr empfindlich gegenüber Stress, Lärm oder Reizüberflutung.
  • Regelmässiger Tagesablauf: Wichtig ist es, bei einer Demenzerkrankung die Gewohnheiten beizubehalten. Versuchen Sie, den gewohnten Schlaf-Wach-Rhythmus des Senior aufrechtzuerhalten. Wer bislang gegen 23 Uhr ins Bett geht und auf einen Schlag um 20 Uhr schlafen gehen muss, wird nicht einschlafen können und früh am Morgen wach sein. In der Regel ist es besser, später ins Bett zu gehen. Soll die Abendpflege früher stattfinden, darf es sich der Pflegebedürftige noch eine Weile auf dem Sofa gemütlich machen.

Therapie der idiopathischen RBD sowie der RBD bei IMP und LBD

Erstes Ziel bei der Behandlung der RBD muss die Sicherheit des Betroffenen und des Bettnachbarn wegen der erhöhten Verletzungsgefahr beim Ausagieren der Träume sein. Die Schlafumgebung sollte so eingerichtet sein, dass ein maximaler Schutz für den Betroffenen besteht. In einem nächsten Schritt sollte die Medikation im Hinblick auf mögliche auslösende oder verstärkende Effekte auf eine RBD überprüft und ggf. eine Umstellung der Medikation vorgenommen werden. Die Behandlung der IMP- und LBDassoziierten RBD und der iRBD unterscheiden sich prinzipiell nicht. Pharmakologisch stehen für die Behandlung der RBD hauptsächlich Clonazepam und Melatonin zur Verfügung, wobei die Evidenzlage für beide Substanzen gering ist. Durch Clonazepam wird die phasische REM-Schlaf- Aktivität reduziert, eine Wirkung auf die tonische REM-Aktivität liegt nicht vor (Einnahme 30min vor dem Zubettgehen, Dosierung 0,25 bis 2mg). Eine Alternative ist Melatonin in einer Dosierung von 3-12mg ca. 2 Stunden vor dem Zubettgehen. Weitere Medikamente, die beschrieben wurden, sind Rivastigmin, Imipramin, Gabapentin, Carbamazepin, Clonidin, Clozapin, Quetiapin, Pramipexol. Es kann auch ein Behandlungsversuch mit REMSchlaf unterdrückenden Antidepressiva (v.a. SSRI, SNRI) vorgenommen werden. Unter der ursächlichen Behandlung mit Dopamin-agonistischen Substanzen bei IMP oder Cholinesterasehemmern bei LBD kann es - durch die dadurch induzierte Zunahme des REM-Schlafs - auch zu einer Verschlechterung der RBD kommen, wenngleich für Donepezil auch ein positiver Effekt beschrieben ist. Daher ist beim Einsatz von Cholinesterasehemmern und dopaminergen Substanzen auf eine mögliche Entwicklung oder Intensivierung einer RBD zu achten und ggf. die Medikation anzupassen. In jedem Fall sollten bei beiden Erkrankungen eine möglichst optimale Einstellung und Behandlung der Grunderkrankung vorgenommen werden.

Leben mit Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lebenserwartung bei der Lewy-Körperchen-Demenz liegt im Durchschnitt bei sieben bis acht Jahren nach Diagnosestellung. Im fortschreitenden Verlauf der Erkrankung verlieren die Betroffenen zunehmend ihre Alltagskompetenz. Die Sprachfähigkeit nimmt ab, Schluckstörungen treten auf. Stürze und kurzzeitige Bewusstlosigkeit häufen sich, die Betroffenen werden immobil und schließlich bettlägerig.

Unterstützung für Betroffene und Angehörige

  • Pflegegrad: Menschen mit einer Lewy-Body-Demenz haben unter Umständen Anspruch auf einen Pflegegrad - und damit auf verschiedene Leistungen der Pflegekasse, die den Pflegealltag erleichtern sollen.
  • Pflegehilfsmittel: Menschen mit anerkanntem Pflegegrad, die zuhause gepflegt werden, haben Anspruch auf sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch im Wert von bis zu 42 Euro monatlich. Dazu zählen unter anderem Einmalhandschuhe, Mundschutz und Desinfektionstücher.
  • Information und Beratung: Umso wichtiger ist es, dass Sie als Angehörige gut über das Krankheitsbild informiert sind.
  • Patientenverfügung: Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift, wenn Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Ein solches Dokument entlastet auch Ihre Angehörigen bei schwierigen Entscheidungen.
  • Pflegetagebuch: Halten Sie alle Auffälligkeiten möglichst schriftlich fest - zum Beispiel in einem Pflegetagebuch. Hier können Sie dokumentieren, wo die Person im Alltag Unterstützung benötigt. Die Notizen helfen Ihrem Arzt und können bei zunehmendem Unterstützungsbedarf auch im Rahmen einer Pflegebegutachtung zum Einsatz kommen.

Schlafstörungen bei Demenz

Demenz kann den natürlichen Schlafrhythmus stark beeinträchtigen.

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  1. Bei der zirkadianen Störung ist der Biorhythmus gestört. Die Schlafphasen verteilen sich unregelmäßig über 24 Stunden. Die Ursache liegt vermutlich in der verminderten Aktivität bestimmter Hirnareale oder Erkrankungen wie Makuladegeneration (Verlust der Sehfähigkeit).
  2. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung hingegen betrifft die Traumphase: Betroffene zeigen unkontrollierte Bewegungen wie Treten, Schlagen oder Rufen - oft ohne Erinnerung daran.

Viele Menschen mit Demenz leiden unter erheblichen Schlafstörungen. Diese können durch die Demenz selbst entstehen, aber auch durch weitere körperliche Erkrankungen oder Medikamente, die den Schlaf zusätzlich beeinträchtigen. Medikamente (z. B. Durch Veränderungen im Gehirn (v. a. im Hypothalamus) wird der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus gestört. Die innere Uhr „verstellt sich“ - Betroffene sind nachts unruhig und tagsüber müde. Ablagerungen von Lewy-Körperchen stören die Schlafregulation im Gehirn. Die Folge: fragmentierter, sehr unruhiger Schlaf mit lebhaften Träumen und nächtlicher Verwirrtheit. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung begünstigt Albträume. Wie bei der Lewy-Körperchen-Demenz werden auch hier die Schlafzentren im Gehirn gestört. Es kommt zu REM-Schlaf- und Durchschlafstörungen. Die Folge ist oftmals eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit.

Was tun bei Schlafstörungen bei Demenz?

Schlafstörungen im Alter und speziell bei demenzkranken Menschen müssen differenziert betrachtet werden. Häufig treten sie in sehr individueller Ausprägung auf. Um Schlafstörungen bei Demenz zu behandeln, ist es deshalb wichtig, auf die jeweiligen Bedürfnisse der Betroffenen einzugehen und passende Behandlungskonzepte zu entwickeln. Neben organischen Ursachen spielen auch Umwelteinflüsse und der Tagesablauf eine Rolle. Um Schlafstörungen bei Demenz erfolgreich zu behandeln, ist ein individuell angepasstes Vorgehen erforderlich, da Ursachen und Ausprägung sehr unterschiedlich sein können. Eine medikamentöse Therapie ist nicht immer notwendig. In schweren Fällen oder bei starkem Leidensdruck ist eine ärztlich begleitete Therapie mit Schlafmitteln möglicherweise notwendig, um Schlafstörungen bei Demenz zu behandeln. Allerdings ist hier große Vorsicht geboten.

Allgemeine Tipps für einen besseren Schlaf bei Demenz

  • Sorgen Sie für Regelmässigkeit: Wer bislang gegen 23 Uhr ins Bett geht und auf einen Schlag um 20 Uhr schlafen gehen muss, wird nicht einschlafen können und früh am Morgen wach sein. In der Regel ist es besser, später ins Bett zu gehen. Soll die Abendpflege früher stattfinden, darf es sich der Pflegebedürftige noch eine Weile auf dem Sofa gemütlich machen.
  • Schlafzimmer: Das Schlafzimmer muss gut abgedunkelt sein. Ein kleines Schlaflicht wie eine Steckdosenbeleuchtung ist wegen der Sturzgefahr in der Nacht aber häufig hilfreich. Sorgen Sie für eine angenehme Schlafumgebung: Wer eiskalte Füße hat, schläft nicht gut ein oder durch. Ein Wärmekissen hilft hier rasch weiter. Sind die Decke und das Kissen zu warm oder zu dünn? Liegt der Pflegebedürftige bequem?
  • Bewegung: Wer sich ausreichend bewegt, ist eher müde. Achten Sie auf genügend Aktivität am Tag, am besten an der frischen Luft. Andere Aktivitäten wie gemeinsames Kochen, Spielen oder Wäsche zusammenlegen geben dem Alltag in der häuslichen Pflege Struktur und fördern gesunden Schlaf.
  • Ernährung: Der größte Teil der Flüssigkeit sollte daher bis zu vier Stunden vor dem Schlafengehen konsumiert werden. Außerdem wirkt manchmal eine Spätmahlzeit Wunder: Bieten Sie dem Pflegebedürftigen vor dem Schlafengehen eine Kleinigkeit aus Fett und Eiweiß (fetter Quark, Joghurt ohne Zucker, Vollkornbrot mit fettem Käse oder Lachs) an. Damit bleibt der Blutzuckerspiegel über Nacht konstant.
  • Aromapflege: Öle wie Lavendel, Benzoe, Zirbelkiefer, Mandarine, Melisse erzielen als Einreibung, Kissenspray, auf einem Duftstein oder einer Lampe tolle Wirkungen und haben kaum Nebenwirkungen. Achten Sie darauf, dass nur einhundert Prozent biologische ätherische Öle in Bioqualität zum Einsatz kommen und der Senior gegen keinen der Inhaltsstoffe allergisch ist. Natürlich sollte er den Duft als angenehm empfinden.
  • Vermeiden Sie blaues Licht: Der Demenzerkrankte sollte bis zu einer Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr fernsehen. Es gibt Hinweise, dass das blaue Licht auf dem Bildschirm die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmt. Dasselbe gilt für Licht im Schlafzimmer.
  • Schmerzmanagement: Stellen Sie zudem sicher, dass der Senior nachts keine Schmerzen hat. Besonders bei Demenzkranken werden diese nicht mehr adäquat geäußert und führen in der Folge zu Unruhe und Schlaflosigkeit. Außerdem am Abend keine stark zuckerhaltigen Lebensmittel anbieten!

Medikamentöse Behandlung von Schlafstörungen bei Demenz

Wenn es doch nicht anders geht, können Schlafmittel verabreicht werden. Dabei können Schlafmittel wie Zopiclon, Zolpidem, Doxepin oder Oxazepam eingesetzt werden. Wichtig ist, dass diese genau nach Anweisung des verordnenden Arztes und unbedingt vor Mitternacht verabreicht werden. Häufige Nebenwirkungen sind Tagesmüdigkeit und der so genannte „hangover“ mit Benommenheit, Schwindel und Schläfrigkeit in den frühen Morgenstunden. Da sich der „hangover“ häufig bis in die Mittagsstunden zieht, besteht eine erhöhte Sturzgefahr. Aus diesem Grund werden die Kosten für Schlafmittel häufig nicht mehr von der Krankenkasse übernommen und müssen selbst bezahlt werden. Es gibt auch naturheilkundliche Schlafmittel auf der Basis von Baldrian oder Lavendel, wie zum Beispiel Lasea, die angstlösende und beruhigende Wirkungen erzielen können. Lassen Sie sich dazu in der Drogerie oder Apotheke beraten. Neuroleptika wie Risperidon, Quetiapin, Pipamperon und Melperon hingegen werden immer noch häufig verschrieben. Sie wirken schlaffördernd, angstlösend und bergen keine Abhängigkeitsgefahr. Allerdings ist bei dieser Medikamentengruppe die Sturzgefahr und die Entstehung von Druckgeschwüren erhöht. Antidepressiva wie Mirtazapin wirken ebenfalls schlaffördernd, machen aber nicht abhängig. Da auch hier Sturzgefahr durch einen „hangover“ besteht, dürfen diese Medikamente nicht zu spät am Abend verabreicht werden.

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