Schlaganfall: Blutbild und Diagnose

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Die Diagnose eines Schlaganfalls umfasst verschiedene Untersuchungen, darunter Blutbildanalysen und bildgebende Verfahren. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die diagnostischen Verfahren bei Verdacht auf einen Schlaganfall.

Der FAST-Test: Ein erster Schnelltest

Mit dem FAST-Test lässt sich einfach und schnell auf einen Schlaganfall hin prüfen:

  • F wie "Face" (Gesicht): Bitten Sie den Patienten zu lächeln. Wenn das Gesicht dabei einseitig verzogen ist, deutet dies auf eine Halbseiten-Lähmung infolge eines Schlaganfalls hin.
  • A wie "Arms" (Arme): Bitten Sie den Patienten, die Arme gleichzeitig nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Wenn er dabei Probleme hat, liegt vermutlich eine unvollständige Lähmung einer Körperhälfte infolge eines Schlaganfalls vor.
  • S wie "Speech" (Sprache): Bitten Sie den Patienten, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist er dazu nicht in der Lage oder klingt seine Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprach-Störung infolge eines Schlaganfalls vor.
  • T wie "Time" (Zeit): Rufen Sie sofort den Notarzt unter der Notrufnummer 112!

Der Notarzt prüft noch vor Ort unter anderem Bewusstsein, Blutdruck und Herz-Frequenz des Patienten. Wenn dieser bei Bewusstsein ist, fragt der Arzt ihn nach dem Geschehen und auftretenden Symptomen (wie Seh-Störungen, Taubheits-Gefühle oder Lähmungen). Jeder Hirnschlag ist ein Notfall!

Untersuchungen im Krankenhaus

Nach der Einlieferung ins Krankenhaus ist ein Neurologe der zuständige Facharzt bei Verdacht auf einen Schlaganfall. Er führt eine neurologische Untersuchung durch. Dabei prüft er zum Beispiel Koordination, Sprache, Sehen, Berührungs-Empfinden und Reflexe des Patienten.

Bildgebende Verfahren

Wichtig bei der Schlaganfall-Diagnostik sind vor allem bildgebende Verfahren, wie die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT).

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Computertomografie (CT)

In der Regel veranlasst der Arzt sofort eine Computertomografie des Kopfes (kraniale Computertomografie, cCT). Die CT-Untersuchung ist oft durch eine Gefäßdarstellung (CT-Angiografie) oder eine Durchblutungs-Messung (CT-Perfusion) ergänzt. Auf den Bildern aus dem Schädel-Inneren lässt sich erkennen, ob ein Gefäß-Verschluss oder eine Hirn-Blutung für den Gehirnschlag verantwortlich ist. Außerdem lässt sich seine Lage und Ausdehnung feststellen. Beim Schlaganfall-CT entsteht mithilfe von Röntgenstrahlen ein Bild des Körperinneren. Die Untersuchung geht sehr schnell und am Ende steht eine dreidimensionale Darstellung der inneren Organe beziehungsweise des Gehirns. Häufig wird durch beziehungsweise mithilfe einer Kontrastmittelgabe die Durchblutung des Gehirns gemessen. Hierbei wird gezielt geprüft, ob ein großer Gefäßverschluss vorliegt. Auf diese Weise kann die Akutbehandlung besser gesteuert werden.

Magnetresonanztomografie (MRT)

Manchmal setzt der Arzt anstelle der Computertomografie eine Magnetresonanztomografie (MRT, auch Kernspintomografie genannt) ein. Sie ist ebenfalls mit einer Gefäß-Darstellung oder Durchblutungs-Messung kombinierbar. Beim Schlaganfall-MRT (auch Magnetresonanztomographie oder Kernspintomografie genannt) kommen keine Röntgenstrahlen zum Einsatz, sondern ein Magnetfeld. Auch mit dem MRT lassen sich nach einem Schlaganfall innere Organe wie das Gehirn sehr gut darstellen und es können dadurch Rückschlüsse auf einen Schlaganfall gezogen werden. Ein Schlaganfall-MRT ist im Klinikalltag mit einem höheren Aufwand verbunden Ein MRT ist zwar noch etwas genauer im Vergleich zum CT, allerdings ist ein MRT auch entsprechend aufwändiger. Insbesondere in Hinblick auf die Faktoren: Logistik und Zeit.

CT oder MRT?

Ob CT oder MRT - beide Methoden geben direkten Aufschluss über die wichtigste Frage: Entstand der Schlaganfall aufgrund eines Gefäßverschlusses oder einer Hirnblutung?

Angiografie

Bei manchen Patienten führt der Arzt eine separate Röntgen-Untersuchung der Gefäße (Angiografie) durch. Die Gefäß-Darstellung ist wichtig, um zum Beispiel Gefäß-Missbildungen (wie Aneurysmen) oder Gefäß-Lecks festzustellen. Bei einer Angiografie wird ein biegsamer Katheter unter örtlicher Betäubung in eine große Körperschlagader eingeführt. Mit Hilfe der Angiografie können die Blutgefäße im Gehirn dargestellt werden. Die anschließend durchgeführte Röntgenaufnahme zeigt die Hirnarterien. Bei der so genannten, ebenfalls invasiven digitalen Subtraktions-Angiografie (DSA) wird ein Bild der zu untersuchenden Körperregion vor der Injektion des Kontrastmittels aufgenommen. Von den später gewonnenen Aufnahmen mit Kontrastmittel lässt sich nun mit Hilfe des Computers das erste, kontrastmittelfreie Bild abziehen. Heute wird zunehmend die nichtinvasive kontrastmittelunterstützte Computertomografie-Angiografie (CTA) eingesetzt. Mit der strahlenfreien, aber kostenintensiven Magnetresonanz-Angiografie (MRA) können noch weitere Fragestellungen untersucht werden.

Ultraschalluntersuchung (Sonografie)

Zur Abklärung eines Schlaganfalls dient auch eine spezielle Ultraschall-Untersuchung (Doppler- und Duplex-Sonografie) der hirnversorgenden Gefäße wie der Halsschlagader. Dabei erkennt der Arzt, ob an der Gefäßinnenwand "Verkalkungen" (arteriosklerotische Ablagerungen) bestehen. Die Doppler-Sonografie kann auch Hinweise auf den Ablösungsort eines Blutgerinnsels (Thrombus) erbringen. Mit einer Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Gefäße (Doppler- bzw. Duplex-Sonografie), zu denen auch die Halsschlagader gehört, stellt der Arzt fest, wie stark die betroffenen Blutgefäße z. B. aufgrund einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) eingeengt sind.

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Eine Ultraschall-Untersuchung der Herzhöhlen (Echo-Sonografie) zeigt Herz-Erkrankungen auf, welche die Bildung von Blutklümpchen begünstigen, zum Beispiel Auflagerungen auf den Herzklappen. Manchmal entdecken Ärzte dabei Blutklümpchen in den Herzhöhlen. Sie erhöhen die Gefahr und sind unter Umständen die Ursache für einen weiteren Schlaganfall. Deshalb erhalten die Patienten blutverdünnende Medikamente, welche die Blutklümpchen auflösen. Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) erlaubt es, Veränderungen am Herzen festzustellen, durch die es zu Verwirbelungen des Blutstromes kommen kann. Dies kann letztendlich zur Bildung eines Thrombus im Bereich des Herzens führen, der sich ablöst, bis ins Gehirn wandert und dort durch Verstopfung einer mehr oder weniger großen Arterie einen Schlaganfall auslöst. Auch Geschwulste im Herzen oder Entzündungen von Herzklappen können als Quelle von Thromben in Frage kommen.

Elektrokardiografie (EKG)

Eine weitere wichtige Herz-Untersuchung nach einem Schlaganfall ist die Elektrokardiografie (EKG). Darunter versteht man die Messung der elektrischen Herzströme. Manchmal erfolgt sie auch als Langzeitmessung (24-Stunden-EKG oder Langzeit-EKG). Anhand des EKGs stellt der Arzt eventuelle Herzrhythmus-Störungen fest. Sie sind ebenfalls ein wichtiger Risikofaktor für einen ischämischen Insult. Bei Herzrhythmusstörungen (speziell Vorhofflimmern) als einer möglichen Ursache für einen Schlaganfall, kann der Arzt mit einem Elektrokardiogramm (EKG), speziell mit einem Langzeit-, d.h.

Blutuntersuchungen

Wichtig bei der Schlaganfall-Diagnostik sind auch Blut-Untersuchungen. Dabei bestimmt der Arzt zum Beispiel Blutbild, Blutgerinnung, Blutzucker, Elektrolyte und Nierenwerte. Jedem Schlaganfall-Patienten wird Blut abgenommen, das im Labor untersucht wird. Dabei wird die Konzentration der roten (Erythrozyten) und weißen Blutkörperchen (Leukozyten, Lymphozyten, Granulozyten) festgestellt. Von besonderem Interesse sind auch die Blutplättchen (Thrombozyten) und andere Blutwerte, welche die Blutgerinnung beeinflussen. Bei einer krankhaften Störung des Gerinnungssystems verklumpen die Blutplättchen und bilden die gefährlichen Blutgerinnsel. Zudem werden Blutzuckerwerte, Kalium- und Natriumkonzentration sowie Leber- und Nierenwerte gemessen. Außerdem lässt sich durch eine Blutprobe des Patienten die Konzentration von roten und weißen Blutkörperchen sowie die Verteilung der Blutplättchen bestimmen. Besonders interessant sind die Blutplättchen (Thrombozyten) und andere Blutwerte, die die Gerinnung beeinflussen.

Die genannten Untersuchungen dienen nicht nur dazu, den Verdacht auf einen Apoplex zu bestätigen und ihn näher abzuklären. Sie helfen auch, mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen, also zum Beispiel Blutdruck-Krisen, Herzinfarkt, Lungen-Entzündung durch Einatmen von Nahrungsresten (Aspirations-Pneumonie) und Nieren-Versagen.

Lumbalpunktion

In seltenen Fällen wird eine Lumbalpunktion vorgenommen. Dabei entnimmt der Arzt mit einer feinen Nadel etwas Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal. Diese Untersuchung wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Gehirn- oder Gefäßentzündung besteht und andere diagnostische Verfahren keine Klarheit gebracht haben.

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Neue Diagnose-Methode für Hirnblutungen

Einem Forscherteam um Professor Dr. Christian Förch, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie im RKH Klinikum Ludwigsburg, ist es gelungen, ein Eiweiß zu identifizieren, das im Falle von Blutungen im Schädelinneren explosionsartig aus den zerstörten Hirnzellen freigesetzt und in das Blut geschwemmt wird. Über ein Schnelltest-Messgerät ist die Bestimmung dieses Eiweißes, des sogenannten sauren Gliafaserproteins (GFAP), innerhalb weniger Minuten aus einer Blutprobe möglich. Wie in einer aktuell veröffentlichten Forschungsarbeit in der Fachzeitschrift „Critical Care“ dargestellt (Critical Care 2024 28:109), lassen sich hierdurch Blutungen im Schädelinneren bereits in der Phase vor der Krankenhausaufnahme zuverlässig erkennen. „Diese Entwicklung bietet dem Rettungsdienst und den Notärzten zukünftig die Möglichkeit, unmittelbar eine erste diagnostische Einordnung vornehmen und geeignete Maßnahmen einleiten zu können. Dies betrifft insbesondere die Kontrolle des Blutdrucks und die gezielte Zuweisung in eine Klinik mit einer neurochirurgischen Abteilung“, so Dr. Love-Preet Kalra, Ärztin der Schlaganfall-Schwerpunktstation im Ludwigsburger Klinikum, die am 8. Februar 2024 bei der Internationalen Schlaganfall Konferenz in Phoenix/USA den Paul Dudley White International Scholar Award für ihre Forschungsarbeit zu GFAP entgegen nehmen durfte.

Ursachenforschung und Reha-Maßnahmen

In der Regel werden Schlaganfall-Patienten nicht allen geschilderten diagnostischen Methoden unterzogen. Die gesamte Prozedur dient allein der genauen Ursachenforschung. Denn erst wenn die genaue Ursache eines Schlaganfalls geklärt ist, kann auch die Therapie und Reha nach Schlaganfall in die Wege geleitet werden.

Ursache von Schlaganfällen bei Personen unter 45 Jahren

Einrisse in den Arterienwänden (Dissektionen) sind nach Thrombosen die zweithäufigste Ursache bei Schlaganfällen von jüngeren Erwachsenen (unter 45 Jahren).

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