Ein Schlaganfall im Auge, auch Augeninfarkt genannt, ist ein seltenes, aber schwerwiegendes Ereignis, das zu plötzlichem Sehverlust führen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten des Augeninfarkts, um das Bewusstsein für diesen medizinischen Notfall zu schärfen.
Was ist ein Augeninfarkt?
Ähnlich wie ein Schlaganfall im Gehirn entsteht ein Augeninfarkt durch eine Unterbrechung der Blutzufuhr. Nicht nur das Gehirn kann einen Infarkt erleiden - auch das Auge kann von einem akuten Verschluss der Blutzufuhr betroffen sein. Der Augeninfarkt zeichnet sich durch eine plötzliche, schmerzlose Sehverschlechterung innerhalb von Sekunden aus. Der Grund ist ein Gerinnsel in den Blutgefäßen, welche die Netzhaut versorgen. Sind die Gefäße verstopft, ist die Sauerstoffzufuhr behindert und das Gewebe stirbt ab. Je schneller das Blut wieder ungehindert fließt, desto besser die Prognose.
Ursachen eines Augeninfarkts
Ein Augeninfarkt wird meist durch die Verstopfung der zentralen Arterie oder eines ihrer Äste verursacht. Die plötzlichen Sehstörungen treten auf, weil die Netzhaut nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Schuld daran: Eine Verstopfung der zentralen Arterie. Für die Netzhaut des Auges ist das wie ein Stromausfall. Ursache für einen Schlaganfall können nicht beeinflussbare und beeinflussbare Risikofaktoren sein. Teilweise beeinflussen sich die verschiedenen Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder arterielle Verschlusskrankheit gegenseitig. Zu den Risikofaktoren gehören:
- Arteriosklerose: Ablagerungen in den Arterien können zu Verengungen und Verstopfungen führen.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Vorhofflimmern, Herzklappenfehler und andere Herzerkrankungen können das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen.
- Bluthochdruck: Chronischer Bluthochdruck schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko von Gefäßverschlüssen. Die Kontrolle des Blutdrucks und die entsprechende Behandlung bei angestiegenen Werten kann das Schlaganfall-risiko senken.
- Diabetes: Diabetes kann die Blutgefäße schädigen und das Risiko von Gefäßverschlüssen erhöhen.
- Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko von Blutgerinnseln.
- Erhöhter Augeninnendruck
Symptome eines Augeninfarkts
Ein Schlaganfall im Auge ist fast immer schmerzlos. Man erleide vom einen auf den anderen Moment einen deutlichen Sehverlust auf dem Auge, der anhalte und massiv einschränke, erläutert Prof. Wie wenn jemand schmerzlos plötzlich das Licht ausschaltet. Manche Betroffene berichten von einem Schleier über dem Auge, bei anderen sind einzelne Bereiche im Sichtfeld schwarz oder sie sehen gar nichts mehr. Das seien klare Hinweise auf einen Zentralarterien-Verschluss, auch Augen-Infarkt genannt, so Augenspezialist Martin Spitzer. Typische Symptome sind:
- Plötzlicher, schmerzloser Sehverlust auf einem Auge
- Schleier oder Schatten vor dem Auge
- Verlust von Teilen des Sichtfelds
- Kompletter Sehverlust auf einem Auge
Diagnose eines Augeninfarkts
Das frühzeitige Erkennen von Schlaganfall-Symptomen, das sofortige Handeln und die optimale Diagnostik und Therapie sind die Grundvoraussetzungen, die verheerenden Folgen nach einem Schlaganfall entscheidend zu reduzieren. Um einen Augeninfarkt zu diagnostizieren, führt der Augenarzt folgende Untersuchungen durch:
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- Augenuntersuchung: Beurteilung der Sehschärfe, des Gesichtsfelds und des Augenhintergrunds. Dabei zeigt das Auge auch eine sehr ähnliche Struktur der Blutgefäße wie das Gehirn. Gleichzeitig ist die Netzhaut die einzige Stelle am menschlichen Körper wo feinste Blutgefäße und Nerven eingesehen und analysiert werden können.
- Optische Kohärenztomografie (OCT): Bildgebung der Netzhaut, um Schäden zu erkennen.
- Fluoreszenzangiographie: Darstellung der Blutgefäße der Netzhaut, um Verstopfungen zu erkennen.
- Ultraschalluntersuchung der Hals- und Hirngefäße
- MRT im Neurozentrum
Behandlung eines Augeninfarkts
In der Regel hat man wenig Zeit, seine Sehkraft zu retten. Denn innerhalb von nur vier bis fünf Stunden löst ein solcher „Stromausfall“ im Auge unwiderrufliche Schäden an den Nervenzellen aus. Das Auge droht zu erblinden. Aber schnelles Handeln zahlt sich aus: Wird das Gefäß rechtzeitig frei, kann das Blut im Auge wieder zirkulieren und die Nerven versorgen. Das Auge kann so in den ersten Stunden nach dem Augeninfarkt vor der Erblindung gerettet werden. Der Patient bekommt durch eine Venenkanüle einen Zugang gelegt für Medizin, die so in seine Blutlaufbahn gelangt. Eine aktuelle Studie des Augenspezialisten Prof. Martin Spitzer unter der Leitung des Tübinger Neurologen Prof. Sven Poli untersucht die Heilungserfolge und Risiken der Blutverdünner, wie sie die Lyse-Therapie verwendet. Der Verdacht der Forschenden: Die Lyse-Therapie habe in vergangenen Untersuchungen schlecht abgeschnitten, weil die Patienten zu spät behandelt wurden. Die Untersuchungen fokussieren sich jetzt auf einen Eingriff innerhalb der ersten viereinhalb Stunden nach dem Auftauchen des Krankheitsbilds. Da es bislang keine nachweislich wirksame Therapie gibt, konzentrieren sich die Behandlungsansätze darauf, die Durchblutung der Netzhaut so schnell wie möglich wiederherzustellen. Dazu gehören:
- Lyse-Therapie: Medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels. Das Problem: Die Lyse-Therapie ist bislang nicht etabliert bei Augeninfarkten, weil sie das Risiko tödlicher Hirn-Blutungen birgt. Bei Schlaganfällen im Gehirn ist die Lyse-Therapie dagegen seit Jahren der Standard.
- Augenmassage: Durch sanften Druck auf das Auge kann versucht werden, das Gerinnsel zu lösen.
- Senkung des Augeninnendrucks: Medikamente oder eine Punktion des Auges können den Druck senken und die Durchblutung verbessern.
Prävention eines Augeninfarkts
Einem erhöhtem Schlaganfall-Risiko kann durch eine regelmäßige Kontrolle und entsprechende Behandlung durch einen Arzt vorgebeugt werden. Um das Risiko eines Augeninfarkts zu senken, sollten die genannten Risikofaktoren kontrolliert und behandelt werden:
- Regelmäßige Kontrollen des Blutdrucks, Blutzuckers und Cholesterinspiegels
- Gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse
- Regelmäßige Bewegung
- Verzicht auf Rauchen
- Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Sehstörungen nach Schlaganfall
Im Zusammenhang mit einem Schlaganfall können verschiedene Arten von Sehstörungen auftreten. Zum Beispiel kann das Auge beziehungsweise die Sehbahn direkt betroffen sein, weil sie nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. In diesem Fall kann es zur Erblindung auf einem Auge kommen. Zum anderen kann eine Region im Gehirn betroffenen sein, in der die Informationen des Auges verarbeitet werden. Das Auge selbst ist also intakt, aber die Informationsverarbeitung im Gehirn funktioniert nicht mehr richtig. Die Wahrnehmung ist gestört. Dies ist häufiger der Fall als eine Erblindung.
Wenn das Gehirn die Informationen, die das Auge weiterleitet nicht mehr richtig aufnehmen kann, kann dies zahlreiche Folgen haben, unter anderem:
- GesichtsfeldeinschränkungenDie Gesichtsfeldeinschränkung ist mit Abstand die häufigste Sehstörung nach einer Hirnschädigung. Die Einschränkung kann sehr unterschiedlich ausfallen, von kleinen „blinden Flecken“ (sogenannten Skotome), über einen „Tunnelblick“ bis hin zu dem Ausfall einer kompletten Gesichtshälfte - je nach Größe, Ort und Art der Schädigung im Gehirn. Die führt dazu, dass im Alltag Hindernisse übersehen werden und sich Betroffene zum Beispiel oft stoßen. Da es mit einem eingeschränkten Blickfeld schwieriger ist, sich schnell zur orientieren und einen Überblick zu verschaffen, kann es zu entsprechenden Unsicherheiten kommen - vor allem im öffentlichen Raum und im Straßenverkehr. Auch die Lesegeschwindigkeit ist oft verringert, da Satzanfänge oder -enden übersehen werden.
- DoppelbilderDoppelbilder oder ein „verschwommenes“ Sehen können Folgen eines Schlaganfalls sein. Dabei können die Doppelbilder auch zu Schwindel führen.
- HerdblickDer Herdblick kann ein erstes Anzeichen für einen Schlaganfall sein, das häufig nicht als solches wahrgenommen wird. Der Blick „kippt“ zur linken oder zur rechten Seite, der Betroffene kann seine Blickrichtung nicht mehr kontrollieren. In manchen Fällen drehen sich nicht die Augen, sondern der ganze Kopf in eine Richtung.
- Visuell-Räumliche StörungenDurch eine Hirnschädigung kann es sein, dass die Raumachsen nicht mehr richtig wahrgenommen werden können. Das führt dazu, dass Betroffene zum Beispiel Schwierigkeiten haben, geradeaus zu gehen oder ein Fahrrad oder Rollstuhl zu steuern.
- NeglectNeglect bedeutet, dass eine Raum- und/oder Körperhälfte nicht mehr wahrgenommen wird. Das heißt, dass der Betroffene seine Aufmerksamkeit einer Raum- oder Körperseite nicht mehr zuwenden kann. Es gibt verschiedene Arten des Neglects, der visuelle Neglect tritt am häufigsten auf. Der Unterschied zwischen einen Gesichtsfeldausfall und einem visuellen Neglect ist manchmal schwierig auszumachen, teilweise tritt auch beides zusammen auf. Grundsätzlich ist ein Neglect eine Störung der Aufmerksamkeit auf eine Raumseite, Ein Gesichtsfeldausfall ist eine Störung des Sehens. Bei einem Gesichtsfeldausfall ist dem Betroffenen in der Regel bewusst, dass die Raumhälfte existiert - er sie selbst allerdings nicht wahrnehmen kann. Bei einem visuellen Neglect lenkt der Betroffene seine Aufmerksamkeit nicht spontan auf die betroffene Seite. So bemerken die Betroffene oft selbst nicht, dass etwas „fehlt“.
Das primäre visuelle Zentrum befindet sich im Okzipitallappen (Hinterhauptslappen) des Gehirns. Hier erfolgt die zentrale Verarbeitung und Integration der von den Augen aufgenommenen Informationen zu einem kohärenten Gesamtbild. Weitere beteiligte Strukturen, darunter der Thalamus sowie Areale im Parietal- und Temporallappen, übernehmen Aufgaben wie die Koordination der Augenbewegungen, die Tiefenwahrnehmung und die Orientierung im Raum.
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Sehprobleme infolge eines Schlaganfalls erfordern eine spezialisierte augenärztliche Diagnostik, da die Ursachen meist nicht am Auge selbst, sondern in der zentralen Verarbeitung liegen. Eine differenzierte Abklärung durch Fachärzte ermöglicht es, Ausmaß und Art der Störung exakt zu erfassen und gezielt therapeutisch anzugehen. Nach einem schlaganfallbedingten Sehverlust eröffnet die rehabilitative Therapie wichtige Wege zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Individuell angepasste Hilfsmittel erleichtern zusätzlich den Alltag. Dazu zählen vergrößernde Sehhilfen, kontraststeigernde Beleuchtungslösungen oder softwaregestützte Programme zur Förderung der visuellen Wahrnehmung.
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