Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die häufigste Todesursache. Herzinfarkt und Schlaganfall fordern weltweit jährlich über 17 Millionen Todesopfer. Rund 80 Prozent dieser Todesfälle könnten durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden. Dieser Artikel beleuchtet die Risikofaktoren für Schlaganfälle und untersucht, wie Golfspielen zur Prävention beitragen kann.
Schlaganfall: Eine wachsende Bedrohung
In Deutschland hatten bereits 2,5 % der erwachsenen Menschen einen Schlaganfall. Jedes Jahr treten etwa 200.000 neue Schlaganfälle auf, und es gibt gut 70.000 „wiederholte Schlaganfälle“, von denen bereits Betroffene betroffen sind. Sie können zu Lähmungen, Gedächtnisverlust, Sprachproblemen und einem Verlust an Lebensqualität führen.
Es gibt zwei Hauptarten von Schlaganfällen: ischämische und hämorrhagische Schlaganfälle. Ischämische Schlaganfälle machen etwa 85 % aller Fälle aus. Sie entstehen, wenn ein Blutgerinnsel oder eine verengte Arterie den Blutfluss zum Gehirn blockiert. Der Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen führt zur Schädigung des Gehirngewebes. Hämorrhagische Schlaganfälle nehmen etwa 15 % der Fälle ein. Dabei platzt eine Arterie im Gehirn, was zu einer Blutung und einem erhöhten Druck im Schädel führt.
Risikofaktoren im Überblick
Es gibt viele altersunabhängige Risikofaktoren für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße: Dazu gehören Nikotinkonsum, Diabetes, Bluthochdruck, familiäre Belastung sowie eine ererbte oder erworbene Störung des Fettstoffwechsels. Einige dieser Risikofaktoren verstärken sich Informationen zum Weltherztag zufolge bei Übergewicht, Fehlernährung und Bewegungsmangel. Auch übermäßiger Alkoholkonsum, plötzliche Belastungen und Stresssituationen mit starken Blutdruckschwankungen steigern die Herzinfarktgefahr.
Der aktuelle Stand der Forschung zeigt, dass der Konsum von Genuss- und Umweltgiften das Risiko für Schlaganfälle erhöhen kann.
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Neben Bluthochdruck, Stress und Diabetes ist Übergewicht einer der klassischen Risikofaktoren. Doch das Übergewicht - ermittelt nach dem Körper-Masse-Index (BMI) - scheint nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Ein verlässlicherer Indikator für das Schlaganfallrisiko ist die Verteilung des Fetts im Körper, wie Ärzte des Columbia-Presbyterian Medizinzentrums in New York feststellten. Die Forscher bestimmten bei 576 Patienten und bei über 1000 Gesunden als Kontrollgruppe den BMI und das Taillen-Hüften-Verhältnis (WHR). Das WHR ist der Taillenumfang (in Bauchnabelhöhe) geteilt durch den Hüftumfang an der breitesten Stelle. Nach den Messungen von Seung-Han Suk und Mitarbeitern lag der BMI bei den Schlaganfallpatienten zwar etwas über dem Durchschnitt, aber immer noch leicht unter dem der Kontrollgruppe. Das heißt, Übergewicht ist nicht das eigentliche Risiko. Sehr viel aussagekräftiger ist das Verhältnis von Taille zu Hüftumfang. Die New Yorker Wissenschaftler stellten bei Schlaganfallpatienten eine stärkere Neigung zu Bauchfett fest, ihr WHR hatte größere Werte als das WHR der Kontrollgruppe - obwohl die Kontrollgruppe insgesamt dicker war.
Golf als präventive Maßnahme
„Wer gesund lebt und regelmäßig Sport treibt, kann sein persönliches Risiko für einen Herzinfarkt und andere Herzerkrankungen erwiesenermaßen senken“, betont Dr. Petra Sommer, leitende Ärztin der Kurklinik am Maasberg in Bad Sobernheim. Moderate Ausdauersportarten, bei denen sich Überanstrengungen vergleichsweise einfach vermeiden lassen, sind ideal: Sie stärken das Herz-Kreislaufsystem und können auch im höheren Lebensalter noch ohne Weiteres begonnen werden. „Neben Walken, Schwimmen oder Radfahren zählt Golfen zu den besten Möglichkeiten, einen plötzlichen Herztod zu verhindern und neue Kräfte für das Leben freizusetzen!“ sagt Dr. Sommer.
Golf spielen kann helfen, die zentralen Risikofaktoren für einen möglichen Herzinfarkt zu verringern: Mit einem Energieverbrauch von rund 1.200 Kalorien auf einer 18-Löcher-Runde ermöglicht der Golfsport den schonenden Abbau von Herz belastendem Übergewicht. Gleichzeitig wirkt sich die Ausdauerbewegung beim Golf positiv auf den Fettstoffwechsel aus und verringert den Bluthochdruck. „Das gesamte Herz-Kreislaufsystem wird durch die Bewegung an der frischen Luft gestärkt. Anders als bei Ballsportarten wie Fußball oder Handball sind beim Golfen Überlastungen des Herz-Kreislauf-Systems selten. Die niedrige, aber konstante Belastung ist ideal fürs Herz und minimiert das Risiko koronarer Herzkrankheiten. Eine zu 100 Prozent sicherer Prävention gibt es nicht, aber Golf ist in puncto Herzinfarkt schon recht schlagkräftig!“, so Dr. Sommer.
„Golfspielen senkt im Vergleich zu anderen Ausdauersportarten den Cortisol-Spiegel besonders auffällig. Cortisol ist das Stresshormon und gerade der Stress ist ja in der heutigen Zeit einer der Hauptrisikofaktoren für den Herzinfarkt. Des Weiteren werden beim Golfspielen, unabhängig von Körpergröße, Handicap und Alter des Golfers, die Glückshormone Serotonin und Dopamin erhöht, was ebenfalls dem Stress und somit dem Herzinfarktrisiko entgegenwirkt.
Die Fachgesellschaften empfehlen ein Ausdauertraining 3-5x/Woche im aeroben Bereich. Allerdings zeigen sich ähnlich positive Effekte bei den sogenannten „Week-end Worriors“, die ihren Sport auf mehrere Stunden am Wochenende beschränken. Beim Golfen ist man meist in der aeroben Belastungszone. Diese ist individuell unterschiedlich. Bezüglich der Belastungsintensität sage ich meinen Patienten immer, dass Sport dann Training ist, wenn man „schwitzt und schnauft“.
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Weitere gesundheitliche Vorteile des Golfsports
Eine Studie von PARKKARI et al. (2000) zeigt, dass das regelmäßige Gehen auf einem Golfplatz eine praktische und sichere Bewegungsform ist. Zudem hat das regelmäßige „Begehen“ eines Golfplatzes viele positive Effekte auf die Gesundheit und die Fitness von den Studienteilnehmern (Männer zwischen 48 und 65 Jahren, ohne Erkrankungen oder körperliche Einschränkungen). Die Forscher erwähnen, dass das Gehen üblicherweise nicht mit dem Aufbau von Muskulatur in Verbindung gebracht wird, aber dass es wichtige funktionelle Vorteile bei Älteren hat. Regelmäßiges Golfen erhöht die Rumpfstabilität, was in weiterer Folge Rückenprobleme reduziert. Vor allem bei älteren Golfern kann Gehen die Häufigkeit von allgemeiner Schwäche reduzieren und dadurch in weiterer Folge auch das Sturzrisiko und das Auftreten von Frakturen minimieren.
Laut einem Artikel von BOLDT et al. (2000) hat Golf eine Reihe von gesundheitsförderlichen Wirkungen: Als gesundheitsfördernd betrachten viele Freizeitgolfer die erholsame und spannende Wirkung des Golfspiels und die regelmäßige Bewegung in der Natur. Regelmäßige Bewegung mit einem Kalorienverbrauch von ca. 2.000 bis 3.000 kcal/Woche bzw. eine gute Ausdauerleistungsfähigkeit gelten als Schutzfaktoren für degenerative Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Golfspiel über eine Dauer von vier Stunden führt zu einem beachtlichen Energieverbrauch mit gesteigerter Fettverbrennung. Während einer 18-Löcher-Runde werden etwa 330 kcal Fett verbrannt. Gesundheitlich positive metabolische Effekte (z.B. Veränderungen im Fettstoffwechsel) sind demzufolge möglich und konnten in vereinzelten Studien nachgewiesen werden. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem Verlust an koordinativen Fähigkeiten und zu einer Abnahme der Flexibilität, was häufig Ursache von Stürzen und Verletzungen ist. Hier kann das Golfspielen einen zusätzlichen präventiven Effekt haben.
Golf als Therapieform
Eine Studie der Uni Regensburg hat belegt, dass Golfspielen auf dem Weg zurück ins Leben helfen kann. Im Zuge dieser Studie trainierten 17 Personen, die einen Schlaganfall erlitten hatten, unter der Leitung eines Sportwissenschaftlers. Wie bei wissenschaftlichen Studien dieser Art üblich, gab es auch eine Kontrollgruppe. Die Personen der Kontrollgruppe lösten Denkaufgaben, anstatt Sport zu treiben. Das Ergebnis ist erstaunlich: „Die Golfspieler haben im Gegensatz zur Kontrollgruppe ihre visuell-räumlichen Fähigkeiten mehr als verdoppelt“, erläutert Prof. Jansen, die den Lehrstuhl für Sportwissenschaft an der Uni Regensburg leitet. Auch Schlaganfallexperten bewerten das Golfspielen positiv im Zuge der Therapie: Neben kognitiven und koordinativen Aspekten sei das spielerische Element beim Golfen wichtig, erläutert der zweite Vorsitzende der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft, Prof. Joachim Röther. „Das Belohnungssystem im Gehirn wird eher als beim Walking, Radfahren oder Wandern angesprochen und sorgt so für viele positive emotionale Aspekte“, betont der Chefarzt der Neurologischen Klinik an der Asklepios Klinik in Hamburg. Andere Sportarten wie z.B. Tennis seien wegen der Geschwindigkeit, dem gegnerischen Einfluss und der Sturzgefahr teils zu gefährlich.
Mit PatientInnen werden in ausgewiesenen Therapiezentren und zunehmend auch in Golfclubs unter fachkundiger Aufsicht durch mehrwöchige Bewegungstrainings die allgemeinen Reha-Sport-Ziele durch Golf umgesetzt, um den ganzheitlichen Genesungsprozess (physisch, psychisch und psychosozial) zu unterstützen. Es werden dabei Fähigkeiten wie Gleichgewichtssinn, Koordination, Konzentration, Orientierungsfähigkeit, Gangfähigkeit und Kontakte zu anderen Betroffenen und anderen SportlerInnen geschult. Zudem ist es ein großes Anliegen, dass die PatientInnen wieder Freude an der Bewegung erleben und somit die Motivation zur lebenslangen Ausübung eines gesundheitsverträglichen wie auch -fördernden Sports entwickeln.
Golf und Lebenserwartung
FARAHMAND et al. (2009) führten eine Studie in Schweden durch, um herauszufinden, ob es Unterschiede bezüglich der Mortalitätsrate zwischen Golfspielern und der allgemeinen Bevölkerung gibt. Dabei fanden die ForscherInnen heraus, dass Golfer eine um 40% niedrigere Mortalitätsrate aufwiesen, was einer um fünf Jahre höheren Lebenserwartung entspricht. Die Sterblichkeitsrate war bei jenen Golfern am geringsten, die mit einem niedrigen Handicap spielen und somit zu den qualifizierteren und geübteren Golfspielern gehören. Golf als Freizeitaktivität schließt Komponenten ein, die für die Prävention von Erkrankungen oder Defiziten wichtig sind, wie z.B. das regelmäßige Gehen, welches große Muskelgruppen beansprucht oder positive psychologische Effekte, die sich aus dem Spiel ergeben. Die Wissenschaftler/Innen verweisen auch auf eine kontrollierte Studie mit finnischen Golfern, die deutlich zeigt, dass regelmäßiges Golfen die aerobe Leistung und die Leistungsfähigkeit der Rumpfmuskulatur steigert. Darüber hinaus werden noch weitere günstige Effekte für den Körper beschrieben wie z.B. die Reduktion von Gewicht, Hüftumfang und Bauchfaltendicke. Des Weiteren werden Vorteile für den Fettstoffwechsel und das Verhältnis HDL/Cholesterol beschrieben. Aus diesen Gründen ist es wahrscheinlich, dass Golfen kardiovaskuläre Risikofaktoren in einem positiven Maß beeinflusst.
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Golf für ältere Menschen
Eine Besonderheit am Golfsport ist, dass man sich diesem ohne jegliche altersmäßige Einschränkung widmen kann. Golf ist vielleicht die einzige Sportart, die ein männlicher Teenager mit seiner Großmutter ausüben kann (CARLESS et al., 2004: Journal of Mental Health Promotion, Vol. 3 (4), S. 28). Ein Forschungsprojekt von STELLWAG et al. (UMIT, Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Hall in Tirol) beschäftigte sich mit der Frage nach der Bedeutung dieser Sportart für ältere, aktive Sportler. Bei den Ergebnissen zeigte sich, dass die Gründe für das Ausüben von Golf in einem direkten Zusammenhang mit den vielfältigen Bedeutungen von Golf für ältere Golfspieler stehen. Begriffe wie Lebensinhalt, -sinn oder -freude spiegeln die Tiefe des Stellenwerts dieses Sports für ältere aktive Golfspieler wieder. Dies macht deutlich, dass Golf für diese Menschen mehr bedeutet, als eine simple Beschäftigung des Alltags. Golf kann demnach als „sinnstiftend“ bezeichnet werden.
Prävention und Reaktion im Ernstfall
Ein unerkannter hoher Blutdruck sowie Vorhofflimmern sind die häufige Ursache von Schlaganfällen. 75 % der Patienten mit Schlaganfällen haben Bluthochdruck und 15 % der Schlaganfälle lassen sich auf ein Vorhofflimmern zurückführen. Medizinisch würde ich den Blutdruck und Cholesterinspiegel im Auge behalten.
Es ist wichtig, die Anzeichen eines Schlaganfalls zu erkennen. Sollten Sie sich unsicher sein, sollten Sie den Code zur Erkennung von Schlaganfällen anwenden:
- FACE (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln.
- ARMS (Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme gleichzeitig zu heben.
- SPEECH (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen.
- TIME (Zeit): Wenn eine oder mehrere der oben genannten Symptome auftreten, ist schnelles Handeln erforderlich.
Die Zeit ist entscheidend, wenn es darum geht, die Auswirkungen eines Schlaganfalls zu minimieren. Wir Mediziner sagen dazu „time is brain“ (Zeit ist Gehirn).
Wer sich nicht regelmäßig bewegt und ungesund lebt, erhöht sein Infarktrisiko: Jedes Jahr erliegen in Deutschland der Stiftung Deutsche Anästhesiologie zufolge bis zu 100.000 Menschen einem plötzlichen Herztod. Die Herzfunktion fällt durch eine fehlende oder zu schnelle Herzaktion (Kammerflattern, Kammerflimmern) plötzlich aus, so dass es zu einem Kreislaufstillstand kommt. Das Herz pumpt kein Blut mehr in das Gehirn und den restlichen Körper. Der Betroffene wird sofort bewusstlos und atmet nicht mehr normal oder gar nicht mehr. Dies geschieht innerhalb weniger Sekunden. Im Fall des Falles ist deshalb schnelles Handeln gefragt, denn pro Minute, die bis zum Beginn der Reanimation verstreicht, verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit des Betroffenen um etwa zehn Prozent. Wird nach einem plötzlichen Herzstillstand sofort eine Herzdruckmassage durchgeführt, kann in bis zu 50 Prozent der Fälle eine Rückkehr des Spontankreislaufs erreicht werden, die Überlebensrate verdoppelt sich mindestens. Wenn nach einem Herzstillstand nicht innerhalb von fünf Minuten einfache Maßnahmen wie die Herzdruckmassage durchgeführt werden, dann ist ein Überleben unwahrscheinlich. Bei dieser wird mindestens 100 Mal pro Minute fest auf die Mitte des Brustkorbs gedrückt. Eine Maßnahme, die oft aus Angst, etwas falsch zu machen, nicht oder zu spät erfolgt: „Der größte Fehler ist, bei einem Herzstillstand dem Betroffenen nicht zu helfen“, so Dr. Sommer.
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