Schlaganfall und Aphasie: Der Fall Bruce Willis und Ursachen der Sprachstörung

Die Diagnose Aphasie beim Hollywood-Schauspieler Bruce Willis hat die Öffentlichkeit auf diese oft missverstandene Sprachstörung aufmerksam gemacht. Aphasie beeinträchtigt die Kommunikationsfähigkeit und kann verschiedene Ursachen haben, wobei der Schlaganfall eine der häufigsten ist. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Aphasie, auch im Kontext der Erkrankung von Bruce Willis.

Aphasie: Eine Sprach- und Kommunikationsstörung

Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die durch eine Schädigung des Gehirns verursacht wird. Ruth Nobis-Bosch, Professorin für Angewandte Therapiewissenschaften an der HSD Hochschule Döpfer, erklärt: "Eine Aphasie ist eine Sprach- und Kommunikationsstörung." Betroffene haben Schwierigkeiten, Sprache zu verstehen, zu sprechen, zu lesen und zu schreiben. Die Ausprägung der Aphasie kann dabei sehr unterschiedlich sein.

Ursachen der Aphasie

Schlaganfall als Hauptursache

Die häufigste Ursache für Aphasie ist ein Schlaganfall. Nach Angaben des Deutschen Bundesverbands für Logopädie sind etwa 80 Prozent der Aphasien auf einen Schlaganfall zurückzuführen. Bei einem Schlaganfall wird die Durchblutung im Gehirn gestört, was zum Absterben von Hirngewebe führt. Da Willis bis vor kurzem noch vor der Kamera stand, also fit war, könnte es sich bei der Krankheitsursache um einen plötzlichen Schlaganfall handeln.

Weitere mögliche Ursachen

Neben Schlaganfällen gibt es weitere mögliche Auslöser für Aphasien:

  • Schädel-Hirn-Verletzungen: Diese können beispielsweise durch Unfälle verursacht werden. In solchen Fällen spricht man jedoch eher von Kommunikationsstörungen als von Aphasie, da Aphasie immer dann auftritt, wenn die Sprachverarbeitung in der linken Hirnhälfte betroffen ist.
  • Hirntumore: Tumore im Gehirn können die Sprachzentren schädigen und zu Aphasie führen.
  • Demenzerkrankungen: Seltener können auch Demenzerkrankungen wie Alzheimer Aphasien auslösen. Hier treten Aphasien aber zumeist in schleichender Form auf.
  • Frontotemporale Demenz: Bei Bruce Willis wurde später eine frontotemporale Demenz diagnostiziert, die ebenfalls Aphasie verursachen kann. Bei dieser Erkrankung sterben Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns ab.

Im Fall von Bruce Willis hat die Familie die Krankheitsursache zunächst nicht mitgeteilt, aber bekanntgegeben, dass der Schauspiel-Star gesundheitliche Probleme hatte. Später wurde jedoch die Diagnose frontotemporale Demenz öffentlich gemacht.

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Symptome der Aphasie

Aphasien betreffen alle Aspekte der Sprache: Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben - jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen. Einige Betroffene finden die richtigen Wörter nicht mehr, andere verwechseln deren Bedeutung oder können das, was sie hören, nicht mehr verstehen.

Die Symptome einer Aphasie sind vielfältig und hängen von der Art und dem Schweregrad der Hirnschädigung ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Wortfindungsstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Wörter zu finden.
  • Sprachverständnisprobleme: Schwierigkeiten, gesprochene oder geschriebene Sprache zu verstehen.
  • Artikulationsprobleme: Schwierigkeiten, Wörter korrekt auszusprechen.
  • Grammatikfehler: Schwierigkeiten, grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden.
  • Redeflussstörungen: Stockender oder abgehackter Redefluss.
  • Verwechslung von Wörtern: Verwendung falscher Wörter oder Vertauschung von Buchstaben oder Silben.

Formen der Aphasie

Aphasien werden aufgrund der Symptomatik in verschiedene Syndrome eingeteilt. Diese Einteilung wird jedoch in der Forschung kritisch diskutiert.

  • Globale Aphasie: Die schwerste Form der Aphasie. Dabei sind sowohl das Sprachverständnis als auch die Sprachproduktion stark beeinträchtigt. Betroffene können oft nur einzelne Wörter oder Phrasen äußern und verstehen.
  • Broca-Aphasie: Auch motorische Aphasie genannt. Die Sprache ist stockend und abgehackt, oft im "Telegrammstil". Das Sprachverständnis ist meist relativ gut.
  • Wernicke-Aphasie: Die Sprache ist flüssig und überschießend, aber oft nichtssagend und sinnlos. Das Sprachverständnis ist meist stark beeinträchtigt.
  • Amnestische Aphasie: Die leichteste Form der Aphasie. Hauptsymptom sind Wortfindungsstörungen.

Diagnose der Aphasie

Die Diagnose einer Aphasie wird von einem Arzt oder Logopäden gestellt. Dabei werden verschiedene Tests durchgeführt, um die sprachlichen Fähigkeiten des Patienten zu beurteilen. Es ist wichtig, die genaue Art und den Schweregrad der Aphasie zu bestimmen, um die bestmögliche Therapie zu planen.

Behandlung der Aphasie

Da gesunde Hirnareale manchmal die Aufgaben von gestörten Bereichen übernehmen können, kann man mit Sprachtherapien einiges erreichen. Wichtig ist, möglichst früh mit Übungen zu beginnen, insbesondere nach Hirnverletzungen oder Schlaganfällen. Bei knapp der Hälfte der Patienten bilden sich die Symptome zurück, auch wenn Aphasien grundsätzlich nicht heilbar sind. Es gibt verschiedene Therapien, die bei einer Aphasie zumindest gewisse Verbesserungen bringen können.

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Die Behandlung der Aphasie zielt darauf ab, die Kommunikationsfähigkeit des Betroffenen zu verbessern und ihm ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die wichtigsten Therapieansätze sind:

  • Sprachtherapie (Logopädie): Die Sprachtherapie ist die wichtigste Säule der Aphasie-Behandlung. Ziel ist es, die vorhandenen sprachlichen Fähigkeiten zu fördern und neue Kommunikationsstrategien zu erlernen.
  • Computergestützte Therapie: Spezielle Computerprogramme können die Sprachtherapie unterstützen und das selbstständige Üben fördern.
  • Gruppentherapie: In der Gruppentherapie können sich Betroffene austauschen und gegenseitig unterstützen.
  • Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen können Medikamente die Genesung unterstützen und die Wirkung der Rehabilitation verstärken.

Wie gut eine Therapie anschlägt, hängt häufig von der Art der Therapie ab. Bei hochfrequenter Therapie beispielsweise, die über einen festgelegten Zeitraum mindestens drei Mal pro Woche stattfindet, sind die Erfolge oft gut. Doch hängt der Erfolg auch immer vom Einzelfall und der Größe der Schädigung ab.

Leben mit Aphasie

Viele Patienten verzweifeln oder werden depressiv, wenn sie nicht mehr sprechen können, weil der Verlust der Sprache ein schwerer Schlag ist, der auch viele andere Probleme nach sich zieht - den Verlust des Berufs beispielsweise; denn nicht nur für Schauspieler bedeutet Aphasie das Karriere-Aus. Der Selbsthilfeverband bezeichnet Aphasie als Familienkrankheit, weil die Erkrankung auch Angehörige vor viele neue Herausforderungen stellt.

Der Umgang mit Aphasie ist für Betroffene und ihre Angehörigen oft eine große Herausforderung. Es ist wichtig, geduldig und verständnisvoll zu sein und die Kommunikation an die Bedürfnisse des Betroffenen anzupassen.

Tipps für Angehörige:

  • Geduldig sein und mit Wortvorschlägen nicht zu früh kommen.
  • Auf Ruhe achten. Aphasiker können durch Hintergrundgeräusche stark abgelenkt werden.
  • Ständiges Verbessern ist tabu. Es entmutigt Betroffene.
  • Offen ansprechen, wenn man etwas nicht versteht.
  • In einfachen Sätzen sprechen. "Babysprache" vermeiden. Mimik und Gestik einsetzen.
  • Am besten Ja-Nein-Fragen stellen. Daher fragt man besser "Möchtest du Kaffee?" als "Möchtest du Kaffee oder Tee?".

Frontotemporale Demenz: Eine mögliche Ursache für Aphasie

Im Fall von Bruce Willis wurde später bekannt, dass er an frontotemporaler Demenz (FTD) erkrankt ist. FTD ist eine seltene Form der Demenz, die vor allem das Stirn- und Schläfenhirn betrifft. Die Erkrankung führt zu Veränderungen der Persönlichkeit, des Verhaltens und der Sprache.

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Aphasie kann ein frühes Symptom der FTD sein. Bei FTD-bedingter Aphasie kommt es vor allem zu Wortfindungsstörungen, Sprachverständnisproblemen und Schwierigkeiten, grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden.

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