Schlaganfall: Wieder normal leben danach?

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben von Betroffenen und Angehörigen stark beeinflussen kann. Die gute Nachricht ist, dass viele Menschen nach einem Schlaganfall wieder ein normales Leben führen können, auch wenn es Zeit, Geduld und die richtige Unterstützung erfordert.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall, auch Apoplex, Insult oder Stroke genannt, ist eine lebensgefährliche, plötzlich auftretende Mangelversorgung der Nervenzellen im Gehirn. Diese Mangelversorgung führt zu verschiedenen Ausfällen, wie z.B. Lähmungen einer Körperseite, Sprachstörungen, Sehstörungen, Kopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen. Ursache ist entweder der Verschluss einer Hirnarterie (ischämischer Schlaganfall) oder das Reißen einer Hirnarterie (hämorrhagischer Schlaganfall). Ein schneller Therapiebeginn ist entscheidend für den Behandlungserfolg, denn jede Minute zählt.

Es gibt auch Vorboten von Schlaganfällen, sogenannte transitorische ischämische Attacken (TIA), bei denen Ausfallerscheinungen auftreten, die aber oft nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Wer das nicht ernst nimmt, riskiert dauerhafte leichte Hirnschäden.

Professor Bardutzky warnt davor, die Symptome einer TIA zu unterschätzen: „Nach solch einer Attacke kommt es bei zehn Prozent der Patienten innerhalb der nächsten sieben Tage zu einem richtigen Schlaganfall. Deshalb - und weil man anfangs ja auch gar nicht weiß, ob die Symptome wieder von alleine zurückgehen - ist es enorm wichtig, dass Betroffene und Beteiligte sofort handeln und die Notrufnummer 112 wählen.“

Ursachen und Risikofaktoren

Bei den Ursachen für einen Schlaganfall unterscheidet man zwischen:

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  • Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall): Hier kommt es durch Verlegung eines Blutgefäßes, etwa durch ein Blutgerinnsel, zu einer Durchblutungsstörung.
  • Hirnblutung (hämorrhagischer Infarkt): Die Hirnblutung kann das Gehirngewebe schädigen. Sie entsteht meist durch hohen Blutdruck, veränderte Gefäßwände oder Gefäßmissbildungen.

Es gibt beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren gehören:

  • Hoher Blutdruck
  • Hohe Cholesterin- und Zuckerwerte im Blut
  • Arteriosklerose (Gefäßverkalkung)
  • Diabetes mellitus
  • Rauchen
  • Starkes Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Dauerstress
  • Hohe Luftverschmutzung

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren sind Alter, Vererbung und ein bereits erlittener Schlaganfall.

Bestimmte Schlaganfallrisiken betreffen nur Frauen, z.B. Bluthochdruck in der Schwangerschaft (Präeklampsie), hormonelle Verhütung, Hormonersatztherapie wegen Beschwerden durch die Wechseljahre und Hormonschwankungen. Andere betreffen Frauen häufiger als Männer.

Symptome und Diagnose

Charakteristisch für einen Schlaganfall ist der plötzliche Ausfall von Gehirnfunktionen. Die Symptome können vielfältig sein und hängen davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Mögliche Symptome sind:

  • Plötzliche, oft nur kurzzeitige Sehstörung auf einem Auge
  • Lähmungen oder Schwäche einer Körperseite (Gesicht, Arm, Bein)
  • Sprach- und Sprechstörungen (z.B. verwaschene Sprache, Schwierigkeiten, Worte zu finden oder zu verstehen)
  • Gleichgewichtsstörungen und Schwindel
  • Starke Kopfschmerzen
  • Bewusstseinsstörungen

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte man sofort den Notarzt unter 112 rufen. Der FAST-Test der Deutschen Schlaganfallhilfe kann helfen, einen Schlaganfall-Verdacht zu überprüfen:

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  • Face (Gesicht): Hängt ein Mundwinkel herab?
  • Arms (Arme): Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben?
  • Speech (Sprache): Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich?
  • Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, sofort den Notruf 112 wählen!

Im Krankenhaus wird das Gehirn mit Hilfe einer Computertomographie (CT) und einer begleitenden Gefäßdarstellung (CT-Angiographie) untersucht, um die Ursache des Schlaganfalls zu finden.

Behandlung und Rehabilitation

Schlaganfälle sollten in einer zertifizierten Stroke Unit eines Krankenhauses behandelt werden. Das sind spezielle Abteilungen für die Behandlung von Schlaganfällen.

Die Akutbehandlung zielt darauf ab, das Leben der Betroffenen zu retten und die Folgen des Schlaganfalls so gering wie möglich zu halten. Je eher die Therapie einsetzt, desto besser sind die Aussichten auf eine vollständige Genesung oder zumindest auf eine Minimierung bleibender Beeinträchtigungen.

Bei einem ischämischen Schlaganfall werden Blutgerinnsel mit Medikamenten aufgelöst und eventuell in einer OP abgesaugt. Das Blut wird mit Medikamenten verdünnt, damit es nicht zu weiteren Blutgerinnseln kommen kann. Hirnblutungen werden mit Medikamenten und Operationen gestoppt und eventuell wird dabei auch Blut bzw. Hirnwasser abgeleitet, um den Druck im Schädel zu senken.

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall beginnt schon auf der Stroke Unit im Krankenhaus (Frührehabilitation) und wird dann je nach Bedarf in mehreren Phasen weitergeführt. Diese Phasen führen von der Frührehabilitation über eine neurologische Anschlussrehabilitation bis hin zur beruflichen Rehabilitation und anderen Maßnahmen zur Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, z.B. Leistungen zur sozialen Teilhabe. Die Behandlung und Rehabilitation umfasst je nach Bedarf z.B. Psychotherapie (z.B. zur Verarbeitung des Erlebten), Logopädie (zur Verbesserung von Sprach- und Schluckstörungen), Ergotherapie (zur Verbesserung der Alltagskompetenzen) und Physiotherapie (zur Verbesserung der Beweglichkeit). Orthopädische und andere Hilfsmittel, z.B. Rollstühle, können ebenfalls zum Einsatz kommen.

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Wichtig ist, die gelähmte Seite aktiv einzubeziehen und zu trainieren. Mit Hilfe von Krankengymnasten, Sprachtherapeuten und Ergotherapeuten sollen die Patienten die verlorengegangenen alltäglichen Fähigkeiten wie z. B. Sprechen, Schlucken, Gehen und Ankleiden wieder erlernen.

Leben nach dem Schlaganfall

Die Folgen eines Schlaganfalls sind sehr unterschiedlich. Einige Betroffene erlangen trotz anfangs schwerer Einschränkungen nach dem Schlaganfall alle ihre Fähigkeiten wieder, während andere dauerhafte Behinderungen zurückbehalten. Das Ausmaß der Verbesserung ist individuell sehr unterschiedlich.

Ein halbes Jahr nach dem Schlaganfall hat dann jede bzw. jeder vierte Schlaganfall-Betroffene keinerlei Funktionsverluste mehr. Als Faustregel gilt: Ausfälle, die nach 3 bis 6 Monaten noch andauern, bleiben in vielen Fällen dauerhaft bestehen. Das heißt aber nicht, dass nach einem halben Jahr gar keine Chance mehr auf Besserung besteht: Es wird immer wieder von Fällen berichtet, bei denen auch später als 6 Monate nach dem Schlaganfall noch eine Erholung möglich war.

Viele Betroffene sind im Alltag längerfristig eingeschränkt, wie zum Beispiel bei der Fortbewegung, der Körperpflege oder dem selbstständigen Ankleiden und Essen. Sie benötigen dauerhaft Hilfe im Alltag, manche auch Pflege.

Manche Menschen werden nach einem Schlaganfall langfristig pflegebedürftig. Ihnen stehen in der Regel dann auf Antrag Leistungen der Pflegeversicherung zu, für die zunächst ein Pflegegrad festgestellt werden muss, z.B. Pflegegeld und Leistungen für einen Umbau der Wohnung. Bei kürzerem Pflegebedarf kommen bei der Rückkehr nach Hause nach der Klinikbehandlung und Anschlussrehabilitation Leistungen der häuslichen Krankenpflege von der Krankenkasse in Betracht.

Wenn Betroffene nach einem Schlaganfall dauerhaft nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr arbeiten können, dann haben sie möglicherweise Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass die Rehabilitation nicht oder nicht ausreichend geholfen hat.

Unterstützung für Betroffene und Angehörige

Wenn Sie einen Angehörigen nach einem Schlaganfall pflegen, können Sie sich bei einem Pflegestützpunkt beraten lassen. Dort erhalten Sie Informationen zu Leistungen der Pflegeversicherung und zu Kursen, die Ihnen spezielles Wissen zur Pflege nach einem Schlaganfall vermitteln. Die Beratung ist kostenlos und hilft Ihnen auch bei Anträgen und der Organisation der Pflege.

Auch die Angehörigen der Schlaganfallpatienten haben eine sehr wichtige Bedeutung im Rehabilitationsprozess. Sie begleiten den Patienten über einen manchmal sehr langen Zeitraum. Zu den belastenden Folgen für die Angehörigen zählen die Zunahme emotionaler und praktischer Anforderungen nach dem Schlaganfall, Veränderungen im familiären Zusammenleben sowie ein fortschreitender Verlust sozialer Kontakte. Aufgrund der erlebten Belastungen kann sich auch der Gesundheitszustand der Angehörigen deutlich verschlechtern, was sich zumeist in erhöhter Depressivität ausdrückt. Angehörige sollten daher sorgfältig auch auf ihr eigenes Wohl achten. Es ist wichtig, Unterstützung anzunehmen, wann immer es geht. Denn es gibt auch für Familienangehörige eine Reihe von Unterstützungsangeboten wie Selbsthilfegruppen oder Beratungsangebote der Kliniken und Gemeinden.

Es gibt eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten für Schlaganfall-Betroffene und ihre Angehörigen:

  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein. In Deutschland gibt es über 400 Schlaganfall-Selbsthilfegruppen.
  • Pflegestützpunkte und Pflegeberatungsstellen: Hier erhalten Sie Informationen und Beratung rund um das Thema Pflege.
  • Schlaganfall-Lotsen: Schlaganfall-Lotsen beraten und begleiten Betroffene und ihre Angehörigen durch das erste Jahr nach ihrem Schlaganfall, bis sie in der Lage sind, ihre weitere Versorgung selbst zu organisieren.
  • Sozialdienste in Kliniken: Der Sozialdienst kann Ihnen bei der Organisation der Rehabilitation und der Beantragung von Leistungen helfen.
  • Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe bietet umfassende Informationen und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.

Tipps für den Alltag nach dem Schlaganfall

  • Bleiben Sie aktiv: Kontinuierliches Training kann dazu beitragen, einen alltäglichen Rhythmus zu etablieren und das Selbstbewusstsein zu stärken. Regelmäßige Bewegung kann Druckgeschwüre, Gelenkversteifungen und Beinvenenthrombosen verhindern.
  • Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch: Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie können Ihnen helfen, verlorengegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen.
  • Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise: Eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und der Verzicht auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum können das Risiko eines weiteren Schlaganfalls senken.
  • Nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig ein: Medikamente zur Blutdrucksenkung, Cholesterinsenkung oder Blutverdünnung sind wichtig, um das Risiko eines weiteren Schlaganfalls zu reduzieren.
  • Suchen Sie den Kontakt zu anderen Betroffenen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe kann Ihnen helfen, mit den Folgen des Schlaganfalls besser umzugehen.
  • Lassen Sie sich nicht entmutigen: Mit Disziplin, Durchhaltevermögen und der Unterstützung Ihres Umfeldes gelingt es den meisten Schlaganfallpatienten, wieder zu einer guten Lebensqualität zurückzufinden.

Prävention

Die beste Strategie gegen einen Schlaganfall ist die Prävention. Durch die Vermeidung von Risikofaktoren kann das Schlaganfallrisiko deutlich gesenkt werden.

  • Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil: Ernähren Sie sich ausgewogen, bewegen Sie sich ausreichend und verzichten Sie auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Lassen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren: Ein hoher Blutdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für einen Schlaganfall.
  • Lassen Sie Ihre Cholesterin- und Zuckerwerte regelmäßig kontrollieren: Hohe Cholesterin- und Zuckerwerte können die Entstehung von Arteriosklerose fördern.
  • Behandeln Sie Grunderkrankungen: Diabetes mellitus, Vorhofflimmern und andere Grunderkrankungen sollten konsequent behandelt werden, um das Schlaganfallrisiko zu senken.

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