Schlaganfall und Demenz: Risikofaktoren, Prävention und Behandlung

Die Verbindungen zwischen Schlaganfall und Demenz sind komplex und vielschichtig. Einerseits erhöht ein Schlaganfall das Risiko, an Demenz zu erkranken, andererseits haben Menschen mit Demenz ein höheres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Dieser Artikel beleuchtet die Risikofaktoren, die sowohl zu Schlaganfall als auch zu Demenz beitragen, insbesondere die vaskuläre Demenz, die oft eine Folge von Durchblutungsstörungen im Gehirn ist. Zudem werden präventive Maßnahmen und Behandlungsansätze diskutiert, um das Risiko einer Demenz nach einem Schlaganfall zu minimieren.

Demenz: Erkennungsmerkmale und Ursachen

Eine Demenz äußert sich in der Regel durch typische Anzeichen. Betroffene erinnern sich oft nicht mehr an kurz zurückliegende Ereignisse oder Gespräche. Alltägliche Handlungen können nicht mehr ausgeführt werden, da das Wissen darüber verloren gegangen ist. Die Konzentrations- und Orientierungsfähigkeit lässt nach. Auch Bewegungsstörungen, Stimm- und Sprechauffälligkeiten sowie Stimmungsschwankungen können Anzeichen einer Demenz sein.

Es gibt verschiedene Arten von Demenzerkrankungen. Die Alzheimer-Krankheit ist die bekannteste Form und verläuft langsam fortschreitend. Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Ursache und kann nach Durchblutungsstörungen im Gehirn auftreten. Nach mehreren Schlaganfällen steigt das Risiko, an einer vaskulären Demenz zu erkranken, auf bis zu 40 Prozent. Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz entwickelt sich die vaskuläre Demenz nicht langsam, sondern tritt unmittelbar nach den Schlaganfällen auf und kann sich mit jedem weiteren Hirninfarkt verschlechtern.

Vaskuläre Demenz: Symptome und Ursachen

Vaskuläre Demenz ist ein medizinischer Fachbegriff für Demenz-Erkrankungen, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht werden. Sie zählt neben der Alzheimer-Krankheit zu den häufigsten Demenz-Erkrankungen. In Deutschland sind jährlich etwa 250.000 Menschen von Demenz betroffen, davon 15 bis 25 Prozent von der vaskulären Demenz.

Anders als bei der Alzheimer-Demenz steht bei der vaskulären Demenz die nachlassende Gedächtnisleistung weniger im Vordergrund. Die häufigste Form, die auf einer Erkrankung der kleinen Gehirngefäße beruht, hat charakteristische Symptome wie Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Verlangsamung von Denkprozessen, Vergesslichkeit, erschwerte Umsetzung von Alltagsaufgaben, Antriebsstörung bis hin zu Teilnahmslosigkeit (Apathie) und rasche geistige und körperliche Erschöpfung. Zusätzlich können körperliche Symptome wie Gangstörungen, Verlust der Kontrolle über die Blase, Probleme beim Schlucken und Sprechen, grundloses Lachen und Weinen sowie Schwindelgefühl auftreten. Sind größere Hirnregionen von einer plötzlichen Minderdurchblutung betroffen, kommt es zu Schlaganfallsymptomen wie Lähmungen, Taubheitsgefühlen und Sehstörungen.

Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen

Verschiedene Veränderungen der Gefäße und des Herz-Kreislauf-Systems können vaskuläre Demenz zur Folge haben. Eine häufige Ursache ist die Erkrankung der kleinen Blutgefäße im Gehirn (zerebrale Mikroangiopathie). Dabei werden die hirneigenen Blutgefäße durch Ablagerungen und Wandverdickungen so eng, dass die abhängigen Bereiche des Gehirns nicht mehr genügend Sauerstoff erhalten. Diese Mangeldurchblutung kann langsam voranschreiten oder zu einzelnen oder mehreren kleinen Schlaganfällen führen. Eine andere Ursache sind Blutgerinnsel aus Halsarterien oder dem Herzen, die hirnversorgende Gefäße verstopfen und zu einem Hirninfarkt führen. Auch Blutungen im Gehirn können in seltenen Fällen vaskuläre Demenz verursachen.

Risikofaktoren für vaskuläre Demenz

Mehrere Faktoren erhöhen das Risiko für vaskuläre Demenz. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören neben einem höheren Lebensalter Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Rauchen. Ein weiterer Risikofaktor ist eine ungesunde Lebensweise. Zudem spielt das metabolische Syndrom eine Rolle, eine Kombination aus erhöhtem Bauchumfang, Bluthochdruck, einer Störung des Zuckerstoffwechsels und ungünstigen Blutfettwerten.

Eine aktuelle Auswertung der ARIC-Studie (Atherosclerosis Risk in Communities) zeigt, dass eine transitorische ischämische Attacke (TIA), auch bekannt als "Mini-Schlaganfall", ebenfalls einen unabhängigen Risikofaktor für Demenz darstellt, selbst wenn kein nachfolgender Schlaganfall auftritt. Mögliche Mechanismen hierfür sind stille zerebrovaskuläre Läsionen, Mikroangiopathien, Veränderungen der weißen Substanz und Mikroblutungen.

Prävention der vaskulären Demenz

Um einer vaskulären Demenz vorzubeugen, ist die Behandlung der genannten Gefäßrisikofaktoren entscheidend. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung, Nichtrauchen und gegebenenfalls die regelmäßige Einnahme verschriebener Medikamente sind wichtige Maßnahmen. Wer seine Herz-Kreislauf-Gesundheit schützt, senkt nicht nur das Risiko für Schlaganfälle, sondern auch für eine mögliche Demenz danach.

Konkret bedeutet das: auf eine ausgewogene Ernährung achten, regelmäßig körperlich aktiv sein, Normalgewicht anstreben und Risikofaktoren wie hohen Blutdruck oder hohen Blutzucker konsequent behandeln - sei es durch Lebensstiländerungen oder durch Medikamente. Besonders wichtig ist auch, die ärztlich verordneten Medikamente regelmäßig und zuverlässig einzunehmen. All diese Maßnahmen können dazu beitragen, die Blutgefäße im Gehirn langfristig zu schützen und das Risiko für spätere kognitive Probleme zu verringern.

Lesen Sie auch: Gesundheitliche Rückschläge und politische Leistungen von Lafontaine

Diagnose und Behandlung der vaskulären Demenz

Um bei Verdacht auf eine Demenz-Erkrankung eine möglichst genaue Diagnose zu stellen, setzen Ärztinnen und Ärzte unterschiedliche Methoden ein. Neuropsychologische Tests helfen, die betroffenen Gehirnleistungen und den Grad der Beeinträchtigung zu ermitteln. Bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglichen es, chronische Durchblutungsstörungen, frühere Hirninfarkte oder Hirnblutungen nachzuweisen. Ultraschall-Untersuchungen der Halsgefäße und spezielle CT- und MRT-Aufnahmen der Hirnschlagadern dienen dazu, Verengungen zu erkennen, die Durchblutungsstörungen im Gehirn verursachen können. Zudem werden die Herz-Kreislauf-Funktionen untersucht, um mögliche Risiko-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhte Cholesterinwerte zu erkennen.

Demenz ist bislang nicht heilbar. Ziel der Behandlung ist es, die Beschwerden bestmöglich zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung so gut es geht zu verlangsamen. Da Durchblutungsstörungen die Ursache der vaskulären Demenz sind, ist es besonders wichtig, bestehende Risiko-Erkrankungen zu behandeln, um die Gefahr zu verringern, dass noch mehr Hirngewebe abstirbt. Bluthochdruck, Diabetes mellitus und zu hohe Cholesterinwerte lassen sich gut durch Änderungen des Lebensstils und mit Medikamenten behandeln. Bei Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern, koronarer Herzkrankheit oder Herzschwäche wird ebenfalls gezielt therapiert. Wenn Blutgerinnsel im Gehirn aufgetreten sind, kommen gerinnungshemmende Medikamente zum Einsatz, um weitere Schlaganfälle zu verhindern. Ist eine stark verengte Halsschlagader die Ursache, kann die Engstelle auch durch eine Operation oder einen Stent behandelt werden.

Für die Alzheimer-Demenz gibt es Medikamente, durch die sich die Symptome mitunter abschwächen lassen. Diese Medikamente wirken allerdings nur vorübergehend und haben keinen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung. Bei vaskulärer Demenz sind sie unwirksam, zudem können sie Nebenwirkungen verursachen. Bei Bedarf verschreiben Ärztinnen und Ärzte Psychopharmaka, um Symptome wie Unruhe, Angst, Reizbarkeit, aggressives Verhalten, Schlafstörungen und Depressionen zu lindern. Nicht-medikamentöse Begleit-Therapien, an denen Fachkräfte aus Medizin, Psychologie, Pflege, Ergotherapie, Physiotherapie und Sozialarbeit beteiligt sind, sind ebenfalls wichtig.

Leben mit vaskulärer Demenz

Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung. Mit der Zeit ist es betroffenen Menschen immer weniger möglich, Aktivitäten des täglichen Lebens nachzugehen. Die selbstständige Lebensführung wird schwieriger. Im fortgeschrittenen Stadium benötigen Menschen mit Demenz umfassende Unterstützung im Alltag und meist dauerhafte Pflege. Daher ist es ratsam, möglichst im frühen Stadium der Erkrankung gezielte Vorkehrungen hinsichtlich Betreuung und Vorsorge zu treffen. Mit einer Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung lässt sich regeln, wer später Aufgaben in der Versorgung übernehmen und Entscheidungen treffen soll.

Weitere Risikofaktoren und präventive Maßnahmen

Neben den bereits genannten Risikofaktoren gibt es weitere Faktoren, die das Demenzrisiko beeinflussen können. Dazu gehören:

Lesen Sie auch: Rehabilitation bei Gesichtsfeldausfall

  • Erhöhtes Cholesterin: Vor allem bei Menschen unter 65 Jahren kann erhöhtes Cholesterin die Ablagerung von schädlichen Proteinen im Gehirn fördern und die Blutgefäße belasten.
  • Depressionen: Anhaltende Niedergeschlagenheit, sozialer Rückzug und mangelnde Selbstfürsorge können das Gehirn belasten.
  • Kopfverletzungen: Schwere oder wiederholte Kopfverletzungen erhöhen das Risiko für Demenzerkrankungen.
  • Bewegungsmangel: Wer sich im Alltag kaum bewegt, beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns und begünstigt den geistigen Abbau.
  • Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz.
  • Übergewicht: Übergewicht - besonders im mittleren Lebensalter - erhöht das Risiko, später an einer Demenz zu erkranken.
  • Hoher Alkoholkonsum: Schon mehr als drei Liter Bier oder zwei Liter Wein pro Woche können zum Verlust der grauen Masse im Gehirn führen.
  • Soziale Isolation: Soziale Isolation und Einsamkeit können das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken.
  • Luftverschmutzung: Feine Partikel aus Abgasen, Industrie, Holz- und Kohleöfen können Entzündungen auslösen, die Gefäße schädigen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen.
  • Sehschwäche: Wenn das Sehvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren.
  • Hörverlust: Wenn das Gehör nachlässt, verarbeitet das Gehirn weniger Reize.

Um diesen Risikofaktoren entgegenzuwirken, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Geistige Anregung: Geistige Anregung in jungen Jahren schützt das Gehirn - besonders durch den Aufbau sogenannter kognitiver Reserven.
  • Cholesterinwerte kontrollieren: Regelmäßige Blutuntersuchungen helfen, erhöhte Cholesterinwerte frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Psychische Gesundheit pflegen: Anhaltende Niedergeschlagenheit sollte ärztlich behandelt werden.
  • Kopfverletzungen vermeiden: Schutzmaßnahmen beim Sport und im Alltag können Kopfverletzungen vorbeugen.
  • Regelmäßige Bewegung: Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche.
  • Nichtrauchen: Wer das Rauchen aufgibt, kann sein Risiko deutlich senken.
  • Blutdruck kontrollieren: Bluthochdruck sollte behandelt werden, um das Risiko für alle Demenzformen zu senken.
  • Normalgewicht anstreben: Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen, Übergewicht zu vermeiden.
  • Alkoholkonsum reduzieren: Ein maßvoller Alkoholkonsum schützt das Gehirn.
  • Soziale Kontakte pflegen: Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten halten das Gehirn wach und leistungsfähig.
  • Luftverschmutzung reduzieren: Aufenthalte in der Natur und der Verzicht auf unnötige Autofahrten können die Belastung durch Luftschadstoffe reduzieren.
  • Seh- und Hörvermögen überprüfen: Regelmäßige Kontrollen beim Augen- und Ohrenarzt helfen, Seh- und Hörschwächen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

tags: #schlaganfall #demenz #risikofaktoren