Schlaganfall durch Carotisstenose: Ursachen, Symptome und Therapie

Eine Carotisstenose, auch Karotisstenose genannt, ist eine Verengung der Halsschlagader (Arteria carotis), die das Gehirn mit Blut versorgt. Sie stellt eine der häufigsten Ursachen für einen ischämischen Schlaganfall dar. Besonders ältere Menschen sind betroffen, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Die Verengung bleibt oft lange unbemerkt, kann jedoch schwerwiegende Folgen haben - insbesondere dann, wenn es zu einer Unterbrechung der Blutversorgung im Gehirn kommt. Wird eine Carotisstenose rechtzeitig erkannt und behandelt, kann das Risiko für einen Schlaganfall deutlich gesenkt werden.

Was ist eine Carotisstenose?

Als Carotisstenose bezeichnet man eine Verengung (Stenose) der Halsschlagader (Arteria carotis). Es gibt eine rechte und eine linke gemeinsame Halsschlagader (Arteria carotis communis), die seitlich am Hals vom Brustkorb zum Kopf verlaufen. Etwa auf halber Höhe des Halses teilen sie sich auf in eine innere und äußere Halsschlagader (Arteria carotis interna und externa). Die Arteria carotis interna (ACI) versorgt in erster Linie das Gehirn mit Blut, während die Arteria carotis externa (ACE) hauptsächlich die Kopfhaut, das Gesicht und obere Halsorgane durchblutet. Betroffen ist meist die Arteria carotis interna, die das Gehirn direkt mit Blut versorgt. Eine Carotisstenose entwickelt sich meist im Bereich der Verzweigung.

In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, der allergrößte Teil durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn. Etwa 15 Prozent dieser sogenannten ischämischen Schlaganfälle entstehen durch eine Verengung (Stenose) der Halsschlagadern. Meistens handelt es sich dabei um die vordere Halsschlagader (Arteria carotis). Ca. 40.000 Schlaganfälle werden durch Einengungen (Stenosen) oder Verschlüsse der Halsarterien (Carotiden) verursacht.

Die Häufigkeit einer Carotisstenose nimmt mit dem Alter zu. Beispielsweise ist bei nur etwa 0,2 Prozent der Männer unter 50 Jahren die Halsschlagader mindestens zur Hälfte verengt. Bei den über 60-Jährigen haben etwas mehr als zwei Prozent und bei den über 80-Jährigen etwas mehr als sieben Prozent eine asymptomatische Carotisstenose. Im Vergleich zu Frauen sind Männer ungefähr doppelt so oft betroffen. Bei circa 1% der Gesamtbevölkerung besteht eine Verengung der Halsschlagader. Bei über 60 jährigen ist das Vorkommen deutlich häufiger.

Karotisdissektion

Die Karotisdissektion ist eine häufige Ursache von Schlaganfällen bei Menschen unter 50 Jahren, sie kann aber auch ältere Personen treffen. Durch einen Riss (Dissektion) in der Innenwand des Gefäßes läuft das Blut zwischen die Innen- und Außenwand des Gefäßes. Es bildet sich eine zweite, „falsche“ Blutbahn. Deswegen wird das Gehirn nicht mehr ausseichend versorgt. Die falsche Blutbahn verdrängt die richtige Blutbahn - bis hin zum Verschluss der Schlagader. In manchen Fällen entsteht der Riss in der Halsschlagader durch ein Unfall, zum Teil kann aber auch schon eine kleine, ruckartige Bewegung - etwa der Schulterblick beim Autofahren oder Unebenheiten beim Radfahren - den Riss verursachen. Die häufigsten Anzeichen sind plötzliche, sehr starke Nacken- bzw. Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, das Horner-Syndrom (u.a. Pupillenverengung, zurückliegender Augapfel, herabhängendes Oberlid), Tinnitus, Sehschwäche, ggf. Die MRT-Diagnostik ist üblich, zum Teil auch eine CT-Untersuchung. Eine Thrombolyse, bei der die Verstopfung medikamentös behoben wird, ist innerhalb von etwa 4,5 Stunden möglich. Es kommen aber auch weitere Behandlungsmöglichkeiten infrage. Die Entscheidung liegt im Ermessen des ärztlichen Fachpersonals.

Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen

Ursachen und Risikofaktoren

Der häufigste Grund für eine Carotisstenose ist die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Die Hauptursache für eine Carotisstenose ist die Arteriosklerose - eine chronische Gefäßerkrankung, bei der sich Fett, Cholesterin, Kalk und Bindegewebe in der Gefäßwand ablagern. Mit zunehmendem Alter bilden sich Ablagerungen (Plaques) an den inneren Gefäßwänden - auch an der Halsschlagader. Diese Ablagerungen verengen das Gefäß. Diese sogenannten Plaques führen zu einer Verengung des Gefäßes und behindern so den Blutfluss.

Verschiedene Risikofaktoren begünstigen die Entstehung einer Arteriosklerose und somit auch einer Carotisstenose. Die Kombination mehrerer Risikofaktoren erhöht das Erkrankungsrisiko erheblich. Gründe für die Verengung der Arterien sind Gefäßrisikofaktoren von zu hohem Blutdruck bis hin zu falscher Ernährung. Diese Risikofaktoren führen mit zunehmendem Alter zu einer Verkalkung und Verstopfung der Arterien (Arteriosklerose).

Verschiedene Risikofaktoren tragen zu einer Verengung der Halsschlagader bei. Das sind unter anderem:

  • Alter und Geschlecht
  • Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)
  • Erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie)
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Rauchen
  • Adipositas

Oft haben die Patienten auch eine periphere arterielle Verschlusskrankheit oder eine koronare Herzerkrankung.

Der Lebensstil hat einen großen Einfluss auf die Entstehung einer Carotisstenose. Wer sich gesund ernährt, ausreichend bewegt und nicht raucht, erkrankt wahrscheinlich seltener oder zumindest später an einer Carotisstenose als Menschen, die einen ungesunden Lebensstil pflegen.

Lesen Sie auch: Gesundheitliche Rückschläge und politische Leistungen von Lafontaine

Risikofaktoren, die vom Patienten nicht beeinflussbar sind, sind das zunehmende Alter mit physiologischem Verschleiß der Gewebe sowie eine genetische Veranlagung für die Entstehung. Es gibt jedoch noch weitere Faktoren, die vom Patienten mit beeinflusst werden können. Darunter zählen Fettstoffwechselstörungen, insbesondere der erhöhte Cholesterinspiegel, Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und mangelnde Bewegung. Eine Beseitigung der Risikofaktoren könnnen Sie als Patient in Form von Gewichtsabnahme, sportlicher Betätigung und Aufgabe des Rauchens selbst herbeiführen.

Einfluss von Alkohol

Der Einfluss von Alkohol auf eine bestehende Carotisstenose wird in der Medizin kontrovers diskutiert. Grundsätzlich gilt: Übermäßiger Alkoholkonsum ist ein bekannter Risikofaktor für die Entstehung und das Fortschreiten von Arteriosklerose - also auch für die Entwicklung einer Carotisstenose. Alkohol kann den Blutdruck erhöhen und Entzündungsprozesse in den Gefäßwänden fördern. Die Auswirkungen auf die Blutfettwerte sind komplex: Während übermäßiger Konsum negative Effekte hat, kann moderater Konsum zu einer Abnahme der LDL-Konzentration und einer Erhöhung der HDL-Konzentration führen. Die potenziell positiven Effekte von moderatem Alkoholkonsum, insbesondere Rotwein, auf das Herz-Kreislauf-System werden in der Literatur erwähnt. Diese Effekte werden oft den antioxidativen Inhaltsstoffen wie Polyphenolen zugeschrieben. Allerdings ist die wissenschaftliche Evidenz dafür nicht eindeutig. Eine neuere Studie konnte keine signifikante Wirkung des Weinkonsums auf das Gesamt-Plaque-Volumen der Halsschlagader nachweisen. Für Menschen mit einer diagnostizierten Carotisstenose ist es ratsam, den Alkoholkonsum kritisch zu hinterfragen und möglichst einzuschränken.

Symptome

In frühen Stadien bleibt die Carotisstenose häufig symptomlos. Carotisstenosen verursachen in der Regel lange Zeit keine Symptome. Viele Patientinnen und Patienten erfahren erst durch Zufallsbefunde von ihrer Erkrankung, beispielsweise bei einer Vorsorgeuntersuchung oder nach einem leichten Schlaganfall. Die sogenannte Carotisstenose kann ohne Symptome bleiben (Stadium I).

Bei einer hochgradigen Verengung kann es jedoch zu vorübergehenden Durchblutungsstörungen kommen. Diese Beschwerden sind meist Ausdruck einer sogenannten transitorisch-ischämischen Attacke (TIA) - einer kurzfristigen Minderdurchblutung des Gehirns, die sich vollständig zurückbildet. Bei der symptomatischen Stenose (Stadium II) treten vorübergehende Ausfallserscheinungen wie Sehverlust, Sprachstörungen, Lähmungen von Arm oder Bein oder hängender Mundwinkel auf.

Die Symptome können innerhalb von wenigen Sekunden oder Minuten auftreten oder über Stunden anhalten. Es gibt unterschiedliche Symptome, die auf eine Halsschlagaderverengung hinweisen können. Die Symptome treten oft nur kurzzeitig auf und werden nicht ernst genommen. Doch sie können Vorboten eines Schlaganfalls sein.

Lesen Sie auch: Rehabilitation bei Gesichtsfeldausfall

Eine Stenose der Arteria Carotis kann von Schwindel, Sehstörungen und Bewusstseinsmiderung bis hin zu Vorboten eines Schlaganfalls, sogenannten TIA's führen. Bei solchen TIA's treten kurzzeitig schlaganfallähnliche Symptome auf, die jedoch wieder verschwinden.

Vorboten oder Warnsymptome sind zum Beispiel eine zeitweilige Schwäche oder Missempfindungen einer Körperseite (transiente ischämische Attacke) oder eine vorrübergehende Erblindung eines Auges (Amaurosis fugax). Dauerhafte neurologische Schädigungen entstehen durch einen Schlaganfall mit Absterben von Hirngewebe (z.B. Halbseitenlähmung).

Diagnose

Eine Carotisstenose fällt meist in einer Ultraschalluntersuchung auf, in einigen Fällen aber auch durch typische Beschwerden. Erster Ansprechpartner ist im Normalfall der Hausarzt, der Sie gegebenenfalls an einen Neurologen überweist. Im Verdachtsfall erfolgt zunächst eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt mit dem Stethoskop sogenannte Strömungsgeräusche über der Halsschlagader feststellen kann.

Die Diagnostik umfasst, nach Erfragung der Krankengeschichte, der Risikofaktoren sowie Durchführung der körperlichen Untersuchung, vor allem die modernen Ultraschallverfahren (Duplex und Farbduplex), die in der Gefäßchirurgie schwerpunktmäßig zum Einsatz kommen. Hierbei wird die Durchblutung gemessen.

Für die Anamnese wird man Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankheitsgeschichte befragen. Mögliche Fragen sind zum Beispiel:

  • Leiden Sie an Bluthochdruck oder Diabetes?
  • Rauchen Sie?
  • Leiden Sie hin und wieder unter Sehstörungen?

Anschließend werden Sie körperlich untersucht. Der Arzt oder die Ärztin ertastet den Puls am Hals und an den Handgelenken. Sollte eine Carotisstenose im Abschnitt der Arteria carotis communis vorliegen, kann der Puls unter Umständen nur noch schwer tastbar sein. Danach wird man Ihr Herz und Ihre großen Gefäße mit dem Stethoskop abhören. Bei einer Carotisstenose sind möglicherweise Strömungsgeräusche über den Halsschlagadern hörbar.

Zu den Untersuchungen gehört auch eine Blutabnahme. Im Labor werden Ihre Blutfettwerte, Zuckerwerte und Gerinnungswerte bestimmt.

Apparative Untersuchungen

Die wichtigste bildgebende Methode ist der Duplex-Ultraschall. Er erlaubt eine genaue Darstellung des Blutflusses und der Gefäßwand. Vor allem die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) ist hilfreich bei der Diagnose einer Carotisstenose - genauer gesagt, eine spezielle Form von Ultraschall: die Duplexsonografie. Durch dieses Verfahren können sowohl die Blutströme in den Gefäßen als auch die Gefäße selbst dargestellt werden. So lässt sich der Schweregrad der Stenose feststellen und die Art der Verengung erkennen. Im Rahmen der Duplexsonografie kann das Ausmaß der Stenosierung genau ausgemessen und kontrolliert werden.

Sind die Ablagerungen an der Gefäßwand eher fest und kompakt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich ablösen, geringer als bei brüchigen und unebenen Ablagerungen.

In der Regel folgt dann eine Magnetresonanzangiographie (MRA) in der Radiologischen Praxis im Marien Hospital Witten, zusätzlich wird eine Computertomographie des Gehirns durchgeführt, um schon abgelaufene Schlaganfälle auszuschließen.

Oft führt man weitere Untersuchungen durch, um das Risiko eines Schlaganfalls besser einschätzen zu können. Dazu zählt etwa die Ultraschalluntersuchung des Herzens. Dabei kann man feststellen, ob sich im Herzen Gerinnsel gebildet haben, die drohen, in die Halsschlagadern geschwemmt zu werden und diese zu verlegen. Zusätzlich wird ein Langzeit-EKG (Langzeit-Elektrokardiogramm) durchgeführt, um mögliche Hinweise auf Herzrhythmusstörungen zu finden. Diese erhöhen das Risiko für Gerinnsel im Herzen, welche die Halsschlagadern verlegen können. Um mögliche Gefäßverengungen in anderen Gefäßen, die das Gehirn versorgen, darstellen zu können, ergänzen Neurologen oft eine transkranielle Dopplersonografie. Dabei werden mit einem Ultraschallgerät die Strömungsgeschwindigkeiten in den Hirngefäßen aufgezeichnet, die im Schädel verlaufen.

Eventuell wird auch eine Angiografie durchgeführt. Bei dieser Gefäßdarstellung spritzt man ein Kontrastmittel und röntgt anschließend den Kopf des Patienten. Die Blutgefäße füllen sich mit Kontrastmittel, wodurch mögliche Verengungen sichtbar werden. Manchmal kommen hierfür auch eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz.

Zur genauen Risikoabwägung und besseren Planung des Eingriffs sowie zur Abschätzung des Gehirnschadens werden zusätzliche Bilder mit der Computertomografie und/oder der Magnetresonanztomografie angefertigt.

Behandlung

Ziel der Behandlung einer Carotisstenose ist, einen Schlaganfall zu verhindern und die Blutversorgung des Gehirns sicherzustellen. Es ist daher wichtig, zunächst die Risikofaktoren zu minimieren. Nach der Diagnose kann der Gefäßspezialist gemeinsam mit dem betroffenen Patienten einen Therapieplan besprechen.

Als Patient oder Patientin können Sie wesentlich dazu beitragen: Gewöhnen Sie sich einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung, ausgewogener Ernährung und dem Verzicht auf Nikotin an. Auch Ihr Blutdruck und Blutzucker sollten optimal eingestellt sein. Eine gesunde Lebensweise hilft auch hierbei. Bei Bedarf verordnet Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin Ihnen zusätzlich Medikamente (Blutdrucksenker, Blutzuckersenker). Wenn Sie an einer Carotisstenose leiden, mit oder ohne Symptome, so ist der erste Behandlungsschritt, Ihre persönlichen Risikofaktoren für Arteriosklerose zu verringern. Dies fordert Ihnen selbst am meisten ab und erfordert Durchhaltevermögen. Sie können dadurch dazu beitragen, dass die Carotisstenose so wenig wie möglich voranschreitet.

Um das Risiko eines Schlaganfalls zu minimieren, kann der Arzt Ihnen außerdem „Blutverdünner“ verschreiben. Diese sogenannten Thrombozytenaggregationshemmer (wie Acetylsalicylsäure = ASS) verhindern, dass sich Blutgerinnsel (Thromben) bilden und die Gefäße verstopfen. Bei nur geringgradig eingeengten Gefäßen, die symptomatisch geworden sind, oder mittelgradig Gefäßen ohne Symptome, wird eine Therapie mit Medikamenten, in der Regel mit Thrombozytenaggregationshemmern, bevorzugt.

Das Behandlungsziel hängt von den Beschwerden ab: Bei merklichen Symptomen ist die Versorgung des Gehirns mit Blut schon eingeschränkt. Deshalb ist das erste Ziel, das Gehirn wieder mit ausreichend Blut zu versorgen. Dabei geht man so vor, als hätte es bereits einen Schlaganfall gegeben: Eine Thrombolysetherapie löst die Verengung auf, sodass der Blutfluss wiederhergestellt ist.

Haben Sie keine oder nur schwach ausgeprägte Symptome, ist nicht unbedingt sofortiges Handeln notwendig. Dann können Sie sich mit Ihrem behandelnden Arzt beraten, welche Schritte eingeleitet werden sollten.

Eine Carotisstenose ist eine ernste Erkrankung. Sie muss in jedem Fall behandelt werden, je nach Ausmaß der Beschwerden und abhängig davon, wie weit die Verengung fortgeschritten ist, kann man sich mehr oder weniger Zeit lassen bei der Auswahl der Therapie.

Bestehen hochgradige Stenosen oder eine Zunahme der Stenosierung über die Zeit, kann nach ausführlicher Risikoabwägung eine präventive Stenosebeseitigung (OP oder Stent) sinnvoll sein, um einen Schlaganfall zu vermeiden. Wenn Symptome auftreten, die durch eine Carotisstenose erklärt werden können, spricht man von einer symptomatischen Carotisstenose. Symptomatische Carotisstenosen sollten fast immer durch einen Eingriff beseitigt werden.

Operative Behandlungsmöglichkeiten

Im Stadium I, also beim asymptomatischen Patienten, hat die operative Behandlung bei hochgradigen (>70%) und höchstgradigen Einengungen einen Vorteil gegenüber der Behandlung mit Tabletten. Symptomatische Carotis Stenosen (Stadium II) sind sehr gefährlich, weil sie Vorbote eines schweren Schlaganfalls sein können. Im Stadium III, dem akuten Schlaganfall, ist das Behandlungsfenster insgesamt sehr klein (3 bis 6 Stunden). Treten die ersten Symptome auf oder ist das Risiko groß, einen Schlaganfall zu erleiden, so kann man die Halsschlagaderverengung operativ behandeln. Hierzu gibt es verschiedene Verfahren, die sich etabliert haben, um die verkalkte Engstelle zu entfernen.

Wenn eine Verengung die Ursache des Schlaganfalls ist und das Halsgefäß über 70 Prozent eingeengt ist, sollte die Verkalkung beseitigt werden. Das geht durch eine Operation (Karotisendarterektomie) oder eine Gefäßaufweitung mit einem Ballonkatheter. Diese Therapie sollte bevorzugt in einem Krankenhaus erfolgen, das viel Erfahrung mit der Behandlung von Carotisstenosen aufweist.

Ob eine chirurgische Behandlung der Carotisstenose empfohlen wird, entscheidet ihr behandelnder Arzt oder Ihre Ärztin gemäß den aktuellen Leitlinien. Das letzte Wort liegt selbstverständlich bei Ihnen als Betroffenem bzw. Betroffener. Für die Operation ist ein Krankenhausaufenthalt von einigen Tagen notwendig. Direkt nach der Operation verbringt der Patient oder die Patientin eine Nacht auf der Überwachungsstation. Die Wunddrainage wird meist am zweiten Tag nach der Operation entfernt.

Prinzipiell stehen zwei Verfahren zur Sanierung einer Carotis-Stenose zur Verfügung:

  1. Operativ durch Freilegung der Arterie und Ausräumung der Stenose
  2. Endovaskulär mit Katheter und Stentangioplastie

Ob eher der Stent oder die Operation das sichere und auf lange Frist erfolgsversprechende Verfahren ist, muss individuell abgewogen und ausführlich besprochen werden. Vereinfachend kann man sagen, dass die aktuelle Datenlage der Operation (vor allem bezüglich der durch den Eingriff bedingten Schlaganfälle) den Vorzug vor dem Stent gibt, bei bestimmten Patienten kann jedoch auch die Stentangioplastie die Therapie der Wahl sein.

Karotis-Operation (TEA/CEA)

Bei der sogenannten Thrombendarteriektomie (TEA, auch CEA = Carotis-Thrombendarteriektomie) wird die Verengung unter Vollnarkose oder regionaler Betäubung entfernt: Der Chirurg legt über einen Hautschnitt die betroffene Stelle der Halsschlagader frei und schneidet sie auf. Er entfernt die Ablagerungen an der Gefäßwand und näht das Gefäß dann wieder zu. Die Operation dauert etwa eine Stunde.

In den meisten Fällen wird bei einer Halsschlagadererkrankung im Marien Hospital Witten die Carotis-Operation angewendet, die sogenannte Thrombendarteriektomie, oder kurz Carotis TEA. Der Eingriff erfolgt im Marien Hospital Witten in der Regel in Vollnarkose. Der operative Zugang läuft über einen schräg verlaufenden Schnitt an der betroffenen Halsseite. Die Arteria carotis wird an ihrer Aufzweigung in die innere und äußere Halsschlagader aufgesucht, denn hier finden sich zumeist die Stenosen. Nach Ausklemmung erfolgt die Längseröffnung des Gefäßes. Die oftmals stark verkalkte Innenwand der Arterie wird ausgeschält, danach wird die Arteria carotis mit einem Flicken, den man als Patch bezeichnet, wieder verschlossen. Nach der Operation werden im ersten Jahr vierteljährliche Ultraschallkontrollen durchgeführt, danach einmal jährlich.

Über einen kleinen Schnitt an der Halsseite wird die Halsschlagader freigelegt. Bei der sogenannten Thrombendarteriektomie (TEA) wird das Gefäß längs eröffnet und die verengte Stelle sowie das erkrankte Gewebe ausgeschält. Diese Operation kann in einem schonenden Regionalanästhesieverfahren durchgeführt werden. Eine andere Methode ist die Eversionsendarteriektomie (EEA). Hierbei wird die Arterie an der Verschlussstelle durchtrennt und die Arterienwand nach außen umgestülpt, sodass die Ablagerungen entfernt werden können.

Wann immer möglich führen wir die Operation an der Halsschlagader in regionaler Betäubung (Regionalanästhesie, am wachen Patienten) durch. Ohne dass der Patient Schmerzen verspürt bleibt es so möglich, die Funktion des Gehirns über die gesamte Operationsdauer und unmittelbar danach zu überprüfen. Sollte eine Vollnarkose notwendig sein, benutzen wir technische Geräte zur neurologischen Überwachung (z.B. somatisch evozierte Potenziale, SEPs). Die Qualität der Gefäßrekonstruktion wird auf dem Operationstisch mit einer Kontrastmitteldarstellung (Angiografie) des OP-Gebietes und der Hirngefäße gesichert. Das genaue Operationsausmaß muss anhand des individuellen Befundes angepasst werden.

Es besteht jedoch das Risiko, dass durch die Operation selbst ein Schlaganfall entsteht. Deshalb sollte der Eingriff nur in medizinischen Zentren durchgeführt werden, die ausreichend Erfahrungen mit TEA haben. Außerdem wägen die behandelnden Ärzte und Ärztinnen Nutzen und Risiken der Operation sorgfältig ab. Dabei spielen die Lebenserwartung, der Grad der Stenose und eventuelle Vorerkrankungen eine Rolle.

Carotisangioplastie mit Stenteinlage

Ein weiteres Verfahren, das bei einer Carotisstenose Anwendung findet, ist die sogenannte Carotisangioplastie (Karotisangioplastie) mit Stenteinlage. Dabei wird mit einem Ballonkatheter das betroffene Gefäß von innen aufgedehnt und eine Gefäßstütze (Stent) eingebracht, die sich selbstständig ausdehnt. Alternativ kann auch eine Aufdehnungsbehandlung mit einem Stent durchgeführt werden. Hierbei wird über eine Punktion der Leistenschlagader in Kathetertechnik ein Stent in die Carotis-Stenose eingebracht und so eine Wiedereröffnung der Einengung erreicht. Über einen Katheter in der Leistenarterie wird ein Implantat eingesetzt. Das Implantat hält die Halsschlagader offen und verhindert das Auftreten neuer Schlaganfälle.

Untersuchungen konnten belegen, dass die Prognose besser ist, wenn man während des Eingriffs eine Duplexsonografie durchführt. So kann man noch während der OP prüfen, ob die Durchblutung wieder regelgerecht hergestellt ist.

Unter bestimmten Umständen ist es auch möglich, die Operation - je nachdem, an welcher Stelle sich die Verengung befindet - mit einer örtlichen Betäubung durchzuführen. Nicht alle Patienten und Patientinnen möchten bei der Operation wach sein, daher holt man vor einem solchen Eingriff die explizite Zustimmung der Betroffenen für dieses Verfahren ein.

Beraten Sie sich offen mit Ihrem behandelnden Arzt. Welche Art von Narkose in Ihrem Fall sinnvoll ist, hängt von den individuellen Faktoren Ihrer Erkrankung und auch von Ihren Wünschen und Erfahrungen ab.

Krankheitsverlauf und Prognose

Die Carotisstenose kann lange unentdeckt bleiben und keine Symptome verursachen. Das ist gefährlich, denn in der Regel nimmt die Verengung der Halsschlagader mit der Zeit zu, was das Risiko für einen Schlaganfall erhöht. Die Gefahr, an einer Halsschlagaderverengung zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu.

Geht die Carotisstenose mit Symptomen einher, ist das Risiko für einen Schlaganfall auch höher als bei einem symptomlosen (asymptomatischen) Verlauf. Es besteht ein jährliches Risiko von 1-2% für die Entwicklung eines Schalganfalls sollte eine asymptomatische Verengung bestehen. Bei symptomatischen Verengungen besteht ein Risiko einen Rezidivschlaganfall zu erleiden von ca. 15%. Das Risiko ist am höchsten in den ersten Tagen nach Erstereignis. Es wird geschätzt, dass mehr als 30000 Carotis-assozierte Schlaganfälle pro Jahr in Deutschland auftreten. Die Schlaganfälle führen häufig zu nicht reversiblen Behinderungen.

tags: #Schlaganfall #durch #Carotisstenose #Ursachen, #Symptome, #Therapie