Ein Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben. Eine davon, wenn auch weniger bekannt, ist ein Hirntumor. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Hirntumoren und Schlaganfällen, geht auf die verschiedenen Arten von Hirntumoren ein, erklärt die Symptome und zeigt Behandlungsoptionen auf.
Was ist ein Hirntumor?
Bei einem Hirntumor handelt es sich um eine Wucherung im Gehirn. Dieser Tumor kann gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein. Primäre Hirntumore entstehen im Gehirngewebe oder den Hirnhäuten. Wenn der ursprüngliche Tumor in einer anderen Körperregion sitzt und im Gehirn Metastasen gebildet hat, spricht man von einem sekundären Hirntumor. Zwei Drittel aller Tumore im Gehirn sind gutartig. Bösartige Tumore kommen eher selten vor. Bei Erwachsenen machen sie ein Prozent aller Krebserkrankungen aus, bei Kindern 20 Prozent. Auch gutartige Hirntumore können lebensbedrohlich sein, da sie Gehirnmasse verdrängen, wegen der festen Schädeldecke aber keine Möglichkeit der Ausdehnung besteht.
Wie Hirntumore zu Schlaganfällen führen können
Ein Hirntumor kann auf verschiedene Weisen einen Schlaganfall verursachen:
- Direkte Kompression: Ein wachsender Tumor kann direkt auf Blutgefäße im Gehirn drücken und diese verengen oder verschließen. Dadurch wird die Blutzufuhr zu bestimmten Hirnarealen unterbrochen, was zu einem ischämischen Schlaganfall führen kann. Durch Kompression oder Zerstörung von Nachbarstrukturen können sie Lähmungen, Gefühlsstörungen, Sehstörungen, Sprachstörungen und andere Symptome verursachen.
- Einblutungen: Einige Hirntumore, insbesondere aggressive wie das Glioblastom, können in das umliegende Hirngewebe einbluten. Diese Einblutungen können ebenfalls die Blutzufuhr stören und einen hämorrhagischen Schlaganfall verursachen. Angeborene Fehlanlagen in Gefäßen, zum Beispiel Aneurysmen oder Blutschwämmchen, können im Gehirn freie Blutungen verursachen, die zu Störungen der Nervenversorgung führen.
- Erhöhter Hirndruck: Ein wachsender Tumor kann den Hirndruck erhöhen. Dieser erhöhte Druck kann die Blutgefäße im Gehirn schädigen und das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. Tumore wachsen verdrängend. Beschwerden, die auf erhöhten Hirndruck hindeuten: Neu oder andersartige Kopfschmerzen, Übelkeit/ Erbrechen, Störung des Bewusstseins (bis zum Koma).
- Indirekte Mechanismen: In seltenen Fällen können Hirntumore auch indirekt zu einem Schlaganfall führen, beispielsweise durch die Auslösung von Entzündungsreaktionen oder die Freisetzung von Substanzen, die die Blutgerinnung beeinflussen. Viele maligne Erkrankungen beeinflussen die Blutgerinnung. Der Zusammenhang von Tumorerkrankungen und venösen Thrombosen wurde bereits vor 150 Jahren erkannt. Es wird geschätzt, dass 20 % aller venösen Thromboembolien bei Krebspatienten auftreten.
Symptome eines Hirntumors
Die Symptome eines Hirntumors hängen von der Größe, Art und Lage des Tumors ab. Folgende Symptome können auf einen Tumor im Gehirn hinweisen, aber auch Symptome anderer Erkrankungen sein:
- Starke Kopfschmerzen
- Schwindel
- Erbrechen
- Sprach-, Seh- und Bewegungsstörungen
- Vergesslichkeit
- Konzentrationsschwäche
- Epileptische Anfälle
- Neu oder andersartige Kopfschmerzen
- Übelkeit/ Erbrechen
- Störung des Bewusstseins (bis zum Koma)
Die Beschwerden, die ein Hirntumor auslöst, sind vielfältig und unter anderem abhängig von Lage und der Ausdehnung des Tumors. Die Beschwerden treten in der Regel nicht schlagartig auf, sondern schleichend und über Tage bis Wochen zunehmend. Einige Beschwerden können beispielsweise sein: Unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Abgeschlagenheit; Neurologische Ausfallserscheinungen wie eine Halbseitenlähmung, Gefühlstörung, Sehstörung oder Koordinations- und Gleichgewichtsstörung; Neuropsychologische Ausfallserscheinungen und psychische Veränderungen; Epileptische Anfälle.
Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen
Arten von Hirntumoren
Man unterscheidet bei Tumoren im Gehirn je nach Art der Zellen, aus denen die Tumore entstehen. Am häufigsten gehen Gehirntumore von den verschiedenen Gliazellen, das sind Stützzellen im Gehirn, aus. Je nach Ausgangsgewebe werden die Tumore unterschiedlich bezeichnet: zum Beispiel als Gliome, wenn sie von den Stützzellen ausgehen (zum Beispiel Glioblastome, Olidgodendrogliome). Oder als Meningeome, wenn die Hirnhautzellen entarten. Nach Untersuchung von Gewebeproben können histopathologisch über hundert Arten von Hirntumoren unterschieden werden.
Einige Beispiele für Hirntumorarten sind:
- Glioblastom: Das Glioblastom ist ein sehr aggressiver Tumor des Gehirns. Dieser Hirntumor wuchert schnell in das gesunde Gewebe hinein und infiltriert es, so dass eine vollständige Entfernung des Tumors quasi nicht möglich ist. Die Prognosen bei einem Glioblastom sind daher sehr schlecht. Meist beträgt die Überlebenszeit nach der Diagnose nur wenige Monate. Weniger als drei Prozent der Glioblastom Patienten überleben die folgenden fünf Jahre.
- Hypophysenadenom: Das Hypophysenadenom ist ein typischer gutartiger Gehirntumor.
- Meningeome: Meningeome gehen von den Hirnhäuten aus. Die häufig auftretenden Meningeome älterer Menschen können oft durch regelmäßige, z. B. Nur bei Größenzunahme dieser Tumoren muss therapiert werden.
- Gliome: Gliome sind Tumore, die von den Gliazellen ausgehen. Gliome treten mitunter familiär gehäuft auf und tendieren dazu, innerhalb des ersten Jahres nach Diagnose wiederzukehren (Rezidiv).
- Metastasen: Abzugrenzen sind hier wachsende, gestreute Zellstrukturen, die Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, eines anderen Tumors darstellen und zum Beispiel von einem Lungenkrebs oder Brustkrebs aus entstanden sind.
Diagnose von Hirntumoren
Neurologische Untersuchungen und bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) sichern die Diagnose, ob ein Hirntumor vorliegt, ab. Die Diagnose auf einen Tumor erfolgt mit Hilfe bildgebender Verfahren. Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) zeigen dem Arzt den Glioblastom.
- Anamnese: Zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) erkundigt sich der Arzt zunächst ausführlich nach den Symptomen und dem zeitlichen Verlauf, sowie nach eventuellen Grund- oder Vorerkrankungen.
- Neurologische Untersuchung: Anschließend untersucht der Arzt den Erkrankten eingehend und achtet insbesondere auf neurologische Ausfallerscheinungen (neurologische Untersuchung).
- Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomografie (MRT): Das wichtigste diagnostische Verfahren bei einem Glioblastom ist die MRT-Untersuchung des Schädels. Das Tumorgewebe nimmt dieses auf und grenzt sich dadurch deutlicher vom umliegenden Gewebe ab. Computertomografie (CT): Wenn aus bestimmten Gründen eine MRT nicht möglich ist (etwa bei Trägern eines Herzschrittmachers), führen Ärzte alternativ eine CT-Untersuchung als bildgebendes Verfahren durch (ebenfalls mit Kontrastmittel). Positronen-Emissions-Tomografie (PET): Das PET-Verfahren macht Bereiche des Gehirns mit einer erhöhten Stoffwechselrate - wie sie für Hirntumoren charakteristisch ist - sichtbar. Dies erleichtert die weitere Therapieplanung und identifiziert einen geeigneten Ort zur Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) für weitere labordiagnostische Untersuchungen.
- Biopsie: Wenn ein Hirntumor gut zugänglich ist, entfernen ihn Ärzte operativ (Resektion). Unter Umständen ist dies nicht möglich, etwa wenn der Betroffene ohnehin stark geschwächt ist. Dann entnehmen die Ärzte gezielt eine Gewebeprobe (stereotaktische Biopsie).
Behandlung von Hirntumoren
Nach der Diagnose werden dann die verschiedenen Möglichkeiten einer Therapie geklärt, um die Gehirntumore zu bekämpfen. Die Therapie richtet sich nach der diagnostischen Zuordnung, nach der Aggressivität und nach der Lokalisation des Tumors. Neben einer Operation sind auch Chemotherapie und eine Therapie durch Strahlung möglich. In manchen Fällen von Tumoren im Gehirn wird auch abgewartet, wie sich der Gehirntumor entwickelt. Fast alle Gehirntumore können heute operiert werden, nicht alle müssen operiert werden.
- Operation: Tumoren in gut erreichbaren Bereichen lassen sich oft operativ entfernen, was die besten Heilungschancen bietet. Befindet sich der Tumor nahe an wichtigen Hirnregionen - etwa für Sprache, Bewegung oder Atmung - kann eine vollständige Entfernung zu riskant sein. Nach der Diagnose folgt eine Operation. Der Neurochirurg verringert zunächst die Tumormasse.
- Chemotherapie: Anschließend folgen Chemotherapie und Bestrahlung als Behandlung. Auch andere bösartige Tumore, wie die seltenen Lymphome, sind heute unter Umständen durch eine Chemotherapie allein heilbar.
- Strahlentherapie: Anschließend folgen Chemotherapie und Bestrahlung als Behandlung.
- Abwarten: Nicht alle Hirntumore müssen behandelt werden.
Ursachen und Risikofaktoren
Risikofaktoren wie bei der Gefäßverkalkung und dem dadurch bedingten Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, sind bei Hirntumoren nicht bekannt. In einigen Fällen kann eine genetische Veranlagung vermutet werden oder liegt bereits eine Grunderkrankung vor, die ein Zellwachstum begünstigt. Dies trifft beispielsweise auf die seltene Erkrankung der Neurofibromatose zu. Es gibt keine sicheren Hinweise, dass Einfluss von elektrischen Strömen, die Aufnahme von Schadstoffen oder die Benutzung elektronsicher Geräte wie dem Handy zu Tumorwachstum führt. Die Ursache, warum Zellen ein entartetes Wachstum beginnen, ist noch unbekannt.
Lesen Sie auch: Gesundheitliche Rückschläge und politische Leistungen von Lafontaine
Einige Risikofaktoren für die Entstehung eines Glioblastoms sind:
- Ionisierende Strahlen: Als gesichert gilt der schädigende Einfluss ionisierender Strahlen - etwa im Rahmen einer Strahlentherapie. Die therapeutische Bestrahlung eines anderen Tumors verursacht dann ein Glioblastom im Nachgang. In diesen Fällen geschieht das ungefähr sieben bis neun Jahre nach einer erfolgten Strahlentherapie eines Hirntumors.
- Erbliche Krankheitsbilder: Glioblastome treten meist sporadisch auf, das heißt sie sind in den meisten Fällen nicht vererbbar. Allerdings gibt es eine Reihe genetischer Erkrankungen, bei denen generell Hirntumore häufiger entstehen: Neurofibromatose (NF), Tuberöse Sklerose (auch Morbus Bournville-Pringle), Turcot-Syndrom, Lynch-Syndrom, Li-Fraumeni-Syndrom.
- Radiofrequenzfelder: Bislang besteht noch kein eindeutig belegter Zusammenhang zwischen der Entstehung allgemein von Gliazell-Tumoren (Gliome) und einwirkender Radiofrequenzstrahlung, wie sie etwa in der mobilen Kommunikation (mobile Telefone, Antennen des Mobilfunknetzes etc.) Verwendung findet.
Schlaganfall bei Kindern und Jugendlichen
Pro Jahr erleiden in Deutschland 300 bis 500 Kinder und Jugendliche zwischen dem 29. Lebenstag und dem 18. Lebensjahr einen Schlaganfall. Auch ein Hirntumor kann Nerven abdrücken und einen Schlaganfall hervorrufen. Wie genau sich ein Schlaganfall äußert, hängt von der Stärke, Ursache und dem betroffenen Hirnareal ab. Durch Blutungen und Hirntumore verursachte Anfälle führen zu starken Kopfschmerzen, die einer schweren Migräne ähneln.
Aktuelle Forschung und Ausblick
Bei der Diagnostik werden heutzutage immer mehr genetische Verfahren verwandt und Tumore können genetisch immer näher typisiert werden, was bereits bei der Planung der individuellen Therapie sehr weiterhilft. Auffällig viele junge Menschen erhalten in den Jahren nach einem Schlaganfall auch eine Krebsdiagnose. Offenbar kann eine unentdeckte Krebserkrankung einen Infarkt im Hirn begünstigen.
Lesen Sie auch: Rehabilitation bei Gesichtsfeldausfall
tags: #Schlaganfall #durch #Hirntumor #Ursachen