Schlaganfall und Schlafapnoe: Ein gefährlicher Zusammenhang

Schlafapnoe, eine schlafbezogene Atmungsstörung, und Schlaganfall sind zwei schwerwiegende Gesundheitsprobleme, die oft miteinander in Verbindung stehen. Die vorliegende Analyse der aktuellen Datenlage bestätigt, dass Schlaganfallpatienten unbedingt auf Schlafstörungen untersucht werden sollten, und gleiches gilt für Personen mit einer transitorisch-ischämischen Attacke. Bislang geschieht dies zu selten, obwohl Schlaganfallpatienten häufig Schlafstörungen haben. Dieser Artikel beleuchtet den Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Schlaganfall, die zugrunde liegenden Mechanismen, Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten.

Schlafapnoe: Eine schlafbezogene Atmungsstörung

Schlafapnoe ist eine schlafbezogene Atemstörung, bei der die Atmung während des Schlafes wiederholt unterbrochen wird. Man unterscheidet zwei Hauptkategorien:

  • Obstruktive Schlafapnoe (OSA): Hierbei erschlaffen die Muskeln im Rachenraum, was zu einer Verengung oder einem Verschluss der Atemwege führt.
  • Zentrale Schlafapnoe: Bei dieser Form ist die Regulation der Atmung im Gehirn gestört, was zu Atemaussetzern führt.

Die Atemaussetzer bei Schlafapnoe können über 100 Mal pro Nacht auftreten und im Extremfall über eine Minute andauern. Sie führen zu einem Sauerstoffmangel im Blut, was den Körper in einen Alarmzustand versetzt und Weckreaktionen auslöst. Diese Weckreaktionen unterbrechen den Schlafrhythmus, erhöhen den Blutdruck und belasten das Herz-Kreislauf-System.

Symptome der Schlafapnoe

Die Hauptsymptome von Patienten mit Schlafapnoe sind:

  • Auffällige Tagesmüdigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Das Gefühl, morgens unausgeschlafen zu sein
  • Lautes Schnarchen
  • Nächtliche Atemaussetzer (oft vom Partner bemerkt)
  • Morgenkopfschmerzen
  • Potenzprobleme

Der Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Schlaganfall

Mehrere Studien haben einen deutlichen Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und einem erhöhten Schlaganfallrisiko gezeigt. Eine Kohortenstudie ergab, dass Menschen mit Schlafstörungen in den Folgejahren häufiger einen Schlaganfall erlitten. Das Risiko war bei jüngeren Menschen besonders deutlich erhöht.

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Erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Schlafapnoe

Die Diagnose einer Schlafstörung ging mit einem um 54 Prozent erhöhten Risiko auf einen Schlaganfall in den folgenden vier Jahren einher. In der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen war das Risiko sogar um den Faktor 8 erhöht.

Schlafapnoe als Risikofaktor für Schlaganfallrezidive

Jeder Schlaganfallpatient sollte auf atembezogene Schlafstörungen gescreent werden, da die obstruktive Schlafapnoe ein relevantes Risiko für Schlaganfallrezidive birgt.

Mögliche Mechanismen

Die genauen Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Schlaganfall erklären, sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch mehrere plausible Erklärungen:

  • Sauerstoffmangel (Hypoxie): Die Atemaussetzer bei Schlafapnoe führen zu einem Sauerstoffmangel im Blut, was Entzündungen im Körper verursacht. Diese Entzündungen können die Wände der Blutgefäße schädigen und die Blutgerinnung verstärken, wodurch das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln steigt.
  • Erhöhter Blutdruck: Die Weckreaktionen bei Schlafapnoe führen zu einem Anstieg des Blutdrucks. Dieser erhöhte Blutdruck belastet die Blutgefäße und kann zu Schäden führen, die das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.
  • Erhöhter Hirndruck: Während der Apnoeepisoden kommt es durch Sauerstoffmangel und Kohlendioxidüberschuß zu einem Anstieg des Hirndrucks. Das könnte zu Hirnischämien prädisponieren.
  • Erhöhte Blutgerinnungsneigung: Ein SAS geht oft mit einer Erhöhung des Blutgehalts an gerinnungsfördernden Eiweißstoffen wie Fibrinogen einher. In den meisten Fällen wird ein Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel ausgelöst, das ein Gefäß im Gehirn verstopft.
  • Schädigung der Gehirnzellen: Bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe kommt es durch die andauernde Erhöhung des Blutdruckes und den eklatanten Sauerstoffmangel im Blut zu einer starken Belastung für Herz, Kreislauf und Gehirn. Ein Grund für das erhöhte Sterberisiko bei Schlafapnoikern ist die Schädigung der Gehirnzellen durch die mit der Krankheit verbundene Mangeldurchblutung. Nach jedem nächtlichen Atemaussetzer nehmen Blutflussgeschwindigkeit und arterieller Druck im Gehirn zunächst zu und sinken dann auf ein Minimum ab. Als Folge dieser raschen Veränderungen kann es zu einem lebensgefährlichen Hirninfarkt (zerebrale Ischämie) kommen.
  • Arteriosklerose: Der Sauerstoffmangel (Hypoxie) verursacht einen Entzündungsprozess in den Gefäßen. So entstehen arteriosklerotische Ablagerungen in den Halsschlagadern. Die Ablagerungen verengen diese Schlagadern und es kommt zu Blutgerinnseln. Diese können zum Verschluss eines Gefäßes (Thrombose, Embolie) führen, da sie mit dem Blutstrom ins Gehirn verschleppt werden. So kommt es zum gefürchteten Schlaganfall, den rund 200.000 Bundesbürger jährlich erleiden.

Risikofaktoren

Verschiedene Faktoren können das Risiko für Schlafapnoe und damit auch für einen Schlaganfall erhöhen:

  • Alter: Das Risiko für Schlafapnoe steigt mit zunehmendem Alter.
  • Geschlecht: Männer sind häufiger von Schlafapnoe betroffen als Frauen.
  • Übergewicht: Übergewicht ist ein wichtiger Risikofaktor für obstruktive Schlafapnoe.
  • Familiäre Veranlagung: Schlafapnoe kann familiär gehäuft auftreten.
  • Weitere Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen und Alkoholkonsum können das Risiko für Schlafapnoe und Schlaganfall erhöhen.

Diagnose

Wenn Sie Symptome einer Schlafapnoe aufweisen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser kann eine körperliche Untersuchung durchführen und Sie gegebenenfalls an ein Schlaflabor überweisen. Im Schlaflabor werden verschiedene Parameter während des Schlafs überwacht, um eine Schlafapnoe zu diagnostizieren.

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Screening nach Schlaganfall

Jeder Schlaganfallpatient sollte auf atembezogene Schlafstörungen gescreent werden, um das Risiko für Schlaganfallrezidive zu minimieren.

Behandlung

Die Behandlung der Schlafapnoe zielt darauf ab, die Atemaussetzer zu reduzieren und den Sauerstoffgehalt im Blut zu verbessern. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten:

  • Kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck (CPAP): Dies ist die Standardtherapie für obstruktive Schlafapnoe. Dabei wird eine Maske getragen, die während des Schlafs einen kontinuierlichen Luftdruck erzeugt, um die Atemwege offen zu halten.
  • Bilevel positiver Atemwegsdruck (BiPAP): Diese Therapie ähnelt der CPAP-Therapie, bietet jedoch unterschiedliche Druckstufen beim Ein- und Ausatmen.
  • Zungenschrittmacher: Dies ist eine alternative Therapie, bei der ein Gerät implantiert wird, das die Zungenmuskulatur stimuliert und so die Atemwege offen hält.
  • Chirurgische Eingriffe: In einigen Fällen können chirurgische Eingriffe erforderlich sein, um die Atemwege zu erweitern.
  • Lifestyle-Änderungen: Gewichtsverlust, Vermeidung von Alkohol und Schlafmittel können helfen, die Symptome der Schlafapnoe zu reduzieren.

Behandlung nach Schlaganfall

Die OSA bei Schlaganfallpatienten mittels CPAP zu behandeln, ist ratsam, denn sie bessert in der Akutphase Befinden und Mobilität, Depressionen werden gelindert und im ersten Monat nach dem Ereignis wird auch die neurologische Erholung gefördert. In der Phase der Rekonvaleszenz wird das Befinden ebenfalls positiv beeinflusst. Eine langfristig fortgesetzte CPAP-Behandlung reduziert die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse.

Die Rotation Advancement Operation

Durch die von Prof. Sailer entwickelte und weltweit einzigartige Operation «Rotation Advancement» wird die obstruktive Schlafapnoe für immer geheilt. Wichtig ist auch zu wissen, dass sogar Patienten nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall mit dieser Operationsmethode therapiert werden können.

Prävention

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um das Risiko für Schlafapnoe und Schlaganfall zu reduzieren:

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  • Gewichtsverlust: Wenn Sie übergewichtig sind, kann Gewichtsverlust helfen, die Symptome der Schlafapnoe zu reduzieren.
  • Vermeidung von Alkohol und Schlafmittel: Alkohol und Schlafmittel können die Muskeln im Rachenraum entspannen und so das Risiko für Atemaussetzer erhöhen.
  • Schlafposition: Schlafen Sie möglichst nicht auf dem Rücken, da dies die Atemwege verengen kann.
  • Behandlung von Risikofaktoren: Behandeln Sie Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus.

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