Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem jede Minute zählt. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen schnell zu erkennen und umgehend zu handeln. Die FAST-Formel ist ein einfacher und effektiver Test, der auch von Laien durchgeführt werden kann, um einen möglichen Schlaganfall zu identifizieren.
Was ist ein Schlaganfall?
Als Schlaganfall wird ein plötzlicher Verschluss von Gefäßen oder eine Einblutung in das Gehirn bezeichnet. Dabei kommt es zu einer Sauerstoffunterversorgung wichtiger Areale im Gehirn. Mediziner unterscheiden zwischen dem "weißen" und dem "roten" Schlaganfall. Die häufigste Form ist der "weiße", der sogenannte ischämische Schlaganfall. Ischämisch bedeutet, die betroffenen Areale des Gehirns sind von der Blutversorgung abgeschnitten, weil ein Gerinnsel ein Blutgefäß verstopft. Solche Gerinnsel entstehen in bestimmten Fällen an Engstellen in der Halsschlagader, wo sie sich dann mitunter losreißen und mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen. Noch häufiger bilden sich gerade größere Blutklumpen jedoch im Herzen. Hintergrund sind bestimmte Rhythmusstörungen des Herzens, die vor allem bei älteren Menschen häufig sind. Da das Gehirn jedoch keinen Schmerz empfindet, geschieht beides vollkommen unbemerkt und ohne Symptome, die lange im Voraus zu erkennen sind.
Wird das Gehirn infolge einer verengten oder sogar verschlossenen Arterie plötzlich nicht mehr ausreichend durchblutet, leiden bestimmte Hirnregionen unter Sauerstoffmangel. Wenn der Schlaganfall nicht umgehend ärztlich behandelt wird, sterben Gehirnzellen ab und es können bleibende Schäden wie Lähmungen oder Sprachstörungen auftreten. Nur ein Drittel aller Opfer überlebt einen Schlaganfall ohne Folgen. Für die große Mehrheit hat er schwerwiegende Schädigungen im Gehirn, Behinderungen oder Pflegebedürftigkeit zur Folge oder endet sogar tödlich.
Die FAST-Formel: Ein schneller Test für den Notfall
Die FAST-Formel ist eine einfache Methode, um typische Anzeichen eines Schlaganfalls zu erkennen. Die Abkürzung steht für:
- Face (Gesicht):
- Arms (Arme):
- Speech (Sprache):
- Time (Zeit):
Mit dem aus den USA bekannten „F-A-S-T - Test“ kann man sich schnell einen Überblick über die Anzeichen für einen möglichen Schlaganfall verschaffen. Der Test kann zügig und ohne Vorkenntnisse von jeder Person durchgeführt werden, als Selbsttest oder als Test für andere Personen.
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Face (Gesicht)
Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Achten Sie darauf, ob sich das Gesicht einseitig verzieht oder ein Mundwinkel herabhängt. Bei einer Gesichtslähmung wird das Gesicht durch die Schwächung der Gesichtsmuskulatur einseitig verzogen. Stellen Sie eine Asymmetrie fest, etwa einen hängenden Mundwinkel? Dann deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
Arms (Arme)
Fordern Sie die betroffene Person dazu auf, beide Arme gleichzeitig nach vorne zu heben und dabei die Handinnenflächen nach oben zu drehen. Beobachten Sie, ob ein Arm absinkt oder nicht gehoben werden kann. Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer einseitigen Lähmung kann ein Arm diese Bewegung nicht oder nur verzögert ausführen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich. Dem Betroffenen ist es nicht mehr möglich, auf Aufforderung die Arme zu heben.
Speech (Sprache)
Bitten Sie die betroffene Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Achten Sie darauf, ob die Sprache verwaschen oder undeutlich ist oder ob die Person Schwierigkeiten hat, die Worte richtig auszusprechen. Gelingt dies nicht oder nur undeutlich, ist das als Warnsignal zu werten. Der Betroffene hat nur noch eine eingeschränkte Sprachfähigkeit und kann sich nur unverständlich oder in sinnlosen Wörtern ausdrücken. Mit dieser Übung lässt sich erkennen, ob das Sprachzentrum beeinträchtigt ist. Hier könnte ein Schlaganfall vorliegen, wenn der Betroffene nicht dazu in der Lage ist, Worte korrekt zu wiederholen, einen Satz nachzusprechen oder generell fehlerhaft bzw.
Time (Zeit)
Der letzte Bereich stellt keine Übung dar, sondern ist ein warnender Hinweis auf den entscheidenden Faktor „Zeit“: Sollte der Betroffene mit einem oder mehreren der o.g. Aufgaben Probleme haben, so sollte unverzüglich unter der Rufnummer „112“ ein Notruf getätigt werden. Wichtig ist hierbei mitzuteilen, dass der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, welche Auffälligkeiten aufgetreten sind (bezüglich der Übungen) und wann die Auffälligkeiten begonnen haben. Es zählt jede Minute. Wählen Sie bei allen 3 genannten Warnzeichen sofort "112" und suchen Sie die nächste Notaufnahme auf! Alle Anzeichen deuten auf einen Schlaganfall hin und der Betroffene braucht dringend eine Behandlung. Bis der Rettungsdienst vor Ort ist, sollte man die betroffene Person nicht alleine lassen, ihn beruhigen und mit ihm sprechen. Auch, wenn es gut gemeint ist: Der betroffenen Person auf gar keinen Fall etwas zu trinken oder zu essen geben.
Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall?
Wenn Sie bei einer Person Anzeichen eines Schlaganfalls feststellen, wählen Sie sofort den Notruf unter 112. Schildern Sie am Telefon die Symptome und den Verdacht auf einen Schlaganfall. Je schneller der Rettungsdienst da ist, umso besser stehen die Chancen, den Schlaganfall so unbeschadet wie möglich zu überstehen.
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Wichtig: Verschwinden die Symptome nach wenigen Sekunden oder Minuten wieder von selbst, sollte man sich trotzdem in die Notaufnahme begeben, um die Ursache abzuklären. Anzeichen für einen Schlaganfall können auch aufgrund einer kurzen Durchblutungsstörung im Gehirn, TIA (Transitorische Ischämische Attacke) genannt, auftreten.
"Time is Brain": Jede Minute zählt
Erleidet jemand einen Schlaganfall, kommt es tatsächlich auf jede Sekunde an. Denn nur wenn frühzeitig medizinische Schritte eingeleitet werden, können schwere gesundheitliche Folgen vermieden werden. „Time is Brain (Zeit ist Gehirn) - so lautet die bewährte Notfall-Formel. Denn mit jeder Minute, in der ein Schlaganfall nicht behandelt wird, sterben Nervenzellen ab und es steigt das Risiko dafür, dass Sprechen, Sehen, Denken und Bewegen langfristig beeinträchtigt bleiben. Das Zeitfenster, um dauerhafte Lähmungen oder Sprachstörungen zu vermeiden, ist klein. Meist bleiben den Ärztinnen und Ärzten nur vier bis fünf Stunden, um die Blutversorgung im Gehirn wieder zu normalisieren, verschlossene Blutgefäße wieder freizumachen. Wenn das nicht gelingt, geht Hirngewebe verloren.
„Wir sprechen von der Golden Hour. Das ist die erste Stunde nach dem Schlaganfall. Wird in diesem Zeitfenster eine Therapie begonnen, hat die Patientin oder der Patient langfristig die besten Aussichten“, sagt Stefan Gerner, der die Stroke-Unit - eine spezielle Schlaganfall-Station - in der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Erlangen leitet.
Behandlungsmöglichkeiten bei Schlaganfall
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei einem Schlaganfall, abhängig von der Art und Schwere des Schlaganfalls.
- Thrombolyse: Bei der Thrombolyse erhalten Patienten eine Infusion mit einem Medikament, welches das Blutgerinnsel auflösen kann.
- Thrombektomie: Ergänzend zu den Medikamenten verwenden Neuroradiologinnen und -radiologen meist auch noch einen Drahtkatheter, den sie durch die Hirngefäße bis zum Gerinnsel vorschieben, um es dann zu entfernen. Das Verfahren heißt Thrombektomie. Wann immer möglich, werden Thrombolyse und Thrombektomie heute kombiniert.
Risikofaktoren und Prävention
Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen wie das Vorhofflimmern, Rauchen und Übergewicht erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall. Auch ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und nicht zu viel Stress senkt das Schlaganfallrisiko.
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Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung, ausgeglichener Ernährung und regelmäßigen Checks beim Hausarzt beugt nicht nur Herz- und Kreislauferkrankungen vor, sondern senkt auch das Risiko eines Schlaganfalls. Denn eine der Hauptursachen für einen Schlaganfall sind Gefäßschäden, die durch Rauchen, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen (z. B. Diabetes mellitus) auftreten.
PD Dr. Gerner ergänzt: „Eine mediterrane Ernährung, Bewegung, Gewichtsreduktion und der Verzicht aufs Rauchen schützen. 70 Prozent aller Schlaganfälle wären vermeidbar.“
Die Rolle der Stroke-Units
Bei einem schweren Schlaganfall, etwa wenn ein Patient eine Bewusstseinsstörung zeigt oder eine Hirnblutung hat, wird er auf die Neuro-Intensivstation gebracht, wo er auch beatmet werden kann. Andernfalls bleibt er für zwei bis vier Tage auf der Stroke-Unit. Dort forschen die Ärztinnen und Ärzte nach der Ursache und den Begleiterkrankungen des Schlaganfalls: Müssen Cholesterin, Blutzucker oder Blutdruck medikamentös eingestellt werden? Besteht ein akutes Risiko für das Herz? Gibt es zum Beispiel eine Gefäßengstelle, die operativ versorgt werden muss?
14 Bettplätze gibt es auf der Stroke-Unit, rund um die Uhr ist eine Ärztin oder ein Arzt anwesend. Ein eingespieltes Team aus den Bereichen Neurologie sowie u. a. Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie kümmert sich dort um die Betroffenen. Schon am ersten Tag nach Schlaganfall erfolgt ein Screening auf der Stroke-Unit: Mit dem Physio-, Ergo- und Logopädieteam werden Gehen und Standsicherheit trainiert, es gibt Kraftübungen, Finger- und Feinmotorik- sowie Sprechtraining. Das alles wird dann in einer anschließenden stationären Reha oder bei ambulanten Therapeutinnen und Therapeuten fortgeführt.
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