Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, ist ein medizinischer Notfall, bei dem es auf jede Minute ankommt. Er entsteht durch eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu einer Unterversorgung von Hirnarealen mit Sauerstoff führt. In der Folge sterben Hirnzellen ab, was zu dauerhaften Schäden führen kann. Daher ist es entscheidend, die Symptome eines Schlaganfalls schnell zu erkennen und sofort zu handeln. Jährlich erleiden in Deutschland mehr als 270.000 Menschen einen Schlaganfall, und etwa 25.000 sterben daran. Viele Betroffene behalten lebenslange Beeinträchtigungen wie Lähmungen oder Sprachstörungen zurück.
Schlaganfall-Vorboten und Symptome
Manche Schlaganfälle kündigen sich langsam an, die meisten treten jedoch plötzlich auf. Es ist wichtig, die Warnzeichen zu kennen, besonders wenn ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko besteht.
Leichter Schlaganfall (TIA)
Ein leichter Schlaganfall, auch transitorische ischämische Attacke (TIA) oder Mini-Schlaganfall genannt, kann als Vorbote eines schweren Schlaganfalls auftreten. Die Symptome sind ähnlich wie bei einem schweren Schlaganfall, dauern jedoch nur kurz an, meist wenige Minuten, maximal aber 24 Stunden. Eine TIA wird durch eine vorübergehende Durchblutungsstörung in einem kleinen Gebiet des Gehirns ausgelöst, wobei in der Regel kein Gehirngewebe abstirbt.
Symptome einer TIA:
- Sprachverlust
- Doppeltsehen
- Gefühlsstörungen in Armen und Beinen
Wichtig ist, dass auch wenn die Symptome schnell wieder verschwinden, die Ursachen gesucht und behandelt werden müssen, um einen erneuten Schlaganfall zu verhindern.
Stiller Schlaganfall
Ein stiller oder unbemerkter Schlaganfall äußert sich oft nur durch kurzzeitige Symptome wie eine taube Lippe. Auch hier ist schnelles Handeln wichtig, da er eine Vorstufe eines schweren Schlaganfalls sein kann.
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Schwindel
Plötzlich auftretender Schwindel in Kombination mit Gangunsicherheit kann ebenfalls ein Anzeichen für einen Schlaganfall sein. Betroffene berichten oft von Drehschwindel (wie bei einer Karussellfahrt) oder Schwankschwindel.
Weitere Symptome
- Plötzliche Sehstörungen
- Sprach- und Schluckstörungen
- Lähmungserscheinungen, besonders einseitig
- Starke Kopfschmerzen
- Koordinationsschwierigkeiten
- Kribbeln in Armen und Beinen
- Taube Finger oder Lippen
- Gesichtslähmungen
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Schlaganfall die gleichen Symptome zeigt und dass die Symptome je nach betroffenem Hirnbereich und Schweregrad unterschiedlich sein können.
Der FAST-Test: Schlaganfall schnell erkennen
Eine einfache Methode, um einen Schlaganfall schnell zu erkennen, ist der FAST-Test. FAST steht für:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt eine Gesichtshälfte herunter?
- Arm (Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person beide Arme gleich hochheben oder sinkt ein Arm ab?
- Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist die Sprache undeutlich oder verwaschen?
- Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, zählt jede Minute. Rufen Sie sofort den Notarzt unter 112.
Der FAST-Test wurde um die Bereiche "Balance" und "Eyes" erweitert und ist heute als BE-FAST-Test bekannt.
Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall?
Wenn Sie bei sich selbst oder einer anderen Person Symptome eines Schlaganfalls bemerken, handeln Sie sofort:
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- Notruf wählen: Rufen Sie unverzüglich den Rettungsdienst unter 112 und schildern Sie den Verdacht auf Schlaganfall.
- Ruhe bewahren: Bleiben Sie ruhig und beruhigen Sie die betroffene Person.
- Nichts zu essen oder zu trinken geben: Aufgrund möglicher Schluckbeschwerden sollte die Person nichts essen oder trinken.
- Beim Bewusstseinsverlust: Bringen Sie die Person in die stabile Seitenlage und kontrollieren Sie die Atmung.
- Informationen bereithalten: Wenn möglich, halten Sie einen aktuellen Medikamentenplan, die Adresse des Arztes und eine Auflistung der Vorerkrankungen bereit, um sie dem Notarzt mitzugeben.
Behandlung im Krankenhaus: Die Stroke Unit
Bei Verdacht auf Schlaganfall wird der Patient idealerweise in eine Stroke Unit gebracht. Das sind spezielle Abteilungen in Krankenhäusern, die auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind. Dort wird zunächst abgeklärt, ob tatsächlich ein Schlaganfall vorliegt.
Diagnose
- CT oder MRT: Mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes wird festgestellt, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung handelt.
Behandlungsmethoden
Die Behandlungsmethoden variieren je nach Art des Schlaganfalls:
- Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall):
- Thrombolyse (Lyse): Ein Medikament wird über die Vene oder direkt in das verschlossene Gehirngefäß verabreicht, um das Blutgerinnsel aufzulösen. Die Therapie sollte idealerweise innerhalb von 4,5 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome beginnen.
- Thrombektomie: Ein Katheter wird durch die Leiste ins Gehirn eingeführt, um das Blutgerinnsel zu entfernen.
- Ballonkatheter und Stent: In einigen Fällen wird das verstopfte Gefäß mit einem Ballonkatheter geweitet und anschließend ein Stent eingesetzt, um das Gefäß offen zu halten.
- Hirnblutung:
- Blutstillung: Die Blutung muss gestoppt und Schädigungen durch austretendes Blut vermieden werden.
- Operation: Bei stärkeren Blutungen kann es erforderlich sein, das Blut operativ zu entfernen.
- Druckentlastung: In seltenen Fällen wird ein Teil des Schädelknochens entfernt, um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren.
Langfristige Nachbehandlung und Rehabilitation
Nach der Akutversorgung ist eine langfristige Nachbehandlung und Rehabilitation entscheidend, um Langzeitschäden zu minimieren. Diese umfasst:
- Rehabilitationsmaßnahmen: Beginn der Reha-Maßnahmen bereits in der Klinik, um Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zu behandeln.
- Schlucktherapie: Behandlung von Schluckstörungen.
- Anschlussbehandlung: Anspruch auf eine Anschlussbehandlung nach der Akuttherapie.
- Psychologische Betreuung: Behandlung von Depressionen, die häufig nach einem Schlaganfall auftreten.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen:
- Alter: Das Risiko steigt mit dem Alter. Etwa 75 Prozent der Schlaganfallpatienten sind über 65 Jahre alt.
- Bluthochdruck: Der größte Risikofaktor.
- Diabetes mellitus: Erhöhte Blutzuckerwerte.
- Erhöhte Blutfettwerte.
- Rauchen.
- Vorhofflimmern: Insbesondere bei Frauen ein wichtiger Risikofaktor.
- Migräne mit Aura: Erhöht das Risiko, besonders bei Frauen.
- Offenes Foramen ovale (PFO): Ein kleiner Defekt im Herzen, der bei jüngeren Menschen (16-55 Jahre) eine Ursache sein kann.
- Spontane Vertebralisdissektion: Ein Einriss in der Gefäßwand einer Halsschlagader.
Risikofaktoren speziell bei Frauen
Einige Faktoren begünstigen Schlaganfälle besonders bei Frauen:
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- Vorhofflimmern: Betroffene Frauen bekommen doppelt so häufig einen Schlaganfall wie Männer mit Vorhofflimmern.
- Diabetes: Frauen mit Diabetes sind stärker gefährdet als Männer.
- Migräne mit Aura: Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer.
Prävention: Was kann man tun, um einem Schlaganfall vorzubeugen?
- Gesunde Lebensweise: Regelmäßige Bewegung, gesunde und ausgewogene Ernährung, Nichtrauchen.
- Optimale Einstellung von Blutdruck und Blutzucker.
- Regelmäßige Überprüfung von Blutdruck, Cholesterinwerten und Blutzucker.
- Bei PFO: Verschluss des Lochs im Herzen mit einem Okkluder oder lebenslange Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten.
Schlaganfall oder Herzinfarkt? Unterschiede erkennen
Es gibt Unterschiede zwischen Schlaganfall und Herzinfarkt, die man kennen sollte. Beim Schlaganfall kommt es oft zu neurologischen Ausfällen, während beim Herzinfarkt typischerweise Brustschmerzen auftreten. Allerdings können sich Herzinfarkt-Symptome bei Frauen, älteren Menschen und Menschen mit Diabetes anders äußern, z.B. durch Druckgefühl in Brust und Bauch. Heftige, ziehende Schmerzen im rechten Arm deuten eher auf einen Herzinfarkt hin, während beim Schlaganfall eher Taubheitsgefühle oder Kribbeln auf einer Armseite auftreten können.
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