Nach einem Schlaganfall ist die schnelle Reaktion entscheidend, um die Schäden zu minimieren und das Risiko weiterer Komplikationen zu senken. Oft stellt sich die Frage, ob Aspirin als Erste-Hilfe-Maßnahme geeignet ist. Dieser Artikel beleuchtet die Rolle von Aspirin bei Schlaganfällen, differenziert zwischen verschiedenen Schlaganfallarten und gibt Empfehlungen für das richtige Vorgehen.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall (Apoplex) tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies kann entweder durch eine Verstopfung eines Blutgefäßes (ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht werden. In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei ein nicht unerheblicher Teil unter 55 Jahre alt ist.
Es gibt im Prinzip zwei Formen von Schlaganfällen: Etwa 80 Prozent sind ischämische Schlaganfälle, die durch eine Arterienverstopfung und mangelnde Durchblutung des Gehirns entstehen. Bei einem hämorrhagischen Schlaganfall kommt es zu einer Blutung im Gehirn.
Symptome erkennen - Schnelles Handeln ist gefragt
Die Symptome eines Schlaganfalls können vielfältig sein und plötzlich auftreten. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Einseitige Lähmung oder Schwäche im Gesicht, Arm oder Bein
- Sprachstörungen oder Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen
- Sehstörungen
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
- Starke Kopfschmerzen
Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und sofort den Notruf (112) zu wählen, da jede Minute zählt. Pro Minute gehen nach einem Schlaganfall bis zu zwei Millionen Nervenzellen zugrunde. Auch wenn sich die Symptome schnell zurückbilden, muss nach jedem Schlaganfall intensiv nach der Ursache gesucht werden, um einen erneuten Schlaganfall zu verhindern.
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Aspirin: Wirkung und Anwendungsgebiete
Aspirin, dessen Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) ist, wird vielfältig eingesetzt. Es wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend. Zudem hat ASS die Eigenschaft, das Verklumpen von Blutplättchen zu verhindern. Aspirin zählt zur Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAIDS) und kennzeichnet sich dadurch, dass es kein Steroid ist, aber dennoch entzündungshemmend wirkt.
Der Wirkstoff von Aspirin (ASS) nennt sich Acetylsalicylsäure. Dieser wirkt durch Hemmung des körpereigenen Enzyms Cyclooxygenase, welches für die Bildung von Prostaglandinen zuständig ist. Prostaglandine sind Botenstoffe, die unter anderem bei der Entstehung von Schmerz und Entzündungen eine zentrale Rolle spielen.
Aspirin bei ischämischem Schlaganfall
Bei einem ischämischen Schlaganfall ist Aspirin das wichtigste blutverdünnende Medikament, um einen Hirninfarkt zu verhindern oder vorzubeugen. Die gerinnungshemmende Wirkung wird ebenfalls durch die Hemmung der Cyclooxygenase vermittelt. Da diese unwiderruflich blockiert wird, hält die Wirkung der Gerinnungshemmung so lange an, bis neue Blutplättchen gebildet werden - also mehrere Tage.
Dem soll nun die tägliche Einnahme von ASS (Aspirin) durch dessen blutverdünnende Wirkung entgegenwirken. Denn durch die Acetylsalicylsäure werden die Blutplättchen (Thrombozyten) gehemmt, so die Entstehung eines Blutgerinnsels (Thrombus) vermieden und die Verstopfung des Gefäßes wird erst gar nicht gebildet.
Aspirin bei hämorrhagischem Schlaganfall
Grundlage des hämorrhagischen Schlaganfalls ist keine Verstopfung, sondern viel mehr die Verletzung einer Arterie im Gehirn. Wird nun zusätzlich mit gerinnungshemmenden Medikamenten therapiert, blutet das Gewebe länger nach und es kommt zur längeren Unterbrechung der Blutversorgung im Gehirn - das genaue Gegenteil des Therapieziels wird also erreicht.
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Aspirin als Erste Hilfe: Ja oder Nein?
Die Frage, ob Aspirin als Erste Hilfe bei einem Schlaganfall geeignet ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Da sich Schlaganfälle in zwei verschiedene Kategorien einteilen lassen, ist die richtige Diagnose entscheidend. Als Erste Hilfe eignet sich die Einnahme von Aspirin also nicht. Ohne entsprechende bildgebende Diagnostik erhöht man das Risiko für größere Einblutungen und Gerinnsel im Gehirn. Deswegen wird es allgemein nicht empfohlen, Aspirin ohne ärztliche Diagnostik in der Akuttherapie des Schlaganfalls anzuwenden.
Empfehlungen für das richtige Vorgehen
- Sofort den Notruf wählen (112): Bei Verdacht auf einen Schlaganfall zählt jede Minute.
- Keine Medikamente ohne ärztliche Anweisung: Geben Sie der betroffenen Person keine Medikamente, insbesondere kein Aspirin, bevor ein Arzt die Art des Schlaganfalls festgestellt hat.
- Informationen für den Notarzt bereithalten: Notieren Sie, wann die Symptome begonnen haben und welche Medikamente die Person einnimmt.
- Beruhigen und betreuen: Bleiben Sie bei der Person und beruhigen Sie sie, bis der Notarzt eintrifft.
Aspirin zur Sekundärprävention nach Schlaganfall
Wer einmal einen Schlaganfall hatte, hat ein relativ großes Risiko, einen zweiten zu erleiden. Ärztinnen und Ärzte verabreichen deshalb präventiv den Gerinnungshemmer Acetylsalicylsäure (ASS), wie er in Aspirin enthalten ist.
Nach einem ischämischen Schlaganfall oder einer TIA (transitorisch ischämische Attacke) wird oft Aspirin zur Vorbeugung weiterer Ereignisse eingesetzt. Leitliniengerecht sollte man nach der deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zur Sekundärprophylaxe 50 - 150 mg Aspirin einnehmen, woraus sich die Kernempfehlung zur Einnahme von 100 mg Aspirin täglich ergibt.
Alternativen zu Aspirin
Es gibt jedoch sogenannte, Ass-Non-Responder. Das heißt bei ca. 15-30% der Patient wirkt das Medikament nicht, was durch Bluttest wie z. B. Als Alternative zu T-Ass wurde das Medikament Clopidogrel entdeckt. Der Wirkstoff verhindert in niedriger Dosierung auch, dass sich gefährliche Verklumpungen in den Arterien (Blutgerinnsel) bilden.
In bestimmten Fällen kann der Arzt auch andere gerinnungshemmende Medikamente wie Clopidogrel oder Apixaban verschreiben, insbesondere wenn ein Vorhofflimmern vorliegt.
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Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko
Bei Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern ist der normale Rhythmus gestört - es kommt zu ungeordneten elektrischen Impulsen, die in die Vorhöfe weitergeleitet werden. Der Herzschlag gerät aus dem Takt, er schlägt unregelmäßig und schnell. Das unregelmäßige Schlagen führt zu gestörten Blutströmungen im Herzen, wodurch sich Blutgerinnsel bilden können, die mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen. Dort besteht die Gefahr, dass sie eine Arterie verstopfen und einen Schlaganfall auslösen.
Die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern nach einem Schlaganfall mit Gerinnungshemmern stellt Ärztinnen und Ärzte vor eine Herausforderung: Sie müssen zwei Risiken gegeneinander abwägen. In den ersten zwei Tagen nach dem Ereignis ist das Risiko für einen erneuten Schlaganfall besonders hoch. Man könnte also meinen, dass es sinnvoll wäre, mit einer gerinnungshemmenden Therapie zu beginnen, um einen erneuten Gefäßverschluss im Gehirn zu verhindern. Das Problem ist jedoch, dass alle Blutverdünner das allgemeine Blutungsrisiko erhöhen. Zudem ist das Hirngewebe nach einem Schlaganfall empfindlicher, so dass es leichter zu Einblutungen in das vom Schlaganfall betroffene Hirnareal kommen kann.
Laut Leitlinie liegt der optimale Zeitpunkt für die Behandlung bei der Mehrheit der Betroffenen zwischen 4 und 14 Tagen nach dem Schlaganfall. Eine neue internationale Studie des Schlaganfallzentrums, Inselspital, Universitätsspital Bern und der Universität Bern kommt jetzt zum Schluss: Bei einem frühen Behandlungsbeginn ist das Risiko, einen weiteren Schlaganfall zu erleiden, geringer als bei einem späteren. Und das, ohne das Risiko für eine Hirnblutung zu erhöhen.
Studie zum frühen Behandlungsbeginn
Insgesamt nahmen zwischen 2017 und 2022 mehr als 2.000 Patientinnen und Patienten aus 15 Ländern an der Studie teil. Eine Vergleichsgruppe erhielt die Therapie erst3-4 Tage nach einem leichten Schlaganfall,6-7 Tage nach einem mittelschweren Schlaganfall und12-14 Tage nach einem schweren Schlaganfall.
In der frühbehandelten Gruppe erlitten 14, in der spät behandelten Gruppe 25 Personen innerhalb von 30 Tagen einen Folgeschlaganfall, nach 90 Tagen waren es 18 bzw. 30. Studienleiter Prof. Dr. med. Urs Fischer von den Universitätsspitälern Bern und Basel ist deshalb überzeugt: „Unsere Studie liefert wissenschaftliche Belege für ein häufiges Dilemma in der frühzeitigen Sekundärprävention nach einem ischämischen Schlaganfall. Auch Prof. Dr. Götz Thomalla, Leiter der DGN-Kommission zerebrovaskuläre Erkrankungen äußert sich positiv: „Das Studienergebnis ermutigt dazu… eher frühzeitig zu beginnen.“ Gleichzeit warnt er davor, die Ergebnisse nicht überzubewerten. Denn „eine generelle Empfehlung für einen frühen Therapiebeginn lässt sich aus der Studie nicht ableiten“, so Thomalla.
Langfristige Prävention und Lebensstiländerungen
Patienten können ihr Risiko eines Schlaganfalls selbst aktiv senken. Um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen, sollten bei Risikopatienten regelmäßig der Blutdruck, die Cholesterinwerte und der Blutzucker überprüft und eingestellt werden. Auch eine Umstellung des Lebensstils mit viel Bewegung, gesünderer Ernährung und ohne Rauchen kann das Risiko eines erneuten Schlaganfalls verringern.
Risikofaktoren minimieren
Es ist allgemein bekannt, dass im Alter und mit Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck sowie Rauchen, Gefäße verkalken (Atherosklerose). Auf Basis dieser Verkalkungen entstehen häufiger Gerinnsel, die zum Verstopfen von Gefäßen führen kann.
Die wichtigsten Risikofaktoren gelten für alle Geschlechter. Einige Faktoren begünstigen aber besonders bei Frauen Schlaganfälle: Dazu gehört zum Beispiel das Vorhofflimmern. Betroffene Frauen bekommen doppelt so häufig einen Schlaganfall wie Männer mit Vorhofflimmern. Auch Frauen mit Diabetes sind stärker gefährdet als Männer. Migräne mit Aura erhöht zwar für Männer und Frauen das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen. Aber Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer.
Stressbewältigung
Stress kann ebenfalls ein Risikofaktor sein. Es ist wichtig, Stressoren zu identifizieren und Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln, wie Meditation und Entspannungsübungen.
Aspirin® Protect: Dosierung und Einnahme
Die Einnahme von Aspirin® Protect 100 mg richtet sich nach dem Beschwerdebild. Erkundigen Sie sich dazu bei Ihrem Arzt oder Apotheker und lesen Sie die Packungsbeilage. Aspirin® Protect 100 mg sollte stets vor den Mahlzeiten unzerkaut und mit reichlich Flüssigkeit, etwa einem Glas Wasser, eingenommen werden. Generell ist das Medikament zur Langzeitbehandlung geeignet. Bitte beachten Sie, dass Sie Aspirin® Protect 100 mg täglich und auf Dauer einnehmen sollten. Zudem ist es wichtig, dass Sie Arzneimittel niemals in Eigenregie absetzen oder zu einer anderen Dosierung wechseln - dies muss der Arzt mit Ihnen gemeinsam entscheiden. Wichtig: Aspirin® Protect 100 mg eignet sich wegen seiner magensaftresistenten Formulierung nicht zur Behandlung von Schmerzzuständen.
Aspirin® Protect 300 mg
Aspirin® Protect 300 mg beugt genau wie Aspirin® Protect 100 mg der Entstehung von Blutgerinnseln vor. Der Unterschied ist die höhere Dosierung von Acetylsalicylsäure. Aspirin® Protect 300 mg wird zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt angewandt. Nehmen Sie hierfür täglich eine der magensaftresistenten Tabletten unzerkaut und vor den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit ein. Aspirin® Protect 300 mg eignet sich zur Langzeitbehandlung. Da die Lebensdauer eines Blutplättchens auf acht bis zehn Tage beschränkt ist und ständig neue gebildet werden, ist es wichtig, Aspirin® Protect 300 mg jeden Tag und auf Dauer einzunehmen.