Schlaganfall bei Frauen: Früherkennung, Symptome und Prävention

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortiges Handeln erfordert. Während einige Symptome wie Lähmungen oder Sprachstörungen allgemein bekannt sind, können sich Schlaganfälle bei Frauen anders äußern und schwerer zu erkennen sein. Dieser Artikel beleuchtet die spezifischen Anzeichen und Risikofaktoren bei Frauen, gibt Hinweise zur Vorbeugung und erklärt die Bedeutung einer schnellen Reaktion.

Schlaganfall: Ein Überblick

Jährlich erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei 10 bis 15 Prozent jünger als 55 Jahre sind. Ein Schlaganfall (Apoplex) entsteht, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird, was zu einer unzureichenden Sauerstoffversorgung und dem Absterben von Hirnzellen führt. Es gibt hauptsächlich zwei Formen:

  • Ischämischer Schlaganfall: In 80 Prozent der Fälle wird der Schlaganfall durch eine Verstopfung einer Arterie verursacht, was zu einer mangelnden Durchblutung des Gehirns führt. Arteriosklerose (Ablagerungen von Kalk und Fett) kann die Gefäße verengen, und es können sich Blutgerinnsel bilden, die diese Gefäße verschließen.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Hierbei kommt es zu einer Blutung im Gehirn, die Druck auf das umliegende Gewebe ausübt und dieses schädigen kann.

Spezifische Schlaganfall-Anzeichen bei Frauen

Frauen zeigen beim Schlaganfall häufig zusätzliche Beschwerden, die die typischen Anzeichen wie Lähmung oder Sprachstörungen verdecken können. Eine Studie von 2025 bestätigt die Unterschiede bei Schlaganfallsymptomen zwischen Frauen und Männern. Laut Fachbeirat Thomalla sind vor allem Neglect und Blickabweichung bei Frauen starke Hinweise - wenn sie auftreten, muss unbedingt ein Schlaganfall ausgeschlossen werden. Ein Grund dafür könnte sein, dass Frauen häufiger Schlaganfälle durch Blutgerinnsel aus dem Herzen erleiden, sogenannte kardioembolische Schlaganfälle.

Risikofaktoren speziell für Frauen

Einige Risikofaktoren begünstigen besonders bei Frauen Schlaganfälle:

  • Vorhofflimmern: Betroffene Frauen bekommen doppelt so häufig einen Schlaganfall wie Männer mit Vorhofflimmern.
  • Diabetes: Auch Frauen mit Diabetes sind stärker gefährdet als Männer.
  • Migräne mit Aura: Migräne mit Aura erhöht zwar für Männer und Frauen das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen, aber Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer. Vorsicht ist gerade bei Migräne mit Aura geboten, wo Anfällen oft Symptome wie Schwindel, Übelkeit oder Sehstörungen vorausgehen. Hat man diese Form der Migräne, erhöht das nachweislich das Risiko einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn. “Migräne-Patientinnen sollten deshalb sehr aufmerksam sein”, rät Prof. Dr. Götz Thomalla, Fachbeirat der Deutschen Hirnstiftung.

Weitere mögliche Ursachen und Risikofaktoren

Neben den genannten geschlechtsspezifischen Risikofaktoren gibt es weitere Ursachen, die bei Frauen im Zusammenhang mit Schlaganfällen eine Rolle spielen können:

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  • Offenes Foramen ovale (PFO): In der Altersspanne von 16 bis 55 Jahren steckt oft ein kleiner angeborener Defekt im Herzen hinter einem Schlaganfall - ein offenes oder persistierendes Foramen ovale (PFO). Dabei handelt es sich um eine Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Herzvorhof, die sich normalerweise in den ersten Wochen nach der Geburt verschließt. Bei jedem Vierten wächst das Loch (Foramen ovale) allerdings nicht vollständig zu, es bleibt dauerhaft offen.
  • Dissektion der Halsschlagader: Wenn die innere Gefäßwand einer Halsschlagader plötzlich einreißt, kann diese sogenannte Dissektion ebenfalls zum Schlaganfall führen. Zu den typischen Warnzeichen einer Dissektion gehören einseitige Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen und Ohrgeräusche.

Warnzeichen und Symptome eines Schlaganfalls

Es ist entscheidend, die Warnzeichen eines Schlaganfalls zu kennen, um schnell handeln zu können. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Plötzliche Taubheit oder Schwäche im Gesicht, Arm oder Bein, oft nur auf einer Körperseite
  • Plötzliche Sehprobleme auf einem oder beiden Augen
  • Plötzliche Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen von Sprache
  • Plötzlicher starker Schwindel, Gleichgewichtsstörungen oder Koordinationsprobleme
  • Plötzliche heftige Kopfschmerzen unbekannter Ursache

FAST-Test: Eine einfache Methode, um einen Schlaganfall schnell zu erkennen, ist der FAST-Test:

  • Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen?
  • Arms (Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme gleichzeitig in die Waagerechte zu heben und die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person die Arme gleichmäßig heben und halten?
  • Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen? Versteht die Person die Aufforderung nicht?
  • Time (Zeit): Wenn eines oder sogar mehrere dieser Symptome auftreten, zählt jede Minute. Sofort unter 112 den Notarzt rufen.

Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall?

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall zählt jede Minute. Nach einem Schlaganfall gehen pro Minute bis zu zwei Millionen Nervenzellen zugrunde. Es gibt nur eine richtige Reaktion: Sofort unter 112 den Notarzt rufen. Auch wenn sich die Symptome schnell zurückbilden: Nach jedem Schlaganfall muss intensiv nach der Ursache gesucht werden. Wird der Auslöser nicht gefunden und behandelt, droht ein erneuter Schlaganfall.

Wenn der Notarzt eintrifft, sind folgende Informationen besonders wichtig:

  1. Genaue Beschreibung der Symptome
  2. Zeitpunkt des Auftretens der ersten Symptome
  3. Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme

Behandlung und Rehabilitation

Bei einem akuten Schlaganfall werden die Betroffenen idealerweise auf einer Spezialstation, einer sogenannten Stroke Unit, behandelt. Unmittelbar nach Einlieferung wird per CT oder MRT des Kopfes festgestellt, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung handelt.

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  • Behandlung des ischämischen Schlaganfalls:
    • Thrombolyse (Lyse): Dabei wird ein das Gerinnsel auflösendes Medikament über die Vene in den gesamten Körper oder mittels Katheter direkt in das verschlossene Gehirngefäß verabreicht. Die Therapie sollte idealerweise innerhalb von viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome beginnen.
    • Thrombektomie: Dabei wird ein Katheter durch die Leiste ins Gehirn eingeführt und das Blutgerinnsel mit einem weichen Metallgitter-Geflecht eingefangen und abgesaugt.
  • Behandlung der Hirnblutung:
    • Die Blutung muss zum Stillstand gebracht werden.
    • Es müssen Schädigungen durch austretendes Blut vermieden werden. In manchen Fällen ist eine Operation erforderlich, um das Blut zu entfernen.

Nach der Akutversorgung ist eine langfristige Nachbehandlung und Rehabilitation wichtig, um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten. Diese kann umfassen:

  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Psychologische Betreuung

Prävention

Die wichtigsten Risikofaktoren gelten für alle Geschlechter. Einige Faktoren begünstigen aber besonders bei Frauen Schlaganfälle:

  • Regelmäßige Kontrollen von Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker
  • Gesunde Ernährung
  • Regelmäßige Bewegung
  • Verzicht auf Rauchen
  • Regelmäßige Untersuchung des Herzens, insbesondere auf Vorhofflimmern

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