Nach einem Schlaganfall können verschiedene Komplikationen auftreten, darunter auch Handkrämpfe, die auf eine Spastik zurückzuführen sind. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsoptionen von Handkrämpfen infolge eines Schlaganfalls.
Einführung in die Spastik
Der Begriff Spastik, abgeleitet vom griechischen Wort "spasmos" (Krampf), beschreibt eine erhöhte Eigenspannung oder Steifheit der Muskulatur. Diese beeinträchtigt willkürliche Bewegungen, Körperhaltung, Gleichgewicht und sogar die Fähigkeit zu sprechen. Spastik ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom einer Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS). In Deutschland leiden etwa 35 Prozent der Schlaganfallpatienten, was etwa 250.000 Menschen entspricht, unter spastischen Bewegungsstörungen.
Ursachen der Spastik nach Schlaganfall
Das ZNS steuert willkürliche Bewegungen über spezielle Nervenzellen, die Motoneurone. Das obere Motoneuron, bestehend aus Nervenzellen in der Großhirnrinde und Nervenfasern der Pyramidenbahn, leitet Befehle zum Hirnstamm oder Rückenmark, wo das zweite Motoneuron aktiviert wird. Dieses leitet die Befehle an die Muskulatur weiter. Eine Schädigung dieser Motoneurone, beispielsweise durch einen Schlaganfall, kann die willkürliche Motorik erheblich beeinträchtigen und zu Spastik führen. Durch die Schädigung des Gehirns kommt es zu einer Störung des Blutflusses, wodurch Gehirnzellen absterben. Das Absterben der Gehirnzellen sorgt dafür, dass die Informationen des Gehirns nicht mehr richtig an die Nervenbahnen gesendet werden.
Nach einer Schädigung am Gehirn oder Rückenmark kommt es zu Veränderungen des Zentralnervensystems. Dadurch verändern sich auch Nerven, Muskeln und Weichteile, wodurch sich die mechanischen Eigenschaften und Strukturen in betroffenen Muskeln und Extremitäten ändern (zum Beispiel die elastischen Eigenschaften). Eine Spastik wird dabei immer durch mehrere Faktoren verursacht. Nach einem Schlaganfall bekommen Menschen häufiger Spastik, wenn sie stärkere Lähmungen und Gefühlsstörungen haben sowie deutlich in der Alltagsbewältigung eingeschränkt sind.
Formen der Spastik
Die Ausprägung der Spastik variiert je nach Ursache und Ort der Schädigung:
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- Monospastik: Spastische Lähmung einer Gliedmaße.
- Hemispastik: Spastische Lähmung der Gliedmaßen einer Körperhälfte (Arm und Bein).
- Tetraspastik: Spastische Lähmung aller Gliedmaßen.
- Auch die Sprech- und Schluckmuskulatur kann betroffen sein, was zu Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken führt. Sind die Augenmuskeln betroffen, können die Bewegungen beider Augen nicht mehr parallel und koordiniert gesteuert werden. Fehlerhafte Koordination von Bewegungen kann ebenfalls auftreten.
Symptome und Erscheinungsbild der Spastik in der Hand
Spastizität kann einzelne Muskeln oder ganze Muskelgruppen betreffen, wodurch die Beweglichkeit der verschiedenen Gelenke beeinflusst wird. Bei einer Spastizität an den Armen sind oft Schulter, Ellenbogen, Handgelenke und Finger betroffen. Eine Spastik an den Armen erkennt man beispielsweise daran, dass die Schulter oder der Unterarm einwärts gedreht sind und an den Körper herangezogen gehalten werden. Ellenbogen oder die Handgelenke können gebeugt sein. Zudem können Betroffene eine geballte Faust haben.
Weitere Symptome
Die Schwere der Spastik kann im Tagesverlauf variieren und durch äußere Reize wie Berührung, Wärme, Feuchtigkeit oder innere Reize wie eine volle Blase verstärkt werden. Eine bestehende Spastik kann sich durch Bewegungseinschränkung, Schmerzen, emotionale Anspannung, Entzündungen/Infekte, Stuhl- oder Harndrang, Hautschädigungen, Thrombosen oder Knochenbrüche verstärken. Solche Faktoren sollten beseitigt bzw. behandelt werden.
Diagnose der Spastik
Um Spastik festzustellen, bedarf es “nur” einer körperlichen Untersuchung. Hierbei wird der Schwerpunkt insbesondere auf neurologische Tests zur Untersuchung von Motorik, Muskelkraft und Koordination gelegt. Auch die Beweglichkeit der Gelenke wird untersucht. Wichtig ist die Frage nach vorhandenen Schmerzen und nach Beeinträchtigungen im Alltag. Mit der sogenannten Ashworth-Skala kann die Spastizität von Muskeln bzw. Muskelgruppen eingeschätzt werden. Neben der körperlichen Untersuchung gibt es spezielle Diagnoseverfahren, um eine Spastik festzustellen. Auch auftreten kann Spastik bei selteneren Erkrankungen (zum Beispiel der hereditären spastischen Paraparese, HSP). Hilfreiche Hinweise können hier im Einzelfall noch genetische Untersuchungen geben.
Auswirkungen der Spastik auf das tägliche Leben
Spastik kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen und die Mobilität sowie alltägliche Aktivitäten wie Körperpflege und An- und Auskleiden einschränken. Sie können durch dieses neurologische Symptom in Ihrer Selbstständigkeit erheblich eingeschränkt sein. Das kann mit der Zeit zu psychischen Folgeerkrankungen wie Depressionen führen. Zudem können Schmerzen auftreten. Bei derartigen Beeinträchtigungen sowie bei Schmerzen sollte eine Behandlung erfolgen.
Patienten, die an einem Fallfuß oder einer Fußheberschwäche nach einem Schlaganfall leiden, sind in ihrem Alltag massiv eingeschränkt. Je unsicherer der Gang, desto mehr wird jeder Schritt zur Kraftprobe. Jede noch so kleine Bodenwelle kann gefährlich werden und Stürze sind in diesem Zusammenhang keine Seltenheit. Eine weitere Einschränkung, die mit der Diagnose Fußheberschwäche nach Schlaganfall einhergeht, ist die soziale Isolation der Betroffenen. Sie sind sich ihrer Situation deutlich bewusst und leiden unter den neugierigen Blicken anderer Menschen. In der Folge reduzieren viele Patienten ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum und verlieren die Freude an Treffen mit Freunden und Bekannten.
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Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Eine Ärztin oder ein Arzt sollte dringend aufgesucht werden, wenn Spastizität zum ersten Mal auftritt, sich verschlimmert, Schmerzen hinzukommen oder die Frequenz des Auftretens anfallsartiger Spastik zunimmt. Wird durch die plötzlich auftretende Spastik die Bewältigung der täglichen Aufgaben stark eingeschränkt, ist ein Arztbesuch unverzichtbar. Erster Ansprechpartner kann der Hausarzt sein, der im Bedarfsfall einen Neurologen hinzuziehen wird. Ist die Spastik neu aufgetreten, sollten Sie möglichst zeitnah einen Arzt aufsuchen, um die Ursache zu finden. Eine unbehandelte Spastizität bzw. eine unbehandelte Ursache von Spastik kann weitere gesundheitliche Probleme verursachen. Je schneller mit einer Therapie begonnen wird, desto eher können Besserungen erzielt und Beschwerden reduziert werden.
Behandlungsansätze bei Spastik
Eine Spastik ist nicht heilbar. Um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern, gibt es jedoch verschiedene Behandlungsansätze:
Nicht-medikamentöse Therapien
Physiotherapie: Betroffene Muskeln und Gelenke werden durch verschiedene Übungen beweglich gehalten. Durch regelmäßige Dehnübungen soll eine Muskelentspannung erzielt werden. Für die Therapie gibt es Therapien mit und ohne Medikamente. Günstige Effekte auf Spastik haben systematisches Arm-Basis-Training, häufige Wiederholungen und die Kombination mit muskulärer Elektrostimulation. Besonders wichtig ist die passive Muskelstreckung zusätzlich zur ausgewählten Standardtherapie. Für die Therapie von Standsicherheit, Gang, Treppensteigen oder der Arm-Hand-Funktion sieht man vielversprechende Verbesserungen bei einer Spastik durch den Einsatz von Robotern.
Ergotherapie: Die Ergotherapie unterstützt Patienten dabei, ihre Selbstständigkeit im Alltag zurückzugewinnen und ihre Handlungsfähigkeit zu verbessern. Sie können so vermeiden, dass bestimmte Folgeerscheinungen und Schmerzen auftreten.
Orthesen: Orthesen sind orthopädische Hilfsmittel, die zur Stützung, Fixierung und Entlastung bei schweren Formen der Spastik eingesetzt werden können, zum Beispiel wenn Kontrakturen (krankhafte Verkürzungen von Bindegewebe, Sehnen und Muskelansätzen) an den Fingern oder Füßen drohen. Eine Lähmung ausgleichen und günstige Effekte auf die Muskelspannung und Muskellänge haben Schienen, Splints, Verbände (Casts) und Orthesen. Für die Beine ist das Aufrichten der Betroffenen die beste Mobilisationsform. Durch das Anlegen von Casts kann schrittweise ein eingeschränkter Bewegungsumfang wieder ausgedehnt werden.
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Elektrostimulation: Elektrostimulation aktiviert über angeklebte Elektroden auf der Haut Nerven und Muskelfasern mit kleinen Strömen (transkutane elektrische Nervenstimulation, TENS). Hier gibt es positive Effekte auf Spastik und den Bewegungsumfang (ROM). Auch die funktionelle Elektrostimulation (FES) für Bewegungen, die vom Patienten ganz oder teilweise selbst ausgeführt werden (z.B. Greifen und Hantieren, Gehen), kann neben der Verbesserung motorischer Funktionen einen Spastik-mindernden Effekt aufweisen. Günstige Auswirkungen auf die Spastik wurden zudem mittels Oberflächenelektrostimulation des Rückenmarks bzw. Elektroakupunktur erzielt.
Magnetstimulation: Eine spastische Tonuserhöhung lässt sich mit gezielten Magnetfeldreizen zur Stimulation ausgewählter Nerven, Nervenwurzeln oder Hirnarealen behandeln (periphere repetitive Magnetstimulation, prMS; repetitive transkranielle Magnetstimulation, rTMS).
Stoßwellentherapie: Stoßwellentherapie kann über Wochen anhaltend einen spastisch erhöhten Muskeltonus mindern mit einer begleitenden Erweiterung des Bewegungsumfangs (extrakorporale Stoßwellentherapie, ESTW).
Medikamentöse Therapien
Die medikamentöse Therapie wird meist in Kombination mit anderen Therapiemethoden, wie z.B. Physio- oder Ergotherapie, eingesetzt.
Klassische Antispastika: Antispastika ("krampflösende Medikamente") bewirken eine Muskelentkrampfung. Die Einnahme dieser Substanzen kann jedoch mit Nebenwirkungen verbunden sein, wie Müdigkeit und Muskelschwäche, da sie nicht gezielt allein auf die spastischen, sondern auch auf alle anderen Muskeln im Körper wirken. Es kann sich auch die Funktionsfähigkeit der spastischen Gliedmaßen verschlechtern.
Botulinumtoxin (Botox): Botulinumtoxin in Form von (Botox-)Injektionen hat sich bei der Behandlung von spastischen Bewegungsstörungen als nützlich erwiesen. Es lässt Muskeln für eine bestimmte Zeit erschlaffen, indem es die Übertragung vom Nerv auf den Muskel für einige Wochen bis Monate blockiert. Sowohl im Hinblick auf die Nebenwirkungen einer oralen Therapie, als auch im Hinblick auf die Wirksamkeit ist eine BoNT-Behandlung Tabletten und Spray überlegen und mindert zudem Schmerzen, die von der Spastik herrühren.
Nebenwirkungen sind unter BoNT in den empfohlenen Dosisbereichen pro Muskel und Injektionssitzung selten. Es kann zu Lähmungen kommen (wenn der falsche Muskel getroffen oder zu viel BoNt gespritzt wird). Möglich sind auch Effekte wie Mundtrockenheit oder eine allgemeine Schwäche und lokalen Problemen (Bluterguss und lokale Schmerzen). Bei wiederholtem Einsatz können neutralisierende Antikörper im Blut von Betroffenen können die Wirkung von BoNT abschwächen oder aufheben.
Intrathekale Baclofen-Therapie (ITB): Zur Behandlung einer schweren Spastik kann man das Medikament Baclofen auch über ein spezielles Infusionssystem mit einer Pumpe einsetzen. Das Mittel wird dabei direkt in den Nervenwasserraum des Rückenmarks injiziert (intrathekal). Die Indikation für eine ITB sollte erst erfolgen, wenn andere Behandlungen nicht zufriedenstellend waren. Unerwünschte Wirkungen können Infektionen und lokale Flüssigkeitsansammlungen (Serome) beinhalten. Die Diagnose und Betreuung bei Patienten mit ITB sollte daher von einem interdisziplinären Team mit ausgewiesener Kompetenz erfolgen. Die Abklärung und Behandlung von Nebenwirkungen und Komplikationen sollte zu jeder Zeit gewährleistet sein. Leichtere Nebenwirkungen in der Test- und Einstellungsphase verschwinden im Verlauf meist von alleine. Schwere Nebenwirkungen und Komplikationen können im Einzelfall zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.
Weitere Medikamente: Mit Tabletten oder Spray (orale Therapie) werden vermehrte Muskelaktivität bei Spastik behandelt. Dantrolen bewirkt Muskelentspannung durch Hemmung der Freisetzung von Kalziumionen im Muskel. Sativex® ist ein Spray für die Mundhöhle und ausschließlich für die bei Multipler Sklerose auftretende spastische Tonuserhöhung zugelassen. Dantrolen sollte wegen der potenziell toxischen Leberschädigung und der Verstärkung bestehender Lähmungen nur eingesetzt werden, wenn es keine bessere Alternative gibt und die Symptome es wirklich erfordern. Für Tolperison gegenüber Baclofen und für Tizanidin gegenüber Diazepam wurden jedoch auch Alltagsvorteile für Schlaganfall-Betroffene) beschrieben.
Chirurgische Eingriffe
Bei schwerster Spastik, die anders nicht zu behandeln sind, gibt es chirurgische Verfahren (dorsale Rhizotomie oder Eingriffe in der Eintrittszone der Hinterwurzel ins Rückenmark). Durch sie können ausgeprägte Fehlhaltungen vermieden werden und damit verbundene Pflegehemmnisse, hygienische Probleme und Komplikationen wie Kontrakturen oder Hautläsionen. Nach Versagen der Standardtherapieverfahren und damit verbundenen Schmerzen können in weiteren chirurgischen Verfahren bestimmte Stellen eines Nerven durchtrennt werden (motorische Endäste, z.B. Nervus tibialis bei spastischem Spitzfuß, „pes equinus“).
Weitere unterstützende Maßnahmen
- Selbsthilfegruppen: Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit dem selben Problem kann hilfreich sein. In solchen Gruppen sprechen Betroffene über ihre Situation und teilen ihre Erfahrungen.
- Information für Angehörige: Als Angehöriger können Sie in Kontakt mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten treten, um sich ausführlich über die Spastik zu informieren. Wenn Sie wissen, worum es sich bei diesem neurologischen Symptom handelt, wird es etwas leichter sein, damit umzugehen.
- Unterstützung im Alltag: Seien Sie für den Betroffenen da und versuchen Sie ihm oder ihr zum Ausdruck zu bringen, dass er oder sie mit den Einschränkungen nicht alleine zurechtkommen muss. Motivieren Sie den Patienten regelmäßig dazu, Übungen durchzuführen und ermutigen Sie ihn oder sie, bestimmte Tätigkeiten selbstständig auszuführen. Geben Sie gerne Hilfestellungen, wenn der Betroffene größere Schwierigkeiten haben sollte, beispielsweise bei der Hygiene oder beim Essen.
- Finanzielle Unterstützung: Sie können sich zu Leistungen und finanzieller Unterstützung durch die Pflegeversicherung beraten lassen.
- Geduld und Verständnis: Betroffene wirken manchmal in ihren Reaktionen verlangsamt oder sprechen beschwerlich. Dies liegt daran, dass ihre beeinträchtigte Motorik ihnen keine raschen Reaktionen ermöglicht.
Spezielle Aspekte der Handspastik
Bei einer Handspastik sind häufig weitere Komplikationen zu beachten:
- Hand-Syndrom: Entzündliche Schwellung der Hand.
- Verklebungen: Entwicklung von Verklebungen der Sehnenscheiden.
- Funktionsverlust: Die Hand kann letztlich keine Funktion mehr haben.
- Kreislaufstörungen: Engstellung von Blutgefäßen sowie der Porenweitung in der Hand. Auslöser ist eine schlechte Handstellung. Blut- oder Lymphbahnen werden abgeknickt.
Maßnahmen bei Handspastik
- Aufmerksamkeit: Die Pflegekräfte sollten auf eine mögliche Entwicklung einer Handspastik sensibilisiert sein. Die Hand ist geschwollen, insbesondere im direkten Vergleich beider Hände deutlich. Sie fühlt sich warm und ggf. gespannt an.
- Positionierung: Wenn der Bewohner den Arm herabhängen lässt, machen wir ihn darauf aufmerksam. Ggf. wird der Arm des Bewohners mit der mehr betroffenen Hand abgestützt. Die Hand wird ggf. erhöht gelagert. Die Hand sollte sich in der Funktionsstellung befinden.
- Unterstützung: Die Pflegekraft modelliert ggf. einen weichen Ball oder einen gefalteten Waschlappen an die Hand an. Die Hand wird ggf. mit einem Kissen unterlegt.
- Schutz: Die Hand wird ggf. mit einer Bandage fixiert, um sie vor Stößen zu schützen. Die Hand wird ggf. vor Zugluft geschützt, da dies Verkrampfungen auslösen kann. Die Hand wird regelmäßig bewegt, um die Durchblutung zu fördern.
Fußheberschwäche nach Schlaganfall
Die Fußheberschwäche ist eine der häufigsten Folgeerscheinungen nach einem Schlaganfall. Das damit verbundene unrunde Gangbild bringt nicht nur Fehlhaltungen mit sich, sondern auch eine erhöhte Stolper- und Verletzungsgefahr. Eine Fußheberschwäche kann viele Ursachen haben, und ein erlittener Schlaganfall ist eine davon.
Ursachen der Fußheberschwäche
Von einem Schlaganfall wird gesprochen, wenn ein Gefäß im Gehirn verstopft oder platzt und bestimmte Hirnareale nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden können. In der Folge sterben die betroffenen Bereiche ab und es kommt zu Funktionsausfällen, welche die Lebensqualität einschränken. Welche Funktionen ausfallen, ist abhängig von dem betroffenen Areal.
Beabsichtigt ein gesunder Mensch, ein paar Meter zu gehen, gibt das zentrale Nervensystem diese Absicht völlig unkompliziert an die Bein- und Fußmuskeln weiter. Bei Patienten, die an einer Fußheberschwäche leiden, ist das anders: Bei ihnen ist die Signalweitergabe so gestört, dass sie den Fuß zwar grundsätzlich noch bewegen, aber eben nicht mehr koordiniert steuern können.
Im Normalfall sind also unsere Nervenbahnen dafür verantwortlich, Bewegungsimpulse an die Fußhebermuskulatur weiterzugehen. Bei gesunden Menschen wird etwa der Peroneusnerv in der Kniekehle aktiviert, der dafür sorgt, dass sich beim Gehen die Fußspitze hebt. Wenn dieses Signal den Nerv nicht mehr erreicht, hängt die Fußspitze des betroffenen Beines nach unten - deshalb wird die Fußheberschwäche umgangssprachlich auch Fallfuß genannt. In der Folge verliert der Patient die Kontrolle über simple Bewegungen wie das Anheben, Aufsetzen oder Abrollen seines Fußes. Ein natürliches Gangbild ist somit nicht mehr möglich.
Folgen der Fußheberschwäche
Patienten, die an einem Fallfuß oder einer Fußheberschwäche nach einem Schlaganfall leiden, sind in ihrem Alltag massiv eingeschränkt. Je unsicherer der Gang, desto mehr wird jeder Schritt zur Kraftprobe. Jede noch so kleine Bodenwelle kann gefährlich werden und Stürze sind in diesem Zusammenhang keine Seltenheit.
Eine weitere Einschränkung, die mit der Diagnose Fußheberschwäche nach Schlaganfall einhergeht, ist die soziale Isolation der Betroffenen. Sie sind sich ihrer Situation deutlich bewusst und leiden unter den neugierigen Blicken anderer Menschen. In der Folge reduzieren viele Patienten ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum und verlieren die Freude an Treffen mit Freunden und Bekannten.
Das spezielle Gangbild, das ein Fallfuß mit sich bringt, äußert sich nicht nur in einer erhöhten Verletzungsgefahr und sozialer Isolation, sondern auch in handfesten körperlichen Beschwerden. Bleibt die Fußheberschwäche nach einem Schlaganfall unbehandelt, beginnen häufig Hüfte und Becken zu schmerzen. Der Grund: Der für die Diagnose typische Gang beruht darauf, dass die Patienten ihr Bein mithilfe einer kreisförmigen Hüftbewegung nach vorne schwingen. Auf Dauer führt dies zu einer Mehrbelastung der nicht betroffenen Seite, welche infolgedessen geschädigt wird.
Behandlung der Fußheberschwäche
Üblicherweise ist es nicht möglich, einen Fallfuß komplett zu heilen. Dafür sind die Nervenschäden, die ein Schlaganfall mit sich bringt, zu schwerwiegend.
Krankengymnastik: Krankengymnastik ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie für Patienten mit einer Fußheberschwäche. Abgestimmt auf die individuellen Einschränkungen des Betroffenen erstellt der Therapeut einen Behandlungsplan. Mit gezielten Übungen stärkt er die Muskeln und stimuliert die Nervenbahnen.
Orthesen: Sachkundig angefertigte Orthesen geben Halt und sind in einer Vielzahl von Ausführungen erhältlich. Je nach Bedarf sind sie mehr oder weniger dünn, leicht und alltagstauglich. Während textile Orthesen sich vor allem für leichte Fälle der Fußheberschwäche eignen, können dynamische Orthesen aus Carbon den Patienten bei einem mittelstarken Funktionsverlust unterstützen. Und Silikonorthesen bieten beispielsweise nicht nur auf Teerboden, sondern auch beim Training im Wasser guten Halt. Wichtig ist, dass sich Patienten mit einer Fußheberschwäche ausführlich von ihrem Therapeuten oder im Fachhandel beraten lassen.
Funktionelle Elektrostimulation (FES): Im Gegensatz zu klassischen Orthesen, die sich darauf beschränken, passiv ein Fallen des Fußes zu verhindern, setzt die Funktionelle Elektrostimulation (FES) auf moderne Technik. Üblicherweise handelt es sich hierbei um eine Manschette, die am Unterschenkel befestigt wird und elektronische Impulse aussendet. Auf diese Weise werden die an der Fußhebung beteiligten Muskeln animiert, ihren Dienst zu erfüllen. Diese Technik gilt als äußerst effizient, da sie Gang, Gleichgewicht und Bewegungsausmaß deutlich verbessert.
Weitere Hilfsmittel: Sei es der Gehstock, das Paar orthopädischer Schuhe oder die bequemen Einlagen: Was immer einem Patienten hilft, sein Gangbild zu verbessern, sollte genutzt werden.
Übungen für zu Hause
Neben den klassischen Therapieansätzen sollten Patienten mit einer Fußheberschwäche auch auf zusätzliche Übungen setzen, die sich leicht in den Alltag im heimischen Wohnzimmer integrieren lassen.
- Fußtrommeln: Schuhe ausziehen, bequem hinsetzen, Kopfhörer auf die Ohren und los geht‘s: Im Takt zur Lieblingsmusik macht das Training besonders viel Spaß. Trommeln Sie mit den Füßen rhythmisch auf den Boden. Mal auf der einen Seite, dann auf der anderen, dann gleichzeitig. Verschärft geht das Ganze natürlich auch im Stehen.
- Zehengreifen: Was Finger können, können Zehen auch. Legen Sie sich einen Stift auf den Boden und versuchen Sie, ihn mit den Zehen hochzuheben.
- Dehnübung: Lehnen Sie sich mit den Händen an die Wand und machen Sie einen Ausfallschritt. Wichtig ist, dass der bewegungseingeschränkte Fuß hinten steht und die Ferse so gut wie möglich am Boden bleibt.
Auch wenn sich eine Fußheberschwäche nach einem Schlaganfall nicht vollständig therapieren lässt, ist die Lebensqualität der Patienten doch deutlich beeinflussbar. Ziel jedes Hilfsmittels und jeder Therapie muss sein, Bewegungsmöglichkeiten auszubauen, damit Betroffene ihren Alltag möglichst sicher und eigenständig bestreiten können. Wenn Menschen mit einer Fußheberschwäche die Chance bekommen, ein besseres Gangbild zu entwickeln, führt das zu mehr Eigenständigkeit und unterstützt die Teilhabe am sozialen Leben.
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