Schlaganfall-Hilfe für Betroffene und Angehörige: Ein umfassender Leitfaden

Ein Schlaganfall kommt oft unerwartet und stellt das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen auf den Kopf. Plötzlich ändert sich alles, und es entstehen viele Fragen: Wie geht es weiter? Welche Unterstützung gibt es? Wie bewältigt man den Alltag mit den neuen Herausforderungen? Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte der Schlaganfall-Hilfe, von der Akutversorgung bis zur langfristigen Betreuung und Unterstützung für Betroffene und ihre Angehörigen.

Was passiert nach einem Schlaganfall?

Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu weitreichenden Folgen führen kann. Die Statistik zeigt, dass ein Schlaganfall in jedem Alter auftreten kann, wobei das Risiko mit zunehmendem Lebensalter steigt. Viele Betroffene und Angehörige fragen sich: „Schlaganfall - was kommt danach?“ Das Leben nach einem Schlaganfall ist für beide Seiten oft nicht mehr dasselbe. Laut Statistiken leben etwa 85 % der Patienten mit den Folgen eines Schlaganfalls. Diese Folgen können vielfältig sein und hängen von der Ausprägung des Schlaganfalls und der betroffenen Hirnregion ab.

Mögliche Folgen eines Schlaganfalls sind:

  • Lähmungserscheinungen (halbseitig)
  • Sprachstörungen
  • Schwindel
  • Koordinationsstörungen
  • Orientierungsstörungen
  • Sehstörungen
  • Persönlichkeitsveränderungen

Zur Pflegebedürftigkeit können Lähmungserscheinungen, Orientierungsstörungen und Koordinationsstörungen sowie Sprachstörungen beitragen.

Erste Hilfe und Akutversorgung

Jeder Schlaganfall ist ein Notfall. Ein Schlaganfall-Patient muss so schnell wie möglich in die Klinik gebracht werden. In Bayern fliegen beispielsweise Ärzte zu Schlaganfall-Betroffenen, um schnelle Hilfe zu ermöglichen. Die Akutphase ist entscheidend für den weiteren Verlauf.

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Symptome erkennen mit dem FAST-Test: Um schnell zu handeln, ist es wichtig, die Symptome eines Schlaganfalls zu erkennen. Der FAST-Test kann dabei helfen:

  • Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
  • Arms (Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben?
  • Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
  • Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf.

Rehabilitation und Therapien

In der Akutphase und in der Rehaklinik werden Schlaganfall-Betroffene engmaschig betreut. Nach einem Schlaganfall ist kontinuierliches Training entscheidend für den langfristigen Behandlungserfolg. Gezieltes Training ist der Schlüssel zur erfolgreichen Schlaganfall-Reha und kann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern. Eine Rehabilitation, Physiotherapie und Übungen für zu Hause helfen nach einem Schlaganfall kognitive und physiologische Fähigkeiten zurückzuerlangen.

Je nach Ausprägung des Schlaganfalls wartet auf Patienten ein teils langwieriger Therapieprozess. Im akuten Zustand müssen zunächst die Vitalfunktionen stabilisiert, die Gefäßverschlüsse beseitigt und die Gehirnblutung gestoppt werden. Danach ist es wichtig, einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden, zum Beispiel mittels blutverdünnender Medikamente. Um Bewegungs- und Sprachstörungen zu lindern, können verschiedene Therapiemaßnahmen ergriffen werden. Dazu zählen beispielsweise die Ergotherapie oder die Logopädie.

Leben zu Hause: Herausforderungen und Lösungen

Sobald Schlaganfall-Betroffene wieder zu Hause sind, entsteht häufig eine Versorgungslücke. Viele Menschen sind nach einem Schlaganfall vorübergehend oder dauerhaft auf Unterstützung aus ihrem Umfeld angewiesen. Es ist wichtig, herauszufinden, welche Einschränkungen im Alltag Probleme bereiten. Falls Sprachstörungen die Kommunikation erschweren, kann in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt oder Pflegekräften ermittelt werden, wie hoch der Pflegebedarf ist.

Anpassung des Wohnraums

Ist der Patient wieder zu Hause, sollte die Wohnung so gestaltet sein, dass er sich möglichst selbstständig bewegen und agieren kann. Das ist natürlich auch abhängig vom Ausmaß seiner Behinderung. Zu den größten Gefahrenquellen gehören hohe Türschwellen. Über sie sollten Rampen mit rutschfesten Bodenbelegen gelegt werden. Im Bad sind Haltgriffe am Waschbecken, in der Dusche und an der Toilette wichtig. Das Toilettenpapier muss mit der gesunden Hand erreichbar sein und auf den Boden gehören rutschfeste Matten. Leidet der Patient als Folge des Schlaganfalls unter schweren Hirnleistungsstörungen, sollten möglichst viele Einrichtungsgegenstände an ihrem alten Platz stehen. Pflegebedürftige Patienten sollten alle wichtigen Dinge in ihrer unmittelbaren Nähe haben. Um das Bett herum muss ausreichend Platz sein, um ihn in den Rollstuhl zu heben. Liegt eine Halbseitenschwäche vor, ist es wichtig, die betroffene Seite zu stimulieren. Der Nachtisch und der Fernseher sollten sich deshalb vorzugsweise auf der durch die Lähmung beeinträchtigten Seite des Patienten befinden. Er wird dadurch automatisch dazu angehalten, mit der geschwächten Seite aktiv zu werden.

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Typische Pflegetätigkeiten

Typische Pflegetätigkeiten in der häuslichen Schlaganfall-Pflege sind:

  • Hilfe beim Ankleiden und bei der Mobilisation
  • Körperpflege-Maßnahmen wie Zähneputzen, Unterstützung beim Duschen oder Baden
  • Nahrungszubereitung und Hilfe bei der Nahrungsaufnahme
  • Begleitung zu Arztterminen und Mitgestaltung der Freizeit

Medikamente und Ernährung

Eine wichtige Aufgabe der Angehörigen ist es, auf die regelmäßige Einnahme der vom Arzt verordneten Medikamente zu achten. Hilfreich ist dabei, jeden Morgen die über den Tag benötigten Medikamente in Schälchen für die Einnahme morgens, mittags und abends zu legen. Auch Blutdruck, Puls und Blutzucker sollten regelmäßig kontrolliert werden. Die Ernährung sollte fettarm und die Flüssigkeitszufuhr ausreichend sein. Empfohlen werden mindestens 2 Liter am Tag. Zigaretten sind für die Patienten tabu.

Hilfsmittel für den Alltag

Für Patienten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, gibt es eine Vielzahl von Hilfsmitteln, wie beispielsweise Rollstühle, Gehhilfen, Treppenlifte etc., die das Leben erleichtern. Sie sollten aber nicht länger als unbedingt notwendig benutzt werden, damit die Patienten möglichst schnell wieder ihre Unabhängigkeit wiedererlangen. Beim Essen ist eine gerade Sitzhaltung wichtig. Ein Kissen oder eine Decke im Rücken kann dabei die richtige Sitzposition unterstützen und stabilisieren. Gefüttert werden sollte der Patient nur, wenn es unbedingt notwendig ist. Allerdings ist sicher zu stellen, dass er genügend Nahrung und Flüssigkeit zu sich nimmt, da Austrocknung das Wiederholungsrisiko erhöht.

Auf folgende Hilfsmittel können Angehörige nach einem Schlaganfall setzen:

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  • Technische Hilfsmittel: Zum Beispiel Rollator, Rollstuhl, Pflegebett, Badewannenlift oder Hausnotruf - auf medizinische Anordnung trägt die Krankenkasse bzw. Pflegekasse die Kosten.
  • Elektronische Hilfsmittel und Alltagshilfen: Wie sprechende Zeigetafeln oder Kombinationsgeräte mit Touchscreen und Sprachausgabe. Bei Bewegungseinschränkungen sind einfache Hilfsmittel wie besonderes Besteck, Dosenöffner, Teleskopschuhanzieher oder Greifzangen sinnvoll.
  • Pflegehilfsmittel zum Verbrauch: Bettschutzeinlagen und Schutzkittel zur Inkontinenz-Pflege bei Schlaganfall.

Weder für technische Pflegehilfsmittel noch für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch müssen Sie oder Ihr Angehöriger vollumfänglich selbst aufkommen. Die Kasse übernimmt in der Regel die Kosten für die technischen Hilfsmittel, wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt.

Sport und Freizeit

Wenn es der körperliche Zustand des Patienten zulässt, sollten die Angehörigen ihn motivieren, sich sportlich zu betätigen. Sport führt zu einer Verbesserung des Gesamtzustandes des Patienten, indem er anregt, Selbstvertrauen schafft und die Lebensfreude steigert. Zudem hilft sportliche Aktivität dabei, die Muskulatur zu stärken und Bewegungsabläufe zu verbessern. Regelmäßig Sport treiben verringert die Risiken für weitere Schlaganfälle. Auch Reisen sind für Schlaganfall-Patienten möglich. Sie sollten allerdings keinen Extremsituationen ausgesetzt werden. Länder, in denen sehr hohe oder niedrige Temperaturen herrschen, sollten gemieden werden. Vor jeder Reise sollte man sich vergewissern, ob am Urlaubsort eine gute ärztliche Versorgung gewährleistet ist.

Sexualität

Für den Lebenspartner ist es wichtig zu wissen, dass ein Schlaganfall die sexuellen Bedürfnisse und Leistungsfähigkeit des Patienten nicht beeinträchtigt. Allerdings können sich spezielle Medikamente potenzmindernd auswirken. Ist der Blutdruck des Patienten gut eingestellt, besteht keine Gefahr, durch sexuelle Aktivität einen Schlaganfall zu erleiden.

Kommunikation bei Sprachstörungen

Stellen Sie sich vor, Sie wachen im Krankenhaus auf, wissen genau, was Sie sagen möchten, können sich aber nicht mitteilen. Genau das passiert oft Menschen, bei denen der Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte auftritt. Die Angst, sich nicht mehr verständlich äußern zu können, ist eine große Belastung. Doch dahingehend gibt es eine gute Nachricht. Etwa ein Drittel der Schlaganfallpatienten bemerkt nach 4-6 Wochen eine Verbesserung der Sprachstörung. Möglich macht das die Aktivität der Nervenzellen, die sich nach etwa 3-4 Wochen wieder normalisiert. Zwar bedeutet das nicht, dass neue Gehirnzellen entstehen, das Gehirn verfügt allerdings über die einzigartige Fähigkeit, neue Verbindungsmuster zwischen den verschiedenen Nervenzellen entstehen zu lassen.

Wie kommuniziert man mit Schlaganfallpatienten?

  • Nehmen Sie dem Angehörigen die Wörter nicht vorweg. Warten Sie stattdessen, bis Ihr Familienmitglied seine Gedanken formuliert hat, auch wenn das einige Zeit dauert. Denken Sie daran: Jeder sprachliche Erfolg motiviert den Patienten dazu, seine Sprache wiederzuerlangen.
  • Reden Sie langsam und deutlich. Ihrem Angehörigen hilft es, wenn Sie Ihr Anliegen in klare Worte packen - Mimik und Gestik sind sinnvolle Sprachbegleiter.
  • Geben Sie Ihrem Angehörigen eine positive Rückmeldung. Ihr Familienmitglied hat es geschafft, einen Satz zu formulieren, Sie konnten den Inhalt aber nicht ganz verstehen? Dann fragen Sie einfach nach: „Meinst du den Supermarkt um die Ecke?“ Ihr Angehöriger fühlt sich durch die erneute Nachfrage darin bestätigt, dass die Nachricht richtig ankommt.
  • Lassen Sie Fehler, Fehler sein. Menschen mit Sprachstörungen machen oft Fehler beim Satzbau oder verwenden einen Begriff an nicht passender Stelle. Verzichten Sie darauf, Ihren Angehörigen zu korrigieren. Ansonsten fühlt er sich vermutlich frustriert und verunsichert - im schlimmsten Fall verweigert Ihr Familienmitglied es komplett zu sprechen.
  • Animieren Sie Freunde, Bekannte und Angehörige. Viele Menschen fühlen sich sehr verunsichert, wenn sie sich mit jemandem unterhalten, der Sprachstörungen hat. Dabei spielen Ungeduld und die Angst, nicht richtig zu reagieren, eine Rolle.

Prophylaxe: Erneuten Schlaganfällen vorbeugen

Bei der Pflege von Patienten mit Schlaganfall ist es besonders wichtig, erneuten Schlaganfällen vorzubeugen. In der Regel entsteht ein Schlaganfall durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn, manchmal ist er aber auch Folge einer Hirnblutung. Glücklicherweise können Sie bei der Pflege bei Menschen mit Schlaganfall unmittelbar Rücksicht auf die klassischen Risikofaktoren nehmen.

Vorbeugende (prophylaktische) Maßnahmen auf einen Blick:

  • Vermeiden Sie Bluthochdruck: Bluthochdruck lässt Blutgefäße verkalken sowie verengen und erhöht somit das Schlaganfall-Risiko. Kontrollieren Sie daher regelmäßig die Blutdruckwerte - ein optimaler Wert liegt bei maximal 135/85 mmHg. Mit einer kochsalzarmen Ernährung und einem Gewichtsverlust können Sie den Blutdruckwert positiv beeinflussen.
  • Motivieren Sie zum Rauchstopp: Tabakkonsum erhöht ebenfalls das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
  • Überwachen Sie die Zuckerkrankheit: Diabetiker haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Ist Ihr Angehöriger zuckerkrank, sollten seine Werte regelmäßig überprüft und bei Bedarf Insulin verabreicht werden.
  • Helfen Sie beim Gewichtsverlust: Auch Übergewicht kann das Schlaganfall-Risiko negativ beeinflussen. Mit einer nährstoffreichen, fleischarmen und betont pflanzlichen Ernährung kann Ihr Familienmitglied nicht nur überflüssiges Gewicht verlieren, sondern auch erhöhte Blutfette senken.

Pflegestufen und Pflegegrade

Es gibt keine allgemeingültige Pflegestufe (neu Pflegegrad) für Schlaganfallpatienten. Welchen Pflegegrad die Pflegekasse erteilt, hängt maßgeblich davon ab, inwieweit die Selbstständigkeit Ihres Angehörigen eingeschränkt ist. Hat Ihr Familienmitglied einen leichten Schlaganfall erlitten, kann er vermutlich nach der Rehabilitation ein überwiegend selbstständiges Leben führen - Pflege und Betreuung sind dann nur sporadisch nötig. Bei einem schwerwiegenden Schlaganfall sieht das anders aus.

Die Pflegekasse hat die Möglichkeit, einen Pflegegrad zwischen 1 und 5 zu vergeben. Auch bei Schlaganfallpatienten gilt: Je höher der Pflegegrad ausfällt, desto häufiger ist er auf eine pflegerische Unterstützung im Alltag angewiesen. Wenn Ihr Angehöriger bei seiner Pflegekasse einen Pflegegrad beantragt, beauftragt diese wiederum den medizinischen Dienst der Krankenversicherung, kurz MDK. Der MDK bestimmt dann einen Gutachter, der in das häusliche Umfeld Ihres Angehörigen kommt und die jeweilige Einschränkung der Selbstständigkeit festhält. Bei einer Lähmung kommt prinzipiell Pflegegrad 3-5 infrage.

Hat die Pflegekasse Ihrem Angehörigen Pflegegrad 3 zugesprochen, bedeutet das, dass seine Selbstständigkeit schwer beeinträchtigt ist. Bei dieser Feststellung ist davon auszugehen, dass Ihr Angehöriger die Herausforderungen in den Bereichen Körperpflege, Mobilisation und Ernährung nicht selbst bewältigen kann.

Schwerbehindertenausweis

Ihr Angehöriger kann nach einem Schlaganfall einen Grad der Behinderung aufweisen - dann hat er die Möglichkeit, einen Schwerbehindertenausweis zu erhalten. Bei der Beurteilung des Schwerbehindertengrads werden die bestehenden Hirnschäden in den Mittelpunkt gerückt. Sie stellen die Gesamtbewertung dar.

Pflege zu Hause oder im Heim?

Menschen, die einen Schlaganfall durchlebt haben, können grundsätzlich zu Hause oder in einer stationären Einrichtung gepflegt werden. Die gute Nachricht ist, dass Sie Ihr Familienmitglied durchaus zu Hause versorgen können. Womöglich ist es dazu aber nötig, die Wohnumgebung an die Patientenbedürfnisse anzupassen. Schließlich können Treppen, hohe Türschwellen oder beengte Räumlichkeiten Pflegebedürftige vor große Herausforderungen stellen. Vor allem dann, wenn Ihr Angehöriger eine Gangunsicherheit oder eine Halbseitenlähmung aufweist.

Wenn sich das Wohnumfeld prinzipiell für die Pflege Ihres Angehörigen eignet, stellt sich noch die zeitliche Frage. Ihre berufliche Situation oder andere Faktoren verhindern, dass Sie die Pflege Ihres Angehörigen allein übernehmen? Glücklicherweise gibt es viele Möglichkeiten, wie Ihr Familienmitglied trotzdem in der häuslichen Umgebung verbleiben kann. Eine davon ist die Tagesbetreuung. Eine Wohngemeinschaft eignet sich für Menschen, die nach einem Schlaganfall pflegebedürftig sind, in der Regel recht gut. Schließlich sind viele Menschen vergleichsweise jung, wenn sie einen Schlaganfall durchleben - eine Seniorenresidenz oder ein Pflegeheim wird den Interessen der Altersgruppe daher nicht immer gerecht. Vor allem, wenn der Pflegebedarf groß ist, kann eine Unterbringung in einem Pflegeheim sinnvoll sein. Hier wird Ihr Angehöriger umfangreich versorgt und ein interdisziplinäres Team entwickelt geeignete Therapieangebote.

Wie lange ein Patient nach einem Schlaganfall allein zu Hause bleiben kann, ist sehr unterschiedlich. Bei maßgeblichen Beeinträchtigungen und einem vergleichsweise hohen Pflegeaufwand ist der Patient in der Regel auf eine rund um die Uhr Betreuung angewiesen.

In folgenden Fällen kann ein Umzug in ein Pflegeheim ratsam sein:

  • Der Patient selbst äußert den Wunsch, in ein Pflegeheim umzuziehen.
  • Sie fühlen sich als pflegender Angehöriger überfordert.
  • Die räumliche Distanz zwischen Ihnen und Ihrem Angehörigen verhindert eine häusliche Pflege.
  • Der Patient verfügt über einen hohen Pflegegrad und womöglich über Begleiterkrankungen wie Demenz.
  • Die häusliche Umgebung hat viele Barrieren und stellt Ihren Angehörigen somit vor zu große Herausforderungen.

Die Frage nach der Unterbringung ist für alle Gesprächspartner ein sehr sensibles Thema. Nähern Sie sich daher am besten mit viel Feingefühl der Abklärung und fragen Sie auch Ihren Angehörigen, was er für das Beste hält.

Unterstützung für Angehörige

Dass sich von einer Minute auf die andere alles ändert, erleben nicht nur die Betroffenen. Auch für die Angehörigen steht das Leben nach einem Schlaganfall ihres Liebsten plötzlich Kopf. Angehörige von Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten müssen viel leisten. Dabei ist wichtig, sich ausführlich zu informieren und auf sich selbst zu achten.

Anderen Hilfe zu leisten ist löblich und wichtig, doch die Unterstützung einer Person, die einen Schlaganfall erlitten hat, kann allein aufgrund von Terminorganisationen und Antragsstellungen viel Zeit einnehmen und sich als sehr anspruchsvoll herausstellen, gerade wenn Sie all diese Herausforderungen auch noch neben der Arbeit bewältigen müssen. Fühlen Sie sich nicht verpflichtet, alles selbst zu machen. Vielleicht ist es Ihnen unangenehm, fremde Menschen in Ihre Wohnung zu lassen, doch es ist nie ein Zeichen mangelnder Kompetenz, Fachleute hinzuziehen. Das gilt auch für die Pflege von Familienmitgliedern. Selbst als ausgebildete Fachkraft ist es etwas anderes, Angehörige zu versorgen - noch dazu, wenn man im gleichen Haushalt lebt. Es ist nachvollziehbar, eine nahestehende Person komplett selbst versorgen zu wollen, doch im Gegensatz zum Beruf gibt es bei der Vollzeitpflege keinen Feierabend. Zusätzlich zu den eigentlichen pflegerischen Tätigkeiten muss man sich ohne fachliche Distanz mit den neuen Einschränkungen und Veränderungen im Alltag eines geliebten Menschen auseinandersetzen, der zuweilen vielleicht auch die eigene Frustration an einem auslässt. All das kann psychisch sehr belastend sein.

Wer nicht auf sich selbst Rücksicht nimmt, kann auf Dauer auch niemand anderen versorgen. Achten Sie also auch auf Ihre eigenen Grenzen, um sich nicht selbst zu überfordern.

Selbsthilfegruppen

Um mit dieser neuen, schwierigen Situation zurecht zu kommen, sollten sich Patienten und Angehörige nicht scheuen, die Hilfe und Unterstützung anderer in Anspruch zu nehmen. Neben dem behandelnden Arzt und den an der Rehabilitation beteiligten Therapeuten sind dies insbesondere auch die Selbsthilfegruppen. Neben Gruppen, in denen sich Schlaganfall-Betroffene und Angehörige getrennt treffen, gibt es auch solche, in die Angehörige und Patienten gemeinsam gehen. In Deutschland gibt es mehr als 350 Selbsthilfegruppen. Sie dienen dem Austausch von Erfahrungen, ermöglichen die gegenseitige Unterstützung bei Problemen und bieten häufig Angebote für die gemeinsame Freizeitgestaltung an. Angehörige von Schlaganfall-Betroffenen müssen sich meist von einem Tag auf den anderen um zahlreiche Angelegenheiten kümmern. Viele pflegen die Betroffenen auch langfristig. Pflegende Angehörige erhalten Unterstützung in Selbsthilfegruppen oder Pflegestützpunkten. Auch der behandelnde Arzt ist ein wichtiger Ansprechpartner.

Anlaufstellen und Beratungsangebote

Die folgenden Organisationen und Institutionen bieten Informationen und Unterstützung für Betroffene und Angehörige:

  • Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Bietet zahlreiche Informationen auf der Internetseite und Broschüren wie „Wege zu Sozialleistungen“. Kontaktdaten, unter anderem zu Selbsthilfegruppen und Regionalbüros sind ebenfalls aufgelistet. Die Telefonberatung ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr erreichbar sowie freitags von 9 bis 14 Uhr. Telefon 05241 9770 0. www.schlaganfall-hilfe.de
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Viele Informationen rund die Pflege bietet eine speziell eingerichtete Seite: www.wege-zur-pflege.de
  • Bundesministerium für Gesundheit: Hat unter anderem einen Online-Ratgeber Pflege und ein Pflegeleistungs-Helfer, der aufzeigt, welche finanzielle Unterstützung einem zusteht. www.bundesgesundheitsministerium.de. Am Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit beantworten Ihnen die Mitarbeiter Fragen rund um die Pflegeversicherung. Die Hotline ist montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr erreichbar. Telefon 030 340606602
  • Stiftung Warentest: Widmet sich pflegenden Angehörigen in einem Themenspecial. Sie hat unter anderem Hausnotrufe und Vermittlungsagenturen von osteuropäischen Pflegekräften getestet. www.test.de. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe gibt die Stiftung Warentest zudem das Buch „Schlaganfall - Gemeinsam zurück ins Leben. Ein Ratgeber für Angehörige und Freunde“ heraus, das im Buchhandel erhältlich ist.
  • BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen): Berät unter anderem zu Themen wie „Pflege zu Hause“ und „Pflege im Heim“ und hat auf ihrer Internetseite viele hilfreiche Tipps und Links zusammengestellt.
  • Pflegekassen: Haben eine gesetzliche Verpflichtung zur persönlichen Pflegeberatung. Ihre Krankenkasse kann Ihnen den zuständigen Ansprechpartner vor Ort nennen. Der Termin wird unmittelbar nach Stellung des Antrags angeboten. www.pflegeberatung.de (Initiative Gesetzlicher Krankenversicherungen). www.compass-pflegeberatung.de (Initiative Privater Krankenversicherungen)
  • Pflegestützpunkte: Die deutschlandweiten Pflegestützpunkte kombinieren die Beratungsangebote von Kommunen und Pflegekassen.
  • Telefonseelsorge: Steht rund um die Uhr zur Verfügung. Pro Jahr rufen etwa zwei Millionen Menschen in Notsituationen an, etwa wegen Depressionen, psychischer Überlastung oder bei einer Suiziddrohung von Angehörigen. Telefon 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222. www.telefonseelsorge.de
  • Psychologische Onlineberatung: Wenn die Pflege zur seelischen Belastung wird, erhalten Angehörige hier anonym und kostenfrei Hilfe und Unterstützung. Ein Team von speziell ausgebildeten Psychologinnen berät und begleitet in schwierigen Situationen. www.pflegen-und-leben.de
  • Notruftelefon: Pflegesituationen sind konfliktträchtig - manchmal bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die „Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter e.V.“ bietet ein Notruftelefon an.

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