Ein Schlaganfall im Ausland ist eine beängstigende Situation. Neben der gesundheitlichen Notlage kommen oft Sprachbarrieren und Unsicherheiten bezüglich der medizinischen Versorgung hinzu. Ein Krankenrücktransport in die Heimat kann in solchen Fällen eine große Erleichterung sein. Dieser Artikel beleuchtet die Organisation eines solchen Rücktransports, insbesondere im Hinblick auf Schlaganfallpatienten, und gibt wichtige Hinweise.
Die Bedeutung einer Auslandskrankenversicherung
Viele Menschen wissen nicht, dass die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für einen Krankenrücktransport aus dem Ausland in der Regel nicht übernimmt. Ein solcher Transport kann jedoch schnell hohe Kosten verursachen - im Schnitt rund 19.000 Euro, bei Fernreisen sogar deutlich mehr. Eine Auslandskrankenversicherung, die bereits ab etwa zehn Euro pro Jahr erhältlich ist, ist daher dringend zu empfehlen. Sie deckt nicht nur die Kosten für den Rücktransport ab, sondern oft auch für Behandlungen im Ausland.
Der Ablauf eines Krankenrücktransports
Die Organisation eines Krankenrücktransports beginnt in der Regel mit der Kontaktaufnahme zum Versicherer oder einem spezialisierten Dienstleister wie dem ADAC Ambulanz-Service. Dabei kann der Patient selbst, ein Angehöriger, Freund oder Reisebegleiter den Kontakt herstellen. Wichtig ist, dass alle relevanten Informationen zum medizinischen Notfall bereitgehalten werden.
Checkliste für die Meldung eines medizinischen Notfalls
Um die Organisation zu beschleunigen, sollte das Telefonat gut vorbereitet sein. Folgende Angaben sind wichtig:
- Name und Kontaktdaten des Patienten
- Ort des Aufenthalts und Name des Krankenhauses
- Beschreibung der Erkrankung oder Verletzung
- Kontaktdaten des behandelnden Arztes vor Ort
- Informationen zur Krankenversicherung
Die Koordination des Rücktransports
Nachdem alle Angaben vorliegen, beginnt das Team des Ambulanz-Services mit der Koordination. Dies umfasst die Kontaktaufnahme zu den behandelnden Ärzten im Ausland, die Organisation des Transports und die Suche nach einem geeigneten Krankenhausbett in der Heimat.
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Fit-to-Fly-Bescheinigung
Für den Transport mit einem Linienflug ist eine "Fit-to-Fly"-Bescheinigung (F2F) erforderlich. Diese Bescheinigung bestätigt, dass der Patient aus medizinischer Sicht flugtauglich ist. Sie enthält Informationen zur Lagerung des Patienten (sitzend, liegend etc.) sowie zur notwendigen medizinischen Begleitung und Ausstattung (z.B. Sauerstoff). Idealerweise wird das F2F vom behandelnden Arzt vor Ort ausgestellt. Es kann aber auch von einem ADAC Arzt nach gründlicher medizinischer Abklärung erstellt werden, wenn der behandelnde Arzt nicht über die nötige flugmedizinische Erfahrung verfügt. Für Ambulanzflüge ist ein F2F nicht notwendig, da dort der Krankenrücktransport erst nach einer gründlichen medizinischen Abklärung erfolgt.
Transportfähigkeit und medizinische Abklärung
Die Transportfähigkeit des Patienten wird von Ärzten beurteilt, wobei das Wohl des Patienten oberste Priorität hat. Ein Krankenrücktransport wird nur durchgeführt, wenn er medizinisch sinnvoll und vertretbar ist. Dies bedeutet, dass der Patient von einer Weiterbehandlung in Deutschland profitieren muss und der Transport kein unverhältnismäßig hohes Risiko darstellt. Jeder Fall wird individuell bewertet, abhängig von der Erkrankung, der Versorgungssituation vor Ort und der Transportstrecke.
Herausforderungen der Flugmedizin
Die Flugmedizin stellt besondere Herausforderungen dar, wie begrenzte Ressourcen bei Zwischenfällen, beengte Platzverhältnisse und die physikalischen Besonderheiten des Fliegens, wie der abnehmende atmosphärische Druck. Diese Faktoren können die Transportfähigkeit von Patienten beeinflussen, insbesondere bei bestimmten Erkrankungen wie Schädelverletzungen, Mittelohrproblemen oder Darmverschluss. In solchen Fällen kann ein Flug nur unter speziellen Bedingungen oder gar nicht durchgeführt werden.
Der Transport
Ist der Patient transportfähig und sind alle medizinischen Aspekte geklärt und die Unterlagen vollständig, geht der Fall in die Flugdisposition. Hier wird der Krankenrücktransport gemanagt. Die Organisation eines solchen Transports, insbesondere eines Fluges, ist sehr aufwändig und Stornierungen müssen möglichst vermieden werden, weil sich das auf die weiteren Patienten auswirkt. Deshalb muss mit einer Wartezeit von fünf bis sieben Tagen gerechnet werden, bei weit entfernten Zielen auch länger.
Besonderheiten beim Rücktransport von Schlaganfallpatienten
Beim Rücktransport von Schlaganfallpatienten sind einige Besonderheiten zu beachten. So kann es beispielsweise erforderlich sein, den Patienten während des Transports intensivmedizinisch zu betreuen. Dies kann die Begleitung durch einen Flugarzt und speziell ausgebildetes Pflegepersonal sowie den Einsatz von medizinischen Geräten wie Beatmungsgeräten oder Monitoren erforderlich machen.
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Ein konkretes Beispiel verdeutlicht die Problematik: Ein Patient erlitt im Ausland einen Schlaganfall und wurde vor Ort nur unzureichend versorgt. "Die haben gar nichts", konstatierte ein Flugarzt. In solchen Fällen ist ein schneller Rücktransport in ein spezialisiertes Zentrum in Deutschland besonders wichtig, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.
Der Bett-zu-Bett-Service
Viele Anbieter von Krankenrücktransporten bieten einen sogenannten Bett-zu-Bett-Service an. Dieser umfasst die komplette medizinische und logistische Organisation, also die Suche nach einem freien Bett im heimatnahen Krankenhaus sowie den lückenlosen Krankenrücktransport des Patienten vom Krankenhaus im Urlaubsort zum Krankenhaus in der Heimat auf dem Boden oder auf dem Luftweg.
Schutz vor Abzocke im Ausland
Wer im Ausland erkrankt, sollte sich vor unseriösen Anbietern in Acht nehmen. Oft werden Touristen in bestimmte Arztpraxen oder Kliniken gebracht, in denen überhöhte Gebühren und Preise berechnet werden. Es ist daher ratsam, sich bereits vor der Reise über die medizinische Versorgung in der Ferienregion zu informieren und im Notfall den Service des ADAC Reiseinformationsdienst zu kontaktieren. Hier bekommt man Kontakt zu vertrauenswürdigen Ärzten. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung der ADAC Medical App, die medizinischen Rat vor dem Arztbesuch bietet.
Rücktransport mit dem ADAC: Ein Erfahrungsbericht
Ein Bericht über einen Ambulanzflug des ADAC verdeutlicht den Ablauf eines solchen Rücktransports: Ein gelber Ambulanzflieger des ADAC landet in Biarritz, um einen Patienten abzuholen, der aufgrund eines Lungenödems in einem französischen Krankenhaus behandelt wurde. Nach der Landung in Frankfurt werden die Patienten mit dem Krankenwagen in die weiterbehandelnden Kliniken gebracht. "Das Schlimmste ist überstanden", sagt eine Patientin erleichtert.
Der ADAC setzt für seine Ambulanzflüge unter anderem zwei Maschinen des Typs Dornier Fairchild 328 - 300 ein. Diese Jets sind als fliegende Intensivstationen ausgestattet und bieten Platz für bis zu zehn Patienten, Pilot, Co-Pilot und die medizinische Crew, die mindestens aus einem Arzt und einem Sanitäter besteht. Die Reichweite der DO 328 beträgt 3.700 Kilometer, die Reisegeschwindigkeit bis zu 750 km/h und die maximale Flughöhe 10.700 Meter.
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