Schlaganfall bei jungen Menschen: Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie

Schlaganfälle sind zwar primär eine Krankheit des Alters, aber sie können auch junge Menschen treffen. Weltweit ereignet sich etwa ein Viertel aller Schlaganfälle bei Menschen unter 65 Jahren, und jeder siebte Schlaganfallpatient ist jünger als 50 Jahre. In Deutschland erleiden jährlich rund 30.000 Menschen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren einen Schlaganfall. Dies entspricht etwa 15 % aller Schlaganfälle in Deutschland.

Altersgruppen und Geschlechterunterschiede

Wenn im Zusammenhang mit Schlaganfall von "jüngeren Menschen" die Rede ist, sind Patienten im Alter zwischen 18 und 50 Jahren gemeint. Manchmal wird auch das Alter zwischen 18 und 55 Jahren als Altersgrenze genommen.

Zwischen 18 und 35 Jahren sind Frauen statistisch gesehen häufiger vom Schlaganfall betroffen als Männer. Bei ihnen spielen das Risiko der Pille - vor allem im Zusammenspiel mit Rauchen - und der Risikofaktor Migräne mit Aura eine besondere Rolle. Deutlich mehr Frauen als Männer leiden unter Migräne. Auch Schwangerschaften erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall: Um die Entbindung, bzw. die Zeit kurz nach Entbindung, ist das Schlaganfallrisiko erhöht.

In der Altersspanne von 35 bis 50 Jahren sind dann Männer häufiger vom Schlaganfall betroffen.

Zunehmende Schlaganfälle bei Jüngeren?

Immer wieder liest man Meldungen, dass die Anzahl der Schlaganfälle bei jüngeren Menschen anscheinend steigt. Diese Daten stammen zumeist aus Registern, die auf den Diagnosekodierungen der Krankenhäuser beruhen. Studien aus Amerika, Europa, Schweden und Frankreich zeigen einen Anstieg in den Schlaganfallzahlen bei jüngeren Menschen, wohingegen die Anzahl an Schlaganfallpatienten insgesamt stagniert bzw. sinkt.

Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen

Ein vermehrtes Auftreten von Schlaganfällen kann aber auch z. B. durch veränderte Definitionen und Diagnosemethoden begründet sein. In der Schlaganfalldiagnostik spielt beispielsweise die MRT-Bildgebung eine immer größere Rolle. Sie ist qualitativ besser geworden und wird mittlerweile sehr häufig eingesetzt, so dass heutzutage auch Schlaganfälle erkannt werden, die vor 10 oder 15 Jahren unentdeckt geblieben wären.

Es scheint also einen Trend zu geben, jedoch lässt sich nicht mit letzter Gewissheit sagen, wie groß der Anstieg tatsächlich ist.

Ursachen für Schlaganfälle bei Jüngeren

Die Ursachen für Schlaganfälle bei jüngeren Menschen sind oft anders als bei älteren Menschen. In der Altersgruppe von Schlaganfallpatienten zwischen 18 und 35 Jahren findet man überwiegend andere, meist angeborene Ursachen als beim typischen älteren Schlaganfallpatienten:

  • Herzfehler
  • Gerinnungsstörungen
  • Vermehrt Gefäßeinrisse - sogenannte Dissektionen
  • Seltene Syndrome
  • Angeborene Fettstoffwechselstörungen (z. B. erhöhtes Lipoprotein (a))
  • Ein angeborenes Loch in der Herzscheidewand, ein persistierendes Foramen ovale, kurz PFO.

In der Altersgruppe der 35 bis 50-jährigen hingegen findet man vorwiegend die klassischen Ursachen, wie Gefäßverkalkung oder ein durch Herzrhythmusstörung aus dem Herzen eingeschwemmtes Blutgerinnsel, die zu einer Verengung oder gar Verschluss einer Arterie führen können. Bei diesen Patienten kommen zumeist die typischen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen und geringe körperliche Aktivität zum Tragen.

Spezifische Ursachen im Detail

Spontane zervikale Gefäßdissektionen: Obwohl spontane zervikale Gefäßdissektionen mit einer Inzidenz von circa 3/100 000/Jahr insgesamt selten sind, stellen sie mit 10-25 % eine der häufigsten Ursache für juvenile Schlaganfälle dar (11). Die Ursache von spontanen Dissektionen ist nicht endgültig geklärt und vermutlich multifaktoriell. Neben einer genetischen Prädisposition spielen Umweltfaktoren, wie Bagatelltraumen oder Infektionen, eine Rolle (11). Bei circa 15 % der Patienten bestehen multiple Dissektionen, bei denen mehr als eine Halsarterie betroffen ist.

Lesen Sie auch: Gesundheitliche Rückschläge und politische Leistungen von Lafontaine

Kardial-embolische Ursachen und persistierendes Foramen ovale: Zwischen 5-25 % der juvenilen Schlaganfälle werden auf kardiale Embolien zurückgeführt (1, 2). Vorhofflimmern (VHF) ist bei älteren Menschen mit 25-35 % eine der häufigsten Schlaganfallursachen. Auch beim juvenilen Schlaganfall wird eine intensive Suche nach VHF empfohlen. Allerdings wird nur relativ selten, nämlich in circa 5 %, auch ein VHF gefunden (e4). Kontrovers diskutiert wird die Rolle eines persistierenden Foramen ovale (PFO). In der Bevölkerung ist das Relikt aus der Embryonalzeit bei circa 25 % aller Menschen vorhanden. Bei juvenilen Schlaganfällen wird es allerdings bei 30-50 % der Patienten nachgewiesen (24, 25, 26). Pathophysiologisch plausibel erscheint das PFO als Ursache eines kardialen Rechts-Links-Shunts, bei dem Thrombusmaterial aus dem venösen System in das arterielle System im Sinne einer paradoxen Embolie übertritt (zum Beispiel im Rahmen einer tiefen Beinvenenthrombose).

Klassische vaskuläre Risikofaktoren: Die Bedeutung klassischer kardiovaskulärer Risikofaktoren nimmt mit dem Lebensalter deutlich zu. Auch bei den juvenilen Schlaganfallpatienten kommt es ab dem 40. Lebensjahr immer häufiger zu Fällen von Makro- und Mikroangiopathie, wohingegen diese in den Jahren zuvor praktisch keine Rolle spielen (1, 2). Die wesentlichen Risikofaktoren dabei sind: arterielle Hypertonie (25-50 %), Zigarettenrauchen (35-50 %), Fettstoffwechselstörungen (40-70 %) und Diabetes mellitus (5-20 %) (e10). Häufig bestehen mehrere Risikofaktoren parallel; dadurch steigt das Risiko exponenziell (e10).

Andere, seltene und sehr seltene Ursachen: Beim juvenilen Schlaganfall sind auch eine Reihe anderer, seltener Ursachen zu berücksichtigen, die immerhin mindestens 10 % der juvenilen Schlaganfälle verursachen. Eine Schwangerschaft, insbesondere die Phase vor der Geburt und die ersten Wochen danach (sogenanntes Wochenbett) sind mit einer erhöhten Rate von Schlaganfällen assoziiert (e11, e12). Eine Migräne, insbesondere eine Migräne mit Aura, erhöht das Schlaganfallrisiko um den Faktor 2. Das gilt vor allem für Frauen unter 55 Jahren. Auch die Applikationsform scheint eine Rolle zu spielen: Die transdermale Verabreichung ist weniger mit vaskulären Ereignissen assoziiert als die orale Darreichungsform (32). Die Leitlinien empfehlen Frauen mit zusätzlichen Risikofaktoren (zum Beispiel Migräne mit Aura, Zigarettenrauchen), keine orale Kontrazeption mit östrogenhaltigen Präparaten anzuwenden (33). Der Konsum illegaler Substanzen kann eine Ursache von Schlaganfällen sein.

Risikofaktoren im Überblick

  • Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:
    • Alter
    • Geschlecht
    • Genetische Prädisposition (erhöhtes Risiko bei familiärer Häufung)
    • Ererbte Blutgerinnungsstörungen
  • Beeinflussbare Risikofaktoren:
    • Hoher Blutdruck (arterielle Hypertonie)
    • Hoher Cholesterinspiegel
    • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
    • Rauchen
    • Übergewicht (erhöhter Body-Mass-Index)
    • Bewegungsmangel
    • Stress
    • Übermäßiger Alkoholkonsum
    • Hormonelle Verhütungsmittel (Antibabypille)
    • Migräne (insbesondere mit Aura)
    • Endometriose

Ursachen für einen Schlaganfall bei jungen Menschen / Kindern

Bei sehr jungen Menschen beziehungsweise Kindern sind häufig Fehlbildungen, Erkrankungen oder Verletzungen die Ursache von Schlaganfällen. Frauen sind häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer. Von den durchschnittlich 260.000 Schlaganfällen pro Jahr betreffen 55 Prozent Frauen - mit steigender Tendenz. Warum aber sind Frauen häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer? Eine Schwangerschaft kann das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen und auch hormonelle Verhütungstherapien (zum Beispiel die Anti-Baby-Pille) können die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen. Vererbbare Risikofaktoren? Ein weiteres Risiko für einen Schlaganfall / Apoplex, auf das man keinen Einfluss hat, sind ererbte Blutgerinnungsstörungen. Hierbei verklumpen zum Beispiel die Blutplättchen oder es treten Risse (Dissektionen) in den hirnversorgenden Gefäßen auf. Erblich bedingter Schlaganfall: Risiko-CheckWenn in Ihrer Familie mehrere Verwandte bereits einen Schlaganfall erlitten haben, kann Ihr erbliches Risiko erhöht sein. Auf der Internetseite der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe können Sie mit einem kostenlosen Selbsttest Ihr persönliches Risikoprofil erstellen.(8) Bedenken Sie aber, dass dieser Test nur eine Momentaufnahme ist und keinesfalls die Diagnose durch einen Arzt ersetzen kann. Nehmen Sie beziehungsweise Ihr Angehöriger ein negatives Ergebnis zum Anlass, um sich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Ein Hausarzt kann weitere Untersuchungen durchführen und zusätzliche medizinische Maßnahmen veranlassen. Vererbte Risiken oder Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern gehören definitiv zu den Risikofaktoren, die man selbst gar nicht beziehungsweise nur sehr gering beeinflussen kann.

Symptome eines Schlaganfalls

Die Symptome eines Schlaganfalls sind bei jungen Betroffenen nicht anders als bei älteren: Plötzlich kommt es zu - meist halbseitigen - Gefühlsstörungen und Lähmungen im Gesicht und an Armen und Beinen. Auch treten oft Störungen des Sprechens auf. Im schwersten Fall kommt es zu Bewusstseinsstörungen, die allerdings kaum ignoriert werden können. Hängt ein Mundwinkel bei einer Person herab, ist die Sprache verwaschen? Anzeichen wie diese deuten auf einen Schlaganfall hin.

Lesen Sie auch: Rehabilitation bei Gesichtsfeldausfall

Typische Symptome

  • Plötzlich auftretende halbseitige Lähmungserscheinungen
  • Gefühlsstörungen (Taubheit)
  • Sprachstörungen (verwaschene Sprache, Schwierigkeiten, Sätze zu bilden)
  • Sehstörungen (Doppeltsehen, Blindheit auf einem Auge, Gesichtsfeldausfälle)
  • Schwindel
  • Plötzlich auftretende, sehr starke Kopfschmerzen
  • Schluckstörungen
  • Koordinationsprobleme (Ataxie)
  • Bewusstseinsstörungen

FAST-Test

Der FAST-Test (Face, Arms, Speech, Time) ist ein einfacher Test, um einen Schlaganfall schnell zu erkennen:

  • Face (Gesicht): Die Person bitten zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
  • Arms (Arme): Die Person bitten, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
  • Speech (Sprache): Die Person bitten, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
  • Time (Zeit): Nicht zögern, unverzüglich die 112 wählen und die Symptome schildern.

Die Schlaganfall-Diagnose überrascht viele

Noch immer glauben viele, ein Schlaganfall trifft vor allem Männer. Das Problem: Frauen kennen für sie typische Risiken nicht. Die Einnahme der Antibabypille ist nur eines davon.

Symptome kommen plötzlichPlötzlich auftretende halbseitige Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen, Schwindel und/oder Sprach- und Sehstörungen sind klassische Symptome für einen Schlaganfall. Bei einem Gefäßeinriss an der Halsschlagader klagen Betroffene oft über Halsschmerzen. Da man diese aber nicht unbedingt mit einem Schlaganfall in Verbindung bringe, werde ein Schlaganfall bei jungen Patienten nicht immer erkannt, so der Neurologe. Dabei müssen Betroffene schon beim geringsten Verdacht umgehend in eine spezielle Schlaganfalleinrichtung, eine Stroke Unit, gebracht werden.

Wenn man Schlaganfall-Symptome verspürt, sofort die 112 anrufen. Dann muss man reagieren. Wenn der Patient das nicht kann, muss das Umfeld reagieren.

Diagnose eines Schlaganfalls

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist eine schnelle Diagnose entscheidend. Folgende Maßnahmen werden in der Regel durchgeführt:

  • Körperliche Untersuchung: Beurteilung der neurologischen Funktionen (z. B. Reflexe, Koordination, Sprache)
  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und aktueller Beschwerden
  • Bildgebende Verfahren:
    • Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns, um die Art des Schlaganfalls (ischämisch oder hämorrhagisch) und das Ausmaß der Schädigung festzustellen.
    • Ultraschalluntersuchung der Hals- und Hirngefäße (Doppler- und Duplexsonographie), um Gefäßverengungen oder -verschlüsse zu erkennen.
    • Echokardiographie (Ultraschall des Herzens), insbesondere bei Verdacht auf eine kardiale Emboliequelle.
  • Weitere Untersuchungen:
    • Elektrokardiogramm (EKG), um Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern) zu erkennen.
    • Blutuntersuchungen (z. B. zur Bestimmung von Blutzucker, Cholesterin, Gerinnungsparametern).

Therapie und Behandlung

Ein Schlaganfall muss so schnell wie möglich behandelt werden - jede Minute zählt. Es gilt das Motto „time is brain“, damit es nicht zu bleibenden Schäden durch Absterben von Gehirnzellen kommt. Je schneller die Behandlung erfolgt, desto höher sind die Chancen auf eine weitgehende oder vollständige Genesung.

Akuttherapie

  • Ischämischer Schlaganfall:
    • Thrombolyse (medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels) innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn.
    • Thrombektomie (mechanische Entfernung des Blutgerinnsels) bei Verschluss großer Hirngefäße.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall:
    • Blutdrucksenkung, um die Ausbreitung der Blutung zu begrenzen.
    • In schweren Fällen operative Entfernung des Hämatoms.

In Berlin läuft derzeit ein Modellprojekt mit sogenannten STroke Einsatz-MObilen (STEMO). Das sind speziell konzipierte Rettungswagen, die mit einem Computertomographen und einem Minilabor ausgerüstet sind. Vorteil: Alle Untersuchungen inklusive mit Bildgebung und Notfalllabor erfolgt im STEMO bereits vor dem Transport in die Klinik. Es kann sogar die Thrombolyse, die medikamentöse Therapie zur Auflösung des ursächlichen Blutgerinnsels, bereits im Wagen begonnen werden.

Rehabilitation

Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle. Nach einem ischämischen Schlaganfall, auch bei einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA), erfolgt eine therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung, um das Risiko zu minimieren, dass sich ein neues Blutgerinnsel bildet und zu einem Folgeschlaganfall führt. Oft wird dafür Aspirin/ASS eingesetzt, da es die Blutplättchenbildung hemmt. Wenn ein Vorhofflimmern ursächlich war, erfolgt die sogenannte Antikoagulationstherapie.

Motorische Ausfälle und neurologische Folgeschäden wie Lähmungen oder Gleichgewichtsstörungen werden mit Physio- und Ergotherapie behandelt, Sprach- und Stimmstörungen mit Logopädie. Im ersten halben Jahr nach einem Schlaganfall sind die größten Fortschritte zu erwarten. Junge Menschen erholen sich körperlich oft besser, weil das Gehirn noch anpassungsfähig ist, um Defizite zu kompensieren.

Sekundärprophylaxe

Bei Patientinnen und Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, ist das Risiko für Folgeschlaganfälle erhöht. Die Risikofaktoren für Folgeschlaganfälle sind die gleichen wie beim Erstschlaganfall. Wichtig ist die medikamentöse Einstellung von Blutdruck, Diabetes mellitus und Cholesterin.

  • Medikamentöse Therapie:
    • Blutdrucksenkende Mittel
    • Cholesterinsenkende Mittel (Statine)
    • Blutverdünner (Thrombozytenaggregationshemmer oder Antikoagulantien)
  • Lebensstiländerungen:
    • Gesunde Ernährung
    • Regelmäßige Bewegung
    • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
    • Rauchstopp
    • Maßvoller Alkoholkonsum

Ein Schlaganfall verändert das Leben von Ricarda von Grund auf. Wie sich die ehemalige Triathletin zurück in ein selbstbestimmtes Leben kämpft.28.10.2024 | 4:55 minNur ältere Menschen bekommen einen Schlaganfall - so denken viele. Ein fataler Irrtum, denn ein Schlaganfall kann auch bei jungen Menschen, Kindern und selten sogar bei Ungeborenen im Mutterleib auftreten.Tatsächlich ist das Alter der größte Risikofaktor. Allerdings nehmen die Schlaganfälle in der Altersgruppe zwischen 18 und 55 Jahren zu. In Deutschland erleiden in diesem Alter rund 30.000 Menschen pro Jahr einen Schlaganfall, auch Hirninfarkt genannt.Karotisdissektion als Ursache für SchlaganfallEin Schlaganfall in jungen Jahren hat andere Ursachen als bei älteren Betroffenen. Vor allem Risse in der inneren Gefäßwand der Halsschlagader (Karotis) sind ein häufiger Grund bei den unter 45-Jährigen. Durch den Einriss (Dissektion) entsteht eine zweite Blutbahn, die die Blutversorgung zum Gehirn behindert.Bilden sich Blutgerinnsel, kann es auch zu einer Verengung oder einem Verschluss der Halsschlagader kommen, was zu einer Minderdurchblutung im Gehirn führt. Die Folge: ein Schlaganfall.Dissektionen treten meist spontan auf. Sie können schon durch ruckartige Bewegungen oder eine abrupte Dehnung des Halses, starkes Niesen, aber auch bei einem Unfall entstehen.Kaum ins Leben gestartet - und dann die Diagnose Schlaganfall. Wie kommen junge Menschen damit klar?07.05.2023 | 27:07 minLoch im Herzen birgt Risiko für BlutgerinnselEine andere Ursache bei jungen Menschen ist ein angeborenes Loch in der Herzscheidewand, ein persistierendes Foramen ovale, kurz PFO. Das kleine Loch zwischen den Vorhöfen tritt häufig auf und ist in der Regel ungefährlich. In seltenen Fällen bilden sich daran Blutgerinnsel, die über den Blutstrom bis in das Gehirn gelangen und dort ein Blutgefäß verschließen können.Schleichende Gefahr: LebensstilAuch Risikofaktoren für die Gefäße wie hoher Blutdruck, Nikotin, Diabetes, hohe Blutfette, mangelnde Bewegung und Übergewicht können schon im jüngeren Alter zu einem Schlaganfall führen, sagt Joachim Röther, Neurologe an der Asklepios Klinik Altona. Daneben gibt es auch viele Fälle, bei denen unklar bleibt, was den Schlaganfall ausgelöst hat.Trotz umfangreicher Untersuchungen wird bei einem Drittel aller Schlaganfälle keine eindeutige Ursache gefunden.Prof. Dr. Joachim Röther, Neurologe, Asklepios Klinik AltonaBei den unter 35-Jährigen sind Frauen häufiger betroffen, da die Thrombosegefahr durch die Einnahme von Hormonpräparaten wie der Antibabypille steigt. Auch Migräne, die bei Frauen häufiger auftritt, erhöht das Schlaganfallrisiko. Ab dem Alter von 45 Jahren nimmt der Anteil der Männer aber zu, weil diese dann häufiger von den typischen Risikofaktoren für die Gefäße betroffen sind.Frauen und ihre Risiken:Die Schlaganfall-Diagnose überrascht vieleNoch immer glauben viele, ein Schlaganfall trifft vor allem Männer. Das Problem: Frauen kennen für sie typische Risiken nicht. Die Einnahme der Antibabypille ist nur eines davon.von Nora MahmoudSymptome kommen plötzlichPlötzlich auftretende halbseitige Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen, Schwindel und/oder Sprach- und Sehstörungen sind klassische Symptome für einen Schlaganfall. Bei einem Gefäßeinriss an der Halsschlagader klagen Betroffene oft über Halsschmerzen. Da man diese aber nicht unbedingt mit einem Schlaganfall in Verbindung bringe, werde ein Schlaganfall bei jungen Patienten nicht immer erkannt, so der Neurologe. Dabei müssen Betroffene schon beim geringsten Verdacht umgehend in eine spezielle Schlaganfalleinrichtung, eine Stroke Unit, gebracht werden.

Wenn man Schlaganfall-Symptome verspürt, sofort die 112 anrufen. Dann muss man reagieren. Wenn der Patient das nicht kann, muss das Umfeld reagieren.

Denn jede Minute, die bei einem Schlaganfall unbehandelt vergeht, führt zum Absterben von Millionen Nervenzellen.

Eine Thrombose kann jeder bekommen. Warum eine schnelle Diagnose des Blutgerinnsels wichtig ist und wie die Behandlung aussieht.16.10.2023 | 5:28 minBlutgerinnsel schnell auflösenIst ein Gefäßverschluss die Ursache für den Schlaganfall erfolgt eine Akuttherapie mittels Thrombolyse. Dabei wird ein Medikament über die Vene verabreicht, das das Gerinnsel auflösen soll. Reicht das nicht aus, erfolgt eine Thrombektomie. Dabei wird das Gerinnsel im Gehirn über einen Katheter entfernt. Je nach Ausmaß des Schlaganfalls sind nach der Behandlung unter Umständen umfassende Maßnahmen zur Rehabilitation nötig.

Einem erneuten Schlaganfall vorbeugenNach einem Schlaganfall steigt die Gefahr, dass er sich wiederholt. Die gute Nachricht: Betroffene können selbst viel tun, um das Risiko für einen zweiten Schlaganfall zu senken.von Julia Zipfel

Prävention: Was kann man selbst tun?

Vieles haben Schlaganfallpatienten/-patientinnen selbst in der Hand.

  • Gesunden Lebensstil pflegen:
    • Ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten
    • Regelmäßige körperliche Aktivität (mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche)
    • Normalgewicht anstreben
    • Nicht rauchen
    • Maßvollen Alkoholkonsum
  • Risikofaktoren behandeln lassen:
    • Bluthochdruck medikamentös einstellen
    • Diabetes mellitus optimal behandeln
    • Hohe Cholesterinwerte senken
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen:
    • Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen
    • Blutdruck und Cholesterinwerte regelmäßig überprüfen lassen
    • Bei Vorhofflimmern oder anderen Herzerkrankungen den Kardiologen aufsuchen

Eine verengte Halsschlagader kann auf ein erhöhtes Schlaganfallrisiko hinweisen. Grund hierfür kann eine Carotissklerose sein. Bei dieser kommt es zu Ablagerungen an den Gefäßwänden der Halsschlagader, die die Gefäßwände entsprechend verhärten beziehungsweise verdicken. Mit einer einfachen Ultraschalluntersuchung (sogenannte Doppler- und farbkodierte Duplexsonografie, kurz FKDS) lässt sich rasch herausfinden, wie es um die Halsarterien bestellt ist.

Schnelle Hilfe durch Notrufsysteme

Aufgrund des hohen Risikos eines erneuten Schlaganfalls können Notrufsysteme - sowohl ein Hausnotruf als auch mobiler Notruf - eine große Hilfe sein und wertvolle Zeit gewinnen. Betroffene sollten die Handsender des Notrufgeräts rund um die Uhr am Körper tragen, so dass sie im Notfall zu jeder Zeit Hilfe alarmieren können.

tags: #Schlaganfall #junge #Menschen #Ursachen #Symptome #Diagnose