Schlaganfall und Krampfanfall: Ursachen, Unterscheidung und Behandlung

Ein Krampfanfall kann beängstigend sein, und die Ursachen dafür sind vielfältig. Oft wird er mit Epilepsie in Verbindung gebracht, aber es gibt auch andere Auslöser, darunter Schlaganfälle. Besonders im höheren Alter können sich Krampfanfälle und Schlaganfälle ähneln, was die Diagnose erschwert. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Krampfanfällen und Schlaganfällen, wie man sie unterscheidet und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Epileptische Anfälle und ihre Ursachen

Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, von der etwa ein Prozent der Bevölkerung betroffen ist. Im Deutschen wird Epilepsie häufig auch als „Fallsucht“ oder als „Krampfleiden“ beschrieben, weil dies treffend beschreibt, wie sich die Krankheit meistens äußert: Die Muskeln ziehen sich krampfartig zusammen, der Betroffene zuckt und hat vorübergehend keine Kontrolle mehr über seinen Körper bzw. einzelne Gliedmaßen.

Ein epileptischer Anfall entsteht durch eine vorübergehende Funktionsstörung von Nervenzellen im Gehirn. Aus neurologischer Sicht entladen sich eine Folge von Neuronengruppen gleichzeitig im Gehirn, was dann zu plötzlichen unwillkürlichen Verhaltens- oder Bewegungsstörungen führt. Dabei kann die betroffene Person das Bewusstsein verlieren.

Die Ursachen für Epilepsie sind vielfältig:

  • Idiopathische Epilepsie: Hier treten die Anfälle ohne erkennbare Ursache auf. Die Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn sind anfälliger für spontane und unkoordinierte Entladungen.
  • Symptomatische Epilepsie: In diesen Fällen haben die epileptischen Anfälle bekannte Auslöser. Zu diesen zählen Hirnverletzungen: Infolge solcher Verletzungen bildet sich in solchen Fällen Narbengewebe im Gehirn, von dem wiederum vermehrt Krampfanfälle ausgehen.
  • Durchblutungsstörungen: Eine gestörte Hirndurchblutung (wie etwa bei einem Schlaganfall) zieht gelegentlich epileptische Anfälle nach sich.
  • Tumoren oder Entzündungen: Manchmal sind epileptische Krampfanfälle das Symptom eines Hirntumors oder einer Gehirn- oder Hirnhaut-Entzündung (Enzephalitis, Meningitis).
  • Erhöhter Hirndruck: Ein gesteigerter Druck im Gehirn (z. B. infolge einer Verletzung) begünstigt unter Umständen Krampfanfälle.
  • Stoffwechselstörungen: Manchmal lässt sich eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) als Krampfauslöser identifizieren.
  • Sauerstoffmangel: Bei einem länger andauernden Sauerstoffmangel (Hypoxie) ist der Körper ab einem bestimmten Punkt unterversorgt, was im Gehirn manchmal einen Krampfanfall auslöst.
  • Optische Reize: Bei einigen Menschen löst zum Beispiel Stroboskop-Licht in Diskotheken oder flackerndes Licht in Videospielen einen Krampfanfall aus.
  • Vergiftungen: Manchmal provozieren Medikamente wie trizyklische Antidepressiva einen Krampfanfall.
  • Drogen und Alkohol: Wenn etwa ein Alkoholiker einen Entzug macht, kommt es gelegentlich zu Krampfanfällen.

Es gibt allerdings auch Anfallsformen, die von Außenstehenden oft nicht als solche erkannt werden. Bei der sogenannten „Absence“ (dt. Abwesenheit) wirkt der Betroffene zum Beispiel ruhig, ist aber in diesem Augenblick nicht bei normalem Bewusstsein und nicht ansprechbar.

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Schlaganfall als Ursache von Krampfanfällen

Ein Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende Erkrankung des Gehirns, die Funktionen des Zentralen Nervensystems langfristig außer Kraft setzen kann. Die Inzidenz, die Mortalität und die behinderungs- und krankheitskorrigierten Lebensjahre in den letzten 26 Jahren in Mitteleuropa abgenommen haben, bleiben aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung und des exponentiellen Anstiegs des Schlaganfallrisikos im Alter die mit Behinderung nach Schlaganfall gelebten Lebensjahre hoch. Die meisten Schlaganfälle sind Ischämien, gefolgt von intrazerebralen Blutungen.

Krampfanfälle können als Folge eines Schlaganfalls auftreten. Man unterscheidet dabei:

  • Akut symptomatische Anfälle (ASA): Diese treten innerhalb von 7 Tagen nach dem Schlaganfall auf, wobei sich ca. 50 % innerhalb der ersten 24 h manifestieren. Ein epileptischer Anfall wird als akut symptomatisch definiert, wenn er innerhalb von 7 Tagen nach einem Schlaganfall oder einer anderen plötzlichen Hirnschädigung auftritt.
  • Unprovozierte Anfälle: Diese treten mehr als 7 Tage nach dem Schlaganfall auf. Ein unprovozierter Anfall ist definiert als epileptischer Anfall ohne engen zeitlichen Bezug zu einer systemischen Veränderung oder einer akuten ZNS-Schädigung.

Die Inzidenz von ASA nach jeglichem Schlaganfall beträgt 3-6 %, dabei liegt die Inzidenz für arterielle Blutungen (IZB und SAB) mit 10-16 % höher und kann bei zerebralen venösen Infarkten mit kortikaler Beteiligung bis zu 40 % ausmachen. Die Inzidenz für einen unprovozierten Anfall mehr als 7 Tage nach einem zerebrovaskulären Ereignis beträgt 10-12 % innerhalb eines Zeitraumes von 5 bis 10 Jahren.

Risikofaktoren für Anfälle nach einem Schlaganfall sind:

  • Kortikale Lokalisation des Schlaganfalls
  • Blutung (oder hämorrhagische Transformation eines ischämischen Infarktes)
  • Größe und Schwere des Schlaganfalls
  • Lokalisation im vorderen Stromkreislauf (Versorgungsgebiet der A. carotis interna)
  • Akut symptomatische Anfälle innerhalb von 7 Tagen

Ein solcher unerklärter Krampfanfall könne ein früher Hinweis auf eine unerkannte Gefäßerkrankung im Gehirn sein, die in einem späteren Stadium auch zum Schlaganfall führen könne, vermuten die Forscher. Patienten sollten nach einem solchen Anfall demnach genauso als Risikopatienten betrachtet werden wie Raucher und Menschen mit zu hohen Cholesterinwerten oder fehlender Bewegung.

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Abgrenzung von Epilepsie und Schlaganfall im Alter

Im Alter werden Epilepsie und Schlaganfall oft verwechselt, da die Symptome ähnlich sein können. Ein leichtes Zucken im Gesicht, ein Nesteln der Hand, kurzes Wegdämmern - das können Anzeichen eines epileptischen Anfalls sein. Im Alter kommt dies häufiger vor als gedacht. Auch Ärzte missdeuten Krampfanfälle nicht selten etwa als Vorboten einer Demenz oder als kleinen Schlaganfall. Wenn während eines epileptischen Anfalls Arme oder Beine gelähmt sind, kann es vorkommen, dass der behandelnde Arzt dann fälschlicherweise einen Schlaganfall diagnostiziert.

Besonders bei alleinlebenden, älteren Menschen dauert es generell sehr lange, bis eine Epilepsie erkannt wird. Und noch ein Problem: Wenn sie einen Anfall erleiden, ist meist niemand da, der helfen könnte. Oft werden epileptische Anfälle nicht erkannt, weil die Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit oder Vergesslichkeit auf den Alterungsprozess zurückgeführt werden.

Erste Anzeichen eines Schlaganfalls können unter anderem Sehstörungen, Schwindel, Lähmungen sowie plötzlich auftretende Sprachstörungen sein. Meistens tritt eine halbseitige Lähmung des Gesichts oder der Gliedmaßen auf.

Bei einer Altersepilepsie hingegen ist es wahrscheinlicher, dass der Anfall nur einen bestimmten Bereich des Gehirns betrifft. Die Beschwerden sind weniger spezifisch und subjektiv ist das Anfallsgefühl geringer ausgeprägt. Statt der Verkrampfungen und Zuckungen sind zum Beispiel kurz auftretende Abwesenheitszustände, Verwirrtheit oder Sprachunfähigkeit charakteristisch.

Was tun bei einem Krampfanfall?

Ein epileptischer Anfall ist kein medizinischer Notfall - außer er dauert länger als fünf Minuten. Er hört oftmals nach kurzer Zeit von selbst wieder auf. Tritt nach einer Stunde ein erneuter Anfall ein, sollten Sie einen Arzt rufen.

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Kommt es doch zu einem großen Anfall mit Verlust des Bewusstseins, einem Krampfanfall und Zuckungen an Armen und Beinen, sollten Betroffene vor Verletzungen am Kopf geschützt werden. Tritt ein solcher Anfall zum ersten Mal auf, oder dauert dieser über zwei Minuten, muss der Notarzt gerufen werden.

Behandlungsmöglichkeiten

Epilepsie

Eine Behandlung der chronischen Erkrankung ist mithilfe von Medikamenten möglich. Sie können die Anfälle vorbeugen. Allerdings können Sie nicht bei allen Betroffenen die epileptischen Anfälle eindämmen oder verringern. Wichtig sind bestimmte Faktoren, wie beispielsweise die Häufigkeit eines Anfalls,die Form der Epilepsiedie vermutete Ursache der chronischen Erkrankung sowiedie Nebenwirkung der Medikamente oder ob eine Wechselwirkung mit anderen Arzneien, die der Betroffene einnimmt, möglich ist.

Derzeit stehen mehr als 20 verschiedene Präparate zur Verfügung. Die Medikamente beeinflussen den Gehirnstoffwechsel, haben aber kaum Nebenwirkungen.

Es gibt vor allem drei Behandlungsmöglichkeiten:

  1. Medikamente
  2. Neurostimulation, also Nerven-Stimulation mit niedrigen Stromstärken
  3. Chirurgischer Eingriff (unter bestimmten Bedingungen)

Die Epilepsie nach Schlaganfall ist prinzipiell gut zu behandeln.

Krampfanfälle nach Schlaganfall

Es gibt keine ausreichende Evidenz, dass die Gabe eines Anfallsmedikaments vor einem etwaigen ASA diesen verhindert. Das generelle Risiko für einen ASA ist mit 3-6 % niedrig, und auch individuelle Risiken, z. B. Sollte eine Medikation begonnen worden sein, so ist darauf zu achten, diese nach der Akutphase zu beenden. Es gibt keine Evidenz, dass eine medikamentöse Therapie einen unprovozierten Anfall nach Schlaganfall verhindert.

Eine Anfallsmedikationsgabe nach ASA mit dem Ziel, einen weiteren Anfall zu verhindern, wird nicht empfohlen. Das Rezidivrisiko für einen neuerlichen Anfall ist mit 10-20 % niedrig.

Für die Wahl der Anfallsmedikation in der Folge eines unprovozierten Anfalls nach Schlaganfall gibt es keine klaren Empfehlungen.

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