Schlaganfall nach Harnwegsinfekt: Ursachen und Zusammenhänge

Harnwegsinfektionen (HWI), insbesondere Blasenentzündungen, sind ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, besonders bei älteren Menschen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Harnwegsinfektion das Risiko für einen Schlaganfall deutlich erhöhen kann. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen und Zusammenhänge zwischen HWI und Schlaganfällen.

Harnwegsinfektionen im Alter: Ein Überblick

Harnwegsinfektionen im Alter manifestieren sich oft durch atypische Symptome, was die Diagnose erschwert. Typische Symptome sind:

  • Brennen beim Wasserlassen
  • Blut im Urin (Hämaturie)
  • Fieber
  • Plötzlicher Harnverhalt (Blasenentleerungsstörung)

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome bei älteren Menschen anders sein können als bei jüngeren Erwachsenen. Bei hohem Fieber, starken Schmerzen, Verwirrtheit oder plötzlichem Harnverhalt sollte umgehend der Notruf 112 gewählt werden.

Diagnose von Harnwegsinfekten

Die Diagnose einer HWI basiert auf der Anamnese, der Erfassung der medizinischen Vorgeschichte und Urinuntersuchungen. Ein Urintest (Urinstatus) kann Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Nitrit und Eiweiß im Urin nachweisen. Eine Urinkultur dient der Identifizierung der spezifischen Erreger und deren Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika. Bei unkomplizierten HWIs ist Escherichia coli der häufigste Keim.

Behandlung von Harnwegsinfekten

Die Behandlung von HWIs erfolgt in der Regel mit Antibiotika. Die Wahl des Antibiotikums richtet sich nach dem identifizierten Erreger. Ergänzend können Schmerzmittel zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um die Harnwege gut zu spülen und Bakterien auszuschwemmen. Bei Patient:innen mit Harninkontinenz oder Blasenfunktionsstörungen kann ein Blasentraining hilfreich sein.

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Begleiterkrankungen bei Harnwegsinfekten

Bei älteren Patient:innen treten HWIs häufig in Verbindung mit anderen gesundheitlichen Problemen auf. Dazu gehören:

  • Diabetes mellitus: Hohe Blutzuckerspiegel können das Wachstum von Bakterien fördern.
  • Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Parkinson oder Schlaganfall können die Blasenfunktion beeinträchtigen und das HWI-Risiko erhöhen.
  • Urolithiasis: Steine in den Harnwegen können den Urinfluss blockieren und eine Stauung verursachen.
  • Geschwächtes Immunsystem: Mit zunehmendem Alter wird das Immunsystem schwächer, was die Anfälligkeit für Infektionen erhöht.
  • Harninkontinenz: Unwillkürlicher Urinverlust kann zu einer erhöhten Feuchtigkeit im Genitalbereich führen, was das Wachstum von Bakterien begünstigt.

Prävention von Harnwegsinfekten

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Harnwegsinfektionen vorbeugen können:

  • Ausreichende Trinkmenge: Expert:innen empfehlen, täglich etwa zwei Liter zu trinken.
  • Richtige Technik beim Toilettengang: Nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten wischen.
  • Vaginale Anwendung von Östrogenen: Bei Frauen in der Postmenopause kann die vaginale Anwendung von Östrogenen das Risiko für HWIs senken.
  • Harnableitung: Verwenden Sie möglichst Einmalkatheter oder Kondomurinale. Dauerkatheter stellen ein hohes Infektionsrisiko dar.
  • Regelmäßige Kontrollen: Nehmen Sie medizinische Untersuchungen wahr.

Die Rolle der Blase bei Harnwegsinfekten im Alter

Die Harnblase spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Harnwegsinfektionen, insbesondere im Alter. Sie dient als Reservoir für den Urin. Blasenentleerungsstörungen, verminderte Blasensensibilität, veränderte Blasenkapazität und Harninkontinenz können das Risiko für HWIs erhöhen.

Schlaganfall und Immunreaktion

Ein Schlaganfall gilt nicht als klassische Entzündungskrankheit, löst aber eine heftige Immunreaktion im Körper aus. Diese Immunreaktion kann das Hirngewebe zusätzlich beschädigen. Die Entzündungsreaktion kann lebenslang bestehen bleiben.

Die Immunreaktion im Detail

Ein Schlaganfall löst eine Immunreaktion im Gehirn aus, bei der Mikroglia aktiviert werden und Immunzellen anlocken. Diese Entzündungsreaktion kann sowohl schädliche als auch protektive Auswirkungen haben. Einige Immunzellen fördern die Regeneration, während andere den Schaden verstärken. Auch das Blutgerinnungssystem spielt eine Rolle, da ein Schlaganfall das Risiko für erneute Gerinnselbildung erhöht.

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Das Inflammasom

Das Inflammasom ist ein wichtiger Teil des angeborenen Immunsystems und spielt eine Rolle bei der Neuroinflammation infolge von Schlaganfällen. Es detektiert Entzündungssignale und setzt eine Kaskade von Reaktionen in Gang, die zu einer Entzündung führen.

Immunologische Mechanismen als Zukunft der Schlaganfallbehandlung

Die Forschung konzentriert sich zunehmend auf immunologische Mechanismen zur Behandlung von Schlaganfällen. Ziel ist es, die Migration von Immunzellen ins Gehirn zu beeinflussen und die Entzündungsprozesse positiv zu modulieren. Möglicherweise können schädliche Immunzellen in regenerationsfördernde Zellen umgewandelt werden.

Zusammenhang zwischen Infektionen und Schlaganfall

Studien legen nahe, dass Infektionen, insbesondere Harnwegsinfektionen, das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen können. Eine systemische Entzündung, ausgelöst durch Viren oder Bakterien, kann das Ablösen einer atherosklerotischen Plaque begünstigen, die dann ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall verursachen kann.

Die Rolle des Gerinnungssystems bei Infektionen

Bei jeder Infektion im Körper springt neben dem Immunsystem auch das Gerinnungssystem an. Das bedeutet, dass das Blut dicker wird und der Blutfluss langsamer. Es werden vermehrt Gerinnungsfaktoren produziert, was das Risiko für Blutgerinnsel erhöht, die ins Gehirn wandern und einen Schlaganfall auslösen können.

Aktuelle Studienergebnisse

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass das Schlaganfallrisiko in der Woche nach einer Harnwegsinfektion bis zu fünfmal höher sein kann als im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor. Die Studie deutet darauf hin, dass Infektionen Entzündungen in den Arterien verursachen und so zu Blutgerinnseln beitragen können.

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Herzklappenentzündung (Endokarditis) als Schlaganfallursache

Eine Herzklappenentzündung kann ebenfalls einen Schlaganfall auslösen. Bakterien können durch einen Infekt, wie zum Beispiel einen Harnwegsinfekt, in den Körper gelangen und sich auf einer Herzklappe ansiedeln. Dort können sie eine Entzündung verursachen und die Bildung von Thromben begünstigen, die sich lösen und ins Gehirn wandern können.

Wichtige Hinweise und Handlungsempfehlungen

  • Infektionen dürfen nie verschleppt werden.
  • Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist schnelles Handeln entscheidend.
  • Achten Sie auf Symptome wie einseitige Gesichtslähmung, Armschwäche und Sprachstörungen.
  • Gesundheitsdienstleister sollten sich bewusst sein, dass ein Schlaganfall durch Infektionen ausgelöst werden kann.
  • Impfungen, Antibiotika-Behandlungen oder intensive antithrombotische Behandlungen könnten nicht nur zur Vorbeugung von Infektionen, sondern auch zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Personen mit hohem Risiko führen.

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