Corona-Krämpfe im Bauch: Ursachen und Zusammenhänge

Eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus, das COVID-19 auslöst, betrifft primär die Atemwege, kann aber auch den Magen-Darm-Trakt beeinträchtigen. Dies führt zu gastrointestinalen Beschwerden wie Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen. Besonders bei Kindern sollte man bei solchen Symptomen nicht nur an typische Magen-Darm-Infekte denken, sondern auch eine SARS-CoV-2-Infektion in Betracht ziehen.

COVID-19 und der Magen-Darm-Trakt

SARS-CoV-2 infiziert nicht nur die Atemwege, sondern auch den Magen-Darm-Trakt, da dort der ACE2-Rezeptor vorhanden ist, über den das Virus in die Zellen gelangt. Studien haben gezeigt, dass Kinder das Virus auch über den Stuhl ausscheiden können, selbst wenn ihre Nasen-Rachenabstriche bereits negativ sind. Gastrointestinale Symptome treten bei Kindern häufiger auf als bei Erwachsenen. Etwa jedes vierte infizierte Kind berichtet von Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen.

Symptome und Häufigkeit

Bei Kindern mit COVID-19 äußern sich Magen-Darm-Beschwerden vielfältig:

  • Durchfall: Tritt besonders häufig bei Säuglingen auf (15 Prozent).
  • Erbrechen: Betrifft eher ältere Kinder (10 Prozent).
  • Bauchschmerzen: Werden ebenfalls von älteren Kindern beklagt (8 Prozent).

Wenn ein Multisystemisches Entzündungssyndrom bei Kindern (MIS-C/PIMS) vorliegt, treten Magen-Darm-Beschwerden nahezu immer auf (90 Prozent).

Schwere Magen-Darm-Beteiligungen

Eine Studie mit italienischen Kindern zeigte, dass bei SARS-CoV-2-positiven Kindern oder solchen mit PIMS bestimmte Faktoren zu schweren gastrointestinalen Manifestationen führen können. Schwere Beteiligungen wurden definiert als:

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  • Akutes Abdomen (starke Bauchschmerzen mit Abwehrspannung).
  • Blinddarmentzündung (mit oder ohne Perforation/Peritonitis).
  • Darminvagination (Einstülpung des Darms).
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis).
  • Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum.

Solche schweren Verläufe traten teilweise erst Wochen nach der eigentlichen SARS-CoV-2-Infektion auf und erforderten oft chirurgische Eingriffe.

PIMS/MIS-C: Multisystemisches Entzündungssyndrom

PIMS (Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) oder MIS-C (Multisystem Inflammatory Syndrome in Children) ist ein Krankheitsbild, das im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern und Jugendlichen auftritt. Es handelt sich um eine Überreaktion des Immunsystems, die in der Regel drei bis vier Wochen nach der Infektion auftritt. Symptome umfassen Fieber, erhöhte Entzündungswerte und Beteiligung von mindestens zwei Organen. Häufig sind Haut/Schleimhäute, das Herz-Kreislauf-System und der Gastrointestinaltrakt betroffen.

Kriterien für PIMS nach CDC (US Centers for Disease Control and Prevention):

  • Anhaltendes Fieber.
  • Magenschmerzen.
  • Blutunterlaufene Augen.
  • Durchfall.
  • Schwindel oder Benommenheit.
  • Hautausschlag.
  • Erbrechen.

Kriterien für PIMS nach WHO:

  • Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre mit Fieber > 3 Tage.
  • Hautausschlag oder beidseitige nicht-eitrige Konjunktivitis.
  • Hypotonie oder Schock.
  • Myokardiale Dysfunktion, Perikarditis, Herzklappenentzündung oder koronare Anomalien.
  • Koagulopathie.
  • Akute gastrointestinale Probleme (Durchfall, Erbrechen oder Bauchschmerzen).
  • Erhöhte Entzündungsmarker.
  • Nachweis von COVID-19 oder wahrscheinlicher Kontakt mit COVID-19-Patienten.

Risikofaktoren für schwere Verläufe

Mehr als ein Drittel der Kinder mit SARS-CoV-2-Infektionen leiden an gastrointestinalen Symptomen. Kinder mit solchen Beschwerden müssen häufiger ins Krankenhaus und auf die Intensivstation. Ältere Kinder (zwischen fünf und zehn Jahren) haben ein höheres Risiko für schwere GI-Folgen. Weitere Risikofaktoren sind:

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  • Bauchschmerzen und Erbrechen.
  • Lymphopenie (verringerte Anzahl an Lymphozyten).
  • Erhöhte C-reaktive Protein- und Ferritinwerte.
  • PIMS-Diagnose.

Wissenschaftler schätzen, dass etwa eines von zehn Kindern mit COVID-19 schwere GI-Folgen entwickeln kann, die eine hohe Rate an Krankenhausaufenthalten und die Aufnahme in die Intensivstation erfordern.

Corona-Symptome bei Kindern erkennen

Die Corona-Anzeichen bei Kindern sind vielfältig und reichen von Fieber über Husten bis zu Magen-Darm-Beschwerden. Kinder sind ähnlich ansteckend wie Erwachsene, aber COVID-19 verläuft bei ihnen oft milder oder asymptomatisch. Typische Symptome sind:

  • Fieber.
  • Husten.
  • Schnupfen.
  • Halsschmerzen.
  • Muskel- und Kopfschmerzen.
  • Müdigkeit.
  • Magen-Darm-Beschwerden (Erbrechen, Durchfall).

Wie Corona den Darm betrifft

Das SARS-CoV-2-Virus kann auch den Magen-Darm-Trakt infizieren, da die Schleimhautzellen im Darm das ACE-2-Enzym aufweisen, das als Eintrittspforte für das Virus dient. Die Infektion löst eine Entzündungskaskade aus, bei der Entzündungsbotenstoffe ausgeschüttet werden und Immunzellen ins Gewebe locken. Diese Entzündung führt zu den typischen Magen-Darm-Beschwerden.

Schwere COVID-19-Verläufe bei Kindern

Glücklicherweise verläuft COVID-19 bei den meisten Kindern mild. Bei schweren Verläufen kann es jedoch zu einer Lungenentzündung kommen, die eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich macht. Risikofaktoren für einen schweren Verlauf sind:

  • Starkes Übergewicht.
  • Angeborene oder erworbene Immunschwäche.
  • Bestimmte angeborene Herzfehler oder schwere Herzschwäche.
  • Chronische Lungenerkrankungen wie Asthma.
  • Chronische Nierenerkrankungen.
  • Chronische neurologische Erkrankungen.
  • Schlecht eingestellter Diabetes mellitus.
  • Trisomie 21 und andere Syndrome mit schwerer Beeinträchtigung.
  • Tumorerkrankungen und Erkrankungen des Blutes.
  • Alter unter zwei Jahren und Frühgeburtlichkeit.

Long COVID bei Kindern

Long COVID tritt bei Kindern seltener auf als bei Erwachsenen, betrifft aber dennoch einige. Symptome können Husten, Herzstolpern, Atemnot bei Belastung, Muskel- und Gelenkschmerzen, Erschöpfung und psychische Beschwerden sein. Als Long COVID werden Symptome bezeichnet, die nach einer COVID-19-Erkrankung über vier Wochen anhalten oder neu auftreten.

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PIMS als Notfall

Einige Wochen nach einer Infektion kann bei Kindern und Jugendlichen unter 21 Jahren das Pädiatrische Inflammatorische Multiorgan-Syndrom (PIMS) auftreten. Dies ist ein schwerwiegendes Krankheitsbild, das immer stationär behandelt werden muss. Symptome sind:

  • Fieber über 48 Stunden.
  • Bauchschmerzen.
  • Durchfall oder Erbrechen.
  • Ausschlag an Haut und Schleimhäuten.
  • Niedriger Blutdruck und schneller Puls.
  • Symptome einer Herzschwäche oder Herzmuskelentzündung.
  • Blutungen oder Thrombosen.

Magen-Darm-Symptome als einziges Covid-Anzeichen

Forscher haben herausgefunden, dass Magen-Darm-Beschwerden bei Corona-Patienten häufiger auftreten als bislang vermutet. Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall können sogar das alleinige Anzeichen für eine Covid-19-Infektion sein. Studien haben gezeigt, dass etwa 18 Prozent aller Infizierten Magen-Darm-Beschwerden aufweisen, und bei 16 Prozent der Fälle sind sie das einzige Krankheitszeichen.

Auswirkungen auf das Darmmikrobiom

COVID-19 kann über die Lungen-Darm-Achse zu einer Dysbiose, also einer Störung des Darmmikrobioms, führen. Dieses Ungleichgewicht kann weitere Erkrankungen wie Diabetes, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Adipositas zur Folge haben. Eine Studie zeigte, dass ein schwerer COVID-19-Verlauf mit einer Störung des Mikrobioms sowie einem starken Anstieg entzündungsfördernder Substanzen einhergeht.

Long-COVID und gastrointestinale Beschwerden

Eine US-amerikanische Studie zeigte, dass auch gastrointestinale Beschwerden mit Long-Covid assoziiert sein können. Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren, wiesen ein erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Erkrankungen auf, darunter gastroösophageale Refluxkrankheit, Magengeschwüre, akute Pankreatitis, funktionelle Dyspepsien, akute Gastritis, Reizdarmsyndrom und Cholangitis.

Die Bedeutung des Darms für den Verlauf von Corona

Der Darm spielt eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Eine gestörte Darmflora kann die Darmschleimhaut porös machen, wodurch das Corona-Virus leichter eindringen kann. Zudem kann der Darm über die Darm-Lunge-Achse die Lunge beeinflussen. Eine intakte Darmflora ist daher wichtig für ein funktionierendes Immunsystem und kann schwere Verläufe verhindern.

Post-Covid-Syndrom und Verdauungsbeschwerden

Etwa jeder fünfte bis zehnte Patient klagt über fortbestehende oder neu aufgetretene Verdauungsbeschwerden nach einer überstandenen Covid-Infektion. Diese Symptome können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Betroffene berichten über Übelkeit, Sodbrennen, Durchfall, Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen. Die Beschwerden entstehen durch verbleibende Viren oder Virusbestandteile in den Zellen der Magen-Darmschleimhaut.

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