Der Konsum von Amphetaminen, insbesondere Crystal Meth, stellt eine wachsende Bedrohung für die Gesundheit junger Menschen dar. Neben den bekannten Risiken für Herz, Kreislauf und Psyche, warnen Experten zunehmend vor einem erhöhten Schlaganfallrisiko.
Die Faktenlage: Amphetamine und Schlaganfall
Eine australische Übersichtsstudie, veröffentlicht im «Journal of Neurology Neurosurgery & Psychiatry» (2017), zeigt, dass Methamphetamingebrauch offenbar auch eine Ursache für Schlaganfälle im jungen Lebensalter ist. Junge Menschen, die Methamphetamin konsumieren, laufen Gefahr, vom Schlag getroffen zu werden. Die Forscher befürchten eine Zunahme derartiger Fälle. Eine US-amerikanische Studie ergab, dass Amphetamin-Konsumenten ein fünffach erhöhtes Risiko für eine Hirnblutung haben, den sogenannten hämorrhagischen Schlaganfall. "Er führt zu massiven Hirnschäden und endet häufig tödlich", erläutert Grond.
Erhöhtes Risiko bei jungen Konsumenten
Jüngere Konsumenten der Droge „Crystal Meth“, die Blutdruck und Herzfrequenz stark ansteigen lässt, haben offenbar ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, wobei nach Einschätzung von Experten Hirnblutungen häufig die Ursache sind. Eine australische Arbeitsgruppe hat 77 Publikationen ausgewertet, in denen über Schlaganfälle von insgesamt 98 Personen unter 45 Jahren im Zusammenhang mit dem Konsum von Amphetamin oder Methamphetamin berichtet wurde.
Hämorrhagische Schlaganfälle überwiegen
81 der Insulte waren hämorrhagischer Natur - ein ungewöhnlich hoher Anteil. Die Aussichten nach hämorrhagischer Apoplexie sind schlecht. Nur jeder vierte Betroffene erholt sich vollständig, jeder dritte stirbt. In der Studie konnte man allerdings nicht ausschließen, dass die hämorrhagischen Schlaganfälle häufiger berichtet wurden, weil deren Verlauf besonders dramatisch ist und bei den «Crystal Meth-Konsumenten» in jedem dritten Fall auch tödlich endeten.
Studie aus den USA
Eine große Studie aus den USA belegt: Stimulanzien wie Amphetamin oder Methamphetamin erhöhen das Risiko für Blutungen und Verstopfungen von Hirngefäßen. Den Ergebnissen zufolge ist das Risiko für beide Typen von Schlaganfällen erhöht, wenn die Person Stimulanzien konsumiert, und zwar um das 1,8-fache für Blutungen und um das 1,3-fache für Verstopfungen.
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Frauen stärker gefährdet
Das Geschlecht spielt hierbei auch eine Rolle. Für Frauen mit Stimulanzienkonsum ist das Risiko für hämorrhagische Schlaganfälle um das 2,3-fache erhöht. Bei konsumierenden Männern ist das Risiko „nur“ um das 1,3-fache erhöht.
Wie Speed das Schlaganfallrisiko erhöht
Amphetamine ähneln in ihrem chemischen Aufbau körpereigenen Botenstoffen (Neurotransmitter) und veranlassen eine unkontrollierte und ungehemmte Ausschüttung dieser Neurotransmitter. Die Folge ist ein Feuerwerk an Nervenimpulsen im Gehirn, was der Körper als künstlich erzeugten Stress erlebt.
Plötzlicher Blutdruckanstieg und Gefäßverengung
Die Wirkung von Amphetamin oder Methamphetamin besteht unter anderem in einer physiologischen Erregung, die mit einem plötzlichen Blutdruckanstieg und einer erhöhten Pulsfrequenz bis hin zu Herzrasen einhergeht. Die Wirkung von Crystal Meth ist deutlich stärker als bei älteren Amphetaminen. Dies betrifft auch die Herz-Kreislauf-Reaktionen der Droge, die die den Herzschlag steigert und die peripheren Gefäße verengt. Die Folge ist ein plötzlicher Anstieg des Blutdrucks, der zusammen mit der Vasokonstriktion das Gehirn schädigen kann.
Schädigung der Blutgefäße
Methamphetamine können die Wand der Blutgefäße im Gehirn direkt schädigen. Dadurch entsteht ein hohes Risiko, dass die Gefäßwand einreißt und es zu einer schweren Hirnblutung kommt. Als weitere Nebenwirkungen von Methamphetamin, die sich negativ auf die Funktion der Blutgefäße auswirken können, sind darüber hinaus auch entzündliche Erkrankungen (Vaskulitis) oder krampfartige Verengungen der Blutgefäße (Vasospasmus) bekannt. Methamphetamin und Amphetamine können zudem auch eine direkte toxische Schädigung der Gefäßwände verursachen.
Chronischer Konsum als Risikofaktor
„Die Wirkung von Amphetamin oder Methamphetamin besteht unter anderem in einer physiologischen Erregung, die mit einem plötzlichen Blutdruckanstieg und einer erhöhten Pulsfrequenz bis hin zu Herzrasen einhergeht. Chronischer Konsum kann längerfristigen Bluthochdruck mit sich bringen, der einen zentralen Risiko-Faktor für Schlaganfälle darstellt“, berichtet Dr. Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BVN).
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Warnzeichen erkennen und richtig handeln
Schlaganfälle bei Personen unter 45 Jahren kommen weitaus seltener vor, als bei Menschen in einem höheren Lebensalter. Dennoch sollten auch Menschen dieser Altersklasse die typischen Warnzeichen kennen, damit frühzeitig eine Therapie eingeleitet werden kann.
Typische Symptome
Plötzlich hängt der Mund schief oder ein Arm ist kraftlos. Manchmal setzen heftige Kopfschmerzen ein oder das Gesichtsfeld engt sich ein. Dies sind nur einige der typischen Anzeichen eines Schlaganfalls. „Eine plötzlich einsetzende einseitige Schwäche in Extremitäten, ein herabhängender Mundwinkel, plötzliche Sprachstörungen, ein akuter Sehverlust auf einem Auge oder das Sehen von Doppelbildern sind allesamt typische Warnsignale, die auf einen Schlaganfall hindeuten“, betont Dr. Beil. Sprach- und Verständisstörungen, plötzliche starke Kopfschmerzen und Lähmungserscheinungen.
Sofortmaßnahmen sind entscheidend
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall zählt jede Minute. Im Zweifelsfalle sollte umgehend die Notrufnummer 112 angerufen werden. „Auch wenn die Symptome nur kurz anhalten, sollte sofort der Notruf verständigt werden. Die ersten Stunden nach einem Schlaganfall entscheiden über das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn und damit auch über den Grad einer möglicherweise zurückbleibenden Behinderung.“ Bestimmte Akut-Therapien können nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters nach einem Schlaganfall eingesetzt werden. Ein zeitlicher Verlust kann somit später zu einem Verlust von Lebensqualität führen.
Prävention und Sensibilisierung
Experten sehen es als „sehr wahrscheinlich, dass die Anzahl der Menschen, die aufgrund ihres Amphetaminkonsums eine schwere Herzschädigung erleiden, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa stark zunehmen wird“. Vor diesem Hintergrund mahnt die Deutsche Herzstiftung zu mehr Aufmerksamkeit für die Folgen des regelmäßigen Amphetaminkonsums auf Herz und Gefäße, aber auch auf das Nervensystem sowie andere Organe wie Gehirn, Leber und Nieren.
Aufklärung und Information
„Größere Sensibilität im familiären Umfeld und in den Schulen der Jugendlichen, aber auch bei den Ärzten in Praxen und Kliniken ist erforderlich“, meint Klues. Die Zeitschrift HERZ heute sensibilisiert zudem das Umfeld der Betroffenen für das Thema und gibt Rat, wohin sich Familien und Schulen wenden können. Bei seinen Patienten bestand oftmals Unwissenheit über die Inhaltsstoffe, die Dosis oder mögliche Beimengungen der „Partydroge“. Als weitere Gefahrenaspekte nennt der Krefelder Kardiologe: Arztbesuche von Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind eher selten - dadurch wird die Chance einer frühen Diagnose verpasst; Angehörige dieser Altersgruppe verfügen über große Leistungsreserven und zeigen erst spät Symptome; erste Anzeichen werden häufig nicht beachtet oder fehlgedeutet. Zudem zählten Fragen nach dem Drogenkonsum oder das Veranlassen von Drogentests nicht zu den Standards in Praxen und Krankenhäusern.
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Anlaufstellen für Betroffene
Für Betroffene gibt es neben Selbsthilfegruppen in mehreren deutschen Städten Anlaufstellen wie die Beratungseinrichtungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die bundesweite „Sucht & Drogen Hotline“ und nicht zuletzt die Telefonseelsorge.
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