Jährlich erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall, was ihn zu einer der Hauptursachen für Tod und bleibende Behinderung macht. Ein Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem jede Minute zählt, um irreversible Schäden zu minimieren.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird, entweder durch eine Verstopfung (ischämischer Schlaganfall) oder eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Diese Unterbrechung führt zu einer Mangeldurchblutung und somit zu einer Schädigung der Nervenzellen im Gehirn.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben, wobei die Mehrheit (etwa neun von zehn Fällen) auf Durchblutungsstörungen durch Gefäßverschlüsse im Gehirn zurückzuführen ist (ischämischer Schlaganfall). Seltener sind Hirnblutungen, die durch das Platzen von Blutgefäßen im Gehirn entstehen.
Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt):
- Thromboembolie: Blutgerinnsel bilden sich im Herzen oder in großen hirnversorgenden Gefäßen und werden in die Hirngefäße geschwemmt, wo sie diese verstopfen. Vorhofflimmern ist ein häufiger Auslöser.
- Arteriosklerose: Gefäßverkalkung führt zu Verengungen der Hirngefäße, bis schließlich kein Blut mehr durchfließen kann.
- Arterielle Dissektion: Einriss in der Wand von Halsgefäßen (zervikale arterielle Dissektion/CAD) kann einen Schlaganfall auslösen.
- Kryptogener Schlaganfall: Schlaganfall ungeklärter Ursache, bei dem Experten kleine Blutgerinnsel (Embolien) unbekannten Ursprungs vermuten.
Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung):
- Bluthochdruck (Hypertonie): Langjähriger Bluthochdruck schädigt kleine Hirngefäße, die dann reißen können.
- Gefäßmissbildungen (Aneurysmen): Aussackungen an Blutgefäßen können platzen und zu Blutungen im Gehirn führen.
- Subarachnoidalblutung: Blut gelangt aus einem Aneurysma in den mit Hirnflüssigkeit gefüllten Subarachnoidalraum.
Risikofaktoren:
- Bluthochdruck: Der wichtigste Risikofaktor, da er sowohl zu Hirninfarkten als auch zu Hirnblutungen führen kann.
- Vorhofflimmern: Herzrhythmusstörung, bei der sich Blutgerinnsel im Herzen bilden können, die dann ins Gehirn gelangen.
- Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen: In Kombination als metabolisches Syndrom bekannt, stören sie den Stoffwechsel erheblich.
- Übergewicht, Bewegungsmangel und Fehlernährung: Tragen zum metabolischen Syndrom bei.
- Alkoholkonsum und psychischer Stress: Erhöhen das Schlaganfallrisiko.
- Hormonhaushalt bei Frauen: Kann ebenfalls einen Einfluss haben.
- Rauchen: Erhöht das Risiko für Gefäßverkalkungen.
Symptome eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall äußert sich durch plötzliche neurologische Ausfälle, die je nach betroffenem Hirnareal variieren können. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Plötzliche Seh- oder Sprachstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen oder Sehen.
- Lähmungen oder Gefühlsstörungen: Betreffen oft eine Körperhälfte.
- Schwindel und Unsicherheit beim Stehen: Schwankender Gang oder das Gefühl von Seegang.
- Koordinationsstörungen: Schwierigkeiten bei gezielten Bewegungen.
- Bewusstlosigkeit: In schweren Fällen kann es zu Bewusstseinsverlust kommen.
- Starke Kopfschmerzen: Besonders bei Subarachnoidalblutungen.
FAST-Test:
Der FAST-Test ist ein einfacher Schnelltest, um einen Schlaganfall zu erkennen:
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- F (Face): Ist das Gesicht verzogen oder hängt ein Mundwinkel herunter?
- A (Arms): Können beide Arme gleichzeitig nach vorne ausgestreckt und waagerecht gehalten werden?
- S (Speech): Ist die Sprache verwaschen oder lallend?
- T (Time): Zeit ist entscheidend! Rufen Sie sofort die 112.
Auch kurzzeitige Symptome (Transitorisch Ischämische Attacke, TIA) sollten ernst genommen werden, da sie Vorboten eines schweren Schlaganfalls sein können.
Diagnostik
Um festzustellen, ob ein Schlaganfall vorliegt und welche Art es ist (Hirninfarkt oder Hirnblutung), werden bildgebende Verfahren eingesetzt:
- Computertomographie (CT): Schichtaufnahmen des Gehirns.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Detailliertere Darstellung des Gehirns.
- CT- oder MR-Angiographie: Darstellung der hirnversorgenden Gefäße.
- EKG: Zum Nachweis von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern.
- Blutuntersuchungen: Laboruntersuchung des Bluts.
Behandlung
Die Behandlung eines Schlaganfalls muss so schnell wie möglich erfolgen, um bleibende Schäden zu minimieren. Das Motto lautet: "Time is Brain".
Akuttherapie:
- Thrombolyse (Lyse): Medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels bei einem ischämischen Schlaganfall. Sollte innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn begonnen werden.
- Thrombektomie: Mechanische Entfernung des Blutgerinnsels mittels Katheter bei einem ischämischen Schlaganfall.
- Behandlung von Hirnblutungen: Blutdrucksenkung, gerinnungsaktive Medikamente und ggf. Operation zur Entlastung des Hirngewebes.
Stroke Units:
Spezialisierte neurologische Einrichtungen in Kliniken zur optimalen Versorgung von Schlaganfällen.
Frührehabilitation:
Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie zur Unterstützung der Rückbildung neurologischer Ausfälle.
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Sekundärprävention:
- Medikamentöse Einstellung: Von Blutdruck, Diabetes mellitus und Cholesterin.
- Therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung: Aspirin/ASS zur Hemmung der Blutplättchenbildung oder Antikoagulationstherapie bei Vorhofflimmern.
Folgen eines unbehandelten Schlaganfalls
Ein unbehandelter Schlaganfall kann schwerwiegende Folgen haben, darunter:
- Bleibende Behinderungen: Lähmungen, Sprachstörungen, Sehstörungen, kognitive Beeinträchtigungen.
- Einschränkungen im Alltag: Schwierigkeiten bei der Fortbewegung, Körperpflege, Ankleiden und Essen.
- Psychische Probleme: Depressionen, Angstzustände, Persönlichkeitsveränderungen.
- Erhöhtes Risiko für Folgeschlaganfälle: Wichtig ist die Ursachenforschung und Sekundärprävention.
- Pflegebedürftigkeit: In schweren Fällen kann eine dauerhafte Betreuung notwendig sein.
- Erhöhtes Mortalitätsrisiko: Besonders bei schweren Schlaganfällen.
Rehabilitation
Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung von Fähigkeiten und der Verbesserung der Lebensqualität nach einem Schlaganfall. Sie umfasst:
- Krankengymnastik (Physiotherapie): Verbesserung der Motorik und Koordination.
- Ergotherapie: Training der Feinmotorik und der Alltagsfähigkeiten.
- Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
- Neuropsychologische Betreuung: Gedächtnistraining und Behandlung kognitiver Störungen.
- Sozialmedizinische Betreuung: Unterstützung bei der Wiedererlangung der Selbstständigkeit in Alltag und Beruf.
Prävention
Die beste Strategie gegen einen Schlaganfall ist die Prävention. Viele Schlaganfälle sind vermeidbar oder in ein späteres Lebensalter verschiebbar durch:
- Gesunde Lebensweise:
- Ausgewogene Ernährung (mediterrane Diät mit viel Gemüse, wenig Fleisch und Alkohol).
- Regelmäßige Bewegung (20-30 Minuten pro Tag).
- Nichtrauchen.
- Stressreduktion.
- Kontrolle und Behandlung von Risikofaktoren:
- Bluthochdruck.
- Diabetes mellitus.
- Fettstoffwechselstörungen.
- Übergewicht.
- Vorhofflimmern.
- Regelmäßige ärztliche Untersuchungen:
- Schlaganfall-Risikotest.
- Früherkennung und Behandlung von Risikofaktoren.
Stumme Schlaganfälle
Auch "stumme" oder "verdeckte" Schlaganfälle, die keine oder nur milde Symptome verursachen, sind relevant. Sie können das Risiko für offene Schlaganfälle, Herzinfarkte und Demenz erhöhen. Daher sollten auch bei zufällig entdeckten stummen Schlaganfällen die gleichen vorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden wie bei offenen Schlaganfällen.
Leben nach einem Schlaganfall
Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinflussen kann. Wichtig ist, dass Betroffene und Angehörige die verbleibenden neurologischen Symptome verstehen und lernen, mit ihnen umzugehen. Selbsthilfegruppen und Beratungsangebote können dabei helfen. Auch die frühzeitige Behandlung von Depressionen ist entscheidend für die Lebensqualität nach einem Schlaganfall.
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