Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Jedes Jahr erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall, oft ohne Vorwarnung. Obwohl das Durchschnittsalter der Patienten bei etwa 75 Jahren liegt, können auch jüngere Menschen betroffen sein. Männer sind generell stärker gefährdet, während Frauen Schlaganfälle tendenziell später im Leben erleiden, was jedoch oft zu schwereren Folgen führt. Die Ursache liegt in einer mangelnden Durchblutung des Gehirns infolge einer verengten oder verschlossenen Arterie, wodurch bestimmte Hirnregionen nicht mehr ausreichend versorgt werden und ausfallen.
Um die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung und die Minimierung bleibender Schäden zu erhöhen, ist eine schnelle Erkennung und Diagnose entscheidend. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Testmethoden zur Erkennung eines Schlaganfalls, von einfachen Schnelltests bis hin zu komplexen bildgebenden Verfahren.
Der FAST-Test: Ein schneller und einfacher Schnelltest
Der FAST-Test ist eine einfache und schnelle Methode, um die häufigsten Symptome eines Schlaganfalls zuverlässig einzuschätzen. FAST steht für die Anfangsbuchstaben der englischen Wörter "Face" (Gesicht), "Arms" (Arme), "Speech" (Sprache) und "Time" (Zeit), die bei einem Schlaganfall typischerweise betroffen sind. Auch Laien können mit diesem Test typische Anzeichen leicht erkennen.
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin. Fordern Sie Patienten auf, zu lächeln oder die Stirn zu runzeln. Wenn eine Gesichtshälfte nicht angemessen reagiert, könnte eine halbseitige Lähmung vorliegen.
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich. Patient soll beide Arme ausstrecken und dann die Handflächen umdrehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme (gleich hoch) gehoben oder gedreht werden.
- Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Wenn dies nicht gelingt oder die Sprache verwaschen klingt, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
- Time (Zeit): Wenn die Person einen oder mehrere Tests nicht ausführen kann, wählen Sie sofort den Notruf unter 112. Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Fragen Sie Patient oder Angehörige, wie lange die Symptome schon bestehen.
Auch wenn die Symptome nur kurz auftreten und schnell wieder verschwinden, sollte die Person umgehend ärztlich untersucht werden. Ein kurzzeitiger, Mini-Schlaganfall wird auch transitorische ischämische Attacke (TIA) genannt und muss schnellstmöglich medizinisch abgeklärt werden. Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat die App "FAST-Test" als digitalen Helfer entwickelt, um auch Laien bei der Erkennung eines möglichen Schlaganfalls zu unterstützen.
Klinische und neurologische Untersuchung
In der medizinischen Versorgung von Schlaganfall-Patienten erfolgt in der Regel eine Schlaganfallspezialstation im Krankenhaus, der sogenannten Stroke Unit. Wenn der Patient nach einem Schlaganfall ansprechbar und orientiert ist, führen Ärzte zunächst eine sogenannte klinisch-neurologische Untersuchung durch. Hierbei überprüfen Mediziner unter anderem den Bewusstseinszustand des Patienten, die Sinnesempfindungen (Sehen, Sprechen, Berührungsempfindungen, Reflexe) sowie seine Koordination und Motorik. Dabei überprüfen sie den Zustand und die Funktion von Gehirn, Nerven und Muskeln - ohne dafür technische Hilfsmittel zu verwenden. Diese Untersuchung liefert dem Arzt erste wichtige Erkenntnisse.
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Bildgebende Verfahren zur Schlaganfall-Diagnose
Bestätigt sich die Verdachtsdiagnose Apoplex (Schlaganfall), erfolgen weitere diagnostische Verfahren. Wichtig hierbei sind vor allem die bildgebenden Verfahren: Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT). Ob CT oder MRT nach Schlaganfall - beide Verfahren erlauben einen detaillierten Blick in den Körper und vor allem in den Kopf des Patienten.
Computertomografie (CT)
Bei einem sofort erkannten Schlaganfall ist die Computertomografie (CT) das wichtigste bildgebende Verfahren. Bei einem eindeutigen Schlaganfall ist die Computertomografie (CT) das wichtigste bildgebende Verfahren. Es liefert eine sichere Aussage, ob und welcher Schlaganfall vorliegt. Beim Schlaganfall-CT entsteht mithilfe von Röntgenstrahlen ein Bild des Körperinneren. Die Untersuchung geht sehr schnell und am Ende steht eine dreidimensionale Darstellung der inneren Organe beziehungsweise des Gehirns. Häufig wird durch beziehungsweise mithilfe einer Kontrastmittelgabe die Durchblutung des Gehirns gemessen. Hierbei wird gezielt geprüft, ob ein großer Gefäßverschluss vorliegt. Auf diese Weise kann die Akutbehandlung besser gesteuert werden.
Die Computertomographie liefert Bilder des Gehirns und seiner Blutgefäße. Sie ermöglicht, zwischen einer Durchblutungsstörung (ca. 85% der Schlaganfälle) und einer Hirnblutung (ca. 15% der Schlaganfälle) zu unterscheiden.
Magnetresonanztomografie (MRT)
Auch mit dem MRT lassen sich nach einem Schlaganfall innere Organe wie das Gehirn sehr gut darstellen und es können dadurch Rückschlüsse auf einen Schlaganfall gezogen werden. Beim Schlaganfall-MRT (auch Magnetresonanztomographie oder Kernspintomografie genannt) kommen keine Röntgenstrahlen zum Einsatz, sondern ein Magnetfeld. Ein Schlaganfall-MRT ist im Klinikalltag mit einem höheren Aufwand verbunden Ein MRT ist zwar noch etwas genauer im Vergleich zum CT, allerdings ist ein MRT auch entsprechend aufwändiger. Insbesondere in Hinblick auf die Faktoren: Logistik und Zeit.
Auch mit Hilfe der Kernspintomographie (Magnetresonanz-Tomographie, MRT) kann das Gehirn sowie der Verlauf und Zustand der Blutgefäße dargestellt werden. Die MRT liefert wesentlich genauere Ergebnisse als die Computertomographie, benötigt auf der anderen Seite dafür aber auch mehr Zeit und ist teurer. Sie wird deshalb meistens nicht als erstes Untersuchungsverfahren eingesetzt. Die MRT ermöglicht dem Neurologen, sich ein sehr präzises Bild über den Ort und das Ausmaß der Schädigung im Gehirn zu machen.
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CT oder MRT?
Ob CT oder MRT - beide Methoden geben direkten Aufschluss über die wichtigste Frage: Entstand der Schlaganfall aufgrund eines Gefäßverschlusses oder einer Hirnblutung?
Weitere diagnostische Verfahren
Zur weiteren Schlaganfall-Diagnose können zusätzliche Verfahren eingesetzt werden. Die gesamte Prozedur dient allein der genauen Ursachenforschung. Denn erst wenn die genaue Ursache eines Schlaganfalls geklärt ist, kann auch die Therapie und Reha nach Schlaganfall in die Wege geleitet werden.
- Doppler- und Duplexsonographie: Eine Ultraschalluntersuchung der Hals- und Nackenarterien, zu denen auch die Halsschlagader gehört, zeigt, wie stark die erkrankten Blutgefäße z.B. durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) eingeengt sind. Sie kann auch Hinweise auf den Ablösungsort eines Blutgerinnsels erbringen. Die Ultraschalluntersuchung der im Kopf liegenden Gehirnarterien zeigt, ob hier Gefäße verschlossen oder verengt sind.
- Echokardiographie (Ultraschall des Herzens): Die Echokardiographie ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Sie erlaubt es, Ver-änderungen am Herzen, wie beispielsweise zu dicke Herzwände und in ihrer Funktion beeinträchtigte Herzklappen festzustellen.
- Elektrokardiogramm (EKG): Herzrhythmusstörungen können mit einem Elektrokardiogramm (EKG) diagnostiziert werden. Ein EKG (Elektrokardiogramm) erfolgt durch das Aufkleben von Elektroden auf der Brust und ist damit eine vollkommen schmerzfreie Methode, die auch als Langzeit-EKG erfolgen kann.
- Blutuntersuchungen: In jedem Fall wird dem Schlaganfall-Patienten Blut abgenommen, das dann im Labor untersucht wird. Dabei wird die Konzentration der roten (Erythrozyten) und weißen Blutkörperchen (Leukozyten, Lymphozyten, Granulozyten) festgestellt. Von besonderem Interesse sind auch die Blutplättchen (Thrombozyten) und Blutgerinnungswerte. Bei einer krankhaften Störung des Gerinnungssystems verklumpen die Blutplättchen und bilden die gefährlichen Blutgerinnsel. Zudem werden Blutzuckerwerte, Kalium- und Natriumkonzentration sowie Leber- und Nierenwerte gemessen. Schlaganfall-Risikofaktoren wie erhöhte Cholesterin- oder Blutzuckerwerte beziehungsweise eine Gerinnungsstörung des Blutes können im Labor untersucht werden. Außerdem lässt sich durch eine Blutprobe des Patienten die Konzentration von roten und weißen Blutkörperchen sowie die Verteilung der Blutplättchen bestimmen. Besonders interessant sind die Blutplättchen (Thrombozyten) und andere Blutwerte, die die Gerinnung beeinflussen.
- Angiographie: Bei der Angiographie werden die Blutgefäße im Gehirn dargestellt. Man unterscheidet drei verschiedene Verfahren. Die anschließend durchgeführte Röntgenaufnahme zeigt den Verlauf der Hirnarterien und -venen. Diese Untersuchungsmethode kann auch therapeutisch eingesetzt werden, wenn die lokale Behandlung eines Blutgerinnsels in einem größeren Blutgefäß des Gehirns durch lokale Thrombolyse oder Thrombusentfernung über einen Kathether sinnvoll erscheint. Die Angiographie wird auch bei Schlaganfällen eingesetzt, die durch eine Blutung ins Gehirn verursacht wurden und bei denen der Verdacht auf eine krankhafte Veränderung der Arterien oder eine Gefäßmissbildung (z.B. Aneurysma) besteht. Bei einer Angiografie wird ein biegsamer Katheter unter örtlicher Betäubung in eine große Körperschlagader eingeführt.
- Magnetresonanz-Angiographie (MRA) und CT-Angiographie: Nicht-invasive Möglichkeiten zur Gefäßsdarstellung sind die Magnetresonanz-Angiographie (MRA) sowie die CT-Angiographie. Beide Untersuchungsmethoden geben Aufschluss über die Art und Ausdehnung von Gefäßeinengungen und -verschlüssen und verdeutlichen Gefäßschäden, die zu Hirnblutungen geführt haben.
- Elektroenzephalogramm (EEG): Das Elektroenzephalogramm (EEG) misst die Gehirnströme mittels Elektroden. Während der Untersuchung trägt der Patient eine Kopfhaube, in welche die Elektroden gesteckt werden.
- Lumbalpunktion: In sehr seltenen Fällen wird eine Lumbalpunktion vorgenommen. Dabei entnimmt der Arzt mit einer feinen Nadel etwas Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal. Diese Untersuchung wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Gehirn- oder Gefäßentzündung besteht und andere diagnostische Verfahren keine Klarheit gebracht haben.
Differenzierung zwischen ischämischem und hämorrhagischem Schlaganfall
Die Unterscheidung zwischen einem ischämischen und einem hämorrhagischen Schlaganfall erfolgt so schnell wie möglich in einer geeigneten Klinik mit Stroke Unit durch eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT).
- Ischämischer Schlaganfall: Bei 80 bis 85 % der Schlaganfälle handelt es sich laut Robert Koch-Institut um einen sogenannten ischämischen Schlaganfall. Er wird durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn verursacht. Wenn Blutgefäße verengt oder verschlossen sind, dann können bestimmte Bereiche des Gehirns nicht mehr mit ausreichend Blut versorgt werden. In den meisten Fällen ist der Grund eine Ablagerung in den Arterien (Arteriosklerose) oder ein Blutgerinnsel. Dieses kann aus der Halsschlagader oder auch aus dem Herzen kommen. Für Patienten, die von einem solchen ischämischen Schlaganfall betroffen sind, bieten sich zwei Therapieoptionen an: Eine Lysetherapie mit Medikamenten wie Alteplase oder Tenecteplase, die das Gerinnsel auflöst und seit Mitte der 1990er-Jahre Standard ist, oder eine Thrombektomie, falls eines der großen Hirngefäße verschlossen ist. Dabei wird im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffs das Blutgerinnsel mithilfe eines wiedereinfangbaren Miniaturgitternetzes (Stent-Retriever) mechanisch entfernt wird.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Die anderen 15 bis 20% der Schlaganfälle werden durch Hirnblutungen verursacht. Hirnblutungen entstehen, wenn Arterien innerhalb des Gehirns zerreißen. Das kann passieren, wenn die Gefäße durch Bluthochdruck dauerhaft geschädigt wurden. Beide Verfahren können allerdings nur bei einem ischämischen Schlaganfall eingesetzt werden und sind bei einem hämorrhagischen Schlaganfall, bei dem die Symptome durch Blutungen im Gehirn verursacht werden, streng kontraindiziert.
Neuer Schnelltest für ischämischen Schlaganfall
Ein solcher Schnelltest wurde nun von der in Cambridge in Großbritannien ansässigen Firma Up-Front Diagnostics entwickelt. Der Lateral-Flow-Tests nutzt Blut aus der Fingerbeere, um darin zwei diagnostisch relevante Moleküle immunologisch nachzuweisen. Der Schnellest wird aktuell in der RADIOS-Studie für die Notfallversorgung im Krankenwagen evaluiert. Dazu wird bewertet, wie gut der Tests noch im Krankenwagen durch den behandelnden Arzt durchzuführen ist. In Kombination mit dem sogenannten FAST-Score ergibt sich eine Sensitivität von 83 Prozent und eine Spezifität von 98 Prozent für die Erkennung eines ischämischen Schlaganfalls.
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