Die Diagnose Demenz stellt das Leben von Betroffenen und ihren Familien auf den Kopf. Betroffene verlieren zunehmend die Orientierung, und die Bewältigung des Alltags wird immer schwieriger. Angehörige stehen vor der Herausforderung, den Alltag sicherer zu gestalten, die Kommunikation anzupassen und die Bedürfnisse des Erkrankten zu verstehen. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen und praktische Tipps, um den Alltag mit Demenz zu erleichtern und die Lebensqualität aller Beteiligten zu verbessern.
Die Diagnose Demenz: Eine Veränderung für die ganze Familie
Mit der Diagnose Demenz verändert sich das Leben der Betroffenen erheblich. Sie verlieren zunehmend die Orientierung, und die Alltagsbewältigung wird immer schwieriger. Viele Betroffene, besonders im Frühstadium, sind verunsichert, verärgert oder frustriert, was zu schwierigen Situationen im Alltag führen kann.
Die Diagnose Demenz betrifft immer die ganze Familie und fordert von den Angehörigen sehr viel Aufmerksamkeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Es sind viele alltagspraktische Dinge zu organisieren, wie die Anpassung der Räumlichkeiten, die Aufgabenverteilung und die Ausbalancierung neuer Rollen. Dies kann eine Familie sehr durcheinanderbringen, aber auch zusammenschweißen.
Anpassung des Alltags und der Umgebung
Beim Zusammenleben mit Menschen mit Demenz ist es hilfreich, den Alltag und die Umgebung den Bedürfnissen des Menschen entsprechend anzupassen. Es ist ratsam, die Menschen in der unmittelbaren Umgebung, wie Nachbarn und Freunde, rechtzeitig über die Erkrankung und ihre Auswirkungen zu informieren. Dies ist besonders hilfreich, wenn sich der Betroffene verirrt.
Auch in der eigenen Wohnung können viele Maßnahmen umgesetzt werden, um den Alltag zu erleichtern. Pflegeberatungsstellen oder Wohnberatungsstellen können dabei helfen, den besten Weg zu finden.
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Tipps zur sicheren Wohnungsgestaltung
Eine große Sorge bei der Betreuung von Menschen mit Demenz ist, dass jederzeit ein Unglück passieren kann. Es gibt technische Lösungen wie Herdsicherungen, Rauch- und Wassermelder. Wohnberatungsstellen bieten Beratung zur sicheren und demenzfreundlichen Wohnungsgestaltung.
Kommunikation mit Menschen mit Demenz
Bei Menschen mit Demenz ändert sich die Kommunikationsfähigkeit stark. Es ist wichtig, auf die Besonderheiten einzugehen, um gut mit ihnen kommunizieren zu können. Ein Perspektivenwechsel kann helfen, die Situation des Demenzkranken besser zu verstehen.
Worte verlieren bei einer Demenzerkrankung immer mehr an Bedeutung. Gesten, Körpersprache und Mimik sind oft viel wichtiger. Mit langen Sätzen kommt man bei Menschen mit Demenz oft nicht durch.
Praktische Tipps für die Kommunikation
- Langsam und deutlich sprechen, einfache Sätze verwenden und komplizierte Begriffe vermeiden.
- Blickkontakt herstellen und den Namen des Betroffenen verwenden, um eine persönliche Verbindung herzustellen.
- Offene Fragen oder Aussagen sind komplexen Fragen vorzuziehen, um die Kommunikation zu erleichtern.
Unterstützung und Beratung
Es gibt verschiedene Unterstützungs- und Beratungsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Pflegeberatungsstellen, Pflegestützpunkte und die Krankenkasse sind gute Anlaufstellen. Es gibt Pflegekurse für pflegende Angehörige und Ratgeber, die bei der Alltagsgestaltung helfen können.
Anlaufstellen für Unterstützung
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft
- Pflegeberatungsstellen
- Pflegestützpunkte
- Krankenkasse
- Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP)
"Herausforderndes Verhalten" verstehen und damit umgehen
"Herausforderndes" Verhalten umfasst Verhaltensänderungen, die im Verlauf einer Demenzerkrankung auftreten. Es kann sich um motorische oder verbale Verhaltensweisen handeln, aber auch um Rückzug (apathisches Verhalten). Beispiele sind Unruhe, Hin- und Herwandern, ständiges Rufen oder Nahrungsverweigerung.
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Es gibt zwei unterschiedliche Faktorengruppen, die "herausforderndes Verhalten" auslösen können: Hintergrundfaktoren (Biographie, Persönlichkeit) und Nahfaktoren (körperliche Ursachen wie Schmerz, Hunger, Medikamentennebenwirkungen, Langeweile, Traurigkeit). Häufig ist es ein Wechselspiel zwischen unterschiedlichen Faktoren.
Lösungsansätze zum Umgang mit "herausforderndem Verhalten"
- Verhalten verstehen: Versuchen Sie, das Verhalten präzise zu beschreiben (Wie häufig tritt das Verhalten auf? Welche Art des Verhaltens? In welchen Situationen tritt es auf?).
- Ursachenforschung: Gibt es bestimmte Räumlichkeiten, Personen oder Situationen, in denen das Verhalten auftritt?
- Hilfe holen: Sprechen Sie Pflegende des ambulanten Dienstes oder die Tagespflege an.
Kommunikation als Schlüssel
Im Zuge der Demenzerkrankung kommt es zu kognitiven und sprachlichen Veränderungen. Menschen mit Demenz können Worte nicht mehr verstehen oder sich selbst nicht mehr mit verständlichen Worten ausdrücken. "Herausforderndes Verhalten" kann eine Möglichkeit der Kommunikation sein. Angehörige sollten dies als eine Form der Kommunikation wahrnehmen und versuchen, die nonverbale Kommunikation zu deuten.
Selbstbestimmung und Rechtliches
Das im Grundgesetz festgeschriebene Selbstbestimmungsrecht beinhaltet das Recht, das Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. In dieses Recht darf nur in engen gesetzlich geregelten Grenzen eingegriffen werden. Zum Selbstbestimmungsrecht gehört auch das Verbot medizinischer Eingriffe oder Behandlungen ohne Zustimmung der betroffenen Person.
Rechtliche Aspekte bei Demenz
- Rechtliche Betreuung: Wenn eine Person krankheitsbedingt die eigenen rechtlichen Angelegenheiten nicht mehr selbstständig erledigen kann, bestellt das Gericht eine andere Person, die stellvertretend Entscheidungen treffen kann. Vorrangig sollen nahe Angehörige die rechtliche Betreuung übernehmen.
- Vorsorgevollmacht: Wenn keine Vorsorgevollmacht vorliegt, wenden sich Betroffene und Angehörige an das örtliche Betreuungsgericht, um den gesetzlichen Betreuer zu bestimmen.
- Haftung: Wenn Menschen mit Demenz einen Schaden verursachen, stellen sich Fragen nach Haftung und Schadensersatz.
Aktivitäten und Beschäftigung im Alltag
Jeder Mensch - ob mit Demenzerkrankung oder ohne - benötigt im Alltag Aufgaben, die ihm Freude bereiten und ihn sowohl körperlich als auch geistig herausfordern. Alltägliche Aufgaben wie Gedächtnistraining mit Kreuzworträtseln, Bilderrätseln, Puzzles und Konzentrationsspiele können eine schöne Beschäftigung sein. Aber auch einfache alltägliche Verrichtungen sind oft eine Herausforderung.
Tipps für Aktivitäten
- Regelmäßige Bewegung fördert die Verdauung, den Kreislauf, den Appetit und den Schlaf.
- Wahrnehmungsübungen wie das speziell für Menschen mit Demenz entwickelte Geräusche-Memory.
- Sinnesarbeit mit beruhigenden oder vertrauten Düften sowie anregender Beleuchtung kann positive Reaktionen und Erinnerungen hervorrufen.
Umgang mit Veränderungen im Verhalten
Eine Demenzerkrankung kann die Persönlichkeit von Betroffenen verändern und ihr Verhalten schlagartig ändern. Ängste, Wahnvorstellungen und Depressionen können auftreten. Der Umgang mit solch herausforderndem Verhalten erfordert ein umfassendes Verständnis.
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Umgang mit Angstzuständen
Angstzustände bei Demenz sollten ernst genommen werden. Es ist wichtig, herauszufinden, was beziehungsweise welche Situationen beim Betroffenen Angst auslösen (z.B. Spiegel oder dunkle Fußböden). Schaffen Sie eine möglichst starke Beziehung, die auf gegenseitigem Vertrauen sowie Verlässlichkeit beruht und erzwingen Sie nichts gegen den Willen des demenzerkrankten Menschen.
Umgang mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen
Wahnvorstellungen und Halluzinationen gehören zu den häufigen Verhaltensänderungen bei Demenzerkrankungen. Betreuende sollten zunächst versuchen herauszufinden, was die Situationen hervorruft. Manchmal hilft es schon, störende Geräusche auszuschalten, Spiegel abzuhängen oder die Beleuchtung zu ändern.
Umgang mit Aggressionen
Aggressives Verhalten ist eine typische Begleiterscheinung von Demenzerkrankungen. Wutausbrüche und Beschimpfungen sind Ausdruck von Verzweiflung und Hilflosigkeit.
Tipps für den Umgang mit Aggressionen
- Geduld, Gleichmut und Einfühlungsvermögen
- Auslöser beseitigen
- Verständnis zeigen
- Ablenkung auf etwas Positives
Tagesstruktur und Routinen
Menschen mit Demenz brauchen eine klare Tagesstruktur mit festen Tagesabläufen, Ritualen und einfachen Regeln. Das schafft Orientierung und Sicherheit. Aktivitäten oder Aufgaben sollten jede Woche am selben Tag zur selben Zeit stattfinden.
Tipps für eine klare Tagesstruktur
- Langsam sprechen, in kurzen Sätzen und in einfachen Worten.
- Gefühle respektieren.
- Vorwürfe vermeiden.
- Kleine Beschäftigungen anbieten.
Ernährung im Alltag
Im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz kann es für die Betroffenen schwierig werden, selbstständig zu essen.
Tipps für die Unterstützung beim Essen
- Zeigen, wie es geht.
- Zum Trinken anregen.
- Ruhige Umgebung schaffen.
- Feste Essenszeiten einhalten.
- Vertrautes Geschirr verwenden.
Pflege zu Hause oder im Pflegeheim?
Die Entscheidung, ob die Pflege zu Hause oder in einem Pflegeheim erfolgen soll, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Pflege zu Hause bietet den Vorteil, dass die betroffene Person in ihrer vertrauten Umgebung bleiben kann und von der Unterstützung und Nähe ihrer Angehörigen profitiert.
In manchen Fällen kann der Umzug in eine Einrichtung wie ein Pflegeheim eine gute Lösung sein. Auch, wenn die Entscheidung für einen Umzug in ein Pflegeheim oft schwerfällt, kann sie für beide Seiten doch viele Vorteile mit sich bringen.
Entlastung für pflegende Angehörige
Die Betreuung eines Familienmitglieds mit Demenz ist außerordentlich schwer und kann viele Jahre dauern. Es ist wichtig, den selbst auferlegten Leistungsdruck abzubauen und sich Entlastungsmöglichkeiten zu suchen.
Möglichkeiten zur Entlastung
- Private Bekanntschaften und Hobbys weiterpflegen.
- Feste Freiräume schaffen.
- Autogenes Training oder andere entspannende Techniken.
- Hilfe von anderen Verwandten, ambulante Pflege oder eine Pflegeeinrichtung organisieren.
- Pflegekurse besuchen.
Technische Hilfen
Es gibt verschiedene technische Hilfen, die den Alltag erleichtern können:
- Kärtchen mit Adresse und Kontakt-Telefonnummer
- GPS-Ortungssystem
- Hausnotrufsystem
- Herdsicherungen
- Rauch- und Wassermelder
Projekte und Initiativen
Es gibt verschiedene Projekte und Initiativen, die sich für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen einsetzen:
- Demenz Partner werden
- Anlaufstelle für Präsenile Demenz
- Projekt Pausentaste
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