Ein Schlaganfall, medizinisch auch Apoplex, Apoplexia cerebri, Gehirnschlag oder Hirninfarkt genannt, ist ein plötzliches Ereignis, das zu Ausfällen in bestimmten Gehirnbereichen führt und weitreichende Folgen für den gesamten Körper haben kann. Es gibt zwei Hauptarten von Schlaganfällen: den ischämischen Schlaganfall, bei dem eine Minderdurchblutung des Gehirns auftritt, und den hämorrhagischen Schlaganfall, der durch eine Gehirnblutung verursacht wird. Schlaganfälle sind medizinische Notfälle, da das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, was zu dauerhaften körperlichen und psychischen Schäden führen kann.
Bedeutung der Prävention
Angesichts der potenziellen Schwere eines Schlaganfalls ist die Prävention von entscheidender Bedeutung. Die frühzeitige Erkennung von Risikofaktoren und Warnzeichen kann dazu beitragen, das Risiko eines Schlaganfalls zu verringern oder seine Auswirkungen zu minimieren. Ab dem mittleren Lebensalter wird die Schlaganfallvorbeugung zu einer wichtigen Aufgabe.
Risikotest Schlaganfall
Auf der Internetseite der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe finden Sie einen Risikotest Schlaganfall. Hierbei können Personen herausfinden, ob Sie ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko haben. Bei diesem Selbsttest wird ein Risikoprofil erstellt, das lediglich einer Momentaufnahme entspricht. Dieses Testergebnis ersetzt also keinen ärztlichen Rat. Wenn Sie Beschwerden haben, suchen Sie daher immer einen Arzt auf.
FAST-Methode: Ein schneller Selbsttest
Mit der sogenannten FAST-Methode kann ein erster Schnelltest auf Schlaganfall erfolgen. Damit gelingt es auch Laien, einen zuverlässigen Test auf Schlaganfall durchzuführen. Time (Zeit): Kurze Bewertung - Kann die betroffene Person die drei Aufgaben (Face, Arms, Speech) ausführen? Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat eine App (mobile Anwendung) entwickelt, in der Sie den FAST-Test auch unterwegs schnell und einfach durchführen können. Über den Begriff „schlaganfallhilfe“ können Sie diese FAST-Test-App in den bekannten Stores (Google Play Store oder Apple Store) kostenlos herunterladen. Wenn Sie mit Ihrem Smartphone nicht so vertraut sind, bitten Sie einfach Personen aus Ihrem Umfeld um Hilfe. Wann immer sich typische Schlaganfall-Symptome zeigen, zögern Sie nicht lange und rufen Sie den Notruf unter der 112.
Symptome eines Schlaganfalls
Schlaganfall-Anzeichen können sich unterschiedlich äußern und einzeln oder in Kombination auftreten. Zu den typischen Symptomen gehören:
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- Eintrübung des Bewusstseins und Orientierungsstörungen bis zum Koma
- Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen an Extremitäten, im Gesicht oder an einer gesamten Körperhälfte
- Sprach- und Wortfindungsstörungen, Verwirrung, Verständnis- und Schriftstörungen
- Störungen beim Schlucken
- Sehstörungen ein- oder beidseitig, einseitige Pupillenerweiterung, Doppelbilder und Gesichtsausfälle
- Intensive Kopfschmerzen, insbesondere im Zusammenhang mit entgleistem Blutdruck
- Erbrechen, Übelkeit
- Wahrnehmungsstörungen des eigenen Körpers oder der Umwelt
- Erkennbare nervliche Symptome wie hängendes Augenlid und unkontrollierter Verlust körperlicher Ausscheidungen wie Urin
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Aufzählung nicht abschließend ist und dass manche Schlaganfälle von leichterer Art sich hinter Depressionen oder Aggressionen verbergen können. Auch Schwitzen, häufiges Gähnen, ein erhöhter Blutzuckerspiegel oder Herzrhythmusstörungen können auf einen Schlaganfall hindeuten. Die beschriebenen Anzeichen können in unterschiedlicher Intensität auftreten und sich im Verlauf des Ereignisses im Schweregrad steigern.
Bildgebende Verfahren zur Diagnose
Die medizinische Versorgung von Schlaganfall-Patienten oder Patienten mit Schlaganfall-Verdacht erfolgt in der Regel in einer Schlaganfallspezialstation im Krankenhaus, der sogenannten Stroke Unit. Wenn der Patient nach einem Schlaganfall ansprechbar und orientiert ist, führen Ärzte zunächst eine sogenannte klinisch-neurologische Untersuchung durch. Dabei überprüfen sie den Zustand und die Funktion von Gehirn, Nerven und Muskeln - ohne dafür technische Hilfsmittel zu verwenden. Diese Untersuchung liefert dem Arzt erste wichtige Erkenntnisse.
Ob CT oder MRT nach Schlaganfall - beide Verfahren erlauben einen detaillierten Blick in den Körper und vor allem in den Kopf des Patienten. Bei einem sofort erkannten Schlaganfall ist das CT das wichtigste bildgebende Verfahren. Beim Schlaganfall-CT entsteht mithilfe von Röntgenstrahlen ein Bild des Körperinneren. Die Untersuchung geht sehr schnell und am Ende steht eine dreidimensionale Darstellung der inneren Organe beziehungsweise des Gehirns. Häufig wird durch beziehungsweise mithilfe einer Kontrastmittelgabe die Durchblutung des Gehirns gemessen. Hierbei wird gezielt geprüft, ob ein großer Gefäßverschluss vorliegt. Auf diese Weise kann die Akutbehandlung besser gesteuert werden.
Beim Schlaganfall-MRT (auch Magnetresonanztomographie oder Kernspintomografie genannt) kommen keine Röntgenstrahlen zum Einsatz, sondern ein Magnetfeld. Auch mit dem MRT lassen sich nach einem Schlaganfall innere Organe wie das Gehirn sehr gut darstellen und es können dadurch Rückschlüsse auf einen Schlaganfall gezogen werden. Ein Schlaganfall-MRT ist im Klinikalltag mit einem höheren Aufwand verbunden Ein MRT ist zwar noch etwas genauer im Vergleich zum CT, allerdings ist ein MRT auch entsprechend aufwändiger. Insbesondere in Hinblick auf die Faktoren: Logistik und Zeit. CT oder MRT? Ob CT oder MRT - beide Methoden geben direkten Aufschluss über die wichtigste Frage: Entstand der Schlaganfall aufgrund eines Gefäßverschlusses oder einer Hirnblutung?
Ursachenforschung und Risikofaktoren
Nach der Akutversorgung steht die Ursachenforschung im Vordergrund. Schlaganfall-Risikofaktoren wie erhöhte Cholesterin- oder Blutzuckerwerte beziehungsweise eine Gerinnungsstörung des Blutes können im Labor untersucht werden. Außerdem lässt sich durch eine Blutprobe des Patienten die Konzentration von roten und weißen Blutkörperchen sowie die Verteilung der Blutplättchen bestimmen. Besonders interessant sind die Blutplättchen (Thrombozyten) und andere Blutwerte, die die Gerinnung beeinflussen. Gerade das Vorhofflimmern gehört zu den Risikofaktoren beziehungsweise Auslösern von Schlaganfällen. Deshalb sind Untersuchungen des Herzens auch bei einem Schlaganfall so wichtig. Ein EKG (Elektrokardiogramm) erfolgt durch das Aufkleben von Elektroden auf der Brust und ist damit eine vollkommen schmerzfreie Methode, die auch als Langzeit-EKG erfolgen kann. Die Ultraschalluntersuchung des Herzens kann von außen (per Ultraschall vom Brustkorb her) oder von innen (über die Speiseröhre) erfolgen.
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In der Regel werden Schlaganfall-Patienten nicht allen geschilderten diagnostischen Methoden unterzogen. Die gesamte Prozedur dient allein der genauen Ursachenforschung. Denn erst wenn die genaue Ursache eines Schlaganfalls geklärt ist, kann auch die Therapie und Reha nach Schlaganfall in die Wege geleitet werden.
Bestimmte Faktoren können die Entstehung eines Schlaganfalls begünstigen. Nicht alle lassen sich beeinflussen, etwa die Gene oder das Alter. Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Denn wenn im Blutgefäßsystem dauerhaft ein zu hoher Druck herrscht, belastet dies die Gefäßwände. So kann es zu mikroskopisch kleinen Verletzungen kommen, an denen sich beispielsweise Cholesterin ablagern kann. Die normalerweise elastische Gefäßwand verhärtet zunehmend, was weitere Ablagerungen begünstigen kann, wodurch in Folge der Blutdruck steigt.
Weitere wichtige Risikofaktoren sind:
- Nikotin
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Falsche Ernährung
- Übermäßiger Alkoholkonsum
- Herzerkrankungen (insbesondere Vorhofflimmern)
- Diabetes mellitus
- Dauerstress
Präventive Maßnahmen
Die effektivste Methode zur Schlaganfall-Vorsorge besteht darin, Risikofaktoren zu vermeiden. Eine gesunde Lebensweise kann das Schlaganfallrisiko erheblich senken. Zu den wichtigen Maßnahmen gehören:
- Blutdruckkontrolle: Eine gute Einstellung des Blutdrucks ist von entscheidender Bedeutung.
- Rauchverzicht: Wer mit dem Rauchen aufhört, verringert sein Schlaganfallrisiko.
- Gewichtsreduktion: Bewegung ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um Übergewicht abzubauen.
- Regelmäßige Bewegung: Ideal ist eine Ausdauerbelastung, bei der man leicht ins Schwitzen gerät.
- Gesunde Ernährung: Gut für die Gefäße ist eine Ernährungsweise, die gemeinhin als „Mittelmeerkost“ bekannt ist.
- Moderater Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
- Behandlung von Herzerkrankungen: Insbesondere Vorhofflimmern sollte behandelt werden, um die Bildung von Blutklümpchen zu verhindern.
- Diabeteskontrolle: Regelmäßige Untersuchungen auf das Vorhandensein von Diabetes sind sinnvoll.
- Stressmanagement: Finden Sie heraus, was Ihrer Psyche am besten hilft.
Frühwarnzeichen und kognitive Fähigkeiten
Eine niederländische Langzeit-Studie aus dem Jahr 2021 konnte zeigen, dass Anzeichen für Schlaganfälle bereits zehn Jahre vor dem Ereignis auftreten können. In dieser Studie wurden über 14.000 Teilnehmer 45 Jahren über mehrere Jahre hinweg von den Wissenschaftlern begleitet. In dieser Zeit hatten über 1500 Studienteilnehmer einen Hirninfarkt. Durchschnittlich waren die Betroffenen zum Zeitpunkt des Ereignisses über 80 Jahre alt. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass bis zu zehn Jahre vor dem Schlaganfall die kognitiven Leistungen der Betroffenen zurückgingen. Geistiger Verfall, Probleme bei der Bewältigung des Alltags und ähnliche Anzeichen zeigten sich etwa 2-3 Jahre vor dem Apoplex. Frühere Studien hatten schon zeigen können, dass Verschlechterungen der kognitiven Möglichkeiten und Probleme im Alltag etwa 4-6 Jahre vor einem Schlaganfall auftreten können.
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Wer Schlaganfall vorbeugen möchte, sollte insbesondere im fortgeschrittenen Lebensalter sein Augenmerk auf frühe Warnzeichen richten. Es gehört zur Schlaganfall-Prävention, die kognitiven Fähigkeiten selbst im höheren Lebensalter zu fördern und möglichst lange in der Lage zu sein, sich allein dem Alltag zu stellen. Von den Frühwarnzeichen zu unterscheiden sind bekannte individuelle Risikofaktoren, die die mit Blick auf die Ursachen von Hirninfarkten wichtiger Weichen in der Schlaganfall-Vorbeugung sind.
Ultraschall der Halsschlagadern zur Schlaganfallvorsorge
Manche Schlaganfälle werden durch Ablagerungen in einer Halsschlagader verursacht. Eine Verengung zu erkennen und zu beseitigen, bevor es zu einem Schlaganfall kommt, könnte also eine lohnende Präventionsmaßnahme sein. Das Abhören (Auskultation) der Halsschlagadern gehört zum Untersuchungsprogramm „Check-Up“, welches alle gesetzlich krankenversicherten Personen im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung ab dem 18. Lebensjahr einmalig und ab 35 Jahre alle 3 Jahre in Anspruch nehmen können. Ergibt das Abhören einen Verdacht, ist eine Untersuchung mit speziellen Ultraschallverfahren GKV -Leistung. Auch wenn Menschen Beschwerden haben, die typisch für Durchblutungsstörungen des Gehirns sind, ist die Untersuchung ebenfalls GKV-Leistung. Ob die Beschwerden typisch sind, entscheidet die Ärztin oder der Arzt. Bei Menschen ohne konkreten Verdacht und ohne Beschwerden ist die Ultraschalluntersuchung eine IGeL. Sie wird häufig mit anderen Vorsorge-Untersuchungen im Paket angeboten. Diese Pakete heißen dann „Herz-Kreislauf-Vorsorge“, „erweiterter Check-up“, „Schlaganfall-Vorsorge“ oder „Gefäß-Check“. Eine Ultraschalluntersuchung einer Halsschlagader kostet in der Regel je nach Verfahren und Steigerungssatz zwischen 50 und 90 Euro. Der Paketpreis kann dagegen mehrere hundert Euro betragen.
In der internationalen Literatur wurden insgesamt vier Handlungsempfehlungen von ärztlichen Fachorganisationen gefunden. Keine rät zu einer Reihenuntersuchung von Menschen ohne Beschwerden und ohne besondere Risikofaktoren.
Die hochwertige „ S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der extracraniellen Carotisstenose“ vom Februar 2020, an der mehrere deutsche Fachgesellschaften mitgewirkt haben, rät: „Ein allgemeine Screening auf das Vorliegen einer Carotisstenose soll nicht durchgeführt werden“. Die Autorinnen und Autoren waren sich einig, dass es sinnvoll sei, eher gefährdete Personen (mit „vaskulären Risikofaktoren“) mit Ultraschall zu untersuchen, sofern beabsichtigt sei, sie dann auch zu behandeln.
Findet sich eine Verengung, sollte die Ader nach einem halben Jahr und bei unverändertem Befund anschließend jährlich kontrolliert werden.
Auch renommierte amerikanische Expertinnen und Experten des US Preventive Services Task Force sowie die australische Berufsvereinigung der Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner, The Royal Australian College of General Practioners, raten klar von einer Reihenuntersuchung bei symptomfreien Personen ab.
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