Schlaganfallrisiko im Alter: Ursachen, Prävention und besondere Risikofaktoren

Ein Schlaganfall, medizinisch auch Apoplex oder Hirnschlag genannt, ist eine plötzlich auftretende Schädigung von Hirnarealen. Diese entstehen infolge eines Gefäßverschlusses (ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Obwohl ein Schlaganfall jeden treffen kann, steigt das Risiko mit zunehmendem Alter erheblich. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Schlaganfallrisikos im Alter, einschließlich Ursachen, Risikofaktoren, Präventionsmaßnahmen und die Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Betroffenen.

Wie entsteht ein Schlaganfall?

Schlaganfälle werden meist durch ein Blutgerinnsel ausgelöst, das ein Gefäß im Gehirn verstopft. Dadurch werden Nervenzellen geschädigt und es kommt zu einem plötzlichen, „schlagartigen“ Ausfall bestimmter Gehirnfunktionen. Die Symptome sind vor allem davon abhängig, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Da unser Gehirn auf eine ausreichende Sauerstoffversorgung angewiesen ist und ein Gefäßverschluss die Versorgung unterbrechen kann, können schon minimale Versorgungslücken zu erheblichen körperlichen Schäden führen.

Mediziner unterscheiden drei Arten von Schlaganfällen:

  • Schlaganfälle aufgrund einer Durchblutungsstörung (Hirninfarkt): Ursache für einen sogenannten ischämischen Schlaganfall ist ein Gefäßverschluss. Das kann zum einen durch einen Blutpfropf (sogenannter Thrombus) geschehen, der eine Arterie verschließt. Dieser Blutpfropf bildet sich beispielsweise im Herzen oder in der Halsschlagader. Löst er sich, kann er mit dem Blutfluss in die Hirngefäße transportiert werden und ein Gefäß verschließen. Die Folge ist, dass Teile unseres Gehirns nicht mehr mit ausreichend Blut versorgt und Nervenzellen geschädigt werden. Eine weitere Ursache können Gefäßverkalkungen an den Hirngefäßen oder hirnversorgenden Halsgefäßen sein, die ebenfalls zu Verschlüssen oder Einengungen führen.
  • Schlaganfälle aufgrund einer Hirnblutung: Ein sogenannter hämorrhagischer Schlaganfall wird durch eine Einblutung in das Gehirngewebe oder zwischen der inneren und äußeren Gehirnhautschicht verursacht. Häufig ist ein gerissenes Hirnaneurysma die Ursache. Neigen Betroffene zu einer schwachen Wandstruktur der Blutgefäße im Gehirn oder leiden unter Bluthochdruck, so können die Gefäßwände platzen oder es kann zu einem Einriss der Gefäßwand kommen. Blut gelangt so in das Gehirn und schädigt dort Nervenzellen dauerhaft. Viele Betroffene verspüren ungewohnte, sehr starke Kopfschmerzen, meist mit Übelkeit und Erbrechen. Hirnblutungen machen circa 15 Prozent aller Schlaganfälle aus.
  • TIA - Die Transitorische ischämische Attacke: Bei einer TIA, also einer transitorischen ischämischen Attacke, handelt es sich um eine sehr kurz anhaltende Durchblutungsstörung des Gehirns. Die Symptome wie zum Beispiel eine schmerzlose Lähmung der Hand, Sprachstörungen oder die Erblindung eines Auges, halten nur wenige Minuten an und verschwinden von selbst. Eine TIA geht Schlaganfällen oft voraus und gilt deshalb als Frühwarnzeichen. Die Betroffenen sollten die Symptome ernst nehmen und umgehend zum Arzt gehen.

Altersbedingtes Schlaganfallrisiko: Fakten und Zahlen

Fakt ist, dass das Apoplex-Risiko mit zunehmendem Alter stark ansteigt. Mehr als 80 Prozent aller Schlaganfall-Patienten sind älter als 60 Jahre. Daher gehört der Schlaganfall zu den häufigsten Krankheiten im Alter. Das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 75 Jahren. Die Hälfte aller Schlaganfälle trifft Menschen jenseits des 65. Lebensjahres.

Im Jahr 2014 lag in Deutschland die Lebenszeitprävalenz für Schlaganfall bei 3,3 % (Frauen: 3,3 %; Männer: 3,3 %). Die Prävalenz stieg mit zunehmendem Alter deutlich an. Bei 18- bis 44-Jährigen lag die Prävalenz bei 0,9 % und bei 45- bis 64-Jährigen bei 2,8 %. Personen im Alter zwischen 65 und 79 Jahren waren zu 7,5 % und Personen ab 80 Jahren zu 14,6 % betroffen.

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Risikofaktoren im Alter

Grundsätzlich kann ein Schlaganfall jeden zu jeder Zeit treffen, dennoch gibt es einige Risikofaktoren, die einen Schlaganfall / Apoplex begünstigen können. Eine besonders große Rolle spielt das Alter: Am häufigsten sind nämlich Menschen ab einem Alter von 65 Jahren von einem Schlaganfall betroffen.

Die Ursachenklärung bei einem Schlaganfall ist der wichtigste Schritt für das weitere medizinische Vorgehen nach einer Schlaganfall-Diagnose. Durch verschiedene Mechanismen kommt es zur Verstopfung einer Arterie im Gehirn mit unterbrochener Blutzirkulation. Als Folge können Hirnareale nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden. Eine Blutung in das Hirn tritt durch einen Einriss in der Gefäßwand auf.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  • Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie): Beim sogenannten Bluthochdruck (medizinisch: Arterielle Hypertonie) sind die Blutdruckwerte dauerhaft zu hoch. Ist der Blutdruck dauerhaft (chronisch) zu hoch, kann es zu Schäden an den Gefäßwänden kommen. Diese erhöhen wiederum das Risiko für eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Ein hoher Blutdruck ist einer der häufigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall, denn er schädigt auf Dauer die Gefäßwände und begünstigt die Entstehung von Arteriosklerose (Arterienverkalkung) oder Stenosen (Verengungen in den Arterien).
  • Erhöhte Cholesterinwerte: Cholesterin, also Blutfettwerte, spielen bei der Entstehung von Arteriosklerose eine große Rolle. Aus diesem Grund sind sie oft mitverantwortlich für einen ischämischen Apoplex. Mediziner gehen davon aus, dass das Schlaganfallrisiko bei Cholesterinwerten (Blutfett) von mehr als 200 mg/dl (5,2 mmol/l) leicht ansteigt.
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Diabetes mellitus (sogenannte Zuckerkrankheit) ist ebenso ein häufiger Risikofaktor für die Entstehung eines Schlaganfalls. Diabetes greift die Gefäßwände an, kann so eine Durchblutungsstörung begünstigen und damit einen Schlaganfall auslösen.
  • Rauchen: Rauchen ist ein Risikofaktor für Schlaganfall, der mit dem richtigen Willen und ausreichender Motivation komplett ausgeschlossen werden kann. Rauchen erhöht das Schlaganfall-Risiko um das Zwei- bis Vierfache. Ein Grund dafür liegt darin, dass viele der Schadstoffe besonders die Blutgefäße belasten. Vor allem der süchtig machende Stoff Nikotin führt dazu, dass sich die Arterien verengen und gleichzeitig die Herzaktivität steigt. Die Folge ist eine schlechtere Durchblutung aller Gefäße und ein steigender Blutdruck. Dieser Druck schädigt die Blutgefäße und fördert die Entstehung der Arteriosklerose.
  • Übergewicht und Bewegungsmangel: Rauchen, Alkohol, Stress, eine ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung sind - wie bei anderen Krankheiten im Alter - Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen. Übergewicht ist keine Erkrankung im eigenständigen Sinn. Es erhöht aber das Risiko für Folgeerkrankungen und unterstützt die Negativspirale der Faktoren, die Herzinfarkt und Schlaganfall hervorrufen können. Denn neben Diabetes, Gicht und anderen Stoffwechselerkrankungen steigert Übergewicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arteriosklerose.
  • Vorhofflimmern: Das Vorhofflimmern ist eine spezielle Form der Herzrhythmusstörung. Es äußert sich durch einen unregelmäßigen Herzschlag und erhöht das Schlaganfall-Risiko massiv. Diese unregelmäßigen Herzschläge sind meist nicht direkt spürbar. Sie können jedoch zu gefährlichen Folgeschäden wie einem Schlaganfall führen, da sich Blutgerinnsel im Herzen bilden und mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen können.

Schlaganfall bei jüngeren Menschen

Ursachen für einen Schlaganfall bei jungen Menschen / Kindern: Bei sehr jungen Menschen beziehungsweise Kindern sind häufig Fehlbildungen, Erkrankungen oder Verletzungen die Ursache von Schlaganfällen.

Im Interview mit Dr. Kellert wird deutlich, dass es Unterschiede zwischen Schlaganfällen bei jüngeren und älteren Menschen gibt:

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  • Definition: Als klassischer juveniler Schlaganfall zählen jene bei den unter 40-Jährigen ohne erkennbares Risiko. Im Altersbereich Mitte 40 bis Mitte 55 haben wir Patient:innen, die schon die ersten kardiovaskulären Risikofaktoren haben.
  • Ursachen: Bei jüngeren Patienten (18-35 Jahre) sind häufig angeborene Ursachen wie Herzfehler, Gerinnungsstörungen, Gefäßeinrisse (Dissektionen) und seltene Syndrome die Ursache. In der Altersgruppe der 35 bis 50-jährigen hingegen findet man vorwiegend die klassischen Ursachen, wie Gefäßverkalkung oder ein durch Herzrhythmusstörung aus dem Herzen eingeschwemmtes Blutgerinnsel.
  • Risikofaktoren: Lifestyle-Faktoren wie Bewegungsmangel, Rauchen, Fehlernährung und die dadurch mitbedingten chronischen Erkrankungen Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen spielen bei jungen Menschen fast keine Rolle. Bei Frauen zwischen 18 und 35 Jahren spielen das Risiko der Pille (vor allem im Zusammenspiel mit Rauchen) und der Risikofaktor Migräne mit Aura eine besondere Rolle. Auch Schwangerschaften erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall.
  • Besondere Ursachen bei jungen Menschen: Eine sogenannte spontane Gefäßdissektion einer Halsarterie. Dabei kommt es durch eine kleine Verletzung zu einem Einriss in der Gefäßinnenwand. Es bildet sich ein Wandhämatom, das zu einer Engstelle oder sogar einem Gefäßverschluss führt. Andere seltenere Ursachen sind zum Beispiel Gefäßentzündungen (Vaskulitiden), Gerinnungsstörungen (Thrombophilien) oder auch Schlaganfälle durch Gerinnsel aus dem Herzen (kardioembolisch) u.a. durch Defekte der Herzscheidewand (paradoxe Embolien).
  • Häufigkeit unklarer Ursachen: Es gibt viele Patienten, die befinden sich drei oder mehr Tage auf der Stroke Unit im Krankenhaus, durchlaufen das komplette diagnostische Programm, doch am Ende findet man tatsächlich nichts. Diese Rate ist sehr, sehr hoch. Sie liegt mindestens bei 30, manchmal sogar bei 50 Prozent.
  • Erholung und Folgen: Ihr Outcome ist deutlich besser. Dennoch muss man deutlich sagen, dass etwa ein Drittel der Patient:innen, die eine Behinderung erleiden, ihr Leben nicht mehr so führen können wie vorher und auch dauerhaft arbeitsunfähig bleiben. Nur etwa 40 Prozent kehren an ihren alten Arbeitsplatz zurück. Wenn ein junger Mensch aufgrund des Schlaganfalls zum Beispiel neuropsychologische Defizite wie Konzentrationsstörungen hat, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er nie wieder auf dem Niveau arbeiten kann, das er vorher hatte. Bei einem 70-Jährigen fallen die gleichen Defizite vielleicht gar nicht so auf.
  • Prävention: Der klassische juvenile Schlaganfall ohne eine Art von Risikofaktor trifft die jungen Menschen tatsächlich wie der Schlag. Er ist eine akute Erkrankung, die sich nicht vorhersehen lässt. Doch ab Anfang/Mitte 40 kommt es zu einem steilen Anstieg der kardiovaskulären Risikofaktoren. Hier kann jeder selbst frühzeitig aktiv werden und sein Risikoprofil senken. Dazu gehören regelmäßig Sport treiben, gesunde und ausgewogene Ernährung, auf Nikotin verzichten und den Alkoholkonsum begrenzen.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Frauen sind häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer. Von den durchschnittlich 260.000 Schlaganfällen pro Jahr betreffen 55 Prozent Frauen - mit steigender Tendenz. Eine Schwangerschaft kann das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen und auch hormonelle Verhütungstherapien (zum Beispiel die Anti-Baby-Pille) können die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen.

Männer haben ein deutlich höheres Schlaganfall-Risiko als Frauen. Besonders im mittleren Lebensalter sind Männer deutlich häufiger betroffen. Bei Frauen ereignet sich der Schlaganfall meistens in einem späteren Lebensabschnitt als bei Männern. Aufgrund des höheren Alters sind die Folgen dieser Schlaganfälle schwerwiegender und Frauen versterben häufiger daran.

Schätzungen zufolge hatten 2,4 % der Frauen und 2,6 % der Männer in Deutschland im Lauf ihres Lebens bereits einen Schlaganfall.

Über das gesamte Leben jedoch sind Frauen durch zusätzliche Risikofaktoren gefährdet. Dazu zählt die Einnahme von Hormonen unabhängig davon, ob sie vor einer ungewollten Empfängnis oder vor den Beschwerden der Wechseljahre schützen sollen. Auch eine Schwangerschaft an sich erhöht das Risiko für einen Hirnschlag. Treten beispielsweise durch die Schwangerschaft ausgelöste Komplikationen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder aber eine Präeklampsie auf, so erhöht dies das Risiko, später im Leben einen Schlaganfall zu erleiden gegenüber den Frauen, die diese Komplikationen nicht hatten.

Es wird davon ausgegangen, dass das weibliche Geschlecht allein bereits einen Risikofaktor dafür darstellt, als Folge einer Diabeteserkrankung einen tödlichen Schlaganfall zu erleiden. Zum einen, weil Frauen mit dieser Erkrankung ein bis zu 27 Prozent höheres Risiko als Männer mit der gleichen Erkrankung haben, einen Schlaganfall zu erleiden, zum anderen verläuft der Schlaganfall beim weiblichen Geschlecht zudem bis zu zweimal häufiger tödlich als bei Männern - und das unabhängig vom Alter und der Blutzucker- bzw. Blutdruckkontrolle.

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Ähnliches gilt auch für Vorhofflimmern: Ein fortgeschrittenes Alter begünstigt diese Herzerkrankung bei Männern wie bei Frauen. Da Frauen in der Regel aber älter werden als Männer, sind durch Vorhofflimmern ausgelöste Schlaganfälle besonders bei Frauen fortgeschrittenen Alters häufig. Gerade auch aufgrund des Alters verlaufen diese Schlaganfälle meist schwerer als bei Männern und nehmen öfter einen tödlichen Ausgang. Auch ist die Gefahr von weiteren Schlaganfällen höher.

Die Migräne kommt in der generellen Bevölkerung wie auch bei Schlaganfallbetroffenen dreimal häufiger unter Frauen vor als unter Männern.

Vererbbare Risikofaktoren

Ein weiteres Risiko für einen Schlaganfall / Apoplex, auf das man keinen Einfluss hat, sind ererbte Blutgerinnungsstörungen. Hierbei verklumpen zum Beispiel die Blutplättchen oder es treten Risse (Dissektionen) in den hirnversorgenden Gefäßen auf. Wenn in Ihrer Familie mehrere Verwandte bereits einen Schlaganfall erlitten haben, kann Ihr erbliches Risiko erhöht sein.

Stress als Risikofaktor

In stressigen Situationen schüttet unser Körper zwei Hormone aus: Adrenalin und Kortisol. Diese Stresshormone sorgen dafür, dass wir kurzzeitig leistungsfähiger sind. Der Körper reagiert darauf mit klassischen Stress-Symptomen wie beispielsweise einem schnelleren Herzschlag, angespannten Muskeln oder einem erhöhten Blutdruck. Wird Stress allerdings zu einem Dauerzustand und der Körper findet keinen Weg zurück in die Entspannung, kann anhaltender Stress der Gesundheit unter Umständen schaden. Etwa dann, wenn die kurzzeitigen Stress-Symptome in dauerhafte Symptome übergehen und weitere körperliche Reaktionen auslösen wie zum Beispiel einen dauerhaft erhöhten Puls oder Bluthochdruck. Auch können in der Folge unter anderem der Cholesterin- und Blutzuckerspiegel steigen, Schlafstörungen sowie weitere Störungen auftreten.

Prävention im Alter

Die Ursachen für einen Apoplex / Schlaganfall können durch eine ärztliche Schlaganfall-Diagnose schnell identifiziert werden - und in manchen Fällen (mal abgesehen von Alter, Geschlecht und vererbbaren Risikofaktoren) vermieden werden. Die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks ist somit eine geeignete prophylaktische Maßnahme bei gefährdeten Schlaganfall-Patienten.

Was kann man tun, um einem Schlaganfall vorzubeugen?

  • Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise hilft am besten, einem Schlaganfall vorzubeugen. Zwar lässt sich das Risiko nicht auf Null senken, doch ungefähr 70 Prozent der Schlaganfälle könnten durch gezielte Vorbeugung verhindert werden. Allerdings existieren daneben eine Vielzahl an Risikofaktoren, bei denen Sie aktiv gegensteuern können:
    • Leiden Sie an Übergewicht, so ist eine Gewichtsreduktion ratsam, um einem möglichen Schlaganfalls vorzubeugen.
    • Ernähren Sie sich vielfältig und Gesund. Eine Ernährungsberatung kann Ihnen helfen, neue und leckere Lebensmittel und Gerichte kennenzulernen und Ihre tägliche Kalorienzufuhr im Gleichgewicht zu halten.
    • Nehmen Sie eventuell verordnete Medikamente zum Beispiel zur Blutdrucksenkung regelmäßig ein und nehmen Sie Kontrolltermine bei Ihrem Arzt wahr.
    • Bleiben oder werden Sie rauchfrei.
    • Bewegung tut gut und unterstützt Ihre Gesundheit. Wählen Sie aus verschiedenen Gesundheitskursen das für Sie passende Angebot aus. Regelmäßige körperliche Aktivität und Sport halten fit: Bewegung trainiert unsere Muskeln und Gefäße und der Körper wird beim Sport mit mehr Sauerstoff versorgt. Dies macht die Gefäße elastisch. Besonders Ausdauersport reguliert den Zuckerstoffwechsel und senkt Blutdruck- und Cholesterinwerte.
    • Gönnen Sie sich regelmäßige Ruhephasen und Entspannung.
  • Regelmäßige ärztliche Untersuchungen: Lassen Sie sich regelmäßig vom Arzt durchchecken und nehmen Sie die Behandlungsvorschläge ernst. Die AOK Sachsen-Anhalt bietet über den gesetzlichen Check-up hinaus den Check-up Plus an. Einzige Voraussetzung ist, dass Sie am AOK-Hausarztprogramm teilnehmen. Durch die zusätzlichen Untersuchungen, wie zum Beispiel einem EKG zur Bestimmung der Herztätigkeit, können mögliche Krankheiten und Funktionsstörungen rechtzeitig erkannt und somit bereits im frühen Stadium behandelt werden. Der Check-up dient der Vorsorge und wird ab 35 Jahren alle drei Jahre empfohlen.
  • Schnelle Hilfe durch Notrufsysteme: Aufgrund des hohen Risikos eines erneuten Schlaganfalls können Notrufsysteme - sowohl ein Hausnotruf als auch mobiler Notruf - eine große Hilfe sein und wertvolle Zeit gewinnen. Betroffene sollten die Handsender des Notrufgeräts rund um die Uhr am Körper tragen, so dass sie im Notfall zu jeder Zeit Hilfe alarmieren können.

Schlaganfall erkennen und richtig handeln

Bei Schlaganfallverdacht sind eine rasche Diagnostik und Versorgung im Krankenhaus äußerst wichtig. Je mehr Zeit vergeht - also je länger Gehirngewebe ohne Sauerstoff bleibt, desto wahrscheinlicher sind schwere und bleibende Schäden nach einem Schlaganfall. Deswegen gilt in der Schlaganfallbehandlung der Leitsatz „Time is brain“, deutsch übersetzt: „Zeit ist Gehirn“.

Typische Symptome sind plötzliche halbseitige Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühle, vor allem auf der linken Körperseite (zum Beispiel hängender Mundwinkel oder hängendes Augenlid) und sehr starke Kopfschmerzen. Es gibt aber noch mehr Anzeichen für einen Schlaganfall:

  • Plötzliche Sehstörungen (zum Beispiel verschwommene Sicht, Augenflimmern, Doppelbilder oder Erblindung auf einem Auge)
  • Plötzliche Sprachstörungen (zum Beispiel abgehackte Sprechweise oder kompletter Sprachverlust)
  • Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen
  • Gehschwierigkeiten (zum Beispiel Schwanken oder Stürzen)
  • Plötzliche Bewusstseinsstörungen (zum Beispiel fehlende Orientierung)
  • Schluckbeschwerden/ Schluckstörungen

Eine effektive Methode um schnell herauszufinden, ob es sich um einen Schlafanfall handelt ist die FAST-Methode. Der Test gibt wichtige Hinweise auf einen Schlaganfall und kann auch von Laien problemlos durchgeführt werden. Die Bezeichnung FAST stammt aus dem englischsprachigen Raum und bedeutet übersetzt F=Face (Gesicht) - A=Arms (Arme) - S=Speech (Sprache) und T=Time (Zeit).

  • Face: Bitten Sie die Person mit einem möglichen Schlaganfall zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
  • Arms: Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
  • Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
  • Time: Setzen Sie sofort den Notruf 112 ab. Schildern Sie die Symptome und äußern Sie Ihren Verdacht auf einen Schlaganfall.

Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall. Die schnelle und richtige Hilfe entscheidet über das Ausmaß der Gehirnschädigung. Jede Minute zählt, denn „Time is brain“ (Zeit ist Gehirn). Handeln Sie sofort und verständigen Sie den Notruf unter 112.

Medizinische Behandlung und Rehabilitation

Kommt ein Patient mit Verdacht auf einen Schlaganfall in die Notaufnahme, dann werden zunächst eine Reihe von neurologischen Untersuchungen gemacht. Das ärztliche Fachpersonal der Neurologie und der Kardiologie arbeiten bei der Diagnostik eng zusammen, da man in den meisten Fällen von einer Vorerkrankung am Herzen ausgeht. In der Notaufnahme kann ein Schlaganfall durch bildgebende Diagnostik des Kopfes, wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) diagnostiziert werden. Behandlungsentscheidend ist für die Ärzte, ob es sich um eine Hirnblutung oder einen Hirninfarkt handelt.

Die Thrombolyse ist eine Behandlungsoption eines Hirninfarktes. Dabei wird ein Medikament verabreicht, das den Blutpfropf auflösen soll. Je schneller die Thrombolyse nach einem Schlaganfall beginnt, desto größer sind die Therapieerfolge. Bei einer Hirnblutung wird versucht, die Blutung zu stoppen und Schädigungen durch das austretende Blut zu verhindern.

Stroke Units sind spezielle Krankenhausstationen für Schlaganfall-Patienten. Sie verfügen über die apparativen und personellen Voraussetzungen, um bei einem Schlaganfall sofort die notwendigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen einleiten zu können. Auf einer Stroke Unit arbeiten spezialisierte Fachärzte wie Neurologen, Kardiologen sowie Radiologen und gegebenenfalls Neuro- und Gefäßchirurgen fachübergreifend zusammen. Hinzu kommen spezielle Therapiemethoden mit ausgebildeten Pflegekräften, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden.

Nach einem Schlaganfall ist es für die meisten Menschen besonders wichtig, ihre Bewegungsfähigkeit, Muskelkraft und Sprache sowie ihre Selbstständigkeit wiederzuerlangen. Wichtig ist auch, das emotionale Gleichgewicht wiederzufinden. Neben der medizinisch akuten und ersten rehabilitativen Behandlung wird eine langfristige ärztliche Begleitung notwendig sein, die je nach Ausprägung der Folgen sowohl bei Patienten als auch Angehörigen Geduld und Kraft erfordert. Gemeinsam mit den betreuenden Haus- und Fachärzten sowie wird es darum gehen, Fähigkeiten soweit wie möglich wieder herzustellen, Funktionseinschränkungen entgegenzuwirken oder zu kompensieren und weitere Komplikationen zu vermeiden bzw. frühzeitig gegenzusteuern.

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