Der Schluckvorgang ist ein komplexer, meist unbewusster Vorgang, der etwa 2.000 Mal am Tag stattfindet. Probleme in einer der Phasen des Schluckens werden als Schluckstörung oder Dysphagie bezeichnet. Besonders häufig sind Menschen mit Demenz von Schluckstörungen betroffen.
Ursachen von Schluckstörungen bei Demenz
Schluckstörungen können verschiedene Ursachen haben, wobei neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson oder Demenz häufige Gründe sind. Auch muskuläre Erkrankungen, angeborene Fehlbildungen, Infektionskrankheiten, Stoffwechselprobleme oder Tumore im Hals-Rachen-Bereich können eine Dysphagie verursachen.
Schluckstörungen nach Schlaganfall
Durchblutungsstörungen im Gehirn und Schlaganfälle können zu Schluckstörungen führen. Rund 60 Prozent aller Schlaganfallpatienten sind davon betroffen. Die Schluckstörung bildet sich meist nicht vollständig selbstständig zurück. Etwa ein Viertel aller Betroffenen verstirbt kurz nach einem Schlaganfall. Häufigste Ursache innerhalb des ersten Jahres ist die Aspirationspneumonie, also eine Lungenentzündung, die durch das Einatmen bzw. Einschlucken von Nahrung oder Getränken beim Schlucken verursacht wird.
Da am Schluckvorgang verschiedene Bereiche des Gehirns beteiligt sind, kann die Schluckstörung ganz unterschiedlich ausfallen - je nachdem, welcher Teil des Gehirns geschädigt wird. Wenn zum Beispiel das Kleinhirn betroffen ist, kann es zu motorischen Störungen kommen. Dann können die feinen Bewegungsabläufe, die zum Schlucken notwendig sind, nicht mehr umgesetzt werden. Eine andere Folge können kognitive Probleme sein, die dazu führen, dass der Schluckvorgang nicht mehr begonnen oder umgesetzt wird.
Schluckstörungen aufgrund kognitiver Probleme
Nicht alle Teile des Schluckvorgangs müssen bewusst gesteuert werden. Das Schlucken beginnt aber mit der Intention, etwas zu essen oder zu trinken. Zunächst muss also in der sogenannten präoralen Phase das erkannt werden, was gegessen oder getrunken werden soll. Die Wahrnehmung passiert über das Sehen und Riechen, manchmal auch das Hören und letztlich das Erkennen dessen, was in den Mund genommen werden soll. Danach, in der oralen Vorbereitungs- und Transportphase, muss das Öffnen und Schließen des Mundes, das Kauen und der erste Teil des Herunterschluckens gesteuert werden. Im Verlauf einer Demenzerkrankung gehen die kognitiven Fähigkeiten verloren, die dazu notwendig sind. Menschen mit Demenz haben oft bereits in der ersten Schluckphase Probleme. Motorische Probleme stehen hier nicht im Vordergrund, deshalb spricht man hier eher von einer „intentionalen Ess- und Trinkstörung“ - nicht von einer Dysphagie. Weil Menschen mit Demenz aber oft nicht nur eine Demenz, sondern auch andere altersbedingte Erkrankungen haben, ist eine Mischung aus kognitiven und motorischen Schwierigkeiten nicht selten.
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Schluckstörungen können grundsätzlich in jedem Lebensalter auftreten, auch bei kleinen Kindern. Besonders häufig sind sie jedoch im hohen Lebensalter: In Pflegeheimen hat vermutlich mindestens jede zweite Person neurologisch bedingte Probleme mit dem Schlucken. Das liegt unter anderem daran, dass Demenz, Morbus Parkinson und Schlaganfälle im Alter häufiger auftreten und oft Grund für eine Pflegebedürftigkeit sind. So hat etwa die Hälfte aller Schlaganfall-Betroffenen in der Akutphase mit einer Dysphagie zu kämpfen.
Aber auch unabhängig von neurologischen Erkrankungen entwickeln ältere und pflegebedürftige Personen oft Schluckstörungen. Häufige Gründe dafür sind Kraftverluste der Kau- und Schluckmuskulatur, vermehrt fehlende Zähne und eine schlechtere Wahrnehmung von Sinnesreizen im Mundraum.
Folgen von Schluckstörungen
Die Lungenentzündung ist eins der größten Risiken, die mit einer Schluckstörung verbunden sind. Für ältere Menschen verläuft eine solche Infektion nicht selten tödlich. Auch Mangelernährung und die Unterversorgung mit Flüssigkeit (Exsikkose) können eine gravierende Folge von Schluckstörungen sein.
Essen und Trinken hat aber auch eine wichtige soziale Funktion. Ein gemeinsames Essen verbindet uns und kann uns ein Gefühl von Zugehörigkeit geben. Deshalb ist es besonders wichtig, auch Menschen mit Schluckstörungen so gut wie möglich in dieses alltägliche Ritual einzubinden.
Ein häufiges Problem bei Dysphagie ist, dass durch die Schluckstörungen Flüssigkeit oder Nahrung in die Luftröhre und letztlich in die Lunge geraten können (Aspiration). So entwickeln sich häufiger Infekte bis hin zu potenziell lebensgefährlichen Lungenentzündungen. In der Medizin spricht man dann von einer Aspirationspneumonie. Das Risiko für eine Aspiration kann mit speziellen diagnostischen Schluck-Tests ermittelt werden. Manche Betroffene essen oder trinken infolge ihrer Schluckstörungen zu wenig. Sie haben demnach ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel und darum zusätzlich die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme. Daher achten Fachleute bei der Diagnostik von Schluckstörungen auch auf das Körpergewicht und Anzeichen wie trockene Haut oder Schleimhäute - für Angehörige ist es ebenfalls wichtig, ein Auge darauf zu haben.
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Erkennen von Schluckstörungen
Schluckstörungen kann man unter anderem an Folgendem erkennen:
- Häufiges Verschlucken, Räuspern, Husten
- Häufiges Ausspucken oder Hochwürgen
- Belegter, feuchter, gurgelnder Stimmklang
- Das Essen bleibt lange im Mund
- Nahrung oder Speichel läuft aus dem Mund
- Veränderte Trink-und Essgewohnheiten
- Kloßgefühl
- Wiederhochbringen von Nahrungsbestandteilen
- Verstärkter Speichelfluss
- Halsschmerzen
- Schmerzen/Brennen im Brust- und Herzbereich
- Fremdkörpergefühl (Globusgefühl) im Hals, „Kloß im Hals“
- Hustenattacken beim Hinlegen nach dem Essen
- Erbrechen
Diagnose von Schluckstörungen
Besonders bei älteren Menschen ist es wichtig, Schluckstörungen frühzeitig zu erkennen, da sie das Risiko für Komplikationen wie Mangelernährung oder Lungenentzündungen erhöhen können. Zu Beginn steht ein ausführliches Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt. Dabei geht es um Symptome wie häufiges Husten, das Gefühl von steckengebliebener Nahrung oder Veränderungen im Ess- und Trinkverhalten. Außerdem ist es für die Diagnose wichtig, die Krankengeschichte der Patient:innen zu kennen: Liegt zum Beispiel ein Schlaganfall, eine Parkinson- oder Demenzerkrankung vor? Im nächsten Schritt erfolgt eine klinische Untersuchung. Dabei überprüfen die Ärzt:innen den Mundraum, die Beweglichkeit von Zunge und Lippen sowie die Koordination des Schluckvorgangs. Auch ein einfacher Schlucktest gehört dazu: Unter Beobachtung der Mediziner:innen müssen die Betroffenen kleine Mengen, zum Beispiel Wasser, schlucken. Wenn die klinische Untersuchung nicht ausreicht, kommen spezielle diagnostische Verfahren zum Einsatz, etwa eine flexible endoskopische Evaluation des Schluckens (FEES): Dabei wird über die Nase ein flexibles Untersuchungsgerät mit einer Kamera eingeführt und der Schluckvorgang so direkt beobachtet. Alternativ kann eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel, die sogenannte Videofluoroskopie, durchgeführt werden. Da der Schluckvorgang sehr komplex ist und viele Organe daran beteiligt sind, ist es bei der Behandlung einer Dysphagie wichtig, interdisziplinär zu denken und zu handeln. In den medizinischen Einrichtungen von Asklepios arbeiten deshalb Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen - darunter Logopädie, Neurologie und Radiologie - eng zusammen, um die bestmögliche Diagnostik und Behandlung zu gewährleisten.
Eine Schluckstörung kann durch speziell ausgebildete Logopädinnen und Logopäden (Sprachtherapeuten) diagnostiziert werden, die durch den HNO-Arzt, Neurologen oder Hausarzt dazu einen Auftrag (mittels einer Heilmittelverordnung) bekommen. Die Diagnostik dient dazu, Ansätze für die Therapie sowie spezielle, individuelle Maßnahmen zu entwickeln, mit denen die Nahrungsaufnahme für den oder die Betroffene erleichtert und die Ernährung sichergestellt werden kann.
Therapie von Schluckstörungen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Schluckstörungen zu behandeln. Die Therapie richtet sich dabei nach den Ursachen der Dysphagie und dem Schweregrad der Beschwerden. Das Ziel der Behandlung ist immer, die Schluckfähigkeit zu verbessern, Komplikationen wie Mangelernährung oder Lungenentzündungen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern. Die Schlucktherapie ist bei einer Dysphagie das Mittel der Wahl: Speziell ausgebildete Logopäd:innen führen dabei mit den Betroffenen gezielte Übungen durch. Diese Übungen können beispielsweise das Training der Zungen- und Mundbodenmuskulatur oder spezielle Schluckmanöver umfassen. So wird die Schluckmuskulatur gestärkt und die Schluckkoordination verbessert. Und das führt idealerweise dazu, dass der ganze Schluckvorgang sicherer und effizienter und das Risiko für Aspirationen (Eindringen von Nahrung in die Atemwege) reduziert wird. Besser Apfelmus als ein ganzer Apfel: Wenn Schluckstörungen vorliegen, ist es sinnvoll, die Konsistenz der Nahrung anzupassen. Breiförmige Speisen oder angedickte Flüssigkeiten sind leichter zu schlucken und können so das Risiko des Verschluckens minimieren. In den Einrichtungen von Asklepios testen die Expert:innen zusammen mit den Betroffenen verschiedene Konsistenzstufen, von fein passierten bis hin zu weichen Speisen, um die optimale Form für ihre Patient:innen zu finden. Unsere Pflegefachkräfte spielen eine wichtige Rolle in der Betreuung von Patient:innen mit Schluckstörungen. Sie achten auf eine aufrechte Körperhaltung während des Essens, um den Schluckvorgang zu erleichtern und das Risiko von Aspirationen (Eindringen von Nahrung in die Atemwege) zu verringern. Zudem geben sie Hilfestellung bei der Nahrungsaufnahme und sorgen für eine angenehme und ruhige Atmosphäre während der Mahlzeiten. Nicht nur bei der Diagnostik, auch bei der Therapie von Dysphagie verfolgen wir bei Asklepios einen interdisziplinären Ansatz: Fachkräfte aus verschiedenen Disziplinen wie Logopädie, Neurologie und Ernährungsberatung arbeiten eng zusammen, um alle Aspekte der Schluckstörung zu berücksichtigen.
Bei motorischen Problemen konzentriert sich die Behandlung darauf, die Schluckfunktion zu verbessern, etwa durch Training der Kau- und Schluckmuskulatur, die Veränderung der Körperhaltung und den Einsatz von Hilfsmitteln. Logopädinnen und Logopäden können auch Angehörige und Pflegekräfte im Umgang mit einer Schluckstörung beraten. Wünschenswert für eine gute Versorgung ist, dass Angehörige, Pflegepersonal, Therapeuten und Ärzte im Austausch stehen und hilfreiche Maßnahmen für die Betroffenen abstimmen.
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Ist eine bestimmte Grunderkrankung ursächlich für die Dysphagie, ist es wichtig, diese so gut wie möglich zu behandeln und einzustellen. Daneben gibt es einige Therapie- und Pflegemaßnahmen, die bei Schluckstörungen hilfreich sind. Zu den wichtigsten Maßnahmen bei einer Dysphagie gehört die Schlucktherapie. Diese wird von Logopäden und Logopädinnen angeleitet. Es gibt dafür unterschiedliche Ansätze - je nach Form der Störung. Ziel ist es, durch Übungen verschiedene Muskelgruppen zu trainieren und die Kontrolle über den Schluckvorgang zu verbessern. Sinnvoll ist es zudem, das Essen und seine Konsistenz anzupassen, um Aspirationen zu verhindern. Vielen Betroffenen fällt zum Beispiel das Schlucken kleinerer Bissen leichter. Für viele sind breiförmige Speisen oder angedickte Flüssigkeiten besser schluckbar. Das ist bei jeder Person anders und hängt vom Muster der Schluckstörung ab. Dies sollte innerhalb der logopädischen Behandlung getestet und besprochen werden. Um die Gefahr einer Aspirationspneumonie zu senken, ist eine gute Mundhygiene wichtig. So gelangen möglichst wenig krankmachende Keime in die Lunge, falls Speichel in die hineinläuft. Es gibt zwar Medikamente und Neurostimulations-Verfahren, die als ergänzende Therapie bei einzelnen Formen von Schluckstörung infrage kommen können. Die Wirkung ist jedoch noch nicht hinreichend untersucht, sodass es bisher keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz gibt. Breiförmige oder angedickte, flüssige Speisen können sie meist besser zu sich nehmen und herunterschlucken.
Aus der Vielzahl der therapeutischen Ansätze wird nach einer sorgfältigen interdisziplinären Diagnostik ein individuelles Behandlungsprogramm erstellt. Hierbei gibt es drei wesentliche Schwerpunkte: Es werden Verfahren zur vollständigen oder partiellen Wiederherstellung des Schluckablaufes (restituierende Verfahren) verwendet. Außerdem werden Strategien und Kompensationsmöglichkeiten trainiert, um Störungen auszugleichen (kompensatorische Maßnahmen). Auch externe Hilfen im Sinne einer Anpassung von außen werden eingesetzt (adaptierende Verfahren) - hierzu zählen z. B. geeignete Ess- und Trinkhilfen oder Einschränkungen der Nahrungsmittel und Nahrungskonsistenzen. Die neuen Schluckmechanismen werden dann mit der entsprechenden Transferanleitung Schritt für Schritt in den Alltag übertragen. Die Bereiche Atmung und Haltung stellen ebenfalls einen wichtigen Bestandteil der Therapie dar.
Logopädie bei Schluckbeschwerden
Bei Schluckstörungen (Dysphagien) gehört die logopädische Therapie zu den Standardmaßnahmen. Logopädinnen und Logopäden unterstützen Betroffene mit gezielten Übungen zur Kräftigung der Schluckmuskulatur, trainieren sichere Schlucktechniken und beraten Pflegekräfte zur Anpassung von Konsistenz und Essenssituation. Eine frühzeitige logopädische Mitbehandlung kann das Risiko von Aspiration und Lungenentzündungen deutlich senken.
Die logopädische Therapie sollte nach einer plötzlichen Hirnschädigung (wie Schlaganfall), sobald es der Allgemeinzustand des Patienten erlaubt, begonnen werden. Häufig erfolgt sie zunächst intensiv im Rahmen einer stationären Rehabilitationsmaßnahme. Danach erfolgt sie in einer logopädischen Praxis oder zu Hause. Bei fortschreitenden neurologischen Erkrankungen stellen sich Symptome schleichend ein. Die Dauer ist stark abhängig von der Ursache und Ausprägung der Störung. Sie erfordert aber grundsätzlich Geduld. Bei abrupten Hirnschädigungen (z. B. nach Schlaganfall) kann man in den ersten Wochen nach dem Ereignis das Gehirn häufig sehr gut reaktivieren. In diesem Zeitraum kann es auch zu spontanen Rückbildungen kommen. Das erste Jahr nach dem Schlaganfall ist das wichtigste, um die Sprach- und Sprech- und Schluckregionen im Gehirn neu zu strukturieren. Bei Störungen im Rahmen einer fortschreitenden neurologischen Erkrankung ist meist eine Intervalltherapie mit Unterbrechungen sinnvoll. Hier wird immer wieder Übungs- und Schulungsbedarf bestehen. Damit eine Behandlung begonnen werden kann, ist die Ausstellung einer logopädischen Verordnung durch eine entsprechende medizinische Fachrichtung erforderlich.
Was essen bei Dysphagie?
Viele Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen orientieren sich bei der Essenszubereitung daran, wie ausgeprägt die Schluckstörung ist. Dementsprechend wird die Nahrungskonsistenz in verschiedene Stufen unterteilt - wenn das Essen wieder über den Mund aufgenommen werden kann:
- Fein passierte Kost (fließt vom Löffel): Cremesuppen, feines Kartoffelpüree, Pudding
- Passierte Kost (fällt vom Löffel): Brei aus Gemüse, Fleisch oder Beilagen
- Weiche Kost (mit der Zunge zerdrückbar): gekochtes Gemüse, Fruchtkompott, weiches Brot mit Belag
- Individualisierte Kost (mit Gabel zerdrückbar): eher weiche Speisen ohne harte Bestandteile
Bei Schluckstörungen (Dysphagien) sollten Mahlzeiten eine weiche, homogene und gut formbare Konsistenz haben, damit sie sicher geschluckt werden können. Geeignet sind beispielsweise püriertes Gemüse, weiche Kartoffelgerichte, Rührei, cremige Suppen, Pudding oder Joghurt. Auch angedickte Flüssigkeiten können das Risiko des Verschluckens deutlich senken.
Was nicht essen bei Schluckstörungen?
Wenig geeignet bei Dysphagie sind harte, krümelige und klebrige Speisen sowie alles mit Körnern, Fasern, Samen oder Schalen. Darunter fallen beispielsweise trockene Kuchen oder Vollkornbrot. Mahlzeiten mit gemischten Konsistenzen (zum Beispiel Suppen mit Einlage) sind für viele Betroffene schwierig zu essen. Das hängt jedoch davon ab, welche Schluckstörung genau besteht und wie stark sie ausgeprägt ist. Ungeeignet sind hingegen krümelige, faserige oder trockene Speisen wie Körnerbrot, Reis, rohe Salate, Nüsse oder zähes Fleisch, da sie leicht im Rachenraum hängen bleiben.
Künstliche Ernährung
Bei stark ausgeprägter Dysphagie kann eine Form der künstlichen Ernährung notwendig sein. Diese soll sicherstellen, dass der oder die Betroffene ausreichend mit Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt wird - entweder vorübergehend oder dauerhaft. Möglich ist zum Beispiel, dass dem Patienten oder der Patientin eine Sonde durch die Nase in den Magen geschoben (transnasal) oder mittels Operation direkt durch die Bauchdecke verlegt wird (sogenannte PEG, perkutane endoskopisch kontrollierte Gastrostomie).
Für Angehörige ist es oft eine Herausforderung, zu entscheiden, ob und wann eine künstliche Ernährung sinnvoll ist. Mit fortschreitender Demenz verlieren viele Betroffene nach und nach grundlegende Fähigkeiten, die für das Essen und Trinken notwendig sind: Kauen, Schlucken, der Umgang mit Besteck oder die Wahrnehmung von Hunger- und Durstsignalen. Für Pflegekräfte bedeutet dies, Veränderungen im Ess- und Trinkverhalten frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Entscheidend sind eine strukturierte Risikoeinschätzung (Screening), das Erkennen von Warnzeichen wie Gewichtsverlust oder geringer Trinkmenge sowie individuell angepasste Unterstützung im Alltag.
Tipps zum Umgang mit Schluckstörungen bei Demenz
- Die Ess-Situation sollte bewusst als solche gestaltet werden, damit sie von der demenzkranken Person richtig eingeordnet werden kann. Es ist hilfreich, wenn Pflegende selbst auch essen.
- Wenn möglich, sollten Menschen mit Demenz in die Zubereitung des Essens einbezogen werden.
- Es hilft, wenn die betroffene Person selbst den Löffel hält und zum Mund führt. Gegebenenfalls sollte sie dazu angeleitet werden.
- Das Essen sollte appetitlich angerichtet werden.
- Eine aufrechte Körperhaltung erleichtert das Schlucken.
- Menschen mit Schluckstörungen brauchen Zeit und Ruhe zum Essen.
- Die Nahrung sollte leicht zu kauen sein, zum Beispiel weiches Gemüse, wenn nötig löffelfeste Breikost. Besonders schwer zu essen sind Mischkonsistenzen, etwaklare Brühe mit Fleischeinlage. Diese Mischung muss vor dem Schlucken im Mund sortiert werden. Wem das schwer fällt, verschluckt sich daran leicht.
- Lieblingsspeisen und -getränke können den Appetit verbessern.
- Speisen können besonders deutlich gewürzt oder gesüßt werden, damit sie im Mund besser wahrgenommen werden. Menschen mit Demenz haben in der Regel eine Vorliebe für Süßes. Das kann man sich zunutze machen.
- Wenn man bemerkt, dass jemand Nahrung lange im Mund behält, kann man die Person ans Herunterschlucken erinnern.
- Nach dem Essen sollte man sicherstellen, dass keine Nahrungsreste im Mund bleiben. Diese könnten eingeatmet und dadurch verschluckt werden.
- Weil der Mund ein sehr intimer Bereich ist, sollte man bei der Mundpflege behutsam vorgehen. Auch hier kann es hilfreich sein, den Finger oder die Zahnbürste des Betroffenen zu führen.
- Achten Sie stets auf ausreichende Trinkmengen.
- Wählen Sie eine Kommunikationsform, die der Betroffene wahrnehmen und verarbeiten kann. Begeben Sie sich auf die Erlebnisebene des Erkrankten, indem Sie mit ihm auf einer elementaren Ebene kommunizieren, die es ihm ermöglicht, sich selbst wahrzunehmen.
- Bieten Sie folglich Menschen mit Demenz einige Speisen in Form von Fingerfood an. Fingerfood verbessert die Selbstständigkeit und die Selbstbestimmung. Finden Sie zuerst die bevorzugten Laufwege der betroffenen Menschen heraus und positionieren Sie auf diesen Wegen optisch gut sichtbar Essstationen.
- Getränke sollten den Tag über regelmäßig angeboten und an mehreren Stellen in der Wohnung positioniert werden. Das Trinkgefäß und das Getränkeangebot können für die Trinkbereitschaft eine Rolle spielen. Farbige Becher werden besser wahrgenommen und animieren zum Trinken. Schnabeltassen sind nur geeignet, wenn keine Schluckbeschwerden bestehen, da Getränke sonst unkontrolliert in Mund und Rachen fließen können. Sicherheitstrinkbecher helfen, Verschlucken zu vermeiden, indem sie kontrollierte Flüssigkeitsmengen abgeben.
Hilfreiche und weniger hilfreiche Verhaltensweisen bei der Nahrungsaufnahme
Ineffektives Verhalten:
- Bei der Nahrungsaufnahme nicht genügend Zeit lassen
- Autoritärer Kommunikationsstil („Mund auf!- Schlucken!“)
- Zwangsmaßnahmen (z. B. Schnabelbecher kippen, Kopf und Hände festhalten)
- Betroffene hat Brille, Hörgerät, Zahnprothese vergessen
- Essen im Bett (ausgenommen Bettlägerigkeit)
- Kaltes Essen
Fraglich effektives Verhalten:
- Verbale Aufforderung zum Weiteressen
- Aufforderung zur Mundöffnung durch antippen der Unterlippe mit dem Besteck
Effektives Verhalten:
- Aktivierung durch Vormachen der Ess- und Trinkmimik
- Überlisten, Täuschen
Prävention von Schluckstörungen im Alter
Besonders im Alter ist es wichtig, frühzeitig auf die Gesundheit des Schluckapparates zu achten, denn Schluckstörungen, auch Dysphagie genannt, können durch gezielte Präventionsmaßnahmen oftmals abgemildert oder sogar vermieden werden.
- Eine gute Mundhygiene unterstützt die Gesundheit des Schluckapparates: Putzen Sie Ihre Zähne mindestens zweimal täglich gründlich und verwenden Sie Zahnseide, um Plaque und Essensreste zu entfernen. Besuchen Sie mindestens zweimal im Jahr eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt, um Zahnprobleme wie Karies oder schlecht sitzende Prothesen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls behandeln zu lassen.
- Trinken Sie über den Tag verteilt mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee, um den Mundraum feucht zu halten und den Speichelfluss anzuregen. Ein gut funktionierender Speichelfluss unterstützt den Schluckvorgang, erleichtert die Nahrungsaufnahme und beugt Mundtrockenheit vor, die häufig zu Schluckproblemen führen kann.
- Setzen Sie auf eine ausgewogene Ernährung, die reich an weichen, leicht kaubaren Lebensmitteln ist. Vermeiden Sie harte, krümelige oder klebrige Speisen, die den Schluckvorgang erschweren können. Garen Sie Gemüse weich und schneiden Sie Fleisch in kleine, leicht kaubare Stücke. Breiförmige Speisen wie Kartoffelpüree oder Kompott können ebenfalls hilfreich sein.
- Gezielte Übungen zur Kräftigung der Schluckmuskulatur können helfen, Dysphagie vorzubeugen. Diese Übungen, die oft von einer Logopädin oder einem Logopäden angeleitet werden, verbessern die Kontrolle über den Schluckvorgang und stärken die beteiligten Muskeln. Beispielsweise können regelmäßige Zungenübungen oder das bewusste Schlucken von kleinen Mengen Wassers die Muskulatur trainieren.
- Achten Sie darauf, während der Mahlzeiten eine aufrechte Sitzposition einzunehmen und den Kopf leicht nach vorne zu neigen. Diese Haltung erleichtert den Schluckvorgang und reduziert das Risiko, dass Nahrung in die Atemwege gelangt. Vermeiden Sie es, im Liegen zu essen oder zu trinken, da dies das Risiko für Aspirationen erhöht.
- Essen Sie langsam und kauen Sie gründlich. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für Ihre Mahlzeiten und vermeiden Sie Ablenkungen wie Fernsehen oder Telefonate.
- Lassen Sie Ihre Schluckfunktion regelmäßig überprüfen, insbesondere, wenn Sie unter chronischen Erkrankungen wie Parkinson leiden oder einen Schlaganfall überstanden haben.
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