Als Wirbelsäulenchirurg bzw. Neurochirurg ist das Verständnis der komplexen Interaktion zwischen der Wirbelsäule und dem Nervensystem ein wesentlicher Bestandteil der täglichen Arbeit. Ein Taubheitsgefühl in den Zehen kann viele Ursachen haben, von harmlosen Durchblutungsstörungen bis hin zu ernsteren Nervenproblemen oder Erkrankungen der Wirbelsäule. Es ist wichtig, die verschiedenen Ursachen zu kennen und zu wissen, wann ein Arzt aufgesucht werden sollte.
Die Verbindung zwischen Wirbelsäule und Zehen
Die Wirbelsäule ist eine tragende Struktur, die den aufrechten Gang ermöglicht und gleichzeitig Stabilität und Flexibilität bietet. Sie beherbergt das Rückenmark und die spinalen Nervenwurzeln. Probleme in der Wirbelsäule, wie Bandscheibenvorfälle oder Spinalkanalstenosen, können direkte Auswirkungen auf die Nervenfunktion haben und zu Symptomen wie Rückenschmerzen und Taubheit führen. Die Nerven, die die Zehen anregen, sitzen als Spinalnerven in der Lenden- und Sakralregion der Wirbelsäule (Lendenwirbelsäule und Kreuzbein). Daher können Rückenschmerzen und Wirbelsäulenprobleme in engem Zusammenhang mit neurologischen Symptomen wie tauben Zehen stehen.
Häufige Ursachen für Taubheitsgefühle in den Zehen
Durchblutungsstörungen
Eine der häufigsten Ursachen für Taubheit in den Zehen ist eine gestörte Durchblutung. Diese kann durch verschiedene Faktoren wie Kälte, zu enge Schuhe oder langes Sitzen in derselben Position verursacht werden. Auch die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), bei der der Blutfluss in den Beingefäßen behindert ist, kann zu Taubheitsgefühlen führen. Das Raynaud-Syndrom, bei dem Kälte oder Stress Gefäßkrämpfe auslösen, kann ebenfalls anfallsartige Durchblutungsstörungen verursachen.
Nervenstörungen
Nervenstörungen sind eine weitere häufige Ursache für taube Zehen. Neuropathien, die durch Diabetes oder Alkoholmissbrauch verursacht werden, können die Nerven in den Zehen schädigen und deren Funktion beeinträchtigen. Ein Vitamin-B12-Mangel kann ebenfalls zu tauben Zehen führen, da dieses Vitamin essenziell für die Gesundheit der Nerven ist. Auch Polyneuropathien, Erkrankungen des peripheren Nervensystems, können sich durch Taubheitsgefühle in den Zehen äußern.
Mechanische Ursachen
Äußere Faktoren wie das Tragen von zu engen Schuhen oder ein längeres Einklemmen der Zehen können ebenfalls zu einem Taubheitsgefühl führen. Auch das Tarsaltunnelsyndrom, eine Nerveneinklemmung im Bereich des Innenknöchels, kann für Taubheitsgefühle in der Fußsohle und den Zehen verantwortlich sein. Bandscheibenvorfälle oder andere Probleme im unteren Rücken können Druck auf die Nerven ausüben, die die Beine und Füße versorgen.
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Systemische Erkrankungen
Neben ernsthaften Beschwerden an der Wirbelsäule kommen bei dem Symptom von tauben Fußzehen auch andere Erkrankungen in Frage, die hier nur kurz angerissen werden. Diabetes mellitus bzw. Polyneuropathie. Auch Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion, Nierenversagen, bestimmte Leber- und Krebserkrankungen, HIV/AIDS und verschiedene entzündliche Erkrankungen können mit Taubheitsgefühlen in den Zehen einhergehen.
Psychische Ursachen
Angst-/Panikattacken und Angststörungen (Phobien) können begleitend zu Panikattacken oder Angstzuständen auftreten. In Stress-Situationen oder während einer Panikattacke kann es zu hektischem Ein- und Ausatmen kommen. In der Folge atmet man mehr Kohlendioxid aus, wodurch die Menge an Kohlendioxid im Blut abnimmt. Das führt dazu, dass die Nerven und Muskeln kurzfristig zu stark erregt werden. Damit einhergehen können Gefühlsstörungen und Verkrampfungen - etwa an Händen und Lippen. Die Konzentration auf die Atmung zu lenken und bewusst langsam ein- und auszuatmen sollte helfen, die Symptome zu lindern. Falls das nicht genügt, rufen Sie einen Arzt oder eine Ärztin. Darunter verstehen Medizinerinnen und Mediziner körperliche Beschwerden, die keine körperliche Ursache haben. Müdigkeit, Muskelverspannungen, Zungenbrennen oder auch Kribbeln sind mögliche Symptome einer somatoformen Störung.
Medikamente und Umweltgifte
Vergiftungen, zum Beispiel mit Schwermetallen, haben mitunter chronische Schäden an den Nerven zur Folge, die zu Missempfindungen führen. Kribbeln und Taubheitsgefühle treten bisweilen auch als unerwünschte, aber meist vorübergehende Nebenwirkung einiger Medikamente auf.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Gelegentliches Taubheitsgefühl in den Zehen, das nach einer Änderung der Position oder durch Lockern der Schuhe verschwindet, ist in der Regel harmlos. Sollten die Symptome jedoch anhalten oder von anderen Beschwerden wie Schmerzen, Schwäche oder Kribbeln begleitet sein, ist es ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Plötzliche Taubheitsgefühle und Lähmungen auf einer Körperseite können auf einen Schlaganfall hinweisen, in diesem Fall sollte umgehend der Notruf unter 112 gewählt werden.
Diagnose von Taubheitsgefühlen in den Zehen
Um die genaue Ursache für Taubheitsgefühle in den Zehen zu ermitteln, wird der Arzt zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei werden unter anderem die Sensibilität, die Reflexe und die Muskelkraft getestet. Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen erforderlich sein:
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- Neurologische Untersuchung: Ein Neurologe kann Nervenmessungen durchführen, um die Funktion der peripheren Nerven zu überprüfen.
- Elektrophysiologische Tests: Hierbei werden überwiegend die Nervenleitgeschwindigkeit und die Reizantwortstärke der betroffenen Nerven vermessen. Begleitet wird dies durch ein EMG (Elektromyographie- elektrische Untersuchung der betroffenen Muskeln mit einer Nadel).
- Blutuntersuchungen: Mit Blut-Tests lassen sich weitere Hinweise auf die möglichen Ursachen finden. Gemessen werden zum Beispiel:der Blutzuckerspiegeldie Menge bestimmter Vitamine und MineralstoffeEntzündungswerte
- Bildgebende Verfahren: Eine Kernspintomographie (MRT) der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule ist erforderlich, wenn gleichzeitig dort eine zusätzliche Erkrankung z.B. ein enger Spinalkanal vermutet wird. Die MRT-Untersuchung ist vor allem wichtig, um eine Größenbestimmung der Nervenschwellung vorzunehmen.
- Nervenwasseruntersuchung (Liquor): Bei Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung sollte das Nervenwasser (Liquor) untersucht werden.
- Genetische Untersuchungen: Die wichtigsten genetischen Ursachen lassen sich durch genetische Untersuchungen aus dem Blut heraus abklären. Diese Untersuchungen sind jedoch teuer. Sie werden von daher nicht routinemäßig durchgeführt.
- Nervenbiopsie: Eine Untersuchung eines operativ entfernten Teils eines betroffenen Nervens (Biopsie) ist heutzutage nur in Ausnahmen notwendig.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung von Taubheitsgefühlen in den Zehen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Einige allgemeine Maßnahmen können jedoch helfen, die Beschwerden zu lindern:
- Gut sitzendes Schuhwerk: Egal ob beim Spaziergang, Radfahren oder Joggen, mit dem richtigen Schuhwerk können Sie tauben Zehen optimal vorbeugen. Die Schuhe sollten Halt geben, dennoch die Füße genug Spielraum haben, um sich frei bewegen zu können. Wer sich nicht sicher ist, sollte sich in einem Schuhladen von qualifiziertem Personal beraten lassen. Zusätzlich können Einlegesohlen verwendet werden, die den Fuß im Schuh stützen und fehlerhafte Belastungen besser ausgleichen. Auch hier empfehlen wir Ihnen, sich beraten zu lassen.
- Fußpflege: Regelmäßige Pflege der Füße und Zehen ist wichtig. Zu lange Nägel können zum Beispiel zu einer Veränderung der Belastung auf den Fuß führen, wodurch es zu Nervenstörungen kommen kann. Hier sollten Diabetespatienten besonders aufmerksam sein. Ein kleiner Schnitt in das Nagelbett kann schnell zu einer Entzündung werden.
- Massagen: Regelmäßige Massagen an Fuß und Zehen sind empfehlenswert. Mögliche kleinere Verspannungen können so gelöst werden. In Kombination mit einem wohltuenden Fußbad sind Ihre Füße gut versorgt.
- Mehr Bewegung: Bewegung ist gesund, auch für Ihre Füße. Kurze Wege zu Fuß erledigen oder Rad fahren, sorgen für eine gesunde Durchblutung und unterstützt den Körper dabei fit zu bleiben.
- Physiotherapie: Lähmungen und Muskelschwund, Gleichgewichtsstörungen und Gangstörungen können mit einer spezifischen Physiotherapie behandelt werden. Diese kann gegebenenfalls um elektrische oder magneto-elektrische Stimulationverfahren ergänzt werden.
Spezifische Behandlungen für die verschiedenen Ursachen können sein:
- Diabetes: Optimale Blutzuckereinstellung mit Medikamenten und einer ausgewogenen Ernährung.
- Polyneuropathie: Behandlung der Grunderkrankung, Schmerztherapie mit Medikamenten oder Neural-Akupunktur, Physiotherapie.
- Bandscheibenvorfall/Spinalkanalstenose: Konservative Behandlung mit Schmerzmitteln, Physiotherapie und Injektionen. In schweren Fällen operative Behandlung.
- Tarsaltunnelsyndrom: Schuheinlagen, Orthesen, entzündungshemmende Medikamente, Kortisoninjektionen, operative Dekompression des Nervs.
- Durchblutungsstörungen: Durchblutungsfördernde Medikamente, Bewegungstherapie, operative Maßnahmen zur Verbesserung der Durchblutung.
- Morton Neurom: Vordergrund steht, den Druck auf die Nerven zu verringern, um die Rückbildung des Morton Neuroms zu fördern. steht die Behandlung des Spreizfußes im Vordergrund. der Druck auf die plantaren Fußnerven. (Quergewölbe) zu unterstützen und dadurch die Nerven zu entlasten.
Polyneuropathie im Detail
Da die Polyneuropathie eine häufige Ursache für Taubheitsgefühle in den Zehen ist, soll sie hier noch etwas genauer betrachtet werden.
Was ist eine Polyneuropathie?
Der Begriff „Polyneuropathie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Erkrankung mehrerer Nerven“. Bei den meisten Menschen beginnt die Polyneuropathie mit Reizerscheinungen im Sinne von Kribbelgefühlen, brennenden Missempfindungen bis hin zu heftigen Schmerzen und Taubheitsgefühlen an den Füßen. Häufig beschrieben wird ein Schwellungsgefühl, unangenehmer Druck, Gefühl wie auf Watte zu gehen, ein Elektrisieren oder Stechen. Meistens sind zunächst nur die Zehen und der Fußballen bds. betroffen. Im Verlauf von mehreren Monaten bis Jahren kommt es zur Ausweitung der Symptome auf die Füße und Unterschenkel mit Socken-förmiger oder Kniestrumpf-förmiger Begrenzung. Die Oberschenkel können im Verlauf einer weiteren Verschlechterung oder bei einigen Patienten auch primär betroffen sein. Auch das Temperaturempfinden leidet, so dass beispielsweise die Badewassertemperatur in der Badewanne an den Füßen nicht mehr richtig eingeschätzt werden kann. Zumeist erst im Verlauf der Erkrankung können zusätzlich die Fingerspitzen und Hände mit Handschuh-förmiger Begrenzung der Taubheitsgefühle betroffen sein. Parallel dazu kann es zunehmend zu Lähmungen, beispielsweise der Fußheber oder Zehenheber oder Fußsenker kommen, so dass Muskelschwund und Gangstörungen entstehen. Alle Symptome entstehen zumeist symmetrisch und nur seltener asymmetrisch mit Betonung auf einer Seite. Krämpfe, insbesondere nachts oder bei Belastungen, sind nicht selten. Viele Patienten klagen über kalte Füße. Auch das Lageempfinden wird zunehmend gestört, so dass die akkurate Aufrechterhaltung des Standes leidet. Dies führt zu Schwanken, Schwindel und Gangstörungen. Das Schmerzempfinden wird allmählich herabgesetzt, so dass Verletzungen am Fuß nicht oder nur zu spät wahrgenommen werden. Dies kann, z.B. beim Diabetes mellitus, zur Entstehung von Druckgeschwüren führen. Letztlich können auch die inneren Organe im Sinne einer autonomen Polyneuropathie betroffen sein. Dies führt beispielsweise zur Blasenlähmung, Darmträgheit oder zur mangelnden Regulation des Herzschlages bei Anstrengung.
Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung der peripheren Nerven, d.h. also nicht des Gehirns oder des Rückenmarks. Sie entsteht indem entweder der innere Strang des Nervs oder seine Umhüllung erkranken. Nerven arbeiten wie elektrische Leitungen. Vergleicht man den Nerv mit einem Kupferkabel, so können Störungen entweder durch eine Unterbrechung der Kupferleitung in der Mitte oder der umhüllenden Isolierung entstehen. Je länger ein Nerv ist umso eher erkrankt er an Polyneuropathie, weshalb die Erkrankung häufig an den Zehen und Füßen beginnt.
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Wer ist betroffen?
Die Polyneuropathie ist eine häufige neurologische Erkrankung, die sowohl Männer als auch Frauen in gleichem Maße betrifft und im Alter an Häufigkeit zunimmt. Etwa jeder 3. Diabetiker ist davon betroffen.
Ursachen der Polyneuropathie
Es gibt über 300 bekannte Ursachen von Polyneuropathie. Ca. 35 % der Polyneuropathien sind in Deutschland auf den Diabetes mellitus (Zuckererkrankung) zurückzuführen und etwa 20 % auf Alkoholkonsum. Die Ursache von etwa 1/4 aller Polyneuropathien bleibt auch nach ausführlicher Abklärung ungeklärt.
Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die häufigsten Ursachen von Polyneuropathie:
| Polyneuropathie im Rahmen anderer Erkrankungen: | Polyneuropathie bei entzündlichen Erkrankungen | Polyneuropathie bei Vitaminmangel | Polyneuropathie bei Schwermetallvergiftung | Polyneuropathie als Nebenwirkung von Medikamenten |
|---|---|---|---|---|
| Diabetes mellitus | Borreliose (Zeckenbisserkrankung) | Vitaminmangel von B1, B2, B6, B12, E | Blei, Arsen, Thallium, Quecksilber, Gold | gewisse Chemotherapeutika |
| Schilddrüsenüberfunktion | Gefäßentzündungen (Vasculitis) | Interferone | ||
| Schilddrüsenunterfunktion | HIV/AIDS | Virustherapeutika bei HIV | ||
| Schilddrüsenentzündungen | als Autoimmunerkrankung nach stattgehabter Entzündung | viele weitere Einzelsubstanzen | ||
| Nierenversagen | ||||
| Gewisse Lebererkrankungen | ||||
| Gewisse Krebserkrankungen | ||||
| Bluteiweißerkrankungen | ||||
| nach lebensbedrohlicher Erkrankungen mit Intensivbehandlung | ||||
| HIV/AIDS | ||||
| Porphyrie | ||||
| Amyloidose |
Es sind mehrere genetisch bedingte Polyneuropathien bekannt. Nicht immer sind betroffene Familienmitglieder zu beobachten.
Diagnose der Polyneuropathie
Diagnostik und Therapie der Polyneuropathie fallen in das Fachgebiet des Neurologen. Am Anfang stehen eine genaue Erhebung der Vorgeschichte (Anamnese) und eine fachärztliche, klinisch-neurologische Untersuchung. Auch eine psychiatrische Untersuchung ist zur Abgrenzung notwendig.
Danach erfolgt die Untersuchung der peripheren Nerven mit elektrophysiologischen Methoden. Hierbei werden überwiegend die Nervenleitgeschwindigkeit und die Reizantwortstärke der betroffenen Nerven vermessen. Begleitet wird dies durch ein EMG (Elektromyographie- elektrische Untersuchung der betroffenen Muskeln mit einer Nadel).
Danach erfolgt eine laborchemische Abklärung der wichtigsten Ursachen aus dem Blut. Klärt man die wichtigsten 35-40 Ursachen ab, so beinhaltet dies ca. 80 % aller betroffenen Patienten.
Bei Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung sollte das Nervenwasser (Liquor) untersucht werden. Eine Kernspintomographie der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule ist erforderlich, wenn gleichzeitig dort eine zusätzliche Erkrankung z.B. ein enger Spinalkanal vermutet wird.
Die wichtigsten genetischen Ursachen lassen sich durch genetische Untersuchungen aus dem Blut heraus abklären. Diese Untersuchungen sind jedoch teuer. Sie werden von daher nicht routinemäßig durchgeführt.
Eine Untersuchung eines operativ entfernten Teils eines betroffenen Nervens (Biopsie) ist heutzutage nur in Ausnahmen notwendig.
Behandlung der Polyneuropathie
Die häufig auch von Ärzten verbreitete Aussage: "Bei Polyneuropathie kann man nichts machen", ist falsch. Es gibt viele therapeutische Ansätze. Verbesserungen sind fast regelmäßig möglich. Auch eine Ausheilung ist nicht selten erzielbar.
Das primäre Ziel der Behandlung ist die Ausschaltung der Ursache der Polyneuropathie. Die bedeutet z.B. einen Diabetes mellitus optimal mit Medikamenten einzustellen. Medikamente, die eine Polyneuropathie verursachen, müssen abgesetzt oder ausgetauscht werden, insofern sie nicht aus anderem Grund unabdingbar notwendig sind. Eine toxische Exposition, beispielsweise durch Schwermetalle oder Umweltgifte, muss beendet werden. Ist Alkohol die Ursache der Polyneuropathie, so muss vollständige, lebenslange Abstinenz eingehalten werden. Auch kleinere Mengen Alkohol können eine Verschlechterung herbeiführen oder eine Ausheilung verhindern, da das Nervensystem bereits vorgeschädigt ist. Alkoholabstinenz ist immer eine Voraussetzung für eine Verbesserung oder Ausheilung der Symptomatik.
Für die Behandlung der Schmerzen oder unangenehmen Missempfindungen stehen mehrere Medikamente zur Verfügung.
Liegt eine entzündliche Ursache der Polyneuropathie vor, so können Cortison-Infusionen, Plasmapherese (umgangssprachlich - Blutwäsche) oder die Gabe von Immunglobulinen zu einer Linderung oder gar Ausheilung führen. Die Notwendigkeit der Anwendung dieser Medikamente oder Verfahren zu beurteilen ist Sache des neurologischen Experten.
Missempfindungen und Schmerzen können überdies mit einer Neural-Akupunktur behandelt werden.
Lähmungen und Muskelschwund, Gleichgewichtsstörungen und Gangstörungen können mit einer spezifischen Physiotherapie behandelt werden. Diese kann gegebenenfalls um elektrische oder magneto-elektrische Stimulationverfahren ergänzt werden.
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