Muskelkrämpfe und Beinschmerzen sind weit verbreitet und betreffen Menschen jeden Alters. Etwa 90 % der jungen Erwachsenen kennen den typischen Wadenkrampf, der sich wie eine Kralle um die Wadenmuskulatur und das Fußgewölbe legt. Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit dieser Beschwerden. Laut den S1-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zu „Crampi/Muskelkrampf“ und „Myalgien“ leiden 35 bis 50 % der über 65-Jährigen mindestens einmal pro Woche regelmäßig an diesen Schmerzen.
Ursachen von Beinschmerzen
Schmerzen in den Beinen können vielfältige Ursachen haben. Häufige Ursachen sind Knieschmerzen oder Hüftschmerzen, die ins Bein ausstrahlen. Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes) und Nervenerkrankungen (z. B. Polyneuropathie) können ebenfalls Beinschmerzen beim Gehen oder in Ruhe verursachen. In einigen Fällen kann eine Erkrankung der Wirbelsäule, wie z. B. ein Bandscheibenvorfall, eine Spinalkanalstenose oder ein ISG-Syndrom, für ausstrahlende Schmerzen ins Bein verantwortlich sein. Selten werden die Beschwerden durch Tumorerkrankungen verursacht.
Harmlose Ursachen wie Muskelkater oder Verspannungen nach schwerer Arbeit können ebenfalls Beinschmerzen verursachen. Beinschmerzen, die sich wie Muskelkater anfühlen, sind oft auf Überlastung zurückzuführen. Diese Beschwerden treten häufig bei untrainierten Menschen nach einer langen Wanderung oder langem Stehen oder Gehen auf. Auch Fehlbelastungen oder falsches Schuhwerk können eine Rolle spielen.
Wenn ein Nerv oder eine Nervenwurzel, z. B. durch einen Bandscheibenvorfall, eingeklemmt wird, kann der Schmerz bis in die Versorgungsgebiete des betroffenen Nervs ausstrahlen. Dies betrifft häufig das Gesäß, den Oberschenkel und die Beine. In vielen Fällen von Beinschmerzen ist der Ischiasnerv oder seine Nervenwurzeln in der Wirbelsäule betroffen. Auch Schmerzen im Iliosakralgelenk, dem Gelenk, das die Wirbelsäule mit dem Becken verbindet, ziehen häufig in die Beine. Je nach Ausprägung und Art der Wirbelsäulenproblematik können beide Beine oder nur ein Bein betroffen sein, und die Beschwerden können von einem Kribbeln bis hin zu starken Schmerzen, Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen reichen.
Weitere Ursachen von Beinschmerzen können im Knochen liegen. Viele ältere Menschen leiden unter Osteoporose, die im fortgeschrittenen Stadium Knochenschmerzen verursachen kann. Aber auch Knochenbrüche (Frakturen) können Beinschmerzen verursachen. Neben traumatisch bedingten Frakturen gibt es auch sogenannte Ermüdungsbrüche, die häufig das Schienbein (Tibia) oder das Wadenbein (Fibula) betreffen.
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Auch Gefäßerkrankungen oder Herzerkrankungen können Beinschmerzen verursachen. Dazu gehören beispielsweise Thrombose, Herzschwäche oder Gefäßverengungen (pAVK). Auch Nervenerkrankungen (z. B. Polyneuropathien) können Beinschmerzen verursachen.
Ursachen von Muskelkrämpfen
Ein Muskelkrampf ist eine plötzliche, schmerzhafte und unkontrollierbare Kontraktion eines Muskels oder einer Muskelgruppe. Krämpfe und Verspannungen treten häufig im Schulter- und Nackenbereich oder im Rücken auf. Sie können aber auch in den Armen, Händen und Fingern oder in den Beinen, Füßen und sogar im Gesäß auftreten.
Die genauen Ursachen von Muskelkrämpfen sind noch nicht vollständig geklärt. Mögliche Ursachen sind:
- Falsche Körperhaltung
- Überlastung der Muskulatur
- Stress
- Verletzungen
- Vorerkrankungen der Gefäße (z. B. Thrombosen der tiefen Beinvenen, chronische Durchblutungsstörungen, Krampfadern)
- Erkrankungen des Bewegungsapparats und des Skeletts
- Bewegungsmangel
- Unausgewogene Ernährung
- Ungleichgewicht der Elektrolyte
- Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. Cholesterinsenker, hormonelle Verhütungsmittel, Blutdrucksenker, bronchienerweiternde Arzneimittel, Chemotherapeutika)
- Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, Schilddrüsenunterfunktion [Hypothyreose])
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Alkohol- und Tabakkonsum
Muskelkrämpfe sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Laut einer Umfrage leiden 75 % der Deutschen darunter. Bereits mehr als 90 % der jungen Erwachsenen haben vereinzelt Muskelkrämpfe erlebt. Mit dem Alter nimmt die Häufigkeit zu. So leiden 33 bis 50 % der über 65-Jährigen mindestens einmal pro Woche an Muskelkrämpfen.
Wadenkrämpfe
Wadenkrämpfe sind in der Regel harmlos, treten aber meist plötzlich auf und können sehr heftige Schmerzen verursachen. Nach besonders schmerzhaften Krämpfen kann ein Muskelkater zurückbleiben. Gerade die nächtlichen Wadenkrämpfe sind besonders lästig und können die Nachtruhe erheblich stören.
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Wadenkrämpfe sind in der Regel harmlos. Sie können jedoch unter Umständen gefährlich werden, z. B. wenn sie im Zusammenhang mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) auftreten.
Diagnose von Beinschmerzen
Nach einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung des Patienten hat der Arzt häufig schon einen Verdacht, welche Ursache den Schmerzen in den Beinen zugrunde liegen könnte. Gezielte Fragen können dabei helfen, die Ursache der Schmerzen einzugrenzen.
Um die Diagnose abzusichern, wird zunächst ein Röntgenbild angefertigt. Anhand dieses Röntgenbildes kann der Arzt Abnutzungserscheinungen, Fehlstellungen, Entzündungen oder Tumoren erkennen oder ausschließen. Um Knorpel- oder Bandscheibenschäden zu erkennen, kann eine MRT erforderlich sein.
Behandlung von Beinschmerzen
Von der Wirbelsäule ausgehende Schmerzen im Bein werden zunächst mit konservativen Therapiemethoden behandelt. Hierzu gehören Chirotherapie, Physiotherapie, physikalische Therapie mit Wärmetherapie, Kältebehandlungen und Stromtherapie, Entspannungstherapie und Massagen. Zusätzlich lindern entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente die Beschwerden.
Was hilft bei Krämpfen?
Um einen akuten Krampf zu unterbrechen, hilft oft zunächst die Entlastung des betroffenen Fußes oder Beins. Bei einem akuten Krampf, etwa in der Wade oder im Oberschenkel, kann durch Dehnen des betroffenen Muskels oder durch aktives Anspannen des entgegengesetzten Muskels der Krampf unterbrochen werden.
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Ursächlich für Krämpfe kann ein Ungleichgewicht des Elektrolythaushalts sein. Besteht beispielsweise aufgrund eines starken Magnesiummangels ein Ungleichgewicht, kann dies zu unangenehmen Krämpfen in den Füßen und Zehen führen.
Übersicht: therapeutische Maßnahmen
Nichtmedikamentöse Therapien
- Konservative Therapie (Kombination aus Ausdauersport, Kräftigungsübungen und Dehnübungen)
- Physiotherapie und Massagen
- Lokale Wärme (Wärmflasche, Wärmepflaster, Wannenbäder)
- Ausgewogene Ernährung
- Ausgewogener Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt
Medikamentöse Therapien (nur nach vorheriger Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt)
- Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (Ibuprofen, Diclofenac)
- Opioide (Morphin)
- Muskelrelaxanzien (Methocarbamol, Pridinol)
Was hilft gegen Krämpfe in Beinen, Füßen und im Gesäß?
Muskelkrämpfe sind in der Regel keine ernsthafte Erkrankung. Wer unter Muskelkrämpfen leidet, kann aktiv etwas dagegen tun. Folgende Maßnahmen können dabei helfen, Muskelkrämpfen vorzubeugen:
- Regelmäßiges Dehnen der Muskeln - schon einfache Dehnübungen können helfen, Krämpfen vorzubeugen.
- Ausreichende Bewegung. Empfohlen werden 150 Minuten pro Woche moderate/leicht anstrengende körperliche Aktivität oder 75 Minuten intensiveres Training pro Woche.
- Massagen und Entspannungsübungen zur Vorbeugung und Linderung
- Wärme, z. B. in Form von warmen Bädern oder Umschlägen, kann Schmerzen lindern und Wohlbefinden und Stressabbau fördern.
- Ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung:
- Vollkornprodukte (z. B. Haferflocken, Vollkornbrot)
- frisches Obst und Gemüse (z. B. Bananen enthalten viel Kalium und Vitamin C)
- ungesättigte Fettsäuren (z. B. Olivenöl, Fisch, Nüsse)
- Ausgewogenes Elektrolytgleichgewicht (v. a. Magnesium, Kalium und Calcium)
- Genug trinken - mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag; nach Anstrengungen und an warmen Tagen mehr!
- Verzicht auf Alkohol- und Tabakkonsum
Was tun bei Dehydratation?
Bei einer Dehydratation (Dehydration, Dehydrierung) trocknet der Körper aus. Dies geschieht beispielsweise bei einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr oder einem übermäßigen Flüssigkeitsverlust, z. B. durch starkes Schwitzen oder bei Durchfällen. Verliert der Körper Flüssigkeit, nimmt die Fließeigenschaft des Blutes ab. In der Folge verschlechtert sich die Durchblutung - auch der Muskeln - und damit die Versorgung mit Mineralstoffen, die für die Muskelfunktion essenziell sind. Außerdem verliert der Körper u. a. Kalium, Calcium und Magnesium, sodass ein Ungleichgewicht der Elektrolyte entsteht, was zu Muskelkrämpfen führen kann.
Richtiges Schuhwerk und passende Strümpfe
Drücken tagsüber die Schuhe auf die Gefäße oder schnüren die Strümpfe die Beine ein, wird die Durchblutung gestört, sodass es nachts zu Krämpfen kommen kann. Auch kann falsches Schuhwerk oft zu Fehlbelastungen und somit zu Krämpfen führen. Fußfehlstellungen wie Senk- oder Spreizfuß erhöhen ebenfalls das Risiko für Muskelkrämpfe, da die Fehlstellung die Gefäße und die Durchblutung beeinträchtigt.
Dehnen, Massieren und Wärme
Um einen akuten Krampf zu unterbrechen, hilft zunächst die Entlastung des betroffenen Fußes oder Beins. Bei einem akuten Krampf, etwa in der Wade oder im Oberschenkel, kann durch Dehnen des betroffenen Muskels oder durch aktives Anspannen des entgegengesetzten Muskels der Krampf unterbrochen werden.
Wärme, z. B. eine Wärmflasche oder ein heißes Bad, können die Muskulatur zusätzlich entspannen. Darüber hinaus können Dehnübungen zur Vorbeugung gegen nächtliche Krämpfe helfen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Häufige Muskelkrämpfe können sehr belastend sein. Wenn es immer wieder zu Muskelkrämpfen kommt und/oder diese besonders schmerzhaft sind und sich auch nicht mit Hausmitteln und Bewegung bessern lassen, dann sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. In der Praxis können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden, um die möglichen Ursachen der Muskelkrämpfe herauszufinden und eine wirksame Behandlung zu empfehlen, die langfristig geeignet ist, Krämpfe und Schmerzen zu lindern.
Erste Anlaufstelle kann die hausärztliche Praxis sein. In manchen Fällen können Orthopädinnen bzw. Orthopäden oder Neurologinnen bzw. Neurologen zur weiteren Abklärung hinzugezogen werden.
Beinschmerzen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Beinschmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen in den Arterien können auch auf eine Herzerkrankung und ein erhöhtes Infarktrisiko hindeuten. Typisch für Beinschmerzen, die durch Durchblutungsstörungen hervorgerufen werden, ist, dass sie beim Gehen in den Waden auftreten und beim Stehenbleiben wieder nachlassen. Die schmerzfreie Gehstrecke verringert sich im Verlauf deutlich, in höheren Erkrankungsstadien unter 200 Meter. Außerdem kann es im Liegen zu Schmerzen in der Zehengegend kommen, die sich beim Aufstehen wieder abschwächen.
Ursache dafür ist meist eine Arteriosklerose, die umgangssprachlich auch Gefäßverkalkung genannt wird. Bei dieser Erkrankung bilden sich Ablagerungen in den Blutgefäßen, die dann zu den chronischen Durchblutungsstörungen führen können. Wenn sie die Beine betrifft, nennt man das die „periphere arterielle Verschlusskrankheit“ (pAVK).
Da eine Arteriosklerose in den Beinen häufig mit der koronaren Herzkrankheit einhergeht, sollte man Beinschmerzen nicht auf die leichte Schulter nehmen und immer auch das Herz untersuchen lassen.
Zusammenfassung
Beinschmerzen und Muskelkrämpfe sind weit verbreitete Beschwerden, die viele Ursachen haben können. In den meisten Fällen sind sie harmlos und können mit einfachen Maßnahmen gelindert werden. Treten jedoch häufige oder starke Schmerzen auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und dem Verzicht auf Risikofaktoren wie Rauchen und Übergewicht kann helfen, Beinschmerzen und Muskelkrämpfen vorzubeugen.