Intrathekale Medikamentenapplikation: Schmerzlinderung direkt am Rückenmark

Die Schmerztherapie stellt in der Medizin noch immer ein vernachlässigtes Gebiet dar. Es mangelt an spezialisierten Schmerztherapeuten, was dazu führt, dass nur ein geringer Teil der chronischen Schmerzpatienten in Deutschland adäquat behandelt wird. Innovative Verfahren wie die intrathekale Medikamentenapplikation, umgangssprachlich als „Schmerzpumpe“ bekannt, und die Rückenmarksstimulation (SCS) bieten jedoch neue Hoffnung für Patienten mit chronischen Schmerzen.

Was ist intrathekale Medikamentenapplikation?

Die intrathekale Medikamentenapplikation ist eine spezielle Methode der Schmerztherapie, bei der ein Katheter in den Flüssigkeitsraum um das Rückenmark eingebracht wird. Dieser Katheter wird mit einer implantierbaren Medikamentenpumpe verbunden. Die Medikamente wirken direkt an einer zentralen Schaltstelle der Schmerzübertragung.

Entwicklung und Anwendungsbereich

Ursprünglich wurde dieses Verfahren für Patienten mit starken Krebsschmerzen entwickelt. Es kann aber auch anderen Patienten Linderung bieten, insbesondere solchen, bei denen andere Therapieansätze versagt haben.

Wie funktioniert eine Schmerzpumpe?

Das System für die intrathekale Medikamentenabgabe besteht aus einer Pumpe und einem Katheter. Beides wird in einem chirurgischen Eingriff unter der Haut platziert. Die Pumpe enthält das Medikament und gibt es über den Katheter ab. Die Pumpe gibt Schmerzmittel in der verordneten Menge unmittelbar in den das Rückenmark umgebenden, flüssigkeitsgefüllten Raum, den Liquorraum, ab. Zu den Schmerzmitteln, die für die Verwendung in der Pumpe zugelassen sind, gehören Morphinsulfat und Ziconotid.

Vorteile der intrathekalen Applikation

Ein wesentlicher Vorteil dieser Methode ist, dass die Medikamente direkt dort wirken, wo sie benötigt werden. Dies ermöglicht eine gezieltere Schmerzlinderung bei geringerer Dosierung im Vergleich zur oralen Einnahme, wodurch systemische Nebenwirkungen reduziert werden können.

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Rückenmarksstimulation (SCS)

Ein weiteres Spezialgebiet ist die Rückenmarksstimulation. Bei dieser spinal cord stimulation, kurz SCS, werden Elektroden minimal-invasiv über ein betroffenes Rückenmarksegment implantiert. Die elektrische Stimulation erfolgt, wie bei einem Herzschrittmacher, über ein unter der Bauchhaut implantiertes Aggregat. Der Patient kann selbst die Intensität regulieren. Sie bietet eine Behandlungsoption bei neuropathischen Schmerzen, die häufig auf eine rein medikamentöse Therapie nicht ausreichend ansprechen.

Anwendungsbereiche der SCS

Die SCS-Methode kann bei einer Vielzahl von Beschwerden erfolgreich sein. Dazu gehören unter anderem Nervenschmerzen nach nicht erfolgreichen Wirbelsäulenoperationen oder auch Durchblutungsstörungen der Beine. Eingesetzt wird es beispielsweise beim CRPS, dem komplexen regionalen Schmerzsyndrom.

Der Schmerzkatheter: Eine weitere Option zur Schmerzlinderung

Ein Schmerzkatheter ist ein dünner Plastikschlauch, über den der Patient Schmerzmittel erhält. Anwendung findet er zum Beispiel im Anschluss an Operationen oder bei chronischen Schmerzen.

Formen von Schmerzkathetern

Man unterscheidet zwischen rückenmarksnahen und rückenmarksfernen Schmerzkathetern:

  • Periduralkatheter: Dieser Katheter liegt im Periduralraum, einem Raum, der die Rückenmarkshäute umgibt.
  • Spinaler Katheter: Bei dieser Methode spritzt der Arzt das Betäubungsmittel direkt in den Liquorraum, der dem Rückenmark näher liegt.

Wann wird ein Schmerzkatheter benötigt?

Rückenmarksnahe Katheter dienen unter anderem bei operativen Eingriffen als Ergänzung zur Allgemeinanästhesie. Periphere, also rückenmarksferne Schmerzkatheter werden häufig nach unfallchirurgischen Operationen eingesetzt, wenn der Patient starke Schmerzen hat. Nach Amputationen kann eine frühzeitige Gabe von Schmerzmitteln über einen Katheter auch der Entwicklung von sogenannten Phantomschmerzen entgegen wirken.

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Wie wird ein Schmerzkatheter eingebracht?

Wo der Schmerzkatheter angelegt wird, ist abhängig davon, welche Körperregion betäubt werden soll. Bei der Geburt zum Beispiel führt der Arzt die Nadel nach der Desinfektion der Haut zwischen dem dritten und vierten Lendenwirbel ein.

Risiken und Komplikationen

Die Katheterisierung zur Schmerztherapie ist ein Routineeingriff und gilt als sicheres Verfahren. Dennoch muss der Arzt den Patienten über einige Risiken aufklären:

  • Bei der Anlage des Schmerzkatheters kann es zu Blutungen oder Nervenverletzungen kommen.
  • Wird der Katheter im Bereich des Brustkorbs angelegt, kann versehentlich die Lunge durchstochen werden.
  • Gefürchtet ist auch das versehentliche Einspritzen der Schmerzmittel in eine Vene.
  • Durch den Katheterschlauch entsteht eine künstliche Verbindung zwischen dem Körperinneren und der Außenwelt, wodurch Bakterien aufsteigen und Infektionen verursachen können.
  • Außerdem kann es passieren, dass der Katheter verrutscht oder abreißt.

Was ist bei einem Schmerzkatheter zu beachten?

Nach der Anlage des Schmerzkatheters sollten Sie als Patient darauf achten, die Einstichstelle vor Verschmutzungen zu schützen. Bei Schmerzen, Rötung oder anderen ungewöhnlichen Erscheinungen im Bereich der Punktionsstelle sollten Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen.

Methocarbamol: Ein Muskelrelaxans zur Schmerzlinderung

Methocarbamol wird vor allem bei Rückenschmerzen infolge von Verspannungen und Krämpfen der Skelettmuskulatur eingesetzt. Es zählt zur Wirkstoffgruppe der zentral wirksamen Muskelrelaxantien. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht im Detail geklärt. Vermutlich hemmt der Wirkstoff in Rückenmark und bestimmten Gehirnarealen die Weiterleitung von Nervenimpulsen. In Folge erschlaffen schmerzhaft verkrampfte Muskeln und Muskelgruppen.

Anwendung und Dosierung

Bei mäßig schmerzhaften Muskelverspannungen können schon 1.000 mg Methocarbamol (1 Ampulle à 10 ml) genügen. Die intravenöse Infusion ist die empfohlene Anwendungsart. Es sollten nicht mehr als 500 mg Methocarbamol (1⁄2 Ampulle) in einen Glutealmuskel intramuskulär injiziert werden.

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Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Die Nebenwirkungen von Methocarbamol treten nur selten auf. Methocarbamol kann Schwindel und Benommenheit verursachen und hat deshalb mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Periduralanästhesie (PDA) zur Schmerzlinderung während der Geburt

Viele Schwangere suchen nach Möglichkeiten, die Schmerzen während der Geburt zu lindern. Am wirksamsten gegen Geburtsschmerzen ist die Periduralanästhesie (PDA).

Wie funktioniert eine PDA?

Bei einer PDA werden über einen kleinen Schlauch (Katheter) Medikamente in den sogenannten Periduralraum der Lendenwirbelsäule geleitet, um die Weiterleitung der Schmerzsignale vom Rückenmark zum Gehirn zu unterbinden.

Mögliche Nebenwirkungen der PDA

  • niedriger Blutdruck
  • Fieber
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Juckreiz
  • Kopfschmerzen

Auswirkungen der PDA auf das Kind

Jedes Medikament, das eine Frau während der Geburt bekommt, gelangt über die Nabelschnur auch in den Körper des Kindes. Das gilt auch für die Narkosemittel, die bei der PDA eingesetzt werden.

Spritzen gegen Rückenschmerzen: PRT und andere Injektionsbehandlungen

Spritzen gegen Rückenschmerzen (PRT) sind umstritten. Die Erfolgsquoten sind je nach Ursache sehr unterschiedlich und die Infiltrationen an der Wirbelsäule können erhebliche Nebenwirkungen haben.

Periradikuläre Therapie (PRT)

Die wohl bekannteste Form von Spritzen gegen Rückenschmerzen ist die periradikuläre Therapie (PRT). Periradikulär bedeutet „um die Wurzel herum“, denn die Medikamente werden direkt an eine definierte Nervenwurzel injiziert.

Andere Injektionsbehandlungen

Neben der Infiltration rund um Nerven werden bei Rückenschmerzen auch Spritzen direkt in Bandscheiben, in Muskeln, Bänder und Gelenke der Wirbelsäule angeboten.

Neuromodulation durch den PASHA®-Katheter

Aus verschiedenen Gründen kann eine Nervenwurzel gereizt sein und chronisch Schmerzsignale an das Gehirn senden. Durch Stimulation mit der PASHA-Elektrode kann die Schmerzweiterleitung im Rückenmark dauerhaft moduliert werden, ohne dem Nerven zu schaden.

Wie funktioniert die EPRF-Therapie?

Die EPRF-Therapie erfolgt durch eine in die Nähe der schmerzleitenden Fasern eingebrachte, kleine Elektrode. Diese minimal-invasive Schmerztherapie wird als "Epidurale gepulste Radiofrequenztherapie" (EPRF) bezeichnet.

Vorteile der PASHA®-Katheter-Therapie

  • Es erfolgt kein Schnitt durch eine Hohlnadel hindurch.
  • Es werden nicht Segmente durch starre Elektroden durch die Haut direkt angesteuert.
  • Es ist keine dauerhafte Implantation erforderlich.
  • Mehrere schmerzauslösende Orte können in einer Behandlung therapiert werden.

Risiken und Nebenwirkungen

Eine der wichtigsten, wenn auch seltenen Nebenwirkungen ist eine Verletzung der harten Dura mater, der sog. Im Rückenmark, die das Zentralnervensystem umgibt.

Medikamentöse Behandlung von Schmerzen

Die medikamentöse Behandlung ist ein wichtiger Bestandteil der Schmerztherapie, sowohl bei akuten als auch bei chronischen Schmerzen.

Opioide

Vorwiegend zentral wirksame Schmerzmittel, die Opioide (Morphinderivate, Abkömmlinge des Opiums), wirken zentral auf das Nervensystem in Gehirn und Rückenmark. Sie sind in ihrer Wirkung besonders stark und werden bei chronischen Schmerzen eingesetzt.

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)

NSAR wirken direkt am Ort des Schmerzes bzw. der Entzündung.

Paracetamol

Paracetamol wirkt ähnlich wie NSAR-Schmerzmittel, also schmerzlindernd und fiebersenkend.

Benzodiazepine

Manchmal werden bei kurzzeitigen Schmerzen, besonders wenn sie mit Muskelverkrampfungen einhergehen, Tranquilizer vom Typ der Benzodiazepine eingesetzt, obwohl sie nicht zu den Schmerzmitteln gehören.

Schmerzgedächtnis und Therapie chronischer Schmerzen

Das Gehirn „lernt“, sich auf dauerhaften Schmerz zu konzentrieren. Dies führt zu Veränderungen im schmerzverarbeitenden System: Die Nervenfasern, die den Schmerz weiterleiten, werden „übertrainiert“ und können sich dauerhaft verändern - ein Schmerzgedächtnis entsteht, in dem das über den Schmerz „Gelernte“ gespeichert wird. In der Therapie chronischer Schmerzen muss die Patient*in die verschriebenen Medikamente nach einem festen, ärztlich vorgegebenen Zeitplan einnehmen, der sich nach der Wirkungsdauer der Medikamente richtet.

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