Kokosöl erfreut sich großer Beliebtheit, nicht nur in der Küche und Kosmetik, sondern auch als potenzielles Mittel zur Behandlung von Krankheiten wie Alzheimer. Befürworter loben seine vielfältigen gesundheitlichen Vorteile, während Kritiker vor allem auf den hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren hinweisen. Dieser Artikel beleuchtet die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um Kokosöl und Alzheimer, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten.
Die Energieversorgung des Gehirns und Alzheimer
Das menschliche Gehirn benötigt permanent ausreichend Energie, um seine komplexen Aktivitäten verrichten zu können. Kurzfristige Unterversorgung kann zu Kopfschmerzen, kognitiven Dysfunktionen und Müdigkeit führen. Langfristiger Energiemangel kann jedoch schwere neurodegenerative Erkrankungen begünstigen.
Normalerweise bezieht das Gehirn seine Energie aus Glukose. Bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer kann es jedoch zu einer Insulinresistenz in bestimmten Hirnregionen kommen. Die Nervenzellen sind dann nicht mehr in der Lage, die vorhandene Glukose aufzunehmen. Die nicht aufgenommene Glukose verbleibt im Gehirn und erhöht dort den Blutzuckerspiegel.
Kokosöl als alternative Energiequelle
Die zentrale Frage ist, ob es möglich ist, die unterversorgten Zellen im Gehirn wieder mit ausreichend Energie zu versorgen, um ihr Absterben zu verhindern oder den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Hier kommt Kokosöl ins Spiel.
Kokosöl ist reich an mittelkettigen Triglyzeriden (MCTs). MCTs können vom Gehirn ebenso wie Glukose zur Energiegewinnung genutzt werden, ohne auf Insulinrezeptoren angewiesen zu sein.
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Vorteile von MCTs
MCTs weisen gegenüber langkettigen Triglyzeriden (LCTs), die in den meisten Fetten vorkommen, einige Vorteile auf:
- Leichtere Verdaulichkeit: Im Gegensatz zu LCTs umgehen MCTs den Gallenstoffwechsel und gelangen ohne Hilfe von Enzymen direkt vom Dünndarm in die Leber.
- Schnelle Energieversorgung: In der Leber werden MCTs teilweise zur Deckung des eigenen Energiebedarfs verwendet, der Rest wird in Ketone umgewandelt.
- Effizientere Energieerzeugung: Ketone erzeugen sogar bis zu einem Viertel mehr Energie als Glukose und das bei einem geringeren Sauerstoffverbrauch.
Aus diesen Gründen stellt Kokosöl eine potenziell effiziente, alternative Energiequelle für das Gehirn dar.
Fallbeispiele und Forschung
Ein bekanntes Beispiel ist Steve Newport, der mit Hilfe von Kokosöl gegen seine Alzheimer-Erkrankung angekämpft haben soll. Seine tägliche Einnahme von Kokosöl führte angeblich dazu, dass sich seine schweren Symptome deutlich zurückbildeten.
In Untersuchungen wurde festgestellt, dass der tägliche Verzehr von MCTs bei Hunden mit „altersbedingter mentaler Degeneration“ in bestimmten Bereichen ihres Gehirns zu einer deutlichen Erhöhung der Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) führte.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Plaque-Theorie bei der Alzheimer-Erkrankung wissenschaftlich umstritten ist. Lange Zeit wurde behauptet, dass Plaque-Ablagerungen im Gehirn für die Entstehung von Alzheimer verantwortlich sind. Studien belegten jedoch, dass auch bei „gesunden Menschen“ erhöhte Plaque-Mengen im Gehirn gefunden wurden. Sollte eine übermässige Plaque-Bildung im Gehirn dennoch in irgendeiner Art mit Alzheimer in Verbindung stehen, könnte Kokosöl auch in dieser Hinsicht interessant sein. Denn wissenschaftliche Studien an Hunden haben ergeben, dass der Verzehr von MCTs ein spezielles, Plaque abbauendes Protein aktivieren kann.
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Kritische Betrachtung und Risiken
Trotz der vielversprechenden Ansätze ist es wichtig, die potenziellen Risiken und Einschränkungen im Auge zu behalten.
Hoher Anteil an gesättigten Fettsäuren
Kokosöl besteht zu über 80 Prozent aus gesättigten Fettsäuren. Diese können bei häufigem Verzehr das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, da sie den Gesamt-Cholesterin-Wert und das ungünstige LDL im Blut ansteigen lassen.
Fehlende wissenschaftliche Beweise
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für Kokosöl keine sogenannten Health Claims zugelassen. Das bedeutet, dass es keine belastbaren wissenschaftlichen Nachweise dafür gibt, dass Kokosöl besonders gesund ist oder spezifische Krankheiten heilen kann.
Keine individuelle Mengenempfehlung
Es ist schwierig, eine allgemeingültige Empfehlung für die Einnahme von Kokosöl zu geben. Es ist ratsam, während der erhöhten Kokosöl-Einnahme gleichzeitig auf den Verzehr konzentrierter Kohlenhydrate, wie z. B. Zucker, zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke, Weissbrot, Pommes-Frites; Weizennudeln, weisser Reis etc., zu verzichten oder zumindest auf ein Minimum zu reduzieren.
Empfehlungen und Anwendung
Wenn Sie den Verzehr grösserer Fettmengen nicht gewohnt sind, sollten Sie zunächst mit 3 x täglich 1 Teelöffel beginnen und die Menge achtsam steigern. Des Weiteren ist es wichtig, Kokosöl nicht als alleinige Fettquelle zu verwenden. Der Körper benötigt auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die in Omega-3-reichen Ölen wie Leinöl oder Hanföl enthalten sind.
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Qualität und Herkunft
Achten Sie beim Kauf von Kokosöl auf Bio-Qualität, um sicherzustellen, dass für den Anbau der Kokospalmen keine Regenwaldrodungen stattgefunden haben. Natives Kokosöl ist aus frischem Fruchtfleisch gepresst oder aus Kokosnussmilch gewonnen. Kaltgepresstes Öl wurde nur durch mechanische Verfahren gewonnen, nicht durch Hitze.
Vielseitige Anwendung
Kokosöl kann nicht nur in der Küche verwendet werden, sondern auch zur Haut- und Haarpflege. Es spendet Feuchtigkeit und kann bei trockener, spröder Haut und Haaren helfen. Es kann auch als Make-up-Entferner oder als Bestandteil von selbstgemachten Deodorants verwendet werden.