Während einer Schwangerschaft erfährt der Körper der werdenden Mutter eine Vielzahl von Veränderungen, um das Wachstum und die Entwicklung des Kindes optimal zu unterstützen. Diese Veränderungen können jedoch auch zu verschiedenen Beschwerden führen, von denen einige sehr unangenehm sein können. Ein häufiges Symptom, das während der Schwangerschaft auftreten kann, ist das Taubheitsgefühl in den Füßen.
Hormonelle Veränderungen und ihre Auswirkungen
Die hormonelle Umstellung während der Schwangerschaft führt zu einer Lockerung der Muskeln, Gelenke und Bänder im Bereich der Wirbelsäule und des Beckens. Diese Lockerung betrifft auch die Bänder in den Füßen, was zu einer Absenkung des Fußgewölbes führen kann. Dies kann wiederum Druck auf die Nerven ausüben und Taubheitsgefühle verursachen.
Gewichtszunahme und Druck auf die Nerven
Das zunehmende Gewicht während der Schwangerschaft belastet die Füße zusätzlich. Dies kann zu einer Überlastung der Fußmuskulatur und einer Kompression der Nerven führen, was ebenfalls Taubheitsgefühle verursachen kann. Zudem kann die sich ausdehnende Gebärmutter auf Nerven drücken und so Taubheitsgefühle auslösen.
Wassereinlagerungen (Ödeme)
Viele schwangere Frauen leiden unter Wassereinlagerungen, insbesondere in den Beinen und Füßen. Diese Ödeme entstehen durch hormonelle Veränderungen, die zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Blutgefäße führen. Das austretende Wasser sammelt sich im Gewebe an und kann Druck auf die Nerven ausüben, was zu Taubheitsgefühlen führt.
Karpaltunnelsyndrom
Obwohl das Karpaltunnelsyndrom hauptsächlich die Hände betrifft, kann es in einigen Fällen auch zu Taubheitsgefühlen in den Füßen führen. Das Karpaltunnelsyndrom entsteht durch eine Schwellung des Gewebes im Karpaltunnel, einer Engstelle im Handgelenk, durch die Nerven und Sehnen verlaufen. Diese Schwellung kann Druck auf den Medianusnerv ausüben und zu Kribbeln, Taubheit und Schmerzen in Hand und Fingern führen. In seltenen Fällen können diese Symptome auch in die Füße ausstrahlen.
Lesen Sie auch: Behandlung von Taubheitsgefühl in der Ferse in der Schwangerschaft
Restless-Legs-Syndrom (RLS)
Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung, die durch einen unkontrollierbaren Bewegungsdrang in den Beinen gekennzeichnet ist. Dieser Bewegungsdrang wird oft von unangenehmen Empfindungen wie Kribbeln, Ziehen oder Brennen begleitet. Obwohl das RLS hauptsächlich die Beine betrifft, können die Symptome auch in den Füßen auftreten und sich als Taubheitsgefühl äußern.
Meralgia Paraesthetica
Eine Schädigung des N. cutaneus femoris lateralis, die Meralgia paraesthetica, kann während der natürlichen Geburt durch die Lagerung der Mutter provoziert werden. Die schmerzhaften unangenehmen Empfindungen des ventrolateralen Oberschenkels können sich bis in den Fuß ausbreiten und dort Taubheitsgefühle verursachen.
Howship-Romberg-Syndrom
Die Schädigung des N. obturatorius kommt zustande, wenn der kindliche Kopf in das Becken eintritt. Es resultieren Missempfindungen an der distalen Innenseite des Oberschenkels, das Howship-Romberg-Syndrom. Auch hier können die Missempfindungen bis in den Fuß ausstrahlen und Taubheitsgefühle verursachen.
Seltene Ursachen
In seltenen Fällen können auch andere Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle,Multiple Sklerose oder Diabetes mellitus Taubheitsgefühle in den Füßen verursachen. Es ist daher wichtig, die Ursache der Beschwerden ärztlich abklären zu lassen. Läsionen anderer Beinnerven (N. femoralis, N. ischiadicus, Plexus lumbosacralis) machen den CT- oder MR-tomografischen Ausschluss von Einblutungen (retroperitoneal, M. iliopsoas) erforderlich.
Was können Sie selbst tun?
In den meisten Fällen sind die Taubheitsgefühle in den Füßen während der Schwangerschaft harmlos und verschwinden nach der Geburt wieder. Es gibt jedoch einige Maßnahmen, die Sie selbst ergreifen können, um die Beschwerden zu lindern:
Lesen Sie auch: Linderung bei Taubheitsgefühl
- Bequeme Schuhe tragen: Achten Sie auf Schuhe mit ausreichend Platz für die Füße und guter Unterstützung des Fußgewölbes. Vermeiden Sie Schuhe mit hohen Absätzen oder engen Zehen.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung, insbesondere Sportarten wie Schwimmen, Walking oder Yoga, kann die Durchblutung fördern und Wassereinlagerungen reduzieren.
- Beine hochlegen: Legen Sie die Beine mehrmals täglich hoch, um den Rückfluss des Blutes zu erleichtern und Wassereinlagerungen zu reduzieren.
- Kompressionsstrümpfe tragen: Kompressionsstrümpfe können helfen, Wassereinlagerungen zu reduzieren und die Durchblutung zu verbessern.
- Wechselduschen: Wechselduschen mit kaltem und warmem Wasser können den Kreislauf anregen und die Durchblutung fördern.
- Massagen: Sanfte Massagen der Füße und Beine können die Durchblutung fördern und Muskelverspannungen lösen.
- Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen, insbesondere Eisen und Magnesium.
- Vermeiden Sie langes Stehen oder Sitzen: Versuchen Sie, langes Stehen oder Sitzen zu vermeiden. Wenn dies nicht möglich ist, legen Sie regelmäßig Pausen ein und bewegen Sie sich.
Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?
In folgenden Fällen sollten Sie einen Arzt aufsuchen:
- Die Taubheitsgefühle sind sehr stark oder dauern lange an.
- Zusätzlich zu den Taubheitsgefühlen treten Schmerzen, Kribbeln oder Muskelschwäche auf.
- Die Taubheitsgefühle treten plötzlich auf oder verschlimmern sich rasch.
- Sie haben den Verdacht, dass eine andere Erkrankung die Ursache für die Beschwerden sein könnte.
- Wenn Sie bereits im ersten Trimester oder aber sehr plötzlich an Wassereinlagerungen leiden und außerdem Ihr Blutdruck erhöht ist, sollten Sie Ihre gynäkologische Praxis aufsuchen, da diese Beschwerden auf eine so genannte Präeklampsie hinweisen können.
- Stellen Sie fest, dass nur eines Ihrer Beine geschwollen und zusätzlich gerötet, überwärmt und schmerzhaft ist, hat sich möglicherweise ein Blutgerinnsel in den tiefer liegenden Beinvenen gebildet. Ähnliche Beschwerden treten auch auf, wenn sich eine Vene oder Krampfader entzündet.
Ärztliche Behandlung
Je nach Ursache der Beschwerden kann der Arzt verschiedene Behandlungen empfehlen. Dazu gehören:
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung zu verbessern.
- Orthopädische Einlagen: Orthopädische Einlagen können das Fußgewölbe unterstützen und die Belastung der Nerven reduzieren.
- Medikamente: In seltenen Fällen können Medikamente zur Linderung der Beschwerden erforderlich sein.
- Operation: In sehr seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf die Nerven zu reduzieren.
Lesen Sie auch: Behandlung von Bauchbeschwerden während der Schwangerschaft
tags: #schwangerschaft #taubheitsgefühl #fuß #ursachen