Taubheitsgefühl in den Händen während der Schwangerschaft: Ursachen und Linderung

Während der Schwangerschaft durchläuft der Körper einer Frau zahlreiche Veränderungen, um das Wachstum und die Entwicklung des Babys zu unterstützen. Diese Veränderungen können jedoch auch zu verschiedenen Beschwerden führen, darunter Taubheitsgefühl in den Händen. Ein häufiger Grund dafür ist das Karpaltunnelsyndrom.

Was ist das Karpaltunnelsyndrom?

Beim Karpaltunnelsyndrom (KTS) handelt es sich um eine Verengung des Karpaltunnels, einer knöchernen Rinne an der Innenseite des Handgelenks, durch die der Medianusnerv verläuft. Dieser Nerv ist für das Gefühl in Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und einem Teil des Ringfingers verantwortlich. Er steuert auch die Muskeln an der Daumenbasis.

Wenn das Gewebe im Karpaltunnel anschwillt, entsteht Druck auf den Nerv, was zu sensorischen Störungen und Missempfindungen wie Kribbeln, Schmerzen oder Taubheitsgefühl in der Hand führen kann. Das Karpaltunnelsyndrom ist keine Entzündung, sondern ein Kompressionssyndrom.

Ursachen des Karpaltunnelsyndroms in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft können verschiedene Faktoren das Karpaltunnelsyndrom begünstigen:

  • Hormonelle Veränderungen: Der schwangerschaftsinduzierte Hormonwechsel und die Wasserretention sind die Hauptfaktoren bei der Entstehung des Karpaltunnelsyndroms.
  • Wasserretention: Durch den geschwächten venösen Rückfluss kommt es zu einer lokalen Schwellung, die den Raum im Karpaltunnel reduziert und den Druck auf den Mediannerv erhöht. Wassereinlagerungen können auch durch Übergewicht, Diabetes oder eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion verursacht werden.
  • Erhöhte Belastung: Die erhöhte Belastung des Handgelenks im Alltag und zu viel körperliche Arbeit können ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Anatomische Veranlagung: Eine anatomische Engstellung im Karpaltunnel kann vererbt werden.

Frauen sind häufiger vom Karpaltunnelsyndrom betroffen als Männer, insbesondere im Alter zwischen 40 und 70 Jahren.

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Symptome des Karpaltunnelsyndroms

Die Symptome des Karpaltunnelsyndroms sind meist auf die Hand beschränkt und können folgende sein:

  • Kribbeln und Taubheitsgefühl: Regelmäßiges Einschlafen von Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger an einer oder beiden Händen. Viele Menschen spüren dieses Kribbeln zunächst nur nachts, da sie in der Nacht ihre Handgelenke anwinkeln. Es kann sich anfühlen, als würde das entsprechende Körperteil "einschlafen".
  • Schmerzen: Schmerzen im Handgelenk, in der Hand oder in einzelnen Fingern. Die Schmerzen können zwischen Handgelenk und Ellenbogen auftreten, besonders bei Tätigkeiten wie Greifen oder Beugen der Handgelenke.
  • Steifes Gefühl: Ein steifes Gefühl in den Fingern, besonders direkt nach dem Aufwachen.
  • Funktionseinschränkungen: Schwierigkeiten bei feinmotorischen Tätigkeiten. Betroffene haben möglicherweise das Gefühl, Gegenstände nicht mehr richtig greifen zu können.
  • Schwache Finger: Schwache Finger, Hände, Handgelenke und Unterarme, was die Fähigkeit, Gegenstände zu greifen und einfache Tätigkeiten auszuführen, beeinträchtigen kann.

Diagnose des Karpaltunnelsyndroms

Um das Karpaltunnelsyndrom zu diagnostizieren, wird ein Arzt oder eine Ärztin zunächst nach den Beschwerden fragen. Anschließend können verschiedene Tests durchgeführt werden:

  • Hoffmann-Tinel-Test: Dabei klopft man bei ausgestreckter Hand auf die Innenseite des Handgelenks. Schmerzen oder Kribbeln sind ein Anzeichen, das man ärztlich abklären lassen sollte.
  • Elektroneurographie: Mittels einer Elektroneurographie kann festgestellt werden, ob ein Karpaltunnelsyndrom die Ursache der Beschwerden ist. Dabei wird die Leitfähigkeit der Nerven gemessen, indem schwache Stromimpulse durch den Arm geschickt werden.
  • Ultraschall: Der Bereich des Handgelenks kann per Ultraschall untersucht werden.

Im Mittelpunkt der Diagnostik steht das Ausschließen anderer Krankheitsursachen.

Behandlung des Karpaltunnelsyndroms in der Schwangerschaft

Die Behandlung des Karpaltunnelsyndroms richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. In der Schwangerschaft werden konservative Behandlungen bevorzugt, um medizinische oder chirurgische Eingriffe zu vermeiden.

Konservative Behandlungsmethoden

  • Handgelenkschienen: Das Tragen von Handgelenkschienen, insbesondere nachts, kann das Handgelenk in einer neutralen Position halten und so den Druck auf den Nerv reduzieren. EPITACT® bietet Spezialschienen für das Handgelenk für Tag und Nacht an.
  • Ergonomische Anpassungen:
    • Arbeiten Sie mit einer ergonomisch geformten Tastatur.
    • Stellen Sie den Schreibtischstuhl so ein, dass die Unterarme auf einer Linie mit der Tastatur liegen und Hände und Handgelenke eine Linie mit den Unterarmen bilden.
    • Achten Sie bei der Arbeit auf Werkzeuge in der richtigen Größe.
    • Vermeiden Sie wiederholtes Beugen des Handgelenks.
  • Übungen:
    • Strecken Sie den betroffenen Arm nach vorne.
    • Strecken Sie den Arm neben dem Körper aus, wobei der Ellenbogen gebeugt ist und der Unterarm nach oben zeigt.
    • Strecken Sie nun Ihren Ellenbogen und Ihre Hand auf ungefähr 75 % der maximalen Streckung.
    • Massieren Sie Arm und Handgelenk gezielt mit einer Faszienrolle.
  • Kühlen: Kühlen Sie das Handgelenk bei Schmerzen unter dem laufenden Wasserhahn. Kalte Unterarmbäder können mehrmals täglich durchgeführt werden, um Entzündungen und Schmerzen zu lindern sowie die Durchblutung zu erhöhen.
  • Salben und Öle: Bei den ersten Anzeichen eines Karpaltunnelsyndroms können Salben oder Öle aus der Apotheke helfen, beispielsweise mit Arnika.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung, vor allem im Wasser, kann helfen, Wassereinlagerungen vorzubeugen.
  • Neutral Position: Wiederholtes Beugen des Handgelenks fördert das Karpaltunnelsyndrom. Gelenkschoner nutzen: Handgelenkschoner aus der Apotheke helfen, bei der Arbeit oder auch im Schlaf eine neutrale Handposition zu behalten.
  • Kraft sparen: Wer mit möglichst wenig Kraftaufwand arbeitet, vermeidet eine Überlastung der Handgelenke.
  • Hände warmhalten: Bei Arbeiten in einer kalten Umgebung werden die Hände eher steif und schmerzen.
  • Akupunktur: Akupunktur kann helfen, Wassereinlagerungen im Körper zu reduzieren, den Blutfluss zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
  • Weitere Tipps:
    • Vermeiden Sie größere Streckungen und Beugungen des Handgelenks.
    • Schütteln Sie die Hände, wenn Schmerzen auftreten.
    • Vermeiden Sie Handlungen, die die Schmerzen verstärken sowie Arbeiten, bei denen die immer gleiche Handbewegung erforderlich ist.
    • Vermeiden Sie es, Ihren Kopf während des Schlafs auf Ihren Händen zu platzieren.
    • Stützen Sie Ihre Hände mit einem Kissen während des Schlafs.

Medizinische Behandlungsmethoden

  • Kortison-Injektionen: Bei stärkeren Beschwerden kann Kortison in den Karpaltunnel injiziert werden, um eine Abschwellung des Gewebes zu erreichen. Dies sollte jedoch nur nach sorgfältiger Abwägung durch einen Arzt erfolgen.
  • Schmerzmittel: In einigen Fällen können Schmerzmittel verschrieben werden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob dies für Sie eine Option ist.

Chirurgische Behandlungsmethoden

  • Karpaltunnelsyndrom-OP: Wenn konservative Behandlungen nicht ausreichen oder neurologische Ausfälle auftreten, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Dabei wird der Karpaltunnel durch die Spaltung des Karpalbands erweitert, um die Sehnen und den Medianusnerv zu entlasten. Die Operation sollte idealerweise im frühen Schwangerschaftsstadium durchgeführt werden.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, wenn:

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  • die Beschwerden sehr plötzlich auftreten oder lange anhalten
  • Muskelschwäche in den Beinen oder Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle hinzukommen
  • die beschriebenen Beschwerden auch nach der Geburt nicht schwinden
  • die Schmerzen unerträglich sind

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